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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Donaumelodien - Leichenschmaus
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In seinem dritten Fall gehen Geisterfotograf Hieronymus Holstein und sein Freund der „bucklige Franz“ sogar mit Billigung des Wiener Polizeipräsidenten auf Mörderjagd, die damit beginnt, dass ein Mann ...

In seinem dritten Fall gehen Geisterfotograf Hieronymus Holstein und sein Freund der „bucklige Franz“ sogar mit Billigung des Wiener Polizeipräsidenten auf Mörderjagd, die damit beginnt, dass ein Mann ziemlich plakativ und prominent gegenüber dem Stephansdom tot an einem Laternenpfahl hängt. Doch das Opfer ist nicht nur tot, sondern man hat ihm den Mund zugenäht und Nägel durch die Augen getrieben. Ein Ritualmord?

Recht bald gibt es einen zweiten Toten, dem Ähnliches widerfahren ist. Gleichzeitig treibt ein Prediger sein Unwesen, der die Wiener Bevölkerung mit Geschichten über Untote, Wiedergänger und Vampir-Geschichten, ängstigt. Zahlreiche Wiener eilen zu den Friedhöfen, um in der Nacht ihre toten Verwandten nachträglich zu köpfen bzw. ihnen einen geweihten Holzpflock zwischen die Rippen zu stoßen.

Es dauert bis sich dem Geisterfotografen die Zusammenhänge zwischen den zwei Morden und dem Verschwinden eines jungen Mannes erschließen. Dabei helfen ihm die technischen Kenntnisse der Fotografie ...

Meine Meinung:

Gerne bin ich mit den beiden in das Wien von 1876 abgetaucht. Wir bewegen uns nicht in der ersten oder zweiten Gesellschaftsschicht, sondern eher in der ärmlichen Bevölkerung, der mangels Bildung, alter Aberglauben nicht auszureden ist. Holstein selbst kann sich auch in vornehmer Gesellschaft bewegen und so erhält er auf Empfehlung immer wieder Aufträge von dort.

Hieronymus Holstein ist ja auch ein kleines Schlitzohr, der mit seinen doppelt belichteten Fotoplatten seiner Kundschaft „Geisterfotos“ von ihren verstorbenen Lieben verkauft. Seit geraumer Zeit hat er sich, wenn auch aus persönlichen Gründen, weil seine große Liebe plötzlich verschwunden ist, als Detektiv versucht und einige Erfolge verzeichnen können, die ihm das Wohlwollen des Polizeipräsidenten eingebracht haben. Fast immer an seiner Seite Franz, der nach einem Kutschenunfall nur mehr der Bucklige genannt wird. Herrlich auch wieder Frau Svoboda, die Vermieterin, immer in der dritten Person von sich spricht. Dem Slivo nicht abgeneigt, leeren die Svoboda, Franz und Hieronymus so manche Flasche Schnaps gemeinsam.

Ich habe zwar recht bald eine Ahnung gehabt, wer hinter den Morden stecken könnte, doch die Herleitung der Auflösung hat mir sehr gut gefallen.

Bastian Zach beschreibt die Lebensumstände der Menschen zu dieser Zeit, die als „Gründerzeit“ in die Annalen der Geschichte eingegangen ist, authentisch. Die einen schwimmen im Geld, die anderen wissen nicht, wie sie ihre Kinder durchbringen sollen. Diese Nebenschauplätze erweisen sich als ebenso spannend wie die eigentliche Suche nach dem Täter.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung dieser Reihe, die hoffentlich weitergeführt wird. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.04.2022

Eine Hommage an die Niederlande

Gebrauchsanweisung für die Niederlande
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Dieser sehr persönliche Reiseführer ist eine Liebeserklärung an das „flakke Land“, an die Niederlande.

Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen stellt uns die Autorin Land und Leute vor. Manche (ganz wenig) ...

Dieser sehr persönliche Reiseführer ist eine Liebeserklärung an das „flakke Land“, an die Niederlande.

Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen stellt uns die Autorin Land und Leute vor. Manche (ganz wenig) Vorurteile bestätigen sich, doch die meisten werden entkräftet.

Wir erfahren einiges über die Geschichte des Landes, das sich nun langsam seiner dunklen Flecken in der Historie wie der Kolonialzeit bewusst wird. Wir dürfen an Geheimtipps der Autorin teilhaben. Sie verrät uns Sehenswürdigkeiten abseits der touristischen Trampelpfade und ihre höchstpersönlichen Lieblingsplätze.

Natürlich darf ein Blick auf den König und seine Familie nicht fehlen, sind die doch auch ein Tourismusmagnet.

Die Niederlande haben wesentlich mehr zu bieten als Tulpen und Klompen.

Die beiliegende Karte lässt die Leser die beschriebenen Orte leicht einodrnen.

Fazit:

Dieser, mit launigen Worten und viel Liebe, verfassten Gebrauchsanweisung für eine Reise in die Niederlande gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.04.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Bretonisch mit Herz
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„Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Menschen sind nur Spieler.« (S.197)

Buchhändlerin und Neo-Bretonin Tereza Berger hat, um den Umsatz ihrer Buchhandlung ein wenig anzukurbeln, ein „Shakespeare-Festival“ ...

„Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Menschen sind nur Spieler.« (S.197)

Buchhändlerin und Neo-Bretonin Tereza Berger hat, um den Umsatz ihrer Buchhandlung ein wenig anzukurbeln, ein „Shakespeare-Festival“ ins Leben gerufen. Damit dann auch viele Gäste kommen, sind zwei Shakespeare-Experten zum „Kampf der Titanen“ eingeladen, um zu den Gerüchten, der „Sommernachtstraum“ sei in der Bretagne entstanden, Stellung zu nehmen.

Gleichzeitig versucht ein ihr Unbekannter das Eigentumsrecht an der „Villa Wunderblau“ streitig zu machen. Bei der fieberhaften Suche nach Unterlagen, die ihren rechtmäßigen Besitz an der Villa untermauern sollen, stößt Tereza auf ein Tagebuch ihrer Wahltante Annie sowie auf Fragmente eines Manuskriptes, das möglicherweise zur Aufklärung der Sommernachtstraum-Entstehung beitragen könnte. Doch leider ist auch der ominöse Kapuzenmann, der Tereza, schon seit ihrer Ankunft tyrannisiert, an diesem Schriftstück interessiert.

Als ob das noch nicht genug des Chaos wäre, treffen auch noch Terezas Ex-Mann mit der neuen Flamme, ihre eigenen Kinder samt Enkeln ein und bringen den ohnehin schon schwierigen Haushalt in der Villa durcheinander.

In einem dramatischen Showdown wird dann der Kapuzenmann gestellt, der über Jahre hinweg zahlreiche Menschen betrogen und getäuscht hat sowie selbst vor Morden nicht zurückgeschreckt ist.

Meine Meinung:

Gabriela Kasperski hat mit dieser Trilogie eine turbulente Krimi-Reihe geschrieben, die dem Vernehmen nach weitergeführt werden soll. Ob es dann eine Zukunft von Tereza mit Gabriel Mahon, dem schweigsamen schottischen Bretonen geben wird? Die eine oder andere zarte Andeutung gibt es ja.

Über die Dialoge der beiden habe ich mich so richtig amüsiert, wenn sie sich abwechselnd Siezen und wenig später Duzen bzw. umgekehrt. Mahon ist ein Mann, der seine Gefühle nicht auf der Zunge trägt. Anders da schon Terezas Ex-Mann Giorgio, der laut und oberflächlich erscheint. Seit einiger Zeit von Tereza geschieden, abermals verheiratet und mit einer neuen Flamme auf Besuch in Camaret-sur-Mer, versucht er wieder in Terezas Leben einzudringen. Ein echtes Ekelpaket! Man kann nur hoffen, dass sie standhaft bleibt und ihn nicht mehr in ihr Leben lässt.

Gut gefällt mir, wie die Sagen der Bretonen in die Geschichte eingewoben sind. Die Suche nach bislang unbekannten Shakespeare-Stücken ist eine schier endlose Geschichte. Nachdem vom Dichter wenig eigenhändiges Schriftgut vorhanden ist, bieten sich da gute Gelegenheiten zu spekulieren. Schmunzeln muss ich auch über die Möglichkeit, dass eine Gruppe von Frauen seine ihm zugeschriebenen Werke verfasst haben könnte. Wie heißt es im Lotto? Alles ist möglich!

Der Schreibstil ist locker und leicht. Hin und wieder darf die gebürtige Schweizerin Tereza Ausdrücke ihrer Heimat verwenden.

Man kann die drei Krimis auch unabhängig voneinander lesen, brächte sich aber um amüsante Lesestunden, daher mit Fall eins („Bretonisch mit Meerblick“) beginnen. Schauen wir einmal, ob uns Frau Autorin eine Fortsetzung schenkt.

Fazit:

Ein gelungener dritter Teil, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 21.04.2022

Entschleunigen durch gehmütliche Wanderungen

Gehmütliche Steiermark
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In diesem dritten Teil des Wanderführers „Steiermark“ entführen und die Autoren Anni und Alois Pötz, diesmal unterstützt von Johann Dormann in die Mitte der Steiermark, die ebenfalls Interessantes zu bieten ...

In diesem dritten Teil des Wanderführers „Steiermark“ entführen und die Autoren Anni und Alois Pötz, diesmal unterstützt von Johann Dormann in die Mitte der Steiermark, die ebenfalls Interessantes zu bieten hat.
Wir begeben uns auf vierzig Genusswanderungen und entdecken Kleinode abseits der touristisch Trampelpfande:

Das Joglland - auf den Spuren von Kaiser Karl I.
zur Obstblüte nach Pöllau und ins Apfelland
besichtigen romantische Schlösser und Klöster
Flanieren durch das UNESCO-Weltkulturerbe Graz
Ergötzen uns am Panoramablick mancher Almen
Staunen über die Hängenden Gärten der Sulamith in St. Kathrein
Applaudieren in Österreichs einzigartigem Theaterdorf
Lassen Friedensreich Hundertwassers krumme Linien auf uns wirken
Schauen den eleganten, weltberühmten Lipizzanern zu

Jede dieser Wanderungen wird gut beschrieben. Details zu Schwierigkeitsgrad, Länge, Gezeit sowie Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ergänzen den Kartenausschnitt. Natürlich dürfen kulinarische Tipps und interessante Informationen zu Land und Leuten nicht fehlen.

Fazit:

Auf diesen 40 Wanderungen warten zahlreiche, vielleicht bislang unbekannte, Kleinode der Steiermark darauf, von uns entdeckt zu werden. Von mir gibt es dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.04.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Eine verdächtig wahre Geschichte
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Viele Menschen träumen davon ein Buch bzw. einen Bestseller zu schreiben. Doch der Weg in die Bücherregale der Leser ist steinig. Einer dieser Felsblöcke ist die Manuskriptabteilung eines Verlages. Und ...

Viele Menschen träumen davon ein Buch bzw. einen Bestseller zu schreiben. Doch der Weg in die Bücherregale der Leser ist steinig. Einer dieser Felsblöcke ist die Manuskriptabteilung eines Verlages. Und genau eine solche steht im Mittelpunkt dieses Krimis.

Star-Lektorin Violaine Lepages Aufgabe ist es, unter den Hunderten, manchmal Tausenden eingesandten Manuskripten, den Knüller herauszufinden. Dazu gibt es das System der Benotung der Werke mittels Symbolen. Quadrate werden sofort abgelehnt, Halbmonde könnten vielleicht interessant sein und die wenigstens Manuskripte erhalten die begehrte „Sonne“, jenes Attribut, das eine Veröffentlichung rechtfertigt.

Nun hat Violaine eine solche Sonne, nämlich „Die Zuckerblumen“, die noch dazu für den Prix Goncourt nominiert wird, doch der Autor ist wie ein Phantom. Er ist völlig unbekannt und tritt nicht in Erscheinung. Vertrag oder Änderungen im Werk - alles nur per Post oder eMail. Wenn der Autor oder - wie manche munkeln - die Autorin nicht bald auftaucht, ist Violaine ihren Job los. Dabei ist das nicht ihr einziges Problem. Violaine hat mit Müh und Not einen Flugzeugabsturz überlebt und leidet an Gedächtnisverlust.

Während der Verlag alles daran setzt den Autor zu finden, werden drei Männer genau wie in „Zuckerblumen“ beschrieben, ermordet. Das ruft wiederum die Kriminalpolizei auf den Plan und Violaine muss sich ihrer Vergangenheit stellen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi hat mir sehr gut gefallen. Sprachlich auf hohem Niveau werden die Leser in die Welt eines Verlages eingeführt. Hier ist wenig Glamour zu spüren, eher harte Arbeit.

Die Figuren sind facettenreich ausgestaltet. Man kann mit Violaine am eigenen Verstand zweifeln und spürt die Verunsicherung, weil der Autor verschwunden ist. Interessant ist auch die Kommissarin, die mithilfe von KI, also Künstlicher Intelligenz, den oder die Mörder aufspüren will. Das klingt schon ziemlich gespenstisch. Doch auch als die Daktyloskopie in die Kriminalistik Eingang gefunden hat, fanden das die meisten auch absurd.

Geschickt werden nach und nach Details aus der Lebensgeschichte der Violaine enthüllt. Die Auflösung selbst ist ein wenig überraschend.

Fazit:

Dieser Krimi hat mich auf hohem Niveau sehr gut unterhalten. Daher gibt es von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.