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Veröffentlicht am 23.04.2022

Die Siebziger aus Sicht eines Waisenmädchens

Gretas Erbe
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1953 lässt sich sehr ein junges Mädchen, das als Magd auf einem kleinen Winzerhof arbeitet, auf eine Stunde der spontanen Lust mit einem viel älteren, verheirateten Mann ein. Das Kind, das daraus entsteht, ...

1953 lässt sich sehr ein junges Mädchen, das als Magd auf einem kleinen Winzerhof arbeitet, auf eine Stunde der spontanen Lust mit einem viel älteren, verheirateten Mann ein. Das Kind, das daraus entsteht, verliert seine Mutter noch bei der Geburt und wird von der Winzerfamilie mit aufgezogen. Die kleine Greta ist brav und arbeitsam, trotzdem wird ihr immer wieder bewusst gemacht, dass sie eben nicht wirklich zur Familie gehört und weniger zählt als sie anderen Kinder. Das wirkt umso befremdlicher, als die Familie sehr von Greta profitiert. Nur mit Georg ist es anders. Er ist der rebellische Hippiesohn und bricht aus nach Berlin, weil er nicht zur Bundeswehr will.
Mir hat die eingefangene Stimmung der Siebziger Jahre sehr gut gefallen. Ich hatte schon ganz vergessen, wie piefig es neben all der Aufbruchstimmung in deutschen Wohnzimmern noch zuging.
Greta ist mir aber viel zu lieb. Sie hat kaum Kanten und will immer den Erwartungen der Anderen genügen. Wahrscheinlich kann man so werden, wenn einem nichts gehört und man sich immer nur geduldet fühlt. Aber es nervt ein bißchen beim Lesen.
Deshalb war ich ganz froh, dass das Mädel ganz am Ende noch die Kurve kriegt und ihr eigenes Ding machen will. Die unerwartete Erbschaft ist allerdings für den Leser wenig überraschend. Dass ihr Vater sich aber all die Jahre nie als zu erkennen gab, bleibt unbegreiflich.
Insgesamt ein gut zu lesender Roman, ohne Überraschungen. Ein Hauch mehr Spannung und Witz hätte gutgetan.
Lebendige Zeitgeschichte ist es allemal.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Nette Lovestory auf Korsika

Sterne über Korsika
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Wer Liebesgeschichten mag und sich gerne in fremde Länder entführen lassen möchte, ist mit diesem Roman bestens bedient. Die Autorin schreibt mit leichter Hand, hat glaubhaftes Korsikaflair kreiert und ...

Wer Liebesgeschichten mag und sich gerne in fremde Länder entführen lassen möchte, ist mit diesem Roman bestens bedient. Die Autorin schreibt mit leichter Hand, hat glaubhaftes Korsikaflair kreiert und auch Spannung kommt auf. Die Figuren sind überwiegend sympathisch und nicht ganz 08/15 , sondern zum Teil sogar originell. Ein paar unterhaltsame Lesestunden sind garantiert. Echten Tiefgang und profunde Korsikainfos sollte man jedoch nicht erwarten. Leichte Lektüre für Zwischendurch, wirklich nett.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Leichte Kost

Heimvorteil
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Jutta ist achtundsechzig und ihr Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Schon zwei Mal hat sie den Schlüssel vergessen, den Marmorkuchen versalzen. Lauert etwa die Demenz? Das Leben ist leer, die Kinder erwachsen ...

Jutta ist achtundsechzig und ihr Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Schon zwei Mal hat sie den Schlüssel vergessen, den Marmorkuchen versalzen. Lauert etwa die Demenz? Das Leben ist leer, die Kinder erwachsen und ziemlich lieblos und Jutta hat noch nicht mal ein Hobby. Gut , dass sie heute einmal schwimmen geht, denn dort trifft sie auf die patente Schwimmlehrerin Fritzi. Der Roadtrip zur Altersruhesitz-Besichtigung nach Tschechien, Rostock und Hamburg gerät anders als erwartet. Jutta, die immer lieb und brav war und ihre Interessen und Wünsche zurückgestellt hat, entdeckt, dass da noch eine Andere in ihr schlummert. Und dass es sich lohnt aufzubrechen, Impulsen zu folgen, die Komfortzone zu verlassen. All das ist mit leichter Hand erzählt, zum Schmunzeln, zum Nachdenken, bis zum wohligen Happyend.

Ich hätte es lieber etwas weniger glatt, etwas klischeefreier und ein klein wenig widerborstiger gehabt, aber es ist nunmal ein typisches Gute-Laune-Frauen-Buch. Es fehlt eine oder zwei Schichten Tiefe. Schade, dass Susanne Fröhlich so unter ihren Möglichkeiten bleibt. Ich bin sicher, die Frau hat mehr drauf.

Wäre „Heimvorteil“ ein Kuchenstück, dann ein etwas überzuckertes Törtchen mir zu wenig Obst und zu viel Sahne. Schmeckt, aber hat nicht viel Substanz.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Eingeschneit mit einem Mörder

Das Chalet
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Ruth Ware ist eine britische Crime-Lady, deren Bücher sich in England und den Staaten verkaufen wie geschnitten Brot. Ich bin nicht richtig begeistert von ihren Werken, aber trotzdem will ich immer mehr. ...

Ruth Ware ist eine britische Crime-Lady, deren Bücher sich in England und den Staaten verkaufen wie geschnitten Brot. Ich bin nicht richtig begeistert von ihren Werken, aber trotzdem will ich immer mehr. Hat leichte Suchteffekte. Wahrscheinlich, weil es sich so wegliest. Wie gutgemachter Fastfood. Nicht sehr nachhaltig, aber ich will immer weiterlesen, obwohl ich schon weiß, worauf es hinausläuft. Am Ende wird es keine Überraschung geben und ich werde nicht satt.

Aber egal. Schon mit dem Klappentext hat sie mich. Mein heimlicher Traum, dieses „Eingeschneit-Sein“, erst recht in einem Luxus-Chalet in den Schweitzer Bergen. Die Start-Up Mitglieder der Musik-App Snoop sind echt posh. Erin und Danny, die die betuchten Gäste betreuen wirken sehr sympathisch. Aber dann gibt es eine Vermisste und bald darauf den ersten Toten. Zehn kleine … Agatha Christie lässt grüßen. Nur dass Ruth Ware deutlich weniger subtil vorgeht. Rätselfreunde kommen hier nicht auf ihre Kosten. Das ist ein Wermutstropfen. Trotzdem insgesamt aber trotzdem sehr unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Empty Nest Syndrom

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Die Autorin und ihre Protagonistin erzählen in der Ich-Form von ihrem Mitvierziger-Leben, in einer Phase in der die Zwillinge der Alleinerziehenden gerade Abitur gemacht haben und flügge werden. Sie haben ...

Die Autorin und ihre Protagonistin erzählen in der Ich-Form von ihrem Mitvierziger-Leben, in einer Phase in der die Zwillinge der Alleinerziehenden gerade Abitur gemacht haben und flügge werden. Sie haben sehr viel gemeinsam. Beide sind in ähnlichem Alter, Mutter von Twins, beide sind schriftstellerisch-journalistisch tätig. Das klingt äußerst autobiographisch und authentisch.

So weit so gut. Ich mochte die Rückblicke in eine Kindheit, die durch ein Aufwachsen als sprichwörtliches fünftes Rad am Wagen. In einer Familie mit zwei Zwillingspärchen als ältestes Einzelkind geprägt war. Dass es problematisch sein kann wenn man als Einzige kein Gegenstück hat und außerdem noch weniger attraktiv aussieht, als die superblonden, hübschen Geschwister, kann ich mir gut vorstellen. Dieser Part war interssant. Es klang an, dass auch eine vergleichsweise unspektakuläre Vergangenheit, ein ständiges eher Übersehen-Werden Spuren, hinterlassen kann.

Aber wie schon die Therapeutin der Protagonistin im Buch einmal bemerkt: irgendwann ist ein so unspektakuläres Thema auch ausgereizt. Die Story um den Auszug der Kinder, die Wohnungssuche und den Einzug in eine kleinere Butze, all das gibt eben nicht so viel her. Es passiert quasi nichts in diesem Roman, das nicht durch und durch alltäglich wäre. Mir kommen die Probleme der Protagonistin tatsächlich nichtig vor und es ist ja auch völlig in Ordnung, wenn jemand ein solches Leben führt. Aber warum, darüber schreiben? Mir fehlt das Motiv, weiterzulesen. So ist es eine Selbstbespiegelung ohne wirklichen Mehrwert. Weder sehe ich interessante Erkenntnisse, noch Entwicklung. Aber womöglich tangiert mich das Thema als Frau, die keine Mutter ist, einfach zu wenig.

Den Schreibstil der Autorin mochte ich wirklich gern. Inhaltlich hat mich der Text wenig berührt..

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