Jahreshighlight!
Zwischeneinander"Lass dir von einem Außenseiterkönig höchstpersönlich gesagt sein: Wir sind überall. Man erkennt uns nicht immer sofort, weil wir gelernt haben, uns gut zu tarnen. Aber du wirst welche finden, die sind ...
"Lass dir von einem Außenseiterkönig höchstpersönlich gesagt sein: Wir sind überall. Man erkennt uns nicht immer sofort, weil wir gelernt haben, uns gut zu tarnen. Aber du wirst welche finden, die sind wie du. Und einer reicht schon aus […]. Ein guter Mensch und man nimmt die Arschlöcher kaum noch wahr.“
Es ist mir unglaublich schwergefallen, euch nur ein Zitat rauszusuchen, denn das ganze Buch ist bei mir mit Post-its versehen, weil es einfach nur GENIAL ist. Ich versuche mal euch zu erklären, warum:
Das war meine erste Gay-Romance und ich dachte immer: In dem Sub-Genre liegt der Schwerpunkt zwangsläufig darauf, dass manche Menschen es eben nicht so leicht haben mit der Liebe, weil zu viele sich das Recht herausnehmen „normal“ definieren zu können.
Das Thema wird hier durchaus auch angeschnitten, aber eben ganz anders: Ist es immer leicht, sich einfach auf die Liebe zu stürzen? Welche Gründe kann ein Mensch haben, es nicht zu können? Wie hoch können die Mauern um ein Herz sein, bis es niemandem mehr gelingt, sie zu erklimmen?
Das sind die Säulen, und damit auch die drei Abschnitte, in denen dieses Buch meiner Meinung nach aufgeteilt ist. Dieser Aufbau hat für mich zusätzlich die Spannung gehalten.
Das Alles mit einem Wortschatz, den ich selten erlebt habe. Jedes Streitgespräch, jeder intime Moment und sogar jede alltägliche Szene wird mit kleinen Metaphern bespickt, die Bilder direkt in den Kopf malen. Jede Stelle kitzelt mit dem lyrischen Satzbau einen Nerv in mir und ruft damit sämtliche Emotionen hervor.
Ich musste Schmunzeln, ich wurde nachdenklich, war auch mal kurz schockiert, aber vor allem habe ich mich durchgehend unterhalten gefühlt.
Ich habe mich gefragt, warum die Autorin bei so einem tiefgründigen Buch nicht in der Ich-Perspektive geschrieben hat. Unerwarteter Weise war das ein weiterer Pluspunkt für mich, denn sie schreibt nicht wie jemand, der meint, es genau zu wissen, sondern wie jemand, der einfach unglaublich emphatisch ist und genau beobachtet.
Die Kirsche auf der Sahnetorte war dann noch Stella. Sie ist die beste Freundin von Richie und hier wird eine Freundschaft beschrieben, die dich schon als Außenstehender zum Lachen bringt. Geniale Dialoge und was die beiden verkörpern ist die Definition von Loyalität, Vertrauen und Zuverlässigkeit.
Catherine Strefford hat auch „Nur kurz Leben“ geschrieben. Das kann ich euch ebenfalls wärmstens ans Herz legen, auch wenn es einen ganz anderen Schwerpunkt hat. Es gehört zu Richies Geschichte, kann aber ganz unabhängig von diesem Buch gelesen werden. Wo es zeitlich einzuordnen wäre, seht ihr im zweiten Bild.