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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2022

Auftakt zu einer spannenden Saga ...

Rückkehr nach Somerton Court
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Eine gefühlte Ewigkeit schon schlummerte Band eins der Somerton Court Trilogie auf meinem SUB. Dem musste Abhilfe geschaffen werden und so begab ich mich dann auch gemeinsam mit Lord Westlake und seinen ...

Eine gefühlte Ewigkeit schon schlummerte Band eins der Somerton Court Trilogie auf meinem SUB. Dem musste Abhilfe geschaffen werden und so begab ich mich dann auch gemeinsam mit Lord Westlake und seinen beiden Töchtern Ada und Georgiana auf die Heimreise von Indien zurück nach England. Während der Überfahrt macht Lady Ada eine Begegnung macht, die ihr Gefühlsleben auf den Kopf stellt. Doch viel Zeit hat sie nicht darüber zu sinnieren, denn kaum zu Hause angekommen, sorgt die neue Ehefrau des Vaters mit ihren drei Kindern für genug Trubel und einige Unstimmigkeiten. Es ist der Klassiker schlechthin: Er hat den Adelstitel und sie das Geld. Ergo sind seine Kinder eher bescheiden, die drei Stiefgeschwister dagegen verwöhnt und verzogen bis in die Haarspitzen! Spannende Lesestunden scheinen vorprogrammiert …
Natürlich ist die Idee einer Geschichte rund um den Adel in England keine neue, dennoch war ich auch diesmal wieder sehr neugierig auf das Leben der Reichen und Schönen vor über hundert Jahren. Während die Umsetzung in diesem ersten Band an manchen Stellen noch ein wenig unrund war, hat mir besonders gut gefallen, dass auch die Dienerschaft zu Wort kam. Es erinnerte mich ein wenig an die wunderbare Serie „Das Haus am Eaton Place“ (original: „Upstairs, Downstairs“), die in den 70er Jahren auch in Deutschland ausgestrahlt wurde und die ich geliebt habe.
Alles in allem habe ich mich auf Somerton Court gut unterhalten gefühlt und vergebe hiermit gerne vier von fünf Sternen mit ein wenig Luft nach oben für den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Kein Mensch darf sich anmaßen zu bestimmen, welches Leben lebenswert ist ...

Das Leben wie sie es liebten
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Eigentlich mag man in diesen Tagen gar nicht mehr von Krieg, Vertreibung und Ungerechtigkeit lesen, doch wenn die Geschichte so interessant verpackt ist wie „Das Leben, wie sie es liebten“ von Anni Bürkl ...

Eigentlich mag man in diesen Tagen gar nicht mehr von Krieg, Vertreibung und Ungerechtigkeit lesen, doch wenn die Geschichte so interessant verpackt ist wie „Das Leben, wie sie es liebten“ von Anni Bürkl (manchen von euch vielleicht auch unter ihrem Pseudonym Katharina Schöndorfer bekannt), dann lässt man sich gerne einladen auf eine Reise in die Vergangenheit. In diesem Roman durfte ich Loretta, die nach dem verlorenen Krieg als verhasste Deutsche aus Reichenberg, dem heutigen Liberec in der Tschechischen Republik, vertrieben wurde und bei ihrer Tante Emmy in Wien unterkommt. Während Loretta wie getrieben ist ihren Mann Marek wiederzufinden, stoßen bald drei weitere Frauen in ihr Leben: Die etwas naive Paula, deren gewalttätiger Mann ihr schwer zu schaffen macht, die starke Ursula, die selbst einen vermissten Mann zu beklagen hat und die undurchschaubare Ingrid, der wohl nicht so ganz über den Weg zu trauen ist. Sie raufen sich zu einer starken Gemeinschaft zusammen, bekämpfen Hunger und Krankheit und hoffen wie so viele andere im Jahr 1946, dass das Leben bald wieder bergauf gehen wird …

In Annis Buch „Dieser letzte Tanz“ durfte ich zum ersten Mal Wien in der frühen Nachkriegszeit kennenlernen und war damals begeistert. Auch dieser Roman führt mich wieder dorthin zurück und lässt mich die Not spüren, die diese armen Menschen in der von vier Besatzungsmächten besetzten Stadt erleiden mussten. Sehr anschaulich zeichnet die Autorin ein lebendiges Bild, das Kopfkino für mich abspielen ließ und der leichte aber niemals seichte Schreibstil ließ mich schnell eintauchen in die Welt von gestern. Da ich beim Lesen schon wusste, dass ein zweiter Teil in Arbeit ist, war ich gespannt, wie sich das Ende gestalten würde. Lasst mich nur soviel sagen, am Ende gibt Anni nochmal richtig Gas und macht mich neugierig auf Band zwei. Mit ein klein wenig Luft nach oben für genau diesen nächsten Band vergebe ich hier gerne solide vier von fünf Sternen mit einer absoluten Leseempfehlung. Ich freue mich sehr auf mehr von dir, liebe Anni, und danke dir von Herzen für diesen spannenden Querschnitt eines dunklen Teils unserer Geschichte, der nicht nur land- sondern leider auch sehr menschenvernichtend war.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Ernste Themen, die dennoch ein wenig Hoffnung verbreiten wollen ...

Palast der Erinnerungen
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Als Leser erleben wir die Hauptperson Marina in jungen Jahren in Leningrad und auch in der Gegenwart, in der das Einzige, was noch in ihrer Erinnerung verblieben scheint, die Vergangenheit ist. Diesen ...

Als Leser erleben wir die Hauptperson Marina in jungen Jahren in Leningrad und auch in der Gegenwart, in der das Einzige, was noch in ihrer Erinnerung verblieben scheint, die Vergangenheit ist. Diesen Roman über die deutsche Besetzung Leningrads während des Zweiten Weltkriegs zu lesen, ist kein leichtes Unterfangen in der jetzigen Zeit, in der die Ukrainer gnadenlos von russischen Angriffen gebeutelt werden. Nichts aber auch gar nichts haben die Menschen aus der Vergangenheit gelernt! Doch auf wundersame Weise erfahre ich auch Positives über die damalige Zeit des Grauens. „Schaffe dir einen Ort der Erinnerungen, der nur in deinem Kopf existiert“ rät eine der Museumsbabuschkas der jungen Marina, als diese langsam zu verzweifeln scheint und so verbringen die Beiden die kältesten Tage fast ohne Nahrung oder Wärmequellen in der Eremitage und kreieren Schönheit, wo keine mehr ist.

In der Gegenwart versucht Marianas Tochter Helen zu begreifen, was mit ihrer Mutter los ist. Ihr Vater Dmitri hat sie lange verschont und den unaufhaltbaren Verfall vor ihr ferngehalten, doch das Offensichtliche ist nicht zu übersehen. Marina lebt nur noch in Erinnerungen und nimmt ihre Umwelt kaum noch wahr …

Debra Dean hat mit „Palast der Erinnerungen“ einen Roman erschaffen, der zugleich Hoffnung und Sorge in mir schürte. Die vielen Erwähnungen über Gemälde, Skulpturen und andere Kunstgegenstände schmälerten ein wenig meinen Lesefluss, doch gleichzeitig sah ich mich auch selbst wieder vor einigen Jahren durch die wundervollen Hallen des Winterpalasts wandeln. Ich vergebe für das Buch solide vier Sterne aber eine Leseempfehlung nur für diejenigen, die mit den Themen fertig werden können und wollen.

Veröffentlicht am 05.04.2022

Gelungener Auftakt der Friesenhof Saga ...

Der Friesenhof - Auf neuen Wegen
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Ich gebe zu, so wirklich hohe Erwartungen hatte ich nicht an dieses Buch, denn ich dachte, es reiht sich eben ein bei den vielen Familiengeschichten, die derzeit den Markt überschwemmen. Umso positiver ...

Ich gebe zu, so wirklich hohe Erwartungen hatte ich nicht an dieses Buch, denn ich dachte, es reiht sich eben ein bei den vielen Familiengeschichten, die derzeit den Markt überschwemmen. Umso positiver war ich schließlich von der Geschichte um Gesa und Hanna überrascht, die wohl jung und voller Elan sind, aber jede von ihnen ihr eigenes Päckchen zu tragen hat. Der Tod des Vaters, Onno de Vries, reißt ein großes Loch in den Ablauf und bevor man sich’s versieht, erscheint der unsympathische Mann der großen Schwester auf der Bildfläche. Doch er hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn so einfach lassen sie die Mädels nicht unterbuttern …

Ich habe mir diesen für mich ersten Roman von Fenja Lüders auf sehr angenehme Weise von der Sprecherin Jodie Ahlborn vorlesen lassen und die Zeit verging wie im Flug. Was mich allerdings etwas überrascht hat, ist der fehlende Bezug zum Tee. Nur ganz am Rand geht es mal um ein paar Teeproben, die Gesa wie durch Zauberhand mit Bravour besteht. Sehr gut gefallen hat mir jedoch, dass die Autorin durchaus andere wichtige Themen, wie die Anfeindung der Fremdarbeiter und Flüchtlinge, die immer noch an vielen Ecken bestehende braune Gesinnung und die Benachteiligung der Frauen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt aber der Titel „Die Teehändler Saga“ ist hier nicht richtig vergeben. Na, mal sehen, ob der zweite Teil diesem mehr gerecht wird. Ich wäre auf jeden Fall gerne wieder mit von der Partie und bin gespannt ob dann auch die geniale Tante Alma, besser bekannt als „Tanti“ wieder dabei sein wird. Ich vergebe für Band eins vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 24.03.2022

Dauerhafter Frieden nicht in Sicht ...

Der Junge, der vom Frieden träumte
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Dieses Buch ist bestimmt nicht das Erste, das ich zu dem immerwährenden Konflikt zwischen den Juden und den Palästinensern lese und immer wieder frage ich mich, wer hat recht und kann es überhaupt irgendwann ...

Dieses Buch ist bestimmt nicht das Erste, das ich zu dem immerwährenden Konflikt zwischen den Juden und den Palästinensern lese und immer wieder frage ich mich, wer hat recht und kann es überhaupt irgendwann Frieden in diesem Land geben. So ging es mir auch diesmal bei „Der Junge, der vom Frieden träumte“, geschrieben von der Autorin Michelle Cohen Corasanti, eine in den USA geborene Jüdin. Mit sechzehn schickten ihre Eltern sie nach Israel, um Hebräisch zu lernen und die jüdische Kultur und Religion zu studieren. Sicherlich für sie auch eine Zeit, in der sie sich – wenn auch als Außenstehende – ein wenig mit den Schwierigkeiten des Zusammenlebens dieser beiden Völker vertraut machen konnte. In ihrem Roman gibt sie dem Leser diese Kenntnis durch die Augen des jungen Ahmeds weiter, der von früher Kindheit an unter dem Hass auf beiden Seiten zu leiden hatte. Ahmed ist selbst, wie auch sein Vater, ein friedliebender Mensch, doch die Umgebung macht es ihnen nicht leicht, diesen Frieden zu leben. Als schließlich zwei seiner Geschwister durch jüdische Hand ums Leben kommen und der Vater viele Jahre unschuldigerweise im Gefängnis ausharren muss, trifft Ahmed Entscheidungen, die nicht immer auf offene Ohren treffen.

Bis zum heutigen Tage dauern die Kämpfe an und fast jeden Tag sterben unschuldige Menschen. Sicher kann dieser Roman an dieser traurigen Tatsache nichts ändern. Dennoch finde ich es immer wieder wichtig, sich auch mal mit solchen Dingen zu befassen und zu versuchen zu verstehen, was diese Menschen antreibt.

Der Schreibstil dieses Romans ist eher einfach gehalten, aber es macht das Buch dadurch auch flüssig zu lesen. Mir hat es an der ein oder anderen Stelle Gänsehaut beschert, ich habe mitgelitten aber auch immer mal wieder Hoffnung geschöpft. Zur Zeit geschieht so viel Leid auf der Welt, dass die im Verhältnis kleinen Erfolge, die Ahmed für sich und seine Familie erzielen konnte, ein kleiner Lichtblick am düsteren Himmel waren. „Every cloud has a silver lining“ und so vergebe ich für diese besondere Geschichte vier von fünf Sternen. Mir hat das Buch gut gefallen und ich freue mich, dass es Dank einer Lesechallenge endlich aus dem SUB befreit wurde.