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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2022

Mord in der Familie

Das Sterben auf Neuwerk
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Normalerweise sollte eine Beerdigung Anlass für Versöhnung und Zusammenhalt sein. Doch die Gräben zwischen den Mitglieder der Familie Godeffroy sind so tief, dass bei Beerdigung des Vaters von Anfang ...

Normalerweise sollte eine Beerdigung Anlass für Versöhnung und Zusammenhalt sein. Doch die Gräben zwischen den Mitglieder der Familie Godeffroy sind so tief, dass bei Beerdigung des Vaters von Anfang an eine Atmosphäre von Hass und Missgunst herrscht. Noch am Tag der Beerdigung wird ein Familienmitglied ermordet.

Schauplatz des Krimis ist die Insel Neuwerk. Diese Wahl fand ich sehr gelungen. Zum einem schildert der Autor die Insel sehr anschaulich und setzt die markanten Punkte der Landschaft gekonnt in Szene. Zum anderen wird der Kreis der Verdächtigen auf die Besucher der Insel beschränkt, da ein Sturm den Tatort von der übrigen Umwelt isoliert.

Zu Beginn scheint jeder verdächtig. Alte Familienstreitigkeiten, Kränkungen und unsaubere Geschäfte kommen ans Licht. Zu meinem Leidwesen wurde jeder meiner Verdächtigen ziemlich schnell ins Jenseits befördert. Der aufmerksame Leser findet aber einige Hinweise , die auf den Mörder deuten.

Mit Kommissar Bruns betritt ein ausgesprochen sympathischer Ermittler die Bühne. In meinen Augen hat er die Empathie und notwendige Distanz, um den Fall zu lösen. Unterstützung bekommt Bruns vom zufällig auf der Insel Urlaub machenden Arzt Dr. Nolden. Der punktet mit seiner zurückhaltenden Art und seiner medizinischen Kompetenz. Ich hoffe, dass er auch in den Folgebänden seinen Auftritt hat.

Die Entdeckung des Mörders war keine all zu große Überraschung. Trotzdem fand ich den Krimi sehr spannend. Dies resultiert daraus, dass der Weg zur Lösung sehr unterhaltsam und fesselnd war. Man gut mit raten konnte und nicht zuletzt hat der Charme des Schauplatzes überzeugt.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Schlangen im vermeintlichem Paradies

Die Knochenleser
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Gleich zu Beginn des Buches habe ich mir Sorgen um Michael "Digger" Digson , der die Ereignisse aus seiner Sicht schildert, gemacht . Er wird ziemlich rüde zur Polizeiwache gebracht und ich war mir sicher, ...

Gleich zu Beginn des Buches habe ich mir Sorgen um Michael "Digger" Digson , der die Ereignisse aus seiner Sicht schildert, gemacht . Er wird ziemlich rüde zur Polizeiwache gebracht und ich war mir sicher, dass es nicht gut für ihn ausgeht. Welche Überraschung, dass er das Angebot bekommt, bei der Polizei zu arbeiten und es tatsächlich, wenn auch widerwillig annimmt.
Ich begleite Digger über mehrere Jahre in seinem Berufsleben und lerne ihn näher kennen. Was ich sehe, gefällt mir ausgesprochen gut. Er setzt sich für die Opfer ein, ist empathisch und respektiert Frauen, was für die karibische Gesellschaft sehr ungewöhnlich ist.
Sein Vorgesetzter Malan ist Diggers genaues Gegenteil und konnte mich deshalb nicht für sich einnehmen.
Dann stößt völlig überraschend noch eine junge Frau, Miss Stanislaus, zur Polizeieinheit. Sie ist selbstbewusst , intelligent und von Anfang an in Opposition zu Malan, was in meinen Augen eindeutig für sie spricht.
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Ein alter Fall eines verschwundenen Jungen führt zu einer Religionsgemeinschaft, die so gar nicht europäischen Vorstellungen entspricht. Alte Rechnungen wollen beglichen sein und machen den Fall für Digger zu einer persönlichen Angelegenheit.
Mich hat von der ersten Seite an die Erzählweise völlig überzeugt. Es war, als ob ein alter Freund mir aus seinem Leben erzählt. Hinzu kommen die Eindrücke der Insellandschaft, die Beschreibungen des täglichen Lebens und Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse, die gelegentlich ein gewisses Befremden bei mir hervorgerufen haben. Besonders ungewöhnlich fand ich die Regeln der Religionsgemeinschaft. Und für mich unerträglich und ein Gefühl von Wut erzeugend war die Darstellung, wie Frauen behandelt werden und wie ihr Leben aussieht.
All das zusammen ergibt einen ungewöhnlichen und dabei packenden Krimi, den ich kaum aus der Hand legen wollte.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Madame Clara trifft die gekrönten Häupter ihrer Zeit

Die silberne Riesin
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1740 lernt der holländische Kapitän Douwe Mout auf einer Reise nach Bengalen das Rhinozeros Clara kennen. Durch eine Laune des Schicksals wird er ihr neuer Besitzer und bringt sie nach Europa. Das verändert ...

1740 lernt der holländische Kapitän Douwe Mout auf einer Reise nach Bengalen das Rhinozeros Clara kennen. Durch eine Laune des Schicksals wird er ihr neuer Besitzer und bringt sie nach Europa. Das verändert sein Leben von Grund auf. Er quittiert den Dienst und reist mit Clara durch Europa und stellt sie gegen einen Obolus zur Schau. Und er verdient gut, denn Clara ist eine Sensation.

Ich fand die Idee ungewöhnlich, ein Nashorn auf seiner Reise durch Europa zu begleiten. Am Ende des Buches war ich begeistert. Ich habe Clara von der ersten Zeile an ins Herz geschlossen. Sie ist sanft und so voller Vertrauen gegenüber ihren menschlichen Begleitern. Und ich habe mit ihr gelitten, weil sie jahrelang durch die Lande gekarrt wurde, eingepfercht in einen Kasten und zur Belustigung der Massen zur Schau gestellt.

Gleichzeitig hat mich die Reise durch die bedeutendsten Städte der damaligen Zeit gefesselt, da ich viele berühmte Persönlichkeiten jener Epoche kennenlernen durfte.

Ich habe viel über sie erfahren, allein dadurch, wie sie Clara begegnet sind. Kaiserin Maria Theresia, die Mout adelt, um dadurch Friedrich , den Großen, auszustechen, der in meinen Augen Clara als Lebewesen und nicht nur als Wunderding wertschätzt. Ludwig XV, der Clara für seine Menagerie will, um seinen Ruhm zu vergrößern. Madame Pompadour, die auf Clara eifersüchtig ist und sie los werden will. Nur die Kirchenoberen waren sich einig, indem sie Clara als Ausgeburt der Hölle verdammen.

Der Roman war kurzweilig zu lesen mit traurigen und humorvollen Szenen und hat mir Geschichte einmal aus einem völlig anderen , aber sehr erhellenden Blickwinkel näher gebracht.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

mehr lesenswerter Gesellschaftsroman als Krimi

Caffè in Triest
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Inspector Bruno Zabini hat einen neuen Fall. Eine Leiche wird aus dem Meer gezogen. Das Opfer ist Anhänger der Irredentisten. Die Spur führt in die Triester slowenische Gemeinschaft. Das macht den Fall ...

Inspector Bruno Zabini hat einen neuen Fall. Eine Leiche wird aus dem Meer gezogen. Das Opfer ist Anhänger der Irredentisten. Die Spur führt in die Triester slowenische Gemeinschaft. Das macht den Fall heikel, da es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Bevölkerungsgruppen kommen könnte.

Ausgerechnet in dieser Situation ist Zabini durch private Komplikationen abgelenkt. Jemand hat sein Verhältnis zu schönen, verheirateten Fedora verraten. Das könnte das Ende seiner Polizeikarriere bedeuten.

Wie schon bei Brunos 1. Fall tauche ich tief in die sozialen Verhältnisse Triests ein. Bereits 1907 waren starke nationale Kräfte am Werk, die eine Abspaltung von Österreich anstrebten. Spannend fand ich, wie sich die Nationalität auf den beruflichen Erfolg auswirkt. Gleichzeitig lerne ich den Kaffeehandel kennen, der in Triest zur damaligen Zeit eine wichtige Rolle spielt. Diese gesellschaftlichen Umstände sind Dreh-und Angelpunkt für den aktuellen Fall. Politischer Hintergrund oder persönliches Tatmotiv ?

Gleichzeitig muss sich Bruno mit den Folgen seines lockeren Liebeslebens auseinandersetzen. Zwar war Ehebruch genau so gang und gäbe wie heute, nur waren die Konsequenzen für die Beteiligten, wenn es denn rauskam, Existenz bedrohend.

Was mir gut gefallen hat, war die Erzählweise. Der Autor lässt auch die Täterseite zu Wort kommen. Ich wusste immer mehr als die Polizei, was eine besondere, wenn auch andere als übliche Spannung erzeugt hat. Nicht die Tat an sich steht im Mittelpunkt, sondern die gesellschaftlichen Umstände und die Persönlichkeit des Täters, der mir übrigens von Herzen unsympathisch war. Bruno dagegen hat weitere Sympathien gewonnen, weil er Verantwortung übernimmt und für die Folgen seines Verhaltens einsteht.

Insgesamt war der Krimi für mich fesselnd und lesenswert, auch wenn er die üblichen Bahnen verlässt. Dafür habe ich in meinen Augen erhellende Einblicke in die Triester Gesellschaft bekommen.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Götter, Chimären und ein Druide

Papier & Blut
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Der Siegelmagier Al MacBharrais ist auf der Suche nach demjenigen, der ihn mit einem Fluch belegt hat. Jeder, der für ihn arbeitet, stirbt nach sieben Jahren und Al würde gerne einen Nachfolger ausbilden.
Da ...

Der Siegelmagier Al MacBharrais ist auf der Suche nach demjenigen, der ihn mit einem Fluch belegt hat. Jeder, der für ihn arbeitet, stirbt nach sieben Jahren und Al würde gerne einen Nachfolger ausbilden.
Da erreicht ihn der Hilferuf von Ya- ping, der Auszubildenden seiner australischen Kollegin. Die Siegelmagierin ist verschwunden. Al und sein Helfer, der Hobgoblin Buck, machen sich sofort auf den Weg. Da das Problem eine Dimension zu haben scheint, die Als Möglichkeiten übersteigen, erbittet er die Unterstützung des Eisernen Druiden. Gemeinsam kämpfen sie gegen eine Horde von Chimären und sind auf der Suche nach dem Ursprung dieser Ausgeburten der Hölle.
Dies ist der 2. Band , der die Geschichte des Siegelmagiers Al erzählt. Man kann das Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen, aber manche Anspielung läuft dann ins Leere.
Wieder hat mich Al mit seiner Aufrichtigkeit und Beständigkeit für sich eingenommen. So jemanden hätte ich gerne als verlässlichen Freund. Einen überzeugenden Gegenpol bildet der Hobgoblin Buck, der mir mit seiner angeberischen Art manchmal auf die Nerven geht und seine sehr derbe Ausdrucksweise und sein eher anzüglicher Humor sind nicht jedermanns Sache . Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, im Notfall ist absoluter Verlass auf ihn, er ist immer für einen Lacher gut und er liebt Whiskey.
Die Handlung selbst ist fesselnd und ermöglicht mir die Bekanntschaft mit einer ganzen Armee von Feenwesen und einigen Göttern. Der Autor nutzt die Gelegenheit, um packenden Kämpfe zu beschreiben. Beeindruckt hat mich die Figur des Eisernen Druiden, der die Hauptrolle in einem anderen Romanzyklus des Autors spielt. Ich fand ihn sehr sympathisch und vertrauenserweckend und es umgibt ihn eine Aura des Geheimnisvollen. Vielleicht sollte ich ihn näher kennenlernen.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und einige Stunden auf angenehme Weise vom Alltag abgelenkt. Obwohl das australische Abenteuer zu meiner vollkommenen Zufriedenheit überstanden wurde, bleiben einige Fragen offen. Dies schürt meine Hoffnung auf ein weiteres Wiedersehen mit Al und seinen Freunden.

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