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Veröffentlicht am 27.06.2022

Nicht überzeugend!

Als das Böse kam
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Die 16-jährige Juno und ihr 12 Jahre alter Bruder Boy verstecken sich mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel. Wovor sie sich verstecken müssen, wissen nur ihre Eltern. Sie werden von ihrer Mutter unterrichtet, ...

Die 16-jährige Juno und ihr 12 Jahre alter Bruder Boy verstecken sich mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel. Wovor sie sich verstecken müssen, wissen nur ihre Eltern. Sie werden von ihrer Mutter unterrichtet, gehen angeln, backen Kuchen und sonntags werden Gesellschaftsspiele gespielt. Die alltägliche Routine wird nur von Übungen unterbrochen, bei denen sie für den Ernstfall im Schutzraum Zuflucht suchen. In so einem Ernstfall wird die Familie angegriffen. Wer der Feind ist, das wissen auch nur die Eltern. Obwohl die beiden kein anderes Leben kennen, träumt Juno vom Leben auf der anderen Seite des Wassers.


Zu Beginn hat mich die Geschichte nicht gefesselt. Denn über 80 E-book Seiten lang wird dem Leser beschrieben, wie die Familie auf der einsamen Insel lebt, kocht und backt und sich unterhält. Es geht um das Leben in der Natur, um Bären, die angreifen könnten und um Landschaftsbeschreibungen und Familienleben. Ständig habe ich darauf gewartet, dass mal was geschieht. Doch die Handlung plätschert vor sich hin und das Ganze kommt und kommt nicht in die Gänge. Es machte sich Enttäuschung breit, denn ich hatte mir die Handlung und das Leben in der völligen Einsamkeit eindringlicher und schräger vorgestellt.

Dann auf Seite 80! Endlich eine überraschende Wendung, die doch noch die Genreeinteilung rechtfertigen. Denn man bekommt es mit einer Tat zu tun, die wohl eines der niederträchtigsten Verbrechen ist, die ich kenne. Was das für eine Tat ist, kann ich hier natürlich nicht verraten. Ab da wurde es fesselnder, spannender und ich habe doch mit etwas mehr Motivation weitergelesen.


In Ich Perspektive erfährt man nur die Sicht auf die Dinge der 16-Jährigen und es gibt auch keine Wechsel in den Zeiten. Dies wirkt ein bisschen einseitig. Ich hätte zum Beispiel die Sicht ihres Bruders Boy gerne gelesen. Das Ganze wirkt dadurch sehr einfach gestrickt und mehrere Male habe ich mir gedacht, dies könnte gut und gerne als Jugendbuch durchrutschen. Einfache Sprache, keine Perspektiv und Zeitwechsel...würde eigentlich passen.


Der Plot ist durch und durch konstruiert und die Figuren wirken naiv und sehr künstlich. Juno, die kein anderes Leben kennt, als dias auf der Insel, beginnt zu hinterfragen, weshalb die Familie dort auf dieser Insel sitzt. Dies wirkt nicht altersgemäss, denn eine 16-Jährige würde wohl noch ganz anders reagieren. Allerdings muss ich ihr zugutehalten, dass sie ein normales Leben mit Freunden, Ausgang und Handy halt nie kennengelernt hat.

Ihre Eltern machen eine enorme Wandlung durch und haben mich dadurch auch nicht unbedingt überzeugt. Einzig Boy empfand ich altersgemäss und überzeugend charakterisiert.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

... nicht ihr bestes Buch...

Der dunkle Garten
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Toby Hennessy wird in seiner Wohnung brutal überfallen und landet im Krankenhaus. Um wieder zu Kräften zu kommen, beschliesst er eine Weile bei seinem Onkel Hugo einzuziehen. Hugo lebt im Ivy House, einem ...

Toby Hennessy wird in seiner Wohnung brutal überfallen und landet im Krankenhaus. Um wieder zu Kräften zu kommen, beschliesst er eine Weile bei seinem Onkel Hugo einzuziehen. Hugo lebt im Ivy House, einem schönen Haus mit grossem Garten in Dublin. Toby hat schon als Kind zusammen mit seinem Cousin Leon und seiner Cousine Susanna lange und glückliche Sommerferien bei Onkel Hugo verbracht. Nun ist Hugo schwerkrank und Toby will sich um ihn kümmern. Doch der Plan gerät völlig aus den Fugen als im Garten Hauses verstörendes entdeckt wird.





Die Dicke des Buches mit über 600 Seiten ist beträchtlich. Doch auch der Inhalt ist schwergewichtig. Was hauptsächlich am Schreibstil von Tana French liegt. Wer schon Bücher der Autorin gelesen hat, weiss, dass sie sich für die Handlung sehr viel Zeit nimmt. Sehr detailliert beschreibt sie Orte, Beziehungen, Figuren … was einige Wiederholungen nicht ausschliesst. So wurde zum Beispiel der Krankenhausaufenthalt von Toby, nach dem Überfall, auf zahlreichen Seiten geschildert. Dies, obwohl praktisch nichts geschieht und die Handlung auf der Stelle tritt. Das ist eben typisch Tana French. Allerdings habe ich mir mehrere Male gedacht, dass dieser Roman spielend um 150 Seiten hätte gekürzt werden können. Dies ohne Qualitätsverluste.



Die Geschichte ist eine Familiengeschichte, es dauert zwar ungefähr 200 Seiten, bis man das erkennt. Ab da, als Toby und Melissa im Efeuhaus bei Hugo einziehen, kommt auch Spannung in die Handlung. Eine Entdeckung im Garten des Hauses versorgt die Geschichte auch mit einer Prise Krimi. Allerdings wird diese Entdeckung von allen Anwesenden lang und breit und wieder retour angeschaut und bequatscht. Und wenn ich lang und breit schreibe, meine ich nicht mehrere Sätze, sondern seitenlang.



Toby ist 28 Jahre alt und benimmt sich, zumindest im ersten Drittel der Geschichte, wie ein pubertierender Jugendlicher. Vor allem in Gesprächen bei Treffen mit seinen besten Freunden Dec und Sean. Ich habe mehrere Male mit einem Augenrollen weitergelesen. Schrecklich…und das mit fast 30 Jahren. Es wird besser, als er mit seiner Freundin Melissa, übrigens die sympathischste Figur neben Hugo, im Efeuhaus einzieht. Da zeigt Toby doch noch Verantwortung, Mitgefühl und Respekt. Seine besten Freunde dürfen nicht in seine Nähe kommen, sonst geht das pubertäre Getue wieder los.


​Beworben als das spannendste Buch der Autorin, muss ich leider abwinken. Meiner Meinung nach das langatmige und langweiligste, das ich von Tana French bisher gelesen habe.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Was für ein unsympathischer Protagonist!

Die andere Schwester
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Alicia Bjelke kann es nicht fassen: Ihre Schwester Stella wurde ermordet. Die beiden Schwestern haben beruflich eng zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie die Dating - Seite RAW gegründet. Stella war ...

Alicia Bjelke kann es nicht fassen: Ihre Schwester Stella wurde ermordet. Die beiden Schwestern haben beruflich eng zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie die Dating - Seite RAW gegründet. Stella war das Gesicht des Unternehmens, Alicia arbeitete im Hintergrund. John Adderley von der Polizei Karlstad ermittelt und findet heraus, dass die beiden Schwestern nicht nur eine Hassliebe verband, sondern auch ein Geheimnis aus der Vergangenheit.


Die Geschichte wird in zwei parallel verlaufenden Strängen erzählt, die zu Beginn wenig Berührungspunkte aufweisen. Einerseits erfährt man, wie die beiden Schwestern kurz vor dem Mord an Stella zueinanderstehen und nach dem Mord, wie Alicia damit umgeht, ihre Schwester verloren zu haben.

Dieser Strang hat mich fasziniert, denn vor allem Alicia ist eine Figur, die sehr gut getroffen ist. Mehr und mehr versteht man als Leser, was die beiden Schwestern verbunden hat und wann genau diese Hassliebe entstanden ist. Kurze Rückblicke in die Vergangenheit der Schwestern sind da sehr aufschlussreich.

Im zweiten Strang steht der Ermittler John Adderley im Mittelpunkt und hier habe ich mich fast durchwegs gelangweilt. Seitenlang trifft er sich mit einem Freund Trevor, der abgehört wird und seitenlang werden Tricks der beiden dem zu entgehen, erörtert. Hätten die ganzen Verwicklungen mit dem Zeugenschutzprogramm nicht weggelassen werden können?

John ist zudem eine überaus unsympathische Figur und bald einmal hat mich jedes Wort, jede Handlung von ihm genervt. Etwas, was mir selten passiert. Da der gute John der Hauptermittler ist, dümpelt diese Ermittlung vor sich hin und es kam und kam keine Spannung auf. Er ermittelt kopflos, ohne Rücksicht auf Rechte oder Verluste, Stil Elefant im Porzellanladen.

Beide Protagonisten Alicia wie John sind mit vielen Problemen belastet, die einfach zu viel Raum einnehmen. Alicia trinkt sich durch das Buch und verbringt gefühlt Stunden in ihrer Lieblingspizzeria an der Bar. Zudem wird dem Leser immer wieder erzählt, dass sie ein entstelltes Gesicht hat. Mehrere Male! John mogelt sich durch die Ermittlungen und versucht vor allem einem Freund zu helfen. Er ist zudem sehr misstrauisch und nagt an einem vergangenen, missglückten Einsatz. Ich wurde einfach nicht warm mit dieser Figur.

Von einem guten Krimi erwarte ich mehr, als seitenlang die Befindlichkeiten der Hauptfiguren zu erörtern. Gerettet hat das Leseerlebnis der Schluss des Buches....da wurde die Handlung endlich rasant.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Anders als gedacht...

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Lenni Pettersson muss sterben und liegt im Glascow Princess Royal Hospital. Im Kunstsaal der Patienten trifft Lenni auf Margot. Obwohl die beiden 56 Lebensjahre trennen, kommen sie ins Gespräch. Die 17-jährige ...

Lenni Pettersson muss sterben und liegt im Glascow Princess Royal Hospital. Im Kunstsaal der Patienten trifft Lenni auf Margot. Obwohl die beiden 56 Lebensjahre trennen, kommen sie ins Gespräch. Die 17-jährige Lenni und die 83 Jahre alte Margot beschließen, ihre insgesamt 100 Lebensjahre künstlerisch darzustellen. Pro Lebensjahr wollen sie ein Bild gestalten und erzählen sich dazu Anekdoten zu den gemalten Bildern. Daraus entsteht ein bunter Strauß mit Erinnerungen.



Der klare und schnörkellose Schreibstil hat mir die traurige und schwere Thematik der Geschichte etwas leichter gemacht. Durch eine distanzierte Figurendarstellung kamen mir die Figuren Lenni und Margot nicht zu nahe. Dadurch konnte ich die Tatsache, dass ein 17-jähriges Mädchen, das das Leben noch vor sich hat und bald sterben muss, besser ertragen. Dazu kommt, dass vor allem zu Beginn des Buches, als Lenni sich mit Pater Arthur über Gott, Tod und Sterben austauscht, sehr humorvoll geschrieben ist.

Kann man ein bedrückendes Thema humorvoll verpacken?

Man kann, wie man an den Szenen mit Pater Arthur in der Kapelle des Krankenhauses sieht. Ich empfand das als unterhaltsam, berührend und tiefgründig. Tatsächlich waren die Gespräche zwischen Lenni und Pater Arthur für mich die Highlights in dieser Geschichte.

Dabei hatte ich gedacht, dass vor allem die Dialoge zwischen Margot und Lenni punkten werden. Dem war nicht so. Zwischen den beiden entsteht zwar so etwas wie Verbundenheit und Freundschaft, doch der Austausch läuft eher über die erzählerische Art und Weise ab. Eine der beiden erzählt aus ihrem Leben, die andere hört zu und es gibt wenig Kommentare oder Austausch über diese Erzählungen. Mir waren, ehrlich gesagt, diese Erzählungen zu viel und nach anfänglicher Begeisterung flaute mein Interesse daran ab. Ich hätte viel mehr über die Auseinandersetzung mit der lebensbedrohenden Krankheit von Lenni, aber auch von Margot, gelesen.



Ich mochte Lenni sehr gerne, auch wenn sie mir jünger als 17 erschien. Sie versucht, fast am Ende ihres Lebens, den Lebenswillen nicht zu verlieren. Lenni zeigt auch mal die Zähne, als Jacky, der Drache der Station, sie piesackt. Ihre Familiengeschichte hat von Beginn weg Fragezeichen bei mir gebildet. Denn ich habe mich gefragt, warum ihre Eltern in der Handlung mit Abwesenheit glänzen. Die Auflösung hat mich bedrückt.

Margot wirkt neben Lenni etwas blass und sie hätte meiner Meinung nach stärker in die Handlung eingebunden werden dürfen.

Ich habe erwartet, dass man als Leser Lenni und Margot auf ihrem letzten Weg begleitet und die Freundschaft wachsen sieht. Beides ist zu weiten Teilen geschehen. Mich haben die Passagen mit den erzählten Geschichten aus dem jeweiligen Leben davon abgelenkt, Gefühle für die Situation der beiden entwickeln zu können. Zudem habe ich mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen gefühlt, da die eingeschobenen Erinnerungen wie Kurzgeschichten daherkamen.

Gegen Schluss wird es emotional und hat für mich sehr viel von der Geschichte gerettet.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Chronisch genervte Protagonistin!

Die Psychologin
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Wo ist Sigurd Torp?

Eines Morgens, seine Frau Sara schläft noch, verlässt Sigurd das gemeinsame Haus in Oslo, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Mit Thomas und Jan Erik ist ein Wochenende in einer ...

Wo ist Sigurd Torp?

Eines Morgens, seine Frau Sara schläft noch, verlässt Sigurd das gemeinsame Haus in Oslo, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Mit Thomas und Jan Erik ist ein Wochenende in einer Hütte in den Bergen geplant. Sigurd kommt dort jedoch nicht an und die beiden Freunde rufen bei Sara an. Die selbstständig arbeitende Psychologin Sara war in einer Sitzung, als Sigurd Stunden zuvor versucht hat, sie telefonisch zu erreichen. Seine Nachricht, die er daraufhin hinterlassen hat, ist kryptisch. Kurz darauf wird in dem gemeinsamen Haus eingebrochen. Besteht da eine Verbindung zum Verschwinden ihres Mannes?





Auf dem Cover steht auf einem dicken gelben Klebepunkt „Grosse Thriller-Sensation aus Schweden“. Leider empfand ich diesen Thriller von einer Sensation weit entfernt. Dies hatte mehrere Gründe.



Erstens war mir die Protagonistin Sara durch das ganze Buch über unsympathisch. Sara, die das ganze Buch über in Ich Perspektive erzählt, ist chronisch genervt. Von ihren Patienten, Jugendlichen mit den verschiedensten psychischen Problemen. Von ihrem Mann Sigurd, ihren Freunden, dem Haus, das sie gemeinsam umbauen, ihrer Schwester und deren Familie, der U-Bahn, Ich fragte mich, ob diese Figur überhaupt einmal im Leben über etwas Glück oder Zufriedenheit empfindet? Oft habe ich mich gefragt, ob die Psychologin Sara nicht selbst psychologischen Beistand nötig hat? Sara ist auch sehr lethargisch. Da ängstigt sie sich fast das halbe Buch über, dass jemand immer wieder in ihrem Haus herumschnüffelt, kommt jedoch erst nach Wochen auf die Idee, das Türschloss austauschen und eine Ueberwachungsanlage einbauen zu lassen. Dasselbe mit ihrer Arbeit. Sara arbeitet als Psychologin und immer wieder hatte ich den Eindruck, ihre Patienten sind ihr zu viel und sie macht nur das absolute Minimum, was sie erledigen muss.


Dann empfand ich den Start ins Buch, ungefähr die ersten 50 Seiten, sehr, sehr langatmig. Endlos erzählt Sara da von ihrer Arbeit. Der Blick in drei Sitzungen mit Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Problemen wird in die Länge gezogen.

Dann plötzlich der Lichtblick.

Sigurd verschwindet und ab da wandelt sich die Geschichte. Unterschwellig spürt man, dass da mehr ist als das Verschwinden von Saras Mann. Ich konnte jedoch lange Zeit, dieses diffuse Gefühl nicht fassen oder benennen. Ich habe Sara nicht über den Weg getraut. Erzählt sie, was sie sehen möchte oder handelt es sich um reale Erlebnisse? Diese Seite der Geschichte ist sehr gutgeschrieben.

Die Auflösung hätte ruhig wirkungsvoller gestaltet werden dürfen. Ich hätte zwar nie mit dieser Auflösung gerechnet, sie hat mich aber auch nicht vom Hocker gehauen. Denn sie wird, wie alles in dieser Story, unnahbar und emotionsarm präsentiert.


„Die Psychologin“ ist das Debüt der Autorin Helene Flood und ich musste mich zuerst an ihren spröden, emotionslosen und gemächlichen Schreibstil gewöhnen. Mit diesem Buch hat sie einen ruhigen Thriller geschaffen, der jedoch mit der unterschwelligen Art doch etwas Spannung erzeugt. Dieses bisschen Spannung reicht zwar bei weitem nicht, um wie auf dem Cover angekündigt, als Sensation durchzugehen, hat mich aber nie mit dem Gedanken spielen lassen, das Buch abzubrechen.

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