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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2022

Überambitioniert

Zehn Gäste und ein Mord
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Zum Inhalt:
Auf einem Event, welches DIE neue Sensation im Umgang mit künstlicher Intelligenz präsentieren sollte, wird der CEO des Unternehmens ermordet. Neben der Polizei suchen die zwei Mitglieder der ...

Zum Inhalt:
Auf einem Event, welches DIE neue Sensation im Umgang mit künstlicher Intelligenz präsentieren sollte, wird der CEO des Unternehmens ermordet. Neben der Polizei suchen die zwei Mitglieder der federführenden Werbeagentur nach dem Täter.

Mein Eindruck:
Das Setting gefällt (Landsitz in England inklusive Butler, Park und elegantem Interieur), die Geschichte ist so gestrickt, dass man auf die verantwortliche Person kommen kann, der Autor hat einige (im Nachwort erklärte) Easter Eggs eingebaut; - also eigentlich alles da für eine gelungene Kriminalgeschichte. Leider ist es ein bisschen zu viel: Vor allen Dingen zu viele Personen (für dann doch zu wenig Seiten), um wirklich für jeden das gewünschte Motiv auf- und auszubauen. Aber auch zu viele Heimlichkeiten und hinterlistige Aktionen. Das führt dazu, dass die Personen seltsam blass und nur als Holzschnitte im Gedächtnis bleiben. Zudem achtet der Autor in jeder Hinsicht so extrem auf Diversität, dass es auffällt und damit genau den gegenteiligen Effekt als einen wünschenswerten erzeugt. Die beiden Hauptpersonen (er High Society, sie stumm) sind Superman und -woman. Eloquent, gutaussehend, sympathisch, belesen, auf jedem Terrain Extraklasse, schlauer als die Polizei erlaubt und durch ein Youtube-Video in Nullkommanix imstande, jeden Taschendieb in den Schatten zu stellen.

Mein Fazit:
Sehr gute Ideen, denen zu wenig Platz gegönnt wird

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2021

Popcorn

Die Nacht der Acht
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Zum Inhalt:
Eine Clique von zumeist bessergestellten Jugendlichen nutzt die sturmfreie Bude eines Mitglieds, um eine Horronacht zu durchleben. Dazu denkt sich jeder der acht Kunststudenten eine besondere ...

Zum Inhalt:
Eine Clique von zumeist bessergestellten Jugendlichen nutzt die sturmfreie Bude eines Mitglieds, um eine Horronacht zu durchleben. Dazu denkt sich jeder der acht Kunststudenten eine besondere Show aus, um die anderen zu erschrecken. Dumm nur, dass dann irgendwann der echte Horror beginnt... und einer nach dem anderen verschwindet...

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches einen wirklich zwiegespalten zurücklässt. Zuerst einmal sind es sehr viele Charaktere, - einen wirklichen Protagonisten gibt es nicht, alle agieren relativ gleichberechtigt, auch wenn einige länger als andere im Fokus stehen. Zu viele Charaktere, um mehr als Holzschnitte zu bieten. Dafür gibt es nicht einen „normalen“ Menschen, - alle sind entweder superreich, superschön, superbegabt und/oder supercool. Die Handlung geht jedoch schnell voran und bietet in der ersten Hälfte wirklich einiges an Grusel, da die Scherze der Jugendlichen zum Teil an die Grenzen des guten Geschmacks gehen (und manchmal auch darüber hinaus). Schlag auf Schlag folgt ein guter Einfall auf den nächsten, doch dann verschwindet die erste Person und das Buch driftet ab und wird unglaubwürdig, belanglos und - trotz aller Hektik und Aktivität – langweilig. Popcorn-Horror-Kino im Buchformat: Es wird der Zusammenhalt beschworen, nur um dann doch alleine irgendwohin zu gehen und schwupps – wieder einer weniger. Das Ende setzt dann dem Ganzen die Krone auf, - absolut suspekt, neben der Spur und bar jeder Vernunft.

Doch bis man sich über dieses Ende ärgert, ist man durch die Seiten geflogen, - zuerst, weil es wirklich spannend und einfallsreich war, was die acht sich gegenseitig boten, danach, weil man auf die Auflösung hinfieberte, die es ja schließlich geben musste.
So bleibt eine mittelmäßige Wertung für eine Geschichte mit viel Fantasie und dem Gefühl, dass man sich manchmal doch eine gewisse Moral für ein Jugendbuch wünscht. Doch hier herrscht Wohlstandsverwahrlosung auf ganz hohem Niveau, verquickt mit unglaubwürdiger Charakterentwicklung.

Mein Fazit:
Jugend-Horror-Groschenheft

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Spannung vs. Glaubwürdigkeit

Paranoid
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Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren wurde aus einem Spiel Ernst, als Rachels Halbbruder Luke bei einer Ballerei mit Softair-Gewehren tödlich getroffen wird. Den Makel, möglicherweise etwas mit Lukes Tod zu tun zu ...

Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren wurde aus einem Spiel Ernst, als Rachels Halbbruder Luke bei einer Ballerei mit Softair-Gewehren tödlich getroffen wird. Den Makel, möglicherweise etwas mit Lukes Tod zu tun zu haben, wird Rachel nicht mehr los, - befeuert durch den Umstand, dass ihr Gewehr nicht gefunden und ihr Vater der ermittelnde Beamte war. In der Gegenwart plagen Rachel jedoch noch andere Sorgen, - ihre pubertierenden Kinder testen ihre Grenzen aus und ihr Ex-Mann entfacht verloren geglaubte Gefühle. Und dann wird eine Mitschülerin Rachels –eine der beiden Entlastungszeuginnen – ermordet, eine andere beginnt eine Artikelserie zu den damaligen Vorkommnissen und der Albtraum beginnt von vorne.

Mein Eindruck:
Ohne Frage schreibt Lisa Jackson spannend: Trotz des Wissens durch den Klappentext bangt man beispielsweise um das Leben des ersten Opfers, - so nah geht einem dessen Todesangst durch eine wirklich perfekte Darstellung von Dunkelheit, Einsamkeit und aufstellenden Nackenhaaren. Und da die Ausgangslage absolut spektakulär und ungewohnt gestaltet ist, bleibt auch lange unklar, wer (und wie) für Lukes Tod verantwortlich war.
Trotz stellenweise absolut unsympathischer Personen und vieler charakterlicher Schwächen insbesondere der Protagonistin und ihres familiären Umfelds fliegt man förmlich durch die Seiten auf der Suche nach der Aufklärung. Dabei ist noch nicht einmal die gegenwärtige Mordserie der Spannungsanker – hier bekommt man relativ schnell eine Ahnung – sondern die Aufdeckung des alten Todesfalls zieht die Schraube an. Aber die Lösung, welche von Jackson präsentiert wird, ist absolut hanebüchen und damit dramatisch daneben. Anscheinend wollte die Autorin ihre Leserschaft verblüffen. Gut, das ist ihr gelungen, jedoch auf Kosten jedweder Glaubwürdigkeit und ein weniger gefestigter Charakter wäre geneigt, das Buch mit einem empörten Aufschrei in die am weitesten entfernte Ecke zu pfeffern. Damit bleibt trotz guter Technik nur eine mittlere Bewertung dank katastrophaler B-Note für die künstlerische Leistung.

Mein Fazit:
Ich schäume immer noch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2020

Rache ist bitter

Blutige Düne
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Zum Inhalt:
Auf Sylt ist es nicht beschaulich: Ein Mitglied des Milieus wird getötet, ein junger Zivildienstleistender sehr schwer verletzt. An beiden Opfern wird das Wort „Rache“ – geschrieben mit schwarzem ...

Zum Inhalt:
Auf Sylt ist es nicht beschaulich: Ein Mitglied des Milieus wird getötet, ein junger Zivildienstleistender sehr schwer verletzt. An beiden Opfern wird das Wort „Rache“ – geschrieben mit schwarzem Nagellack - gefunden. Liv Lammers von der örtlichen Polizei bekommt den Fall aus der Hand genommen, als Verbindungen zu Rockergruppen deutlich werden. Doch trotz aller Schwierigkeiten – auch privater Natur – ermittelt sie weiter.


Mein Eindruck:
Farbenfroh, großartig und mit viel Liebe zum Detail beschreibt Sabine Weiß Sylt. So gut, dass man förmlich das Meer rauschen und riechen kann. Leider nutzt sie für ihre Charaktere im Gegensatz dazu nur zwei Nicht-Farben: Schwarz und Weiß. Zwischentöne gibt es kaum, die Leser bekommen mit dem Holzhammer eingeprügelt, wenn sie ganz doll lieb haben und wen sie genauso abgrundtief verabscheuen müssen. Das ist insbesondere deshalb schade, weil Weiß ihren Figuren Leben einhauchen kann, wie sie immer wieder in kleinen Episoden beweist, die einen augenzwinkernden Humor beinhalten. Das zweite Manko der Geschichte sind die zum Teil nicht stringenten Handlungen dieser (stereotypen) Charaktere: Wenn z.B. Livs Chefin bei starken beruflichen Fehlverhalten nicht einmal mit der Wimper zuckt, an anderer Stelle jedoch grundlos rügt.
Doch ein Plus soll nicht unerwähnt bleiben: Der Fall ist nachvollziehbar, die mordende Person wird gut ermittelt (und hat eine Charaktertiefe, die man sonst vermisst), ihr Motiv klar dargelegt. Mehr, als man von einigen Krimis in letzter Zeit behaupten kann. Einige (zumeist private) Cliffhanger sind dabei gut zu verschmerzen und sollen das geneigte Publikum auf ein nächstes Buch anfüttern.

Mein Fazit:
Großartige dreidimensionale Bilder von Sylt, leider nur eindimensionale der handelnden Figuren

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.01.2020

Versuch eines Genre-Wechsels

DRAUSSEN
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Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen ...

Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen arbeitet der Lobbyist Jürgen Wagner im Auftrag der Energiekonzerne im politischen Berlin, unterstützt von einem Freund aus vergangener Zeit. Als es zu einem Blackout kommt, kreuzen sich die Wege der ungleichen Gruppen.

Mein Eindruck:
Es ist fast verständlich, dass Volker Klüpfel und Michael Kobr aus dem Kosmos um ihre Kultfigur Kluftinger ausbrechen wollten, - wirklich gelungen ist dieser Ausbruch leider nicht. Denn es ist überdeutlich, dass gerade deshalb viel zu viele Ideen in „Draussen“ eingearbeitet wurden, die das Buch als Geschichte überfrachten: Manipulation, Bestechung und Erpressung der politischen Führungsschicht durch Lobbyarbeit, durchgeknallte (?) Prepper, die sich auf eine Katastrophe vorbereiten, Ausländerhass, der noch nicht einmal vor Krankenhäusern Halt macht und zu guter Letzt noch die Fremdenlegion und ihre Auswüchse, um Männer zu Maschinen zu drillen, denen die Empathie abgewöhnt wird.
Die Spannungskurve verläuft dabei eher wellenförmig: Teilweise langatmige (und nervige) Abschnitte mit politischen Geplänkeln in Berlin, ausufernde Tagebuchbeschreibungen des Drills bei der Fremdenlegion und nölige Pubertiere im Wald, dann zugegebenermaßen spannende Szenen beim Blackout auf den Straßen und Konfrontationen verschiedenster Art. Die Autoren leben dabei immer von ihrer Fähigkeit, bildhaft zu beschreiben, schießen aber insbesondere bei der Brutalität mancher Ereignisse doch über das Ziel hinaus. Richtig ärgerlich ist dann das Ende, welches nicht nur überhastet, sondern zusätzlich noch absolut unglaubwürdig abgehandelt wird.
Letztendlich ist „Draussen“ als Versuch zu betrachten, ein anderes Genre als den Heimatkrimi zu bedienen, die Ausführung dieses Versuchs hat auf jeden Fall noch Potenzial.


Mein Fazit:
Dann doch lieber der nächste Kluftinger

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