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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Eine Biographie in Rezepten!

Geschmack pur!
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in ungewöhnlicher Ansatz ist es, den der Sternekoch Thomas Rach hier mit seinem neuen Kochbuch verfolgt.

Es macht uns alle, die wir ihm auf seinen vielen von Rezepten flankierten Stationen des Lebens ...

in ungewöhnlicher Ansatz ist es, den der Sternekoch Thomas Rach hier mit seinem neuen Kochbuch verfolgt.

Es macht uns alle, die wir ihm auf seinen vielen von Rezepten flankierten Stationen des Lebens begleiten, zu seinen Reisegefährten. Nicht nur durch die Restaurants, in denen er sein Handwerk erlernte bzw. in späteren Jahren arbeitete, sondern auch in die Küche seiner Mutter und das Hamburger Kinocafé, in dem er während des Studiums jobbte. Hier gibt es die Möglichkeit, schnelle, schlichte und mehr als schmackhafte Rezepte auszuprobieren, aber wer Lust hat, kann ihm bis in die Sterneküche folgen und dort das ein oder andere Gericht nachkochen.

Das werde ich nicht tun: ich werde die Beschreibungen wie bisher genießen, mich an den Fotos laben, die Erlebnisse des Meisterkochs immer wieder verfolgen. Aber es gibt auch so genug Leckeres und nicht zu anspruchsvolles, was ich uns hier zu Hause gönnen kann.

Ein interessanter, stellenweise auch bewegender und rührender Ansatz. Auf jeden Fall etwas sehr Besonderes.

Veröffentlicht am 01.05.2022

Zwei Schwestern - zwei Schicksale

Die Wahrheit und andere Erinnerungen
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Dieses Buch handelt von den Schwestern Nicole und Samantha, die in jungen Jahren mit ihrer Mutter in einen Autounfall verwickelt waren, der zwar glimpflich ausging, aber dem Leben aller Beteiligten eine ...

Dieses Buch handelt von den Schwestern Nicole und Samantha, die in jungen Jahren mit ihrer Mutter in einen Autounfall verwickelt waren, der zwar glimpflich ausging, aber dem Leben aller Beteiligten eine neue Richtung gab. Denn danach trennten sich die Eltern Tina und Craig und die Töchter wuchsen jeweils bei einem Elternteil auf.

Ein Roman in Rückblenden, geschildert aus den Perspektiven beider Schwestern, doch auch andere Sichtweisen werden eingeblendet: die von den Partnern der Schwestern, der Eltern und der beiden anderen Frauen des Vaters.

Ich war sicher, dass dies ein trauriger Roman ist, doch das ist nicht der Fall. Stellenweise natürlich, doch ist es auch ein Buch, das neue Welten im Leben ganz normaler Menschen entdeckt, vieles aufdeckt, das man nie für möglich gehalten hätte.

Ein Buch über Wahrheiten und Lügen - und darüber, wie man sich selbst am meisten belügen kann. Die australische Autorin Imbi Neeme ist eine kraftvolle Stimme, die für Frauen aller Kontinente spricht. So sehe ich das jedenfalls!

Veröffentlicht am 25.04.2022

Ein warmherziges und kluges Buch

Großer Panda und Kleiner Drache
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Der große Panda und der kleine Drache sind gemeinsam unterwegs. Sie sind Weggefährten, ja Freunde.

Wie in vielen solchen Zweierkonstellationen nehmen sie jeweils eine Rolle ein: der kleine Drache ist ...


Der große Panda und der kleine Drache sind gemeinsam unterwegs. Sie sind Weggefährten, ja Freunde.

Wie in vielen solchen Zweierkonstellationen nehmen sie jeweils eine Rolle ein: der kleine Drache ist der Zweifler, der Ängstliche, der große Panda hingegen derjenige, der stets die positive Perspektive zu formulieren vermag. Er sieht das Gute in jeder Entwicklung und vermag es eindringlich und klug zu formulieren.

Durch die Zweifel und die Gedanken des kleinen Drachen erst auf den Weg gebracht, formuliert der große Panda ganz wundervolle Ideen und Gedanken.

So ermutigt er bspw. den kleinen Drachen, seinen eigenen Weg zu finden, auch wenn dieser von anderen nicht gemocht wird. In dem Fall sei es vorzuziehen, andere zu verlieren statt sich selbst. Am besten hat mir die Antwort des Großen Panda auf die Frage des kleinen Drachen, was er denn tue (S.63) gefallen. "Keine Ahnung", sagt der Große Panda, "aber es macht großen Spaß".

Genauso viel Spaß bereitet das Durchblättern, Schauen und Lesen durch dieses lebenskluge und so warmherzige Buch!

Veröffentlicht am 22.04.2022

Die Verflechtungen der Familie Garrett

Eine gemeinsame Sache
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Wie schade ist es oft, wenn Titel nicht aus dem Original übersetzt werden, hier "The French Brade", also der französische Zopf. In dem bereits so undenkbar viele Verflechtungen enthalten sind, dass man ...

Wie schade ist es oft, wenn Titel nicht aus dem Original übersetzt werden, hier "The French Brade", also der französische Zopf. In dem bereits so undenkbar viele Verflechtungen enthalten sind, dass man sie kaum zählen.

So ist es auch in der Familie Garrett? Oder sind es eher kaum welche? Manchmal kommt es dem Leser so vor, doch es sind die Verflechtungen, die Windungen, auf denen wieder und immer wieder in den Familienclan zurückgefunden wird.

Mutter, Vater und drei Kinder; zwei Töchter, ein Sohn. Groß der Unterschied zwischen den älteren Mädchen und dem kleinen Bruder. Fremd auch die jeweiligen Welten, aber nicht nur zwischen alt und jung: Manchmal kommt es mir beim Lesen so vor, als würde jedes einzelne Familienmitglied auf einem eigenen Planeten in der Galaxis schweben - vielleicht verloren, vielleicht einsam. Vor allem jedoch in seinem ureigenen Modus.

Der hier jedem zu eigen ist: vor allem fährt die Mutter der Familie, eine Art Freizeit-Künstlerin, aus der dann aber mehr wird, von Beginn an ihren eigenen Stiefel: sie kocht nicht, sie kümmert sich um die Kinder, nur wenn sie nicht malt und vor allem verhilft sie sich quasi sukzessive nicht nur zu einem eigenen Atelier, sondern zu einem eigenen Heim. Oh, wie ich sie beneide.

Man sieht also: Eigenständigkeit einer Frau kann Emanzipation sein, sie muss es aber nicht. Es kann auch um Selbstentfaltung, um einen eigenen Weg gehen, ohne etwas vernachlässigen zu wollen. Was man dann zwangsläufig doch tut.

Dies nur als ein Beispiel für den Entwurf eines Charakters durch die großartige Anne Tyler. Dieser Roman enthält noch so manch anderen und ein jeder ist die Lektüre wert! Probieren Sie es aus, es lohnt sich unbedingt!

Veröffentlicht am 19.04.2022

Krass, krasser, am krassesten

Welten auseinander
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Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.

Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern ...

Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.

Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern - nein, doch nicht ganz, denn Julia hat eine Zwillingsschwester - verbringen wollte. Das Leben bei ihr war ihr in jederlei Hinsicht zu ungeregelt, ja: zu verlottert.

Dann besser eigene Wege gehen, so gut es möglich ist. Und zwar welche zwischen Ost und West. Julia Francks Leben klingt wie ein Märchen und möglicherweise - ich würde es ihr wünschen, wenn das an den richtigen Stellen so wäre - ist es das auch. Denn auf dem Umschlag steht "Roman" und in diesem literarischen Format ist bekanntlich Fiktives enthalten.

Aber so viel habe ich verstanden: eine sehr begabte Frau, die viel Schmerz mit sich herumträgt, hat diesen Roman verfasst und ich habe ihn mit Faszination gelesen. Teilweise hat sich der Schmerz, das Leid von Generation auf mich übertragen und mich sowohl niedergedrückt als auch inspiriert. Ein kraftvolles Buch, dessen Leser ebenfalls viel Kraft benötigen. Aber es lohnt sich. Unbedingt!