Warmherziger und witziger Kinderroman mit Tiefgang
Auf dem Gipfel wachsen ChinanudelnDer 11-jährige Elmo lebt mit seiner Mutter und der älteren Schwester Nelly im Berliner Stadtbezirk Neukölln. Vor kurzem wurde Elmos Leben von einer unfassbaren Tragödie überschattet: Eine fehlerhaft funktionierende ...
Der 11-jährige Elmo lebt mit seiner Mutter und der älteren Schwester Nelly im Berliner Stadtbezirk Neukölln. Vor kurzem wurde Elmos Leben von einer unfassbaren Tragödie überschattet: Eine fehlerhaft funktionierende Ampel trug dazu bei, dass sein geliebter Bruder Berthold beim Überqueren der Straße tödlich verunglückte. Elmo zieht sich in seiner Trauer zurück und verlässt nicht mehr das Haus. Doch eines Tages steht im Innenhof ein fremder Hund, der im Sturm Elmos Herz erobert. Die beiden werden dicke Freunde. Elmo, der ein passionierter Hobby-Detektiv ist, beschließt, den Hundebesitzer ausfindig zu machen und wagt sich wieder auf die Straße, ohne zu ahnen, dass er schon bald seinen ersten Fall in Auftrag bekommt...
Das Autorenduo Sebastian Kiefer und Benjamin Tienti hat einen einen Kinderroman geschrieben, der mich persönlich positiv überrascht hat. Zwar fand ich die Handlung etwas verwirrend und vermisste am Ende eine klare Auflösung, trotzdem machte mir die Lektüre viel Spaß. Das lag zum großen Teil an Elmo, der ein lebendiger und äußerst liebenswürdiger Charakter ist, man muss ihn einfach gern haben! Aber auch die anderen Romanfiguren, wie etwa die patente Wurstverkäuferin Hertha oder die megacoole Tuna wachsen einem ans Herz und bleiben im Gedächtnis. Es sind originelle, sogar skurrile Gestalten, die dem Leser begegnen, so bunt und facettenreich wie das Leben selbst. Was mir ebenfalls gut gefällt, ist der Schreibstil: locker und witzig, ich musste häufig schmunzeln. Der besondere Wert des Romans liegt aber meines Erachtens in der Wahl der Themen. Elmos Welt ist keine heile Welt, in der es nur lustig und friedlich zugeht. Die Autoren schrecken nicht davor zurück, über so schwierige Probleme zu schreiben wie der Verlust eines Angehörigen, die Trauerbewältigung oder die körperliche Behinderung bei Kindern. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Leben in einer Familie, die alles andere als intakt ist und wie Kinder es wahrnehmen. Die Autoren nähern sich diesen Problemen sehr einfühlsam, mit Respekt und viel Verständnis. Man merkt, dass diese ihnen nicht fremd sind und so wunderte es mich nicht zu erfahren, dass Benjamin Tienti als Schulsozialarbeiter tätig war.
Zum Schluss möchte ich noch die gelungene graphische Gestaltung des Buches erwähnen. Das tolle Cover und lustige Innenillustrationen von Stephan Pricken machen gute Laune und sind eine schöne Ergänzung zum Roman.
Fazit: Witzig und unterhaltsam, aber auch tiefgründig – das Lesen lohnt sich! Aus meiner Sicht allerdings erst ab ca. 10-11 Jahren geeignet.