Ein beeindruckendes Leben
Ich muss ja sagen, dass ich mich der Titel „Miss Dior“ etwas in die Irre geleitet hat, denn ich dachte ich würde eine Biographie über Christian Diors Schwester lesen. Doch wie die Autorin bereits zu Anfang ...
Ich muss ja sagen, dass ich mich der Titel „Miss Dior“ etwas in die Irre geleitet hat, denn ich dachte ich würde eine Biographie über Christian Diors Schwester lesen. Doch wie die Autorin bereits zu Anfang klarstellt ist wenig privates aus dem beeindruckenden Leben von Catherine Dior bekannt und somit ist das Buch eher eine historische Schilderung vor dem Hintergrund der Dior-Familiengeschichte. Eckdaten aus Diors Leben werden mit allgemeinen Informationen zum geschichtlichen Hintergrund und Zeugenberichten ausgekleidet.
Zum Inhalt: Autorin Justine Picardie reist durch Frankreich, besucht Archive und die wichtigsten Orte im Leben der Familie Dior. Sie schildert die frühen Jahre der Familie, die Zeit während des Krieges und der deutschen Besatzung und den Aufstieg der Modeschöpfers Christian Dior nach Ende des zweiten Weltkrieges. Aus alten Aufzeichnungen und Interview trägt sie beeindruckende Geschichte von Catherine Dior zusammen, die für die Widerstandsbewegung aktiv war, auch unter Folter keine Geheimnisse preis gab, das KZ überlebt und ihrem Bruder zeitlebens Inspiration war.
Wenn man den Namen „Dior“ hört denkt man unwillkürlich an Christian Dior. Der Name ist untrennbar mit der Modewelt verknüpft. Über seine Geschwister hatte ich mir nie viele Gedanken gemacht und so war ich neugierig mehr über die Schwester zu erfahren, die dem berühmten Duft „Miss Dior“ seinen Namen gegeben hat. Allerdings gibt es wenig private Informationen über Catherine Dior, sodass sich das Buch letztlich doch hauptsächlich mit Christian und der französischen Geschichte im zweiten Weltkrieg allgemein beschäftigt.
Was mir wirklich gut gefallen hat, waren die vielen abgedruckten Fotos, die nicht nur dazu beigetragen haben, sich ein Bild von Catherine und Christian zu machen, sondern auch die teils sehr beklemmenden Schilderungen aus der Kriegszeit aufgelockert haben.
Letztendlich hat das Buch historisch gesehen nicht viel neues erzählt. Die Schilderungen gibt es so oder so ähnlich auch in den Werken anderer Zeitzeugen und Historiker. Dieses Buch gibt den Geschehnissen einen prominenten Rahmen. Die Schilderungen sind detailliert, teils grauenhaft und erschreckend und waren mir an manchen Stellen zu viel des „Namedroppings“. So wird beispielsweise in einer sehr langen Passage immer wieder geschildert wer alles von den deutschen Besatzern gefoltert wurde. Natürlich sollten die Menschen, die für die Freiheit von Frankreich alles geopfert haben nicht in Vergessenheit geraten, aber für den Leser erschließen sich aus der mehrfachen Nennung diverser Namen keine neuen Informationen und die Kapitel wurden dadurch zäh in die Länge gezogen.
Ansonsten fand ich die Einblicke in Dior Welt sehr spannend und das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn es nicht ganz das war, was ich erwartet hatte. Ich schwanke daher zwischen 3 und 4 Sternen.