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Veröffentlicht am 04.06.2017

Zeiten des Umbruchs

Als wir unsterblich waren
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Eine Stadt, zwei Frauen, zwei mal Zeiten des Umbruchs: Charlotte Roths Roman „Als wir unsterblich waren“ beginnt am 9. November 1989 in Ostberlin. Die Mauer zwischen Ost- und Westberlin fällt. Studentin ...

Eine Stadt, zwei Frauen, zwei mal Zeiten des Umbruchs: Charlotte Roths Roman „Als wir unsterblich waren“ beginnt am 9. November 1989 in Ostberlin. Die Mauer zwischen Ost- und Westberlin fällt. Studentin Alexandra wird von den feiernden Menschen mitgerissen und stolpert direkt in die Arme des Westberliners Oliver. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch als Alexandra Oliver ihrer Großmutter vorstellt, reagiert diese nahezu hysterisch. Ein Sprung ins Jahr 1912: Paula ist 16 Jahre alt und verbringt unbeschwerte Sommertage mit ihrer Clique am Berliner Wannsee. Sie himmelt den charismatischen Clemens an, der zwar aus gutem Hause kommt, sich aber unerbittlich für die Arbeiterbewegung einsetzt. Auch Paula wird schon bald politisch aktiv und tritt den Sozialdemokraten bei. Doch düstere Zeiten stehen bevor, denn Deutschland schreitet auf den 1. Weltkrieg zu.

Auf den ersten Blick ist „Als wir unsterblich waren“ ein sehr gut recherchierter historischer Roman, in dem vor allem die Ereignisse in Deutschland zwischen den Jahren 1912 und 1933 beleuchtet werden. Dabei konzentriert sich Roth vor allem auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokraten zum Ende des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik. Detailliert und präzise erzählt Roth vom Elend der Arbeiter in Berlin, von den Klassenkämpfen und Protestbewegungen. Sie zeigt auf, wie sich die Ereignisse nach dem verheerenden 1. Weltkrieg zuspitzen und es schließlich zu der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kommen konnte. Auch erzählerisch fand ich den Roman in gewisser Weise gelungen: Roth erzählt leicht, intensiv und sehr anschaulich. Dennoch konnte mich der Roman nicht richtig mitreißen und überzeugen. Das hat sowohl sprachliche als auch inhaltliche Gründe. So fand ich gerade die Dialoge der Figuren zum Teil sehr affektiert und gedrechselt. Regelrecht genervt haben mich auch die vielen Kosenamen, mit denen einige der Protagonisten ständig betitelt wurden. Eine kleine Auswahl: Funkelstern, Paula Klein, Schwämmchen, Süppchen, Zwerg... Auch das wirkte einfach nur aufgesetzt.

Zu den inhaltlichen Kritikpunkten: Während die Geschichte von Paula zwischen den Jahren 1912 und 1933 recht interessant und gut ausgearbeitet ist, hätte man sich die Rahmenhandlung rund um Alexandra echt sparen können. Alexandra bleibt die ganze Zeit ein sehr unscheinbarer Charakter. Generell ist der komplette Erzählstrang extrem konstruiert und unrealistisch: Klar, Liebe auf den ersten Blick und dann gibt es auch gleich noch eine Verbindung zwischen den beiden Familien. Der Mauerfall und die Wende bleiben auch nur eine blasse Randnotiz. Umso ärgerlicher, dass der Klappentext hierbei eine ganz andere Erwartungshaltung aufbaut: Man erwartet tatsächlich einen Roman über das Leben zweier Frauen in unterschiedlichen historischen Zeiten. Wer sich allerdings eine Geschichte über die Wende erhofft, wird bitterlich enttäuscht. Der Versuch zwei Generationen in einem Buch miteinander zu verbinden ist Roth meiner Meinung nach misslungen. Generell hätte dem Roman auch etwas mehr Spannung gut getan.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Das Streben nach Perfektion

Die nachhaltige Pflege von Holzböden
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Nein, keine Angst, hinter dem Titel versteckt sich keine Gebrauchsanweisung aus dem Baumarkt – auch wenn Holzböden in dem Debütroman von Will Wiles tatsächlich eine große Rolle spielen. Doch es geht auch ...

Nein, keine Angst, hinter dem Titel versteckt sich keine Gebrauchsanweisung aus dem Baumarkt – auch wenn Holzböden in dem Debütroman von Will Wiles tatsächlich eine große Rolle spielen. Doch es geht auch noch um so viel mehr.

Alles fängt damit an, dass der Ich-Erzähler in eine osteuropäische Stadt reist, um für ein paar Tage auf die Wohnung und die Katzen seines Studienfreundes Oskar aufzupassen. Dieser weilt derweil in Kalifornien, um seine Scheidung zu regeln. Was sich so harmlos anhört, steuert aber bald auf eine Katastrophe zu. Kaum betritt der Erzähler Oskars exquisit eingerichtete Wohnung, fallen ihm schon die unzähligen Notizzettel überall auf. Oskar, immer schon sehr pedantisch, hat in allen Ecken Anweisungen für seinen Wohnungshüter hinterlassen, damit auch ja nichts schief geht. Besonders der kostbare und überempfindliche Holzboden aus französischer Eiche darf keinen Schaden nehmen. Nur dumm, dass der Erzähler das absolute Gegenteil von Oskar ist – nämlich sehr chaotisch. Und so kommt, was kommen muss. Der Erzähler stolpert von einem Schlamassel ins nächste. Fast hat man schon Mitleid mit dem Protagonisten, wenn man ihn dabei beobachtet, wie er versucht, seine Missgeschicke auszubügeln und alles nur noch schlimmer macht. Auch wenn sich das jetzt alles stark nach Slapstick anhört, ist es das aber auf keinen Fall. Im Gegenteil: der Roman steckt zwar voller rabenschwarzem, britischem Humor, der kommt allerdings eher versteckt daher. Generell ist der Roman sogar recht ruhig. Wer also Comedy á la Mr. Bean erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein. Was den Leser aber durch die Geschichte gleiten lässt, ist der ausgefeilte, niveauvolle Erzählstil. Und am Ende stellt sich heraus, dass es die ganz Zeit um viel mehr ging als um den Holzboden – nämlich um Freundschaft und das Streben nach Perfektion.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Etwas zu viel Dramatik

Die Winterrose
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Nach „Die Teerose“ ist „Die Winterrose“ der zweite Teil von Jennifer Donnellys Rosentrilogie. Eigentlich ist der Roman keine direkte Fortsetzung, weil die Geschichten in sich abgeschlossen sind. Trotzdem ...

Nach „Die Teerose“ ist „Die Winterrose“ der zweite Teil von Jennifer Donnellys Rosentrilogie. Eigentlich ist der Roman keine direkte Fortsetzung, weil die Geschichten in sich abgeschlossen sind. Trotzdem rate ich, zuerst den ersten Teil zu lesen – denn es wird doch recht viel Bezug zu Figuren aus „Die Teerose“ genommen und auch die Hintergründe der männlichen Hauptfigur kann man so wohl besser verstehen. „Die Teerose“ habe ich vor circa drei Jahren gelesen und war damals sehr begeistert von dem Buch. Meine Erwartungen an „Die Winterrose“ waren also sehr hoch. Ich kann schon mal sagen: die Geschichte war in der Summe ganz unterhaltsam und spannend, an seinen Vorgänger kommt der Roman aber bei weitem nicht heran. Da gab es dann doch einfach zu viele Schwächen.

Wieder einmal entführt Donnelly ihre Leser nach London um 1900 und wieder einmal steht eine starke Frau im Mittelpunkt der Handlung: India Selwyn-Jones, eine junge Adelige, hat seit ihrer Kindheit einen Traum: Sie möchte als Ärztin arbeiten und somit vor allem den Leuten in den Londoner Arbeitervierteln helfen. Obwohl von ihr vielmehr erwartet wird, dass sie heiratet und ihrem Mann Erben schenkt, setzt sie sich durch und beginnt gleich nach ihrem Studium bei einem Arzt in Whitechapel zu arbeiten, einem der ärmsten Viertel in London. Dort erkennt sie bald, dass Wunsch und Realität oft sehr weit auseinanderliegen. Und sie lernt dort auch den gefürchteten Gangsterboss Sid Malone kennen – und natürlich lieben. So nimmt das Drama seinen Lauf, denn India ist eigentlich mit Freddie Lytton, einem aufstrebenden Abgeordneten, verlobt, der seit langem Sid Malone das Handwerk legen will und generell recht verschlagen ist.

Donnelly schreibt sehr fesselnd und bildlich. Vor allem das Leben und die Probleme der Menschen in den Londoner Armenviertelen beschreibt sie sehr plastisch und lebendig. Auch über die medizinische Versorgung zu jener Zeit erfährt man zu Beginn des Romans einiges. Mit India und Sid hat die Autorin auch zwei sehr tolle und liebenswürdige Protagonisten geschaffen, mit denen man einfach gerne mit bangt. Ab der zweiten Hälfte entwickelt sich die Geschichte aber dann in eine Richtung, die mir nicht mehr so gefallen hat. Ja natürlich, die Geschichte lebt von Dramatik, Intrigen und Spannung, aber ab der zweiten Romanhälfte übertreibt es Donnelly damit einfach. Indias Leben scheint einfach nur noch eine Dauertragödie zu sein, dazu kommt noch eine Reihe von unglaubwürdigen Zufällen. Das war mir alles einfach zu konstruiert und etwas zu over the top. Etwas unnötig fand ich dann noch den Handlungsstrang um Seamus und Willa. Den hat Donnelly wohl eingebaut, weil es im dritten Teil „Die Wildrose“ um die beiden geht. Dieser Handlungsstrang hat den Roman aber nur künstlich in die Länge gezogen. Das Ende hingegen ist zwar leicht kitschig, hat mich dann aber doch wieder sehr berührt.

Fazit: „Die Winterrose“ ist ein unterhaltsamer, spannender Roman mit viel Dramatik und Kitsch. An seinen Vorgänger kommt er leider nicht heran. Während „Die Teerose“ noch mehr historischer Roman war, bewegt sich „Die Winterrose“ schon sehr stark in Richtung Soap Opera. Den dritten Teil der Trilogie werde ich wohl nicht mehr lesen.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Abgedroschen

Zwetschgendatschikomplott
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Die größte Kunst bei Reihen und Serien ist es, diese lange und auf gleichbleibendem Niveau am Leben zu erhalten. Rita Falk hat das bislang mit ihrer urig-bayerischen Provinzkrimireihe um den Dorfpolizisten ...

Die größte Kunst bei Reihen und Serien ist es, diese lange und auf gleichbleibendem Niveau am Leben zu erhalten. Rita Falk hat das bislang mit ihrer urig-bayerischen Provinzkrimireihe um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer ganz gut geschafft. Mit dem sechsten Teil „Zwetschgendatschikomplott“ beginnt sie aber nun zu schwächeln. Schade – aber im Vergleich zu den Vorgänger-Bänden hat mich dieser sechste Teil ziemlich enttäuscht. Ja, wir treffen wieder auf die kultig gewordenen Charaktere: Die Oma ist zum Beispiel wieder mit von der Partie und auch Franz´ Ex-Kollege Rudi Birkenberger. Aber irgendwie wirken die Figuren diesmal recht lieblos gezeichnet. Die Sprüche, die sie klopfen, sind die gleichen wie immer und überhaupt wirkt alles so ein bisschen abgedroschen und wie schon gehabt. Der sonst so sarkastische, schwarze, ganz eigene Humor der Serie kommt diesmal auch nicht richtig zum Tragen – zumindest ich konnte bei diesem Teil fast gar nicht lachen. Der Mordfall ist bei dieser Reihe ja schon immer eher Nebensache, trotzdem hätte man ihn nicht so fad erzählen müssen. Ganz zum Schluss wurde es dann ein bisschen spannend, weil sich dann auch in Franz´ Privatleben etwas tut. Im Großen und Ganzen leider der schwächste Teil der Serie – viel zu lieblos und blass gestrickt. Ich hoffe sehr, dass der 7. Band, der ja auch schon erschienen ist, wieder besser ist. Vielleicht sollte Franz wieder komplett in sein Dorf Niederkaltenkirchen zurückkommen und nicht mehr in München arbeiten müssen.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Die Reihe beginnt zu schwächeln

Leberkäsjunkie
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Dem Franz Eberhofer ist die Luft ausgegangen. Und das diesmal wirklich im doppelten Sinne. Im 7. Band der lustigen Krimireihe um den bayerischen Dorfpolizisten hat Franz mit gesundheitlichen Problemen ...

Dem Franz Eberhofer ist die Luft ausgegangen. Und das diesmal wirklich im doppelten Sinne. Im 7. Band der lustigen Krimireihe um den bayerischen Dorfpolizisten hat Franz mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und bekommt von seinem Hausarzt prompt eine strenge Diät verordnet. Dass das den Leberkäsjunkie Franz nicht gerade freut, kann man sich denken. In seinem Privatleben läuft es gerade auch nicht sehr rund. Zu allem Überfluss brennt es dann auch noch in der Pension der Mooshamer Liesl und eine Fremde kommt dabei ums Leben. Und schon steckt der Franz mittendrin in Ermittlungen. Den eigentlichen Reiz der Eberhofer-Krimis macht vom ersten Band an nicht der Kriminalfall aus, sondern vielmehr die Anekdoten aus dem Dorfleben mit all seinen urigen, kultigen Einwohnern. Allen voran natürlich dem Franz und seiner Familie. Im 7. Band konnte mich allerdings weder das eine noch das andere richtig überzeugen. Die Krimihandlung ist einfach nur lahm und kommt überhaupt nicht in Schwung. Zu 80 Prozent geht es im Roman um Franz´ Cholesterinspiegel und seine Diät, gegen die er natürlich laufend verstößt. Und so verfolgt man seitenweise, wie der Franz Leberkässemmeln, Currywürste oder Kaiserschmarrn in sich reinstopft. Für mich hat die Reihe ja schon ab dem 6. Band geschwächelt. „Leberkäsjunkie“ ist aber fast noch eine Nummer schwächer. Der sonst so schwarze, derbe Humor der Reihe ist eigentlich überhaupt nicht vorhanden. Ich zumindest konnte kein einziges Mal lachen: Es sind immer wieder die gleichen Sprüche, es ist immer wieder die gleiche Leier: Franz hat Stress mit der Susi, der Papa kifft und hört Beatles in Horrorlautstärke, die Oma hört schlecht, bekommt aber trotzdem alles mit und der Flötzinger betrügt seine Frau. Klar lieben wir den Franz so wie er ist, aber dass jemand über sieben Bände hinweg so gar keine Wandlung durchmacht, ist auch komisch. So sehr ich die Reihe am Anfang geliebt habe, so sehr hat sie mich diesmal gelangweilt und genervt. Schade. Ob ich die Reihe weiterlese bezweifle ich gerade sehr.