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Veröffentlicht am 26.04.2022

Deutschland repräsentieren

Die Diplomatin
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Die Diplomatin Fred kann nach den Erlebnissen in Bagdad einen ruhigeren Posten gebrauchen, diesen bekommt sie in Montevideo. Hier ist eher die Ruhe anstrengend, es wird über die richtigen Würstchen zur ...

Die Diplomatin Fred kann nach den Erlebnissen in Bagdad einen ruhigeren Posten gebrauchen, diesen bekommt sie in Montevideo. Hier ist eher die Ruhe anstrengend, es wird über die richtigen Würstchen zur Feier diskutiert und ob die Musik mit oder ohne Gesang sein sollte.
Als eine Mutter das Verschwinden ihrer Tochter meldet, die normalerweise aktiv auf Instagram ist, wendet sich das Blatt. Es stellt sich heraus, dass es auch im beschaulichen Uruguay Verbrechen gibt. Obwohl Fred kein Fehlverhalten vorzuwerfen ist, wird sie in die deutsche Zentrale abberufen.

Der Erzählton wechselt hier von sarkastisch ins betroffene. Die Sprecherin Bettina Hoppe bringt den Wechsel zwischen Alltag und dem Drama um die junge Frau gut auf den Punkt.

Nach einiger Zeit in Deutschland darf Fred als Konsulin nach Istanbul. Nach Bagdad, Montevideo und Deutschland wieder ein neues Parket in dem ganz andere Verhaltensanforderungen. Hier ist aufgrund der brisanten politischen Lage tatsächlich Diplomatie gefragt, die Fred einiges abverlangt. Die Besuche bei Gericht und im Gefängnis stehen im Gegensatz zu stattfindenden Feiern, bei denen genau geschaut wird, wer sich wie verhält.
Fred trifft einen Reporter aus Montevideo wieder und setzt sich sehr für eine inhaftierte Schriftstellerin und ihren Sohn ein. Ihre Lage wird aufgrund ihrer Einstellung, den persönlichen Beziehungen und den diplomatischen Anforderungen für sie zu einem Drahtseilakt. Sie muss sich entscheiden ob sie Partei ergreift und wie sie ihr Amt ausüben möchte. Nicht nur Kollegen beobachten sie sehr genau.
Das Hörbuch gefiel mit größtenteils sehr gut. Ab und an gab es ein paar Längen, die aber nicht weiter ins Gewicht fielen. Letztendlich wird leider nicht auf den Punkt gebracht, wie genau sich Freds Entscheidungen auswirkten. Einiges wird angedeutet, aber das Meiste bleibt unklar. Statt dessen wird Freds Beziehung zur Mutter unter die Lupe genommen. Den Schwenk in diese Beziehung und die Vergangenheit der Beiden, um zu erklären, wer warum wie tickt, hätte ich nicht gebraucht.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

zwei in eins

Der Tote aus Zimmer 12
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Susan Ryeland ermittelt zum zweiten Mal. Der Band kann aber unabhängig vom Vorgänger "Die Morde von Pye Hall" gelesen werden.
Susan war früher Lektorin, nun ist sie Hotelbesitzerin auf Kreta. Ein Ehepaar ...

Susan Ryeland ermittelt zum zweiten Mal. Der Band kann aber unabhängig vom Vorgänger "Die Morde von Pye Hall" gelesen werden.
Susan war früher Lektorin, nun ist sie Hotelbesitzerin auf Kreta. Ein Ehepaar kontaktiert sie, weil in einem von ihr lektoriertem Buch ein Mordfall beschrieben wird, der sich so ähnlich in ihrem Hotel in England zugetragen hat. Das Ganze ist schon ein paar Jahre her, aber ihre Tochter hat das Buch gerade gelesen und Parallelen entdeckt, die sie zu der Annahme brachten, der Falsche sei damals verurteilt worden. Nun ist die Tochter verschwunden, das Ehepaar in Sorge und möchte den Fall geklärt wissen. Da der Autor verstorben ist, wenden sie sich an die Lektorin. Susan soll den Fall klären und die Tochter wiederfinden.
Horowitz hat hier zwei Kriminalromane in einem Buch vorgelegt, denn der Roman, der hier den Stein ins Rollen bringt, ist komplett integriert. Eine Geschichte in der Geschichte, die Spaß macht und Sinn ergibt. Mir gefiel dieser Aufbau sehr gut. Horowitz schreibt wie immer sehr gekonnt, dennoch gibt es im Mittelteil ein paar Längen und das Ende hätte gerne etwas ausführlicher sein können. Das Cover ist sehr passend, es erschließt sich wenn man den Roman liest. Die Auflösung ist ein wenig in Agatha Christie Stil gehalten und passt sehr gut zu den Fällen.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Coco im neuen Zuhause

Coco Stolperbein
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Coco Stolperbein zieht mit ihren Eltern und der Katze in eine neue Wohnung. In diesem Haus leben auch Frau Richtig und Herr Wichtig, diese beiden machen ihren Namen alle Ehre und sind so spaßbefreit, wie ...

Coco Stolperbein zieht mit ihren Eltern und der Katze in eine neue Wohnung. In diesem Haus leben auch Frau Richtig und Herr Wichtig, diese beiden machen ihren Namen alle Ehre und sind so spaßbefreit, wie man sich das vorstellt. Die kleine Coco hat viele Freiheiten und so spielt sie unbeaufsichtigt im Garten und stellt dabei einiges auf den Kopf, was zu Ärger mit Frau Richtig führt. Als die das Ungemach am nächsten Tag wieder gut machen möchte, malt sie das Haus und das Auto von Herrn Wichtig an. Diese Ereignisse führen aber aufgrund ungeahnter Ereignisse nicht zu neuem Ärger.

Ein sehr niedliches Bilderbuch, mit zurückhaltenden aber schönen Illustrationen. Die Charaktere sind sehr gut getroffen und spiegeln die ihnen zugedachten Charaktereigenschaften perfekt wider. Der Text ist in Reimen gehalten, lässt sich gut lesen und macht Spaß.
Die Aktionen der kleinen Coco sind natürlich nicht in Ordnung und sicherlich hätten die Eltern eingreifen müssen, aber ich glaube nicht, dass sich Kinder hier ein Beispiel nehmen werden.
Die Botschaft für mehr Toleranz kommt sehr gut rüber und wird auch schon von kleinen Lesern verstanden. Eine schöne Botschaft für das aufeinander zugehen und gegen das anonyme nebeneinander her leben.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Bilderbuch mit Botschaften

Die kleine Hummel Bommel – Du kannst fliegen
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Dieses Bilderbuch zur kleinen Hummel Bommel ist sehr hochwertig und aufwendig gestaltet. Der Foliendruck mit Goldelementen wirkt sehr schön und lädt zum Lesen ein. Die Bilder sind sehr reduziert, aber ...

Dieses Bilderbuch zur kleinen Hummel Bommel ist sehr hochwertig und aufwendig gestaltet. Der Foliendruck mit Goldelementen wirkt sehr schön und lädt zum Lesen ein. Die Bilder sind sehr reduziert, aber niedlich und liebevoll. Die kleine Hummel hat menschliche Züge, so dass Kinder sich mit ihr identifizieren können. Auf jeder Doppelseite geht es um eine Situation, in der sie Zuspruch bekommt. Sie wird geliebt, es geht um Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen, Glück und Liebe. Die zwei bis vier Zeilen sind sehr prägnant, richten sich aber von der Botschaft her eher an Erwachsene.

Ein wirklich ansprechendes Bilderbuch, die Sinn übertragenden Botschaften der Texte erschließen sich kleinen Kindern jedoch nicht ohne Anleitung. Wir haben die Bilder gemeinsam betrachtet und dann Geschichten dazu erzählt.

Uns bereitet das Buch viel Freude, wir werden es noch öfter in die Hand nehmen.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Eine persönliche Befreiungsgeschichte aus den Zwängen der Religion

Ultraorthodox
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„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein- Philosoph

Akiva Weingarten wird 1984 in New York in eine ultraorthodoxe Gemeinschaft der Satmarer-Chassidim hineingeboren. ...

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein- Philosoph

Akiva Weingarten wird 1984 in New York in eine ultraorthodoxe Gemeinschaft der Satmarer-Chassidim hineingeboren. Sein Leben ist von Anfang an durch die Regeln und Erwartungen der Gemeinde klar vorgezeichnet und verläuft in engen Bahnen. Schon als Kind leidet er an den zwei Grenzen seiner Welt, der Religion und der Sprache. Er wächst in einer in sich abgeschlossenen Welt auf, die das Anderssein der Anderen fürchtet.

Die Grenzen seiner Welt erdrücken ihn zunehmend. Dennoch wird er, wie es erwartet wird, Rabbiner und heiratet eine junge Frau, die er nicht liebt. Er versucht stetig den Ansprüchen gerecht zu werden und gerät dadurch immer mehr ins Zweifeln. Die Ehe mit Yalda verläuft von Anfang an problematisch, sie ist ihm geistig keine Partnerin, kann den Haushalt nicht führen und ist nicht in der Lage sich von ihrem schwierigen Elternhaus zu lösen. Das toxische Verhältnis zur Mutter prägt sie und diese Erfahrungen übertragen sich in den Alltag der jungen Ehe. Auch die drei Kinder schenken dem zweifelnden Mann keinen Grund zu bleiben. Und so zieht Akiva schließlich allein nach Deutschland und lässt seine Familie in Israel zurück.

Dieser Bruch mit seiner Frau und der Gemeinschaft verlief natürlich problemlos. Über seine Entwicklung, die Zweifel und den Aufbruch in ein neues Leben schreibt Akiva Weingarten in diesem autobiografischen Roman. Er versteht es einen leichten Ton anzuschlagen, so dass man trotz der vielen Fachbegriffe, die gut erläutert werden, locker durch die Seiten kommt.

In Berlin ist das Leben zunächst problematisch, es ist nicht einfach eine Bleibe zu finden. Um seine Scheidung von Yalda durchzusetzen, muss er vor ein belgisches Gericht. Auf dem Weg dorthin macht er eine Zufallsbekanntschaft, die ein Wendepunkt für ihn werden soll.

Akiva Weingarten beschreibt sein Leben sehr lebendig und auch die Reaktionen seines persönlichen Umfeldes auf seinen Ausbruch. Ich fand die Lektüre sehr interessant und die vielen Einblicke in die beiden fremden Welten waren spannend. Die persönliche Entwicklung des Autors, aber auch seiner Familie, sind wurden aufschlussreich geschildert.

Ein Ausflug in eine fremde Welt, in die man aufgrund der starken Abschottung und Regeln sonst keinen Einblick nehmen kann.

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