Literarischer Leckerbissen
Palak Gosht nach Punjabi-Art gegart, Aloo Gobi Adhraki mit leichter Ingwernote – für Maravan, einen tamilischen Asylbeweber und leidenschaftlichen Koch, gibt es nichts Schöneres als die indische Küche. ...
Palak Gosht nach Punjabi-Art gegart, Aloo Gobi Adhraki mit leichter Ingwernote – für Maravan, einen tamilischen Asylbeweber und leidenschaftlichen Koch, gibt es nichts Schöneres als die indische Küche. Doch in der Realität arbeitet er als Hilfskraft im Zürcher Sternelokal Chez Huwyler. Als er seiner Kollegin Andrea bei einem Rendezvous ein aphrodisisches Menü kocht, ermutigt sie ihn dazu, ein gemeinsames Catering für Liebesmenüs zu eröffnen. Zu Beginn kochen durch Vermittlung einer Sexualtherapeutin nur für Paare, die wieder das Feuer in der Beziehung zu entflammen versuchen, aber der Erfolg von „Love Food“ spricht sich bald herum: Wirtschaftsmogule, Politiker, Waffenhändler, alle wollen sich der kulinarischen – und letztlich auch physischen – Liebe hingeben. Schnell wird es Maravan zu viel, das Catering zu anrüchig, doch er braucht das Geld, um seiner Familie in Sri Lanka zu helfen.
Wer denkt, in dieser Geschichte ginge es lediglich ums Kochen, das Verführen, den feinen Gaumen, der täuscht: Martin Suter hat mit seinem unvergleichlichen schweizerischen Charme ein modernes Märchen komponiert, das unter dem Deckmantel einer seichten Liebesgeschichte intensive Themen behandelt. Neben dem damals schon länger andauernden Bürgerkrieg in Sri Lanka, der Maravans Familie direkt betrifft, beeinflussen die zeitaktuellen Geschehnisse im Jahr 2008 Handlungsverlauf und -intentionen, seien es die Wahl von Präsident Obama oder der Börsencrash der Lehman Brothers. Sprachlich brilliant und mit erzählerischer Finesse beschreibt er, wie Maravan und Andrea ihren Catering-Service etablieren, mit welchen Problemen er zu kämpfen hat und nicht zuletzt, welche grandiosen Gerichte er für „Love Food“ zaubert. Alleine bei der Vorstellung wurde mein innerer Pawlow’scher Hund wach und verlangte sehnsüchtig nach indischem Essen. Die Charaktere bilden ein bunt-diverses Potpourri und fügen sich optimal in die komplexe Handlung ein. Teils zog sich diese ein wenig in die Länge, aber letztlich hat mir die Geschichte rund um Maravan und seine Kochkünste sehr gefallen.
Vielen Dank an den @diogenesverlag für das #Rezensionsexemplar!