Fantastisches Buch mit einer kleinen Schwäche, 4,5 Sterne
Vor wenigen Wochen habe ich den Auftaktband "Der Kuss der Lüge" von Mary E. Pearson gelesen und geglaubt bzw. gehofft, endlich mal wieder eine neue Lieblingsreihe gefunden zu haben. Genau deshalb habe ...
Vor wenigen Wochen habe ich den Auftaktband "Der Kuss der Lüge" von Mary E. Pearson gelesen und geglaubt bzw. gehofft, endlich mal wieder eine neue Lieblingsreihe gefunden zu haben. Genau deshalb habe ich mich unglaublich gefreut, Teil 2 schon kurz darauf in den Händen halten und auf Herz und Nieren prüfen zu dürfen. Heute möchte ich Euch erklären, wieso er mich größtenteils komplett überzeugt, aber in einer Hinsicht auch ein klein wenig enttäuscht hat.
Der Einstieg fiel mit sehr leicht, da die Geschichte mit einer Szene beginnt, auf die ich schon im ersten Band sehnsüchtig gewartet habe: Lia trifft auf den Komizar und nimmt das erste Mal eine Kostprobe, wie es dieser eine Mann schafft, einem ganzen Kontinent das Fürchten zu lehren. Ein undurchschaubarer Charakter tritt auf den Spielplan, der in seiner Bösartigkeit selbst mit den Schlimmsten der schlimmen Antagonisten mithalten kann, wie z.B. mit der Kommandantin aus "Elias & Laia" oder mit Präsident Snow aus "Die Tribute von Panem". Seine Wenigkeit konnte sogar gekonnt darüber hinwegtrösten, dass ich mich ansonsten nicht mehr an alles und jeden erinnern konnte. Bei wem das Lesen des Vorgänger also länger her ist als bei mir - und bei mir war es schon nur ein Monat -, der wird sicher nichts mehr mit den Namen Finch, Griz, Dihara, Reena, Natiya oder Greta anfangen können. In diesem Fall kann ich nur empfehlen: Lest den ersten Band direkt vorher noch ein zweites Mal!
Im Großen und Ganzen lässt es "Das Herz des Verräters" eher ruhig angehen: Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf der Ausarbeitung der Protagonisten und der düsteren Atmosphäre und ich kann mir durchaus vorstellen, dass genau dies manche Leser als langweilig bezeichnen werden. Ja, ich würde das sogar verstehen, aber es traf keinesfalls und unter gar keinen Umständen auf mich selbst zu. Meine Gefühl lässt sich schlecht beschreiben, aber es gibt einfach so Bücher, bei denen der Inhalt vollkommen egal ist, da man sich mit den Protagonisten einfach nur wohlfühlt. Manche Autoren könnten sicher genau dasselbe wie Mary E. Pearson auf deutlich weniger Seiten erzählen, aber ich habe mich einfach nur gefreut, Lia, Kaden und Rafe so noch etwas länger begleiten zu dürfen.
Besonders Lia ist eine erfrischende Frau, die es in Jugendbüchern so wirklich selten gibt. Stark ist wohl das Adjektiv, das sie am besten beschreibt, obwohl ich nicht körperlich sondern seelisch und moralisch stark meine. Ein wenig überrascht, hat mich die langsame Anbahnung einer Dreiecksbeziehung, denn davon bin ich eigentlich kein Fan. Da aber sowohl Kaden als auch Rafe durchweg sympathisch sind, könnte ich gut damit leben.
Sicher fragen sich einige von Euch mittlerweile, wo denn nun meine anfangs erwähnte Kritik bleibt - deswegen, hier ist sie: Man muss sich als Leser die Antriebgründe und Pläne aller Nebencharaktere selbst herleiten, was extrem schwierig und anstrengend ist. Trotz der Perspektivwechsel und des langsamen Fortschreitens, hatte ich manchmal das Bedürfnis nach Erklärung seitens der Autorin. So war ich mir nie sicher, ob ich irgendetwas überlesen habe oder es einfach nicht richtig verstehe und im Endeffekt sind einige Fragen offen geblieben.
Fazit:
Alles in Allem kann ich klar bestätigen, dass es sich bei "Die Chroniken der Verbliebenen" um eine meiner neuen Lieblingsreihen handelt. Lia, Rafe und Kaden bieten zusammen ein sehr explosives Team, dass viel Potenzial für die zwei noch folgenden Bände bietet. "Die Gabe der Außerwählten" wird übrigen am 26. Oktober 2017 erscheinen und den Leser nun endlich auch ins dritte Königreich Dalbreck entführen. Fall die Autorin dann endlich die für sie offensichtlichen Dinge auch für den Leser erklären wird, werde ich volle Punktzahl vergeben. Heute muss ich leider noch einen halben Stern abziehen.