Hinter dem Titel „Die Monster von Templeton“ versteckt sich kein Schauerroman, sondern eine etwas andere Familiengeschichte. Genau diese Andersartigkeit ist der große Pluspunkt des Romans – so richtig überzeugen konnte mich der Roman am Ende dennoch nicht. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive, zumeist von Wilhelmina „Willie“ Upton. Gleich am Anfang kehrt sie nach einer folgenschweren Affäre mit ihrem Professor überstürzt in ihren Heimatort Templeton, zu ihrer Mutter Vi zurück. Templeton ist ein bezauberndes amerikanisches Kleinstädtchen und die Bewohner halten große Stücke auf die historischen Persönlichkeiten der Stadt, allen voran den Gründer Marmaduke Temple. Willie stammt sogar in direkter Linie von Marmaduke ab, was sie irgendwie zu etwas besonderem in ihrem Heimatort macht. Allerdings weiß Willie nicht, wer ihr Vater ist – nach den Erzählungen ihrer Mutter kommen drei Männer in Frage, mit denen sie damals in einer Kommune gelebt hat. So richtig los geht der Roman, als Willie von ihrer Mutter die Wahrheit über ihren Vater erfährt: Er ist ein angesehener Bürger von Templeton und behauptet, ebenfalls ein Nachfahre von Maramduke zu sein. Wie praktisch, dass Willie angehende Archäologin ist: Mit Feuereifer macht sie sich nun daran ihre Familiengeschichte bis ins 18. Jahrhundert zurück zu erforschen, um am Ende herauszufinden, wer ihr Vater ist. Stückchenweise hangelt sich Willie am Familienstammbaum entlang und deckt vergessene und bislang vertuschte Beziehungen, Begebenheiten und Familiengeheimnisse auf. Nebenbei erfährt man auch, wie die Stadt Templeton aufgebaut wurde und wie sie sich mit den Jahrhunderten entwickelt hat. Bald wird deutlich, dass einige von Willies Vorfahren ziemlich viel Dreck am Stecken hatten (also ziemliche Monster waren).
Die Idee hinter diesem Roman und vor allem den Aufbau finde ich sehr gelungen: Immer wieder gibt es Kapitel im Buch, in denen ein Vorfahr zu Wort kommt. Auch Briefe oder Tagebucheinträge der Vorfahren bekommt man zu lesen. Dazwischen sind alte Fotografien abgebildet. Richtig toll ist die Idee mit dem Stammbaum: Immer wieder wird Willies Familienstammbaum abgebildet und zwar immer dann, wenn Willie eine neue Entdeckung gemacht hat. Das heißt: Der Stammbaum wächst und verändert sich, bis am Schluss der ganze Stammbaum abgebildet ist und die kompletten Verzweigungen der Familie offenlegt.
An sich ist der Roman sehr vielschichtig: Es ist eine Mutter-Tochter-Geschichte, eine Familiensaga, eine verträumte Kleinstadtgeschichte und ein historischer Roman – man erfährt einiges über die Gründerväter Amerikas. Sogar den Mythos um ein See-Monster – ähnlich wie Loch Ness – hat Lauren Groff in dem Roman verarbeitet. Dazwischen gibt es zahlreiche Anspielungen auf die Lederstrumpf-Romane.
Dennoch: So richtig bannen konnte mich der Roman nicht. Gleich von Anfang an fand ich den Schreibstil sehr zäh, die Sätze zum Teil viel zu verkünstelt. Es hat fast 200 Seiten gedauert, bis ich in der Geschichte drin war. Und auch dann ging es für mich eher schleppend voran, manchmal hab ich mich sogar gelangweilt. Die Geschichte plätschert die meiste Zeit einfach so vor sich hin, hat keine richtigen Höhepunkte. Es ist tatsächlich manchmal so, als würde man eine Chronik lesen. Ein paar weniger Seiten und ein paar weniger Absurditäten wären vielleicht besser gewesen.
Summa Summarum: ein außergewöhnliches Buch, das mich aber nicht so recht überzeugen konnte.