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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2017

Kulturgeschichte des Putzens

Wisch und Weg
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Ein Buch rund ums Putzen – wer glaubt, dass das langweilig ist, muss einen Blick in Maria Antas Buch „Wisch und weg“ werfen. Die Autorin beschäftigt sich darin mehr oder weniger mit der Kulturgeschichte ...

Ein Buch rund ums Putzen – wer glaubt, dass das langweilig ist, muss einen Blick in Maria Antas Buch „Wisch und weg“ werfen. Die Autorin beschäftigt sich darin mehr oder weniger mit der Kulturgeschichte des Putzens und fragt, welche Bedeutung das Putzen in der Gesellschaft hatte und hat. Sie erinnert an beinah vergessene Rituale aus ihrer Kindheit, wie das nachmittägliche Mangeln oder den Freitagsputz und denkt dabei auch über Gerätschaften nach, die man heutzutage kaum mehr benutzt – wie die Teppichstange im Hinterhof, auf der man übrigens auch hervorragend herum klettern konnte. Antas reflektiert aber auch über das Putzen als Dienstleistung, hinterfragt das Putzen im Zusammenhang mit der Entstehung von Allergien oder fragt sich, wann aus Reinlichkeit eine Neurose wird. Aufgebaut ist das Buch wie eine Art Tagebuch, das über 28 Tage geht. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und bunt illustriert. Die Sprache ist leicht und erfrischend, oft erzählt Antas Anekdoten aus ihrer Kindheit - sehr humorig und mit einem Augenzwinkern. Eine Anleitung zum Putzen darf man sich bei diesem Buch nicht erwarten, auch geht die Autorin bei ihren Überlegungen nicht sehr in die Tiefe, trotzdem macht es Spaß, das kleine Sachbüchlein zu lesen. Und man lernt auch ein paar interessante Dinge über die Geschichte des Putzens und seinen Stellenwert in der Gesellschaft.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Eine etwas andere Goethe-Biografie

Goethe - Die ganze Wahrheit
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Eine etwas andere Goethe-Biografie hat der Illustrator Christian Moser mit diesem Büchlein vorgelegt. Auf sehr leichte und vor allem humorvolle Weise bringt er den Lesern den deutschen Dichterfürsten näher. ...

Eine etwas andere Goethe-Biografie hat der Illustrator Christian Moser mit diesem Büchlein vorgelegt. Auf sehr leichte und vor allem humorvolle Weise bringt er den Lesern den deutschen Dichterfürsten näher. Obwohl vieles natürlich sehr überspitzt dargestellt ist, bleibt Moser aber nah an der Wahrheit und man merkt, dass er einfach sehr gut recherchiert hat. Die Biografie Goethes wird diesmal von einem Teufel namens Mephisto erzählt. Mephisto wird schon auf Goethe aufmerksam, als dieser gerade mal fünf Jahre alt ist. Später verführt ihr ihn zum Teufelspakt, fördert ihn und begleitet ihn dann sein ganzes Leben lang. Alle wichtigen Stationen in Goethes Leben werden angeschnitten: etwa seine Freundschaft zu Schiller, seine platonische Beziehung zu Charlotte von Stein, seine Ehe mit Christiane Vulpius, seine Italienreise oder die Entstehung seines Romans „Die Leiden des jungen Werther“. Mephistos Tonfall ist dabei oft recht frech. Natürlich ist das Büchlein auch ein kleines bisschen eine Hommage an Goethes größtes Werk „Faust“. Die bunten, humorvollen Zeichnungen unterstreichen den Text ganz gut. Ein wirklich unterhaltsames Büchlein für alle Goethefans oder Interessierten, die keine Lust haben, eine dicke, trockene Goethe-Biografie zu lesen.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Traue keinem

Der Beobachter
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In London werden zwei ältere Frauen auf grausame Weise ermordet. Beide waren alleinstehend und lebten eher zurückgezogen. Die Polizei sucht fieberhaft nach dem Täter und einem Motiv. Bald gerät der Langzeit-Arbeitslose ...

In London werden zwei ältere Frauen auf grausame Weise ermordet. Beide waren alleinstehend und lebten eher zurückgezogen. Die Polizei sucht fieberhaft nach dem Täter und einem Motiv. Bald gerät der Langzeit-Arbeitslose Samson Segal ins Visier der Ermittler. Samson ist ein verschrobener Kerl, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt und ein sehr spezielles Hobby hat: Er beobachtet Frauen. Ganz besonders hat es ihm Gillian Ward angetan, die mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in seiner Nachbarschaft ein scheinbar perfektes Leben führt. Mit „Der Beobachter“ hat Charlotte Link einen sehr komplexen, aber auch wieder raffiniert konstruierten und fesselnden Spannungsroman vorgelegt. Was Link wirklich ausgezeichnet beherrscht ist die Charakterzeichnung ihrer Protagonisten. Sie sind alle sehr authentisch und glaubwürdig. Auch besticht der Roman durch seine psychologische Dichte. Die Handlung war so gut ausgeklügelt, dass man bis zum Showdown keine Ahnung hat, wer der Täter ist. Link schreibt sehr angenehm und mitreißend, zeitweise ist es ihr gelungen eine Atmosphäre zu schaffen, die einem wirklich Gänsehaut verursacht. An manchen Stellen hätte sich Link vielleicht ein bisschen kürzer fassen können. So hat der Roman gerade zum Ende hin doch ein paar Längen. Summa Summarum ein spannender, gut geschriebener und solider Roman, der einfach gut unterhält.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Über das Leben und seine Stolpersteine

Ein wunderbares Jahr
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Ehrlich gesagt habe ich von dem Roman zunächst gar nicht so viel erhofft und war sogar erst ein wenig skeptisch, weil ich eher einen typischen Frauen-Liebes-Schnulzroman erwartet habe. Letztendlich hat ...

Ehrlich gesagt habe ich von dem Roman zunächst gar nicht so viel erhofft und war sogar erst ein wenig skeptisch, weil ich eher einen typischen Frauen-Liebes-Schnulzroman erwartet habe. Letztendlich hat mich der Roman aber mehr als überzeugt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Warmherzig und äußerst berührend schreibt Laura Dave über das Leben und seine Stolpersteine und zeigt, dass man manchmal Umwege im Leben gehen muss, um sein Glück zu finden. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Georgia Ford. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin in Los Angeles und steht kurz davor ihren Traummann zu heiraten. Doch gerade in dem Moment, in dem sie zum letzten Mal ihr Brautkleid anprobiert, macht sie eine Entdeckung, die ihre Welt auf den Kopf stellt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion fährt sie zu ihren Eltern, die ein Weingut im Hinterland Kaliforniens betreiben. Ihr Elternhaus und das Gut waren stets ihr Zufluchtsort. Doch dort angekommen muss Georgia feststellen, dass ihr Elternhaus nicht mehr dem Idyll von früher gleicht. Laura Dave erzählt die Geschichte sehr leichtfüßig und kurzweilig. Dennoch steckt zwischen den Zeilen relativ viel Tiefe. Es geht um Familienprobleme, zerbrochene Träumen, Neuanfänge und die Frage, was der richtige Weg im Leben ist. Gerade die Szenen auf dem Weingut sind sehr atmosphärisch und zaubern eine einzigartige Stimmung. Nebenbei erfährt man auch noch einiges über das Thema Weinbau, denn die meisten Kapitel beginnen mit einer kurzen Einführung in dieses Thema. Diese Einflechtungen haben aber auch immer eine Parallele zur Geschichte - fast wie Gleichnisse. Zugegeben, die Geschichte ist recht vorhersehbar und trotz aller Konflikte löst sich am Ende doch alles in Wohlgefallen auf. Trotzdem ist die Geschichte kein Deut kitschig. Es ist eben ein wunderschönes Sommerbuch, das gute Laune verbreitet und ein Wohlfühlgefühl zaubert, aber trotzdem zum nachdenken anregt. Eines muss ich aber trotzdem noch loswerden: Der deutsche Titel des Buchs ist einfach nur schrecklich. Der Original-Titel – 800 grapes – hätte tausendmal besser gepasst.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Spannung, Liebe, Dramatik

Nächtliches Schweigen
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Spannung, Liebe, Dramatik und einfach gute Unterhaltung: Mit „Nächtliches Schweigen“ hat Nora Roberts wieder einen sehr gelungen Roman für verträumte Lese-Sonntage auf der Couch vorgelegt. Im Mittelpunkt ...

Spannung, Liebe, Dramatik und einfach gute Unterhaltung: Mit „Nächtliches Schweigen“ hat Nora Roberts wieder einen sehr gelungen Roman für verträumte Lese-Sonntage auf der Couch vorgelegt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Emma McAvoy, die Tochter eines bekannten Rockstars, die der Leser von Kindesbeinen an begleitet. Als sechsjährige wird sie Zeugin eines schrecklichen Verbrechens. Sie muss nun nicht nur mit einem Trauma fertig werden, sondern auch mit der Gewissheit, dass sie – solange der Täter noch auf freiem Fuß ist – in Lebensgefahr schwebt. Nora Roberts schreibt sehr vereinnahmend, lebendig und bildlich. Vor allem in Emma kann sich der Leser sehr gut hineinversetzen – durchlebt mit ihr ihre zum Teil sehr traurige Kindheit, ihre turbulente Jugend und begleitet sie als junge Erwachsene, die versucht, ein glückliches Leben zu leben. Dabei schneidet Roberts sehr viele Themen an: von Kindesvernachlässigung und häuslicher Gewalt bis hin zum Leben der Boheme und Rockstars in den 60er, 70er und 80er Jahren. Zwar hat die Geschichte ein paar unnötige Längen und es war mir auch schon recht früh klar, wer der Täter ist, trotzdem hat mir der Roman ganz gut gefallen. Eine wirklich toll erzählte Geschichte über eine Frau auf der Suche nach sich selbst, mit viel Dramatik und Spannung und der richtigen Portion Liebe. Trotzdem aber auf keinen Fall seicht oder oberflächlich. Richtig gute Unterhaltung eben.