Gegen alle Konventionen
Was der Morgen versprichtHannah ist ein junges jüdischen Mädchen aus gutem Haus, das sich am liebsten bei ihrem Großvater aufhält, der eine gutgehende Arztpraxis führt. Immer wieder verliert sie die Zeit aus den Augen, wenn sie ...
Hannah ist ein junges jüdischen Mädchen aus gutem Haus, das sich am liebsten bei ihrem Großvater aufhält, der eine gutgehende Arztpraxis führt. Immer wieder verliert sie die Zeit aus den Augen, wenn sie in den medizinischen Büchern liest und ihr Wunsch Medizin zu studieren wird immer größer. Doch in Deutschland gibt es für Frauen nur in Tübingen die Möglichkeit ein Studium aufzunehmen und für ihre Eltern kommt ihr Ansinnen überhaupt nicht in Frage. Sie haben bereits einen Heiratskandidaten in Aussicht und stellen Hannah vor vollendete Tasachen: Die Verlobung und Heirat mit Daniel Friedländer ist bereits beschlossene Sache. Für Hannah bricht eine Welt zusammen...
Kristina Herzog stellt in ihrem historuischen Roman ihre Figuren ins Zentrum und schreibt ihnen facettenreiche Charaktere auf den Leib. Standesunterschiede und das enge Korsett der Frauen, die einzig den gesellschaftlichen Verpflichtungen als Ehefrau nachzukommen haben, sind die großen Themen in diesem ersten Band der Sternberg-Saga.
Kristina Herzog zeichnet ein sehr anschauliches Bild vom Leben zur damaligen Zeit. Hannah ist eine mutige und willensstarke junge Frau, die versucht ihren Traum zu leben. Ich mochte ihre Art nicht immer, denn sie ist zeitweise auch sehr naiv. Manche ihrer Handlungen fand ich etwas widersprüchlich und die plötzlich doch aufkommende Liebe zu Daniel empfand ich als nicht wirklich glaubwürdig. Sonst hat sie mir aber mit einigen ihrer Handlungen und ihrem Drang nach Wissen sehr imponiert. Als einzige Frau unter den Medizinstudenten muss sie sich vielen Anfeindungen entgegenstellen und ihren Platz hart erkämpfen. Der Konkurrenzkampf ist groß und Männer werden natürlich bevorzugt. Den größten Gegenwind bekommt Hannah, neben ihrer Mutter und Schwiegermutter, allerdings von anderen Frauen.
Kristina Herzog hat auch die Geschichte rund um das Dienstmädchen Alma bei den Sternbergs weitererzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Sie ist lange Zeit die einzige Vetraute für Hannaf und die beiden jungen Frauen werden trotz des Standesunterschiedes Freundinnen. Almas Geschichte hat mich in den Bann gezogen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich allerdings die Großeltern von Hannah, die damals schon viel aufgeschlossener als Hannahs Eltern waren und ihre Enkelin immer unterstützten.
Die immer größer werdenden Zeitsprünge in der zweiten Hälfte der Geschichte haben mich leider ziemlich gestört. Ich bekam immer mehr das Gefühl, dass die einzelnen Abschnitte zu schnell abgearbeitet werden. Zeitangaben und Jahreszahlen vermisste ich ebenfalls. So konnte ich nur erahnen, wie alt Hannah am Ende des Buches ist.
Gott sei Dank gibt es am Ende keinen Cliffhanger, sondern die Geschichte kann man auch gut als alleinstehenden Roman lesen. Trotzdem bin ich schon gespannt auf den zweiten Band, der demnächst schon erscheint.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist bildhaft, kurzweilig und lebendig. Die damalige Zeit wird sehr anschaulich beschrieben. Die Figuren sind greifbar und konnten mich jede auf ihre Weise überzeugen.
Fazit:
Ein gefühlvoller Roman über den Kampf einer jungen Frau, die Anfang des letzten Jahrhunderts versucht ihre Träume zu verwirklichen. Mir fehlte es etwas an Spannung und die Zeitsprünge im letzten Drittel waren mir zu groß. Trotzdem mochte ich die Geschichte um Hannah und ihren großen Wunsch Medizin zu studieren sehr und freue mich shcon auf den Folgeband.