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Veröffentlicht am 08.09.2022

Ein lesenswerter Roman mit ein paar Schwachpunkten

Dian Fossey - Die Forscherin
3

Wie bereits in ihrem ersten Roman über Marie Curie hat Autorin Susanna Leonard auch mit Dian Fossey wieder eine berühmte Frau für ihr Buch gewählt. Dian Fossey wurde in den 1930er Jahren in Amerika geboren ...

Wie bereits in ihrem ersten Roman über Marie Curie hat Autorin Susanna Leonard auch mit Dian Fossey wieder eine berühmte Frau für ihr Buch gewählt. Dian Fossey wurde in den 1930er Jahren in Amerika geboren und hat viele Jahre in Afrika verbracht wo sie Berggorillas erforschte. In den Wäldern Ruandas stößt sie zudem immer wieder auf Fallen von Jägern und Spuren von Wilderern und erkennt sehr schnell, dass ihre geliebten Gorillas vom Aussterben bedroht sind. Also kämpft sie erbittert für den Schutz der Tiere.

Der Roman spielt abwechselnd in Dians Kindheit und ihrem Erwachsenenleben. Die Autorin zeichnet das Bild einer durchsetzungsfähigen Frau, die mit Tieren besser als mit ihren Mitmenschen auskommt. Dian stößt ihr Umfeld oft vor den Kopf, mit ihrem harschen Charme kann sie nur wenige Freunde finden und behalten. Den Wilderern gegenüber ist sie unerbittlich, wo sie keinen anderen Ausweg sieht greift sie auch zu Gewalt.

Ich fand beide Handlungsstränge interessant und sehr gekonnt miteinander verknüpft. Wo Dian sich in der Gegenwart nicht öffnen möchte, erfolgt im nächsten Kapitel ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit der ihre Handlungen erklärt. Dian Fossey wurde als Verhaltensforscherin berühmt und natürlich nimmt auch ihre Arbeit mit den Gorillas etwas Platz in der Geschichte ein. Für meinen Geschmack hätte dieser Part gerne noch umfangreicher sein dürfen, ich fand diese Abschnitte enorm interessant.

Am Ende entsteht so ein umfassendes Bild einer beeindruckenden Frau, die mir mit ihrem schwierigen Charakter aber nur an wenigen Stellen sympathisch war. Viele ihrer Verhaltensweisen sind in der Kindheit und auch in traumatischen Erlebnissen als Erwachsene begründet, dennoch gingen mir Dians Reaktionen an mancher Stelle etwas auf die Nerven. Der Roman konnte mich aber für ihre Forschung begeistern und hat großen Respekt für ihren Einsatz und Mut hervorgerufen. Im Buch ist ein sehr passender Satz, der gut zusammenfasst wie auch ich Dian erlebt habe: ihre Unberechenbarkeit ist mir bis zum Ende ein Rätsel geblieben, aber man muss einen Menschen nicht immer verstehen um ihn bewundern zu können.

Als Nachwort hätte ich mir ein paar erklärende Worte der Autorin dazu gewünscht, wo sie ggf. von den Fakten abgewichen ist bzw. wo es zu wenig Fakten gab und sie diese Lücken füllen musste. Es stört mich doch sehr, wenn ich bei einem biografischen Roman nicht einordnen kann wie authentisch er ist und welche Szenen fiktiv sind; gerade auch weil mir Dian nach der Lektüre als eher unsympathisch im Kopf zurückgeblieben ist. Daher hätte ich sehr gerne gewusst ob sie wirklich so war. Da es jedoch noch einige weitere Werke über sie gibt werde ich auch dort mal reinlesen und sehen, ob dort ein etwas positiveres Bild gezeichnet wird.

Fazit
Insgesamt freue ich mich, durch dieses Buch auf Dian Fossey aufmerksam geworden zu sein. Der Autorin ist ein lesenswerter Roman gelungen, der Fokus liegt allerdings ganz klar auf dem Mensch Dian Fossey und weniger auf ihrer Forschungsarbeit. Dennoch habe ich nun ein Bild von ihr und wurde zu weiterer Recherche angeregt.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Interessant aber noch ausbaufähig

Die Hennakünstlerin
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Das Buch gibt einen zugleich spannenden als auch erschreckenden Einblick in die Indische Gesellschaft und die Rolle der Frau. Lakshmi und ihre Schwester Radha haben viele Hürden zu meistern, müssen sich ...

Das Buch gibt einen zugleich spannenden als auch erschreckenden Einblick in die Indische Gesellschaft und die Rolle der Frau. Lakshmi und ihre Schwester Radha haben viele Hürden zu meistern, müssen sich oft unterordnen und ein veraltetes Frauenbild verkörpern. Kleidung, Verhaltensweisen, Essen und der Alltag sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man in eine exotische Welt abtauchen kann. Auch der noch tief verwurzelte Aberglaube ist durch verschiedenste Ereignisse gut in die Geschichte eingeflochten und war für mich oft erstaunlich.

Die Geschichte hat ein paar überraschende Wendungen, aber auch einige Geschehnisse die für mich etwas zu offensichtlich waren, weil man sie auf diese Weise einfach schon zu oft gelesen hat. Im letzten Abschnitt gibt es dann noch ein wenig Dramatik und ein Ende das sehr deutlich den Weg für eine Fortsetzung bereitet.

Dass sich Lakshmi ihre Selbstständigkeit mit Ausdauer und Mut hart erkämpft hat ist sehr beeindruckend. Ziemlich an ihr gestört haben mich aber ihre ständigen Selbstvorwürfe. Auch ihre jüngere Schwester Radha ist recht anstrengend, man merkt ihr deutlich an, dass sie im Teenageralter ist. Vermutlich ist sie mit ihren Launen gut getroffen, richtig warm geworden bin ich mir ihr aber nicht. Die Geschwister hatten es in ihrem Leben bisher nicht leicht und natürlich entsprechende Charakterzüge entwickelt, eine richtig tiefe Sympathie ihnen gegenüber mochte bei mir aber trotzdem nicht aufkommen.

Das mit acht eng bedruckten Seiten sehr umfangreiche Glossar hat mich ein wenig erschlagen. Natürlich geben in die Geschichte eingeflochtene Worte in der Landessprache einen zusätzlichen exotischen Flair, aber wenn ich auf einer Doppelseite fünfmal ans Ende des Buches blättern muss ist mir das dann irgendwann zu viel. Großartig hingegen fand ich die der Geschichte angefügten kurzen Erklärungen zur Tradition des Henna, dem indischen Kastensystem und zwei Rezepten.

Fazit
Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits habe ich es gerne und binnen weniger Tage gelesen, andererseits wäre vor allem bei den Charakteren noch mehr möglich gewesen. Der Einblick in die Arbeiten als Hennakünstlerin und die indische Gesellschaft waren wiederum interessant.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Eine geniale Storyidee, mittelmäßig umgesetzt

Hex
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Der Ansatz für die Story ist genial. Black Spring ist nicht von der Außenwelt abgeschottet, so dass sich die Einwohner einiges einfallen lassen müssen, damit Wanderer und Durchreisende nichts von der Hexe ...

Der Ansatz für die Story ist genial. Black Spring ist nicht von der Außenwelt abgeschottet, so dass sich die Einwohner einiges einfallen lassen müssen, damit Wanderer und Durchreisende nichts von der Hexe mitbekommen. Denn die Sache mit der Hexe muss geheim bleiben! Da die Hexe durchs Dorf spaziert und auch mal für mehrere Stunden auf der Straße oder in den Wohnhäusern stehen bleibt ist da natürlich einiges an Kreativität gefragt. Also wird mal eine Baustelle um die Hexe herum errichtet, mal dient ein Spüllappen dazu, dass die Einwohner ihr Gesicht nicht sehen müssen, wenn sie regungslos im Wohnzimmer steht. Es gibt eine App um den Standort der Hexe zu melden und natürlich wird das Internet strikt kontrolliert, damit keine Bilder und Videos nach außen dringen. Das Ganze ist so wunderbar unterhaltsam und skurril geschrieben, dass ich mich zugleich herrlich amüsiert und etwas gegruselt habe. Etwa ab der Mitte des Romans wendet sich das dann, die Handlung nimmt Fahrt auf und die Stimmung wird bedrohlicher.

Der Erzählstil ist recht einfach gehalten, bei der Sprache will der Autor an mancher Stelle aber zu kreativ sein. Vielleicht ist die Übersetzung schuld, aber es wirkte oft etwas seltsam welche Worte verwendet wurden um die Atmosphäre zu beschreiben. Wie sich in einem Wald die Stimmung “mittelalterlich” anfühlen soll, kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Das Ende ist was die Handlung angeht leider der schwächste Teil, hier vermischen sich Visionen und Realität oft so konfus miteinander, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann, das war mir zu verwirrend. Im Nachwort berichtet der Autor, dass er sein Ende für den amerikanischen Markt umgeschrieben hat, diesen Bruch in der Erzählweise merkt man deutlich, denn ins Deutsche wurde die amerikanische Version und nicht das niederländische Original übersetzt. Die Moral der Geschichte und der Epilog sind dann aber wieder großartig.

Fazit
Auch wenn es beim großen Finale von allem zu viel und die Sprache an manchen Stellen gewöhnungsbedürftig ist, hat mir das Buch recht gut gefallen. Trotz der Schwächen kann ich das Buch für die grandios einfallsreiche Story empfehlen.

Veröffentlicht am 30.12.2021

Ein historischer Jugendroman mit vereinzelt fantastischen Elementen

Die Schule der Redner
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Ich habe schon viele historische Romane gelesen, eines über die Macht und Möglichkeiten der Sprache war bisher noch nicht darunter. Der Autor kombiniert dieses Thema geschickt mit einem Abenteuerroman, ...

Ich habe schon viele historische Romane gelesen, eines über die Macht und Möglichkeiten der Sprache war bisher noch nicht darunter. Der Autor kombiniert dieses Thema geschickt mit einem Abenteuerroman, bei dem sich die jugendlichen Protagonisten auf die Jagd nach einem gefährlichen Manuskript machen das schon durch eine Reihe berühmter Hände gegangen ist. Wer diese Schrift studiert, der erhält die Macht mit seinen Worten starken Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Hier sind dann auch etwas fantastische Elemente enthalten, etwa wenn einer der Antagonisten durch ein einziges Wort andere Menschen in eine körperliche Starre verfallen lässt.

Das erste Drittel des Romans erzählt die Flucht Leons nach St. Gallen zur Schule der Redner. Dieser Teil ist sehr spannend, man fiebert mit dem Jungen, wie er seinen Verfolgern durch Schnee und Eis zu entkommen versucht. In der Schule angekommen findet Leon schnell neue Freunde wie auch Feinde. Der Leser begleitet die Jugendlichen durch Unterrichtsstunden und erfährt viel über Rhetorik und die Möglichkeiten der sprachlichen Manipulation. Und natürlich ist nicht jeder der Lehrer und Schüler was er vorgibt zu sein, hier hat der Autor geschickt ein paar Überraschungen eingebaut.

Vom Setting her ist das Buch für mich ein historischer Jugendroman, bei dem sich ruhigere, aber trotzdem sehr interessante Passagen über Rhetorik gut mit actionreicher Spannung abwechseln. Ganz realistisch geht dabei aber nicht immer zu. Mehrmals schaffen es die Jugendlichen, dass sie erfahrene und zahlenmäßig überlegene Kämpfer besiegen. Und da mir historische Korrektheit sehr wichtig ist, muss ich zu diesem Punkt ein wenig „meckern“. Dass die Verlobte eines einflussreichen Fürsten mal eben fremdgeht und die Familie über diese Schmach einfach hinwegsieht mag nicht wirklich zu den damaligen Erwartungen und Rollen passen.

Die verwendete Sprache ist überwiegend modern, ergänzt um einige „alte“ Begriffe. Allerdings sind hier auch Fehler enthalten, so kannte man zur damaligen Zeit die Kartoffel und damit natürlich auch eine „Kartoffelnase“ noch gar nicht.

Fazit:
Es ist kein klassischer historischer Roman, doch wer über historische Abweichungen und ein paar Ungereimtheiten hinwegsehen kann, der erhält einen temporeichen Roman mit sehr interessanten Lektionen zu Rhetorik und Sprache. Die Lehrstunden über die Kunst der Rhetorik waren mein Highlight des Buches und schon beim Lesen habe ich überlegt wie ich diese neuen Kenntnisse am besten ausprobieren kann.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Ein solider Krimi mit einer großartigen Atmosphäre

Der geheimnisvolle Mr. Hyde
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Craig Russell „leiht“ sich für seinen Krimi die Figur des Edward Hyde - dieser ist in der Buchwelt kein Unbekannter und stammt aus der Feder des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Russell ...

Craig Russell „leiht“ sich für seinen Krimi die Figur des Edward Hyde - dieser ist in der Buchwelt kein Unbekannter und stammt aus der Feder des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Russell erzählt Hydes Geschichte aber nicht neu, sondern schreibt in seinem Buch eine andere Geschichte.

Das Buch spielt in einem sehr düsteren Edinburgh, Nebel wallt durch die Straßen und dämpft alle Geräusche, die Gaslaternen bringen kaum Licht - die Atmosphäre ist wirklich sehr gut beschrieben und konnte an einigen Stellen einen wohligen Grusel erzeugen. Die Hauptrolle in der Geschichte spielt natürlich der von Gedächtnisverlusten geplagte Edward Hyde, der zudem die große Sorge hat, dass er während seiner Aussetzer gewaltsame Taten oder gar Morde begangen haben könnte. Auch rätselhafte Träume plagen ihn, irrt er durch eine düstere, von der keltischen Mythologie geprägte Welt. Obwohl mich Mythologie sehr interessiert hat mir dieser Aspekt der Geschichte weniger gefallen, denn für meinen Geschmack wurde zu wenig erklärt, so dass ich bis zum Ende des Buches einfach keinen Zugang zu den beschriebenen Wesenheiten und Bräuchen fand.

Die Charaktere hingegen konnten mich durchweg überzeugen. Aus Edward Hyde wird man lange nicht schlau, im Hinterkopf hat man immer seine Rolle in Stevensons Roman und hat ihm gegenüber stets gewisse Zweifel. An seiner Seite ist mit Dr. Burr eine weibliche Ärztin, die sich in einer Männerdomäne behaupten muss und mir von Beginn an sehr sympathisch war.

Der Spannungsbogen ist solide, im Mittelteil wird die Geschichte zwar etwas träge, dafür entschädigt dann aber das rasante Ende, wo sich die Ereignisse überschlagen und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Motive hinter den Morgen waren für mich dann aber nicht komplett nachvollziehbar.

Fazit
Ein solider Krimi mit einer großartigen Atmosphäre und gelungenen Charakteren. Der mythologische Aspekt hätte für meinen Geschmack aber entweder einer tiefgründigeren Ausarbeitung bedurft oder weniger im Mittelpunkt stehen sollen.