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Veröffentlicht am 03.06.2022

Grandioser Abschluss der Talberg-Trilogie – düster, beklemmend, fesselnd, atmosphärisch

Talberg 2022
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Ein Jahrhundertsturm legt nicht nur die Nerven der Talberger und Baumwurzeln frei, sondern auch das Skelett eines Kindes. Adam Wegbauer, ehemaliger Kriminaler in München, nun degradiert zum einfachen Dorfpolizist, ...

Ein Jahrhundertsturm legt nicht nur die Nerven der Talberger und Baumwurzeln frei, sondern auch das Skelett eines Kindes. Adam Wegbauer, ehemaliger Kriminaler in München, nun degradiert zum einfachen Dorfpolizist, hat gleich ein ganz komisches Gefühl bei der Sache. Er birgt die Überreste und informiert seinen Chef über den Fund. Der schickt Eva Engler vom LKA nach Talberg, um die Untersuchungen zu leiten. Gegen die Unfreundlichkeit und das Eigenbrötlertum der Dorfbewohner kämpfend, beginnen die beiden ihre Ermittlungen und scheuchen damit ein dunkles Geheimnis auf, dass auf Talberg, vor allem aber auch auf Adams Familie lastet.

Es hat gefühlt 2 Sekunden gedauert, dann war ich wieder sowas von angekommen in Talberg. Das Dorf und seine Bewohner sind weder idyllisch noch liebenswert, sondern eher beklemmend und düster und unfreundlich. Diese Stimmung hat sich 1 zu 1 auf mich übertragen – wie es auch schon bei den beiden Vorbänden der Fall war. Max Korns Schreibstil hat auf mich eine Wirkung, die ich kaum beschreiben kann. Story und Setting kriechen mir unter die Haut, ins Herz, ins Hirn und lösen Empfindungen aus, als wäre ich persönlich vor Ort in Talberg. Ich möchte diese Dorfbewohner gern schütteln. Ihnen in den Allerwertesten treten. Sie verfluchen und wegsperren. Mich vor ihnen verstecken. Gleichzeitig faszinieren sie mich über alle Maßen. Der Aufbau ist brillant. Durch Rückblicke erhalte ich immer mehr Informationen, bin traurig, entsetzt, wütend. Ich tappe bis zum Schluss im Dunklen, habe Vermutungen, verwerfe sie, werde überrascht und bin dann wieder ratlos. Die Charaktere sind bildhaft und nahezu greifbar, die Themen gehen unter die Haut. Ganz sicher kein Cosy-Crime, sondern düster, bedrückend, erschreckend, brutal, intensiv und extrem berührend.

Es ist nicht notwendig, die Vorbände zu kennen. Jedes Buch ist auch einzeln für sich zu lesen. Dennoch empfehle ich die Lektüre aller drei Teile. Nicht fürs Verständnis, aber fürs Feeling. Eine grandiose Reihe, die ich jedem ans Herz lege, der mit Büchern klarkommt, die ihre düstere, beklemmende Stimmung dem Leser schonungslos überstülpen. Und die einen außergewöhnlichen, atmosphärischen, fesselnden Schreibstil mit mächtiger Sogwirkung so sehr lieben, wie ich.
Schade, dass mit diesem dritten Band die Trilogie und damit meine Reisen nach Talberg ein Ende gefunden haben. Ich hätte mich gerne noch öfter auf den Weg dorthin gemacht.

Ganz klare 5/5 und für mich ein Lese-Highlight!

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Eine tragische Geschichte kindgerecht und sanft als Comic erzählt

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
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Zunächst dachte ich mir: Anne Frank als Comic? Ob das geht? Und ja, es geht sogar sehr gut. In diesem kleinen Büchlein ist Annes Geschichte auf den Punkt gebracht und in Comicform wunderbar zusammengefasst. ...

Zunächst dachte ich mir: Anne Frank als Comic? Ob das geht? Und ja, es geht sogar sehr gut. In diesem kleinen Büchlein ist Annes Geschichte auf den Punkt gebracht und in Comicform wunderbar zusammengefasst. Besonders wird die Familie, die Liebe untereinander und Annes lebensbejahende, fröhliche, menschenfreundliche Art thematisiert. Es geht darum, dass Anne trotz allem daran glaubt, dass die Menschen im Innersten ihres Herzens gut sind. Natürlich ist auch die Verfolgung durch die Nazis Thema, das Versteck, in dem Anne, ihre Familie und andere über den unfassbaren Zeitraum von mehr als 2 Jahren auf kleinstem Raum ausharren mussten. Doch vor allem geht es darum, dass es wichtig ist, Notleidenden zu helfen, das Richtige zu tun, bei Ungerechtigkeit nicht stumm zu bleiben, das Gute in der Welt und den Menschen zu suchen. Und darum, nicht den Mut zu verlieren, sondern optimistisch und positiv zu sein („Denke an all das Schöne, das noch in Dir und um Dich ist, und sei glücklich!“ -ANNE FRANK).

Auch wenn in dem Comic das tragische Ende nicht geschildert, sondern dieser Teil geschickt ausgeblendet wurde, ist mir die Geschichte sehr nah gegangen. Jeder, dem Anne Frank bekannt ist, weiß, was passierte und mit diesem Wissen sind die Zeichnungen und die Texte gleich nochmal berührender, finde ich. Ich musste zum Ende hin echt schlucken. Eltern empfehle ich, das Buch zunächst allein zu lesen und erst dann gemeinsam mit den Kindern. Einfach, um vorbereitet zu sein. Denn dieses Buch soll nicht traurig machen, sondern optimistisch und mutig. Eine Geschichte schon für die Kleinen gegen das Vergessen. Sehr kindgerecht und sanft, dennoch eindrücklich und berührend.

Die Zeichnungen sind wunderschön, sehr süß und detailliert, sie begleiten die Texte perfekt.

Ein kleiner Schatz, der mir direkt ans Herz gewachsen ist – daher natürlich 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Den wahren Sinn des Lebens erkennt manch einer erst, wenn es schon fast zu spät ist

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Wallace Price, um die 40, erfolgreicher Anwalt, stellt seine Arbeit über alles und so wundert es nicht, dass er alleine lebt und auch sonst keine Freunde hat. Seine Angestellten fürchten ihn, seine Kanzleipartner ...

Wallace Price, um die 40, erfolgreicher Anwalt, stellt seine Arbeit über alles und so wundert es nicht, dass er alleine lebt und auch sonst keine Freunde hat. Seine Angestellten fürchten ihn, seine Kanzleipartner mögen ihn nicht. Eines Tages fällt er in seinem Büro tot um… und wird auf seiner eigenen Beerdigung vom Sensenmann abgeholt und zum Wächter der Zwischenwelt, Hugo Freeman, gebracht. Er kann nicht glauben, dass er tot ist und will nicht ins Jenseits hinübergehen. Hugo, Sensenmann Mei, Geist Nelson und Geisterhund Apollo stehen ihm bei, auch wenn das manchmal alles andere als leicht ist. So nach und nach erkennt Wallace, dass er zu Lebzeiten falsche Prioritäten gesetzt hat und wie wichtig es ihm ist, anderen uneigennützig zu helfen. So versucht er, einiges gerade zu biegen.

Eine Zusammenfassung dieses Buches fällt mir schwer, weil es so dermaßen vielschichtig ist. Es ist kein Drama, keine Komödie, keine Fantasy, keine Lovestory – es ist von allem etwas und doch ganz anders. Das fängt damit an, dass der Sensenmann Mei eine asiatische junge Frau ist, Hugo der Wächter ein schwarzer Homosexueller mit Panikattacken, Geist Nelson ist Hugos Großvater, der ihn nicht allein lassen wollte – auch nicht nach dem Tod und Geisterhund Apollo war Hugos Therapiehund. Und alles spielt in einem kuriosen Teehaus. Wallace mutiert nach und nach vom Unsympathling zum Herzensmenschen. T.J. Klune erzählt dieses so ernste Thema Tod auf eine irre humorvolle und gleichzeitig warmherzige und sanfte Art. Es ist zwischendurch albern und berührend, traurig und beklemmend. Die sanften Bande, die sich zwischen Wallace und Hugo anbahnen sind herzerweichend, wunderschön, mitreißend und so wundervoll sensibel erzählt. Mir geht jetzt noch das Herz auf, wenn ich an die Story und an die Figuren denke, die unwiderruflich und ohne Umwege einen Platz in meinem Herzen eingenommen haben. Für mich ein absolutes Wohlfühlbuch mit Gefühlsachterbahn, dümmlichem Grinsen, Kloß im Hals, Tränen, Lachen, welches mir ganz viel Wärme geschenkt hat. Eins der Bücher, die man ganz schnell lesen will, die aber bitte niemals enden sollen.

Ganz klar 5/5 und das Prädikat HIGHLIGHT! Ich liebe es! Lest es, wenn ihr mit queeren Geschichten zurechtkommt, die gleichzeitig tiefgründig und humorvoll sind, die ein nicht ganz einfaches Thema behandeln und dennoch manchmal fast albern sind und die einen wundervollen, einzigartigen Schreibstil haben.

Das Einzige, was ich doof finde, ist der deutsche Titel, der m.M.n. überhaupt nicht passt. Der Originaltitel („Unter der flüsternden Tür“) wäre perfekt gewesen.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Nervenzerreißender Psychothriller – unglaublich fesselnd und nix für zarte Gemüter

Das Versteck
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Audrey, Autorin von Thrillern, fehlt etwas in ihrem Leben. Sie ist nicht direkt unglücklich, aber perfekt ist es eben auch nicht. So entschließt sie sich, für ein paar Tage weg von Mann und Kind in Louisiana ...

Audrey, Autorin von Thrillern, fehlt etwas in ihrem Leben. Sie ist nicht direkt unglücklich, aber perfekt ist es eben auch nicht. So entschließt sie sich, für ein paar Tage weg von Mann und Kind in Louisiana eine Auszeit zu nehmen, um dort in Ruhe an ihrem zweiten Buch zu schreiben. Brandon Petou, ein gutaussehender, sympathischer Mann, vermietet ihr ein kleines, abgeschiedenes Haus im Wald und kümmert sich auch sonst charmant um Audrey. Doch fühlt sie sich beobachtet und vermutet, dass Brandon nicht der ist, der er zu sein scheint. Sie untersucht das Haus genauer und entdeckt Entsetzliches. Und schon ist sie mittendrin, in ihrer eigenen, ganz echten und sehr gefährlichen Thrillerstory.

Nach kurzem, harmlosen Vorgeplänkel befand ich mich auch schon mittendrin in einem nervenaufreibenden Psychothriller, der mich unglaublich gefesselt hat. Die Story spielt 2019, in Louisiana und das Setting ist so perfekt und atmosphärisch – es hätte nicht besser passen können! Zwischendurch springen wir zurück ins Jahr 1997 und erfahren dort einiges über die Kindheit Brandons und seines besten Freundes Mitch, bevor wir dann einen Blick ins Jahr 2014 werfen und wieder zurück nach 2019 wandern. Dieses Hin und Her ist keinesfalls verwirrend, sondern unfassbar gut durchdacht. Ich erfahre immer mehr über die Zusammenhänge, die Vorgeschichte, alles verdichtet sich immer mehr und so lande ich letztlich beim großen Showdown, der unglaublich spannend ist.

Es ist keine leichte Kost, hier geht es hart zur Sache und wer Probleme hat mit Folter, Gewalt in Beziehungen und psychischen Abhängigkeiten, dem spreche ich eine Triggerwarnung aus. Ich selbst war zeitweise geschockt über die Brutalität, kann das aber gut einordnen – es passte einfach rein in die Story. Dabei wechselte ich zwischen Mitleid, Hass, Verständnis und Fassungslosigkeit gegenüber ein und derselben Person öfters hin und her, was das Buch für mich zu einem echten Leseerlebnis machte. Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und ich habe mich ertappt, wie ich tagsüber bei der Arbeit dachte: „hoffentlich ist bald Feierabend, damit ich weiterlesen kann“. Ich habe das Buch verschlungen, fühlte mich permanent unter Strom aufgrund der Spannung und der teils heftigen Vorkommnisse und genoss Kopfkino deluxe! Großartig – auch wenn das Ende für mich ein bisschen unglaubwürdig und ja – auch echt heavy war. Aber da kann ich drüber wegsehen, weil es bis zum wirklich allerletzten Ende schlicht genial war. Ganz klar: 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Mein neues Lieblingskochbuch – vegetarisch, einfach, lecker!

Beatrix Potter: Mein großes Peter-Hase-Kochbuch
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Unterteilt in die vier Jahreszeiten sind hier die leckersten vegetarischen Gerichte zum Nachkochen und -backen enthalten. Dabei kommt das Buch völlig ohne Rezeptfotos aus, die rein optisch in dieses hübsch ...

Unterteilt in die vier Jahreszeiten sind hier die leckersten vegetarischen Gerichte zum Nachkochen und -backen enthalten. Dabei kommt das Buch völlig ohne Rezeptfotos aus, die rein optisch in dieses hübsch gestaltete Kochbuch auch gar nicht passen würden. Auf allen Seiten sind kleine Zeichnungen aus der Feder Beatrix Potters, die aber mit dem jeweiligen Gericht nichts zu tun haben. Dennoch ist es eine wahre Augenweide. Die einzelnen Jahreszeiten sind farblich unterschiedlich. Der grüne Frühling beinhaltet 10 Rezepte, der gelbe Sommer 9, der rosafarbene Herbst und der blaue Winter jeweils 11. Somit komme ich nicht auf 40 Rezepte, wie der Titel verspricht, sondern auf 41. Die zweiseitige Einleitung vorne gibt einen kurzen Überblick und jede der Jahreszeiten beginnt mit einem kurzen Text darüber, was die jeweilige Jahreszeit ausmacht. Hinten im Buch gibt es dann ein alphabetisches Rezeptverzeichnis und einen hübschen Saisonkalender für Gemüse, Salat, Obst.

Die Rezepte sind herrlich abwechslungsreich, mal zum Backen, mal zum Kochen, mal Salat, mal süß oder herzhaft, mal ganz simpel oder ein bisschen aufwändiger. Sie sind ausführlich beschrieben und dadurch gut und einfach nachzukochen. Angaben zu Nährwerten fehlen – aber die vermisse ich hier auch überhaupt nicht.

Ich wollte dieses Buch gerne haben, weil ich Peter Hase so sehr mag und die Zeichnungen von Beatrix Potter einfach umwerfend finde. Die Rezpete selbst waren da erst mal nebensächlich. Aber: beim Durchblättern ist mir kein einziges Rezept aufgefallen, dass mir nicht zugesagt hätte – sie alle klingen so lecker, dass einem schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft.

Zwei Rezepte habe ich direkt ausprobiert: aus dem Frühling war es „Frühlingshafte Nudeln mit Bärlauch-Käse-Sauce“ (super schnell und SO lecker) und aus dem Sommer „Hanka Mankas Knusperstangen“ (raffiniert und zum Niederknien gut – meine Mutter hat eine Stange probiert und dann sofort das Rezept verlangt und die Zutaten gekauft und diese Stangen jetzt schon zwei Mal zubereitet).

Ich freue mich darauf, alle anderen Gerichte auszuprobieren – sie lesen sich einfach zu köstlich, um sie zu ignorieren. Es ist sicher kein Kinder-Kochbuch, auch wenn man das vielleicht vermutet. Vielmehr sind es Rezepte, die für Groß und Klein gedacht sind und die man sicher gut zusammen mit den Kindern gemeinsam zubereiten kann.

Aktuell auf jeden Fall mein Lieblingskochbuch – daher 5/5 Sterne.

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