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Veröffentlicht am 15.07.2022

Wie es war

Ein anderes Land
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Leona liebt Rufus, doch liebt Rufus auch Leona. Manchmal wird ihre Beziehung einfach zu heftig und vielleicht wäre es besser, Leona würde gehen. Rufus arbeitet als Schlagzeuger und er ist sehr gefragt. ...

Leona liebt Rufus, doch liebt Rufus auch Leona. Manchmal wird ihre Beziehung einfach zu heftig und vielleicht wäre es besser, Leona würde gehen. Rufus arbeitet als Schlagzeuger und er ist sehr gefragt. Mit sich selbst ist er nie zufrieden und irgendwann sieht er keine andere Möglichkeit mehr als sich umzubringen. Seine Schwester Ida ist verzweifelt. Wie konnte er nur? Hatte es damit zu tun, dass Leona weiß war? Jedenfalls kann Ida den Weißen nicht viel abgewinnen. Sie sucht nach einer Erklärung. Jedoch, eine einfache Antwort findet sie nicht. Und die Zeit geht ins Land.

Dieser Roman ist erstmals im Jahr 1962 erschienen und wurde nun neu übersetzt und aufgelegt. Der Autor selbst schwarz und sowohl teilweise in Amerika und in Europa lebend berichtet sehr authentisch und mit persönlichem Anliegen. Aus tiefsten Herzen schreibt er, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das Streben von Rufus` Freunden nach Glück hat machmal etwas Verzweifeltes und scheint nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Sie arbeiten, feiern und haben Sex. Unterschwellig ist immer der Rassismus gegenüber den Schwarzen erkennbar. Man wünschte es sich anders und positiver, doch es spiegelt die Welt des Autors wider.

Großenteils hat der Roman noch immer einen aktuellen Bezug. Doch in einigen Bereichen hofft man doch, die Welt sei inzwischen weitergekommen. Einen Beweis gibt es natürlich nicht. Dennoch bleiben einem die Charaktere etwas fremd. Es fällt schwer, sich in diese andere Zeit und andere Welt hineinzuversetzen. Das Hörbuch wird gut vorgetragen von Christian Brückner und so fällt es leicht beim Spaziergang oder beim Einkaufen zuzuhören. Allerdings fragt man sich, ob man eine Printausgabe mit ihren über fünfhundert Seiten beendet hätte, da man doch nicht in die Handlung eintauchen konnte. Dennoch froh einen bisher unbekannten Autor kennengelernt zu haben, schließt man mit einem Seufzer.

Veröffentlicht am 09.07.2022

Reise in die Vergangenheit

Auf der Straße heißen wir anders
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Karlas Oma ist verstorben. Die Oma, die so toll kochen konnte, die immer da war. Und zum ersten Mal wird Karla bewusst, dass sie armenische Wurzeln hat. Die Oma wollte nach dem armenischen Ritus beerdigt ...

Karlas Oma ist verstorben. Die Oma, die so toll kochen konnte, die immer da war. Und zum ersten Mal wird Karla bewusst, dass sie armenische Wurzeln hat. Die Oma wollte nach dem armenischen Ritus beerdigt werden und überraschend konnte ein Priester gefunden werden. Karlas Vater Avi hat sie viel von seiner Jugend erzählt. Sein richtiges Leben begann eigentlich erst in Deutschland, wo er zum Entsetzen seiner Mutter in eine Einheimische verliebte. Zwar hielt die Beziehung nicht, doch an Karla haben die Eltern das nicht ausgelassen. Nach dem Leichenschmaus muss die Wohnung der Oma geräumt werden. Dabei finden die Hinterbliebenen einen Armreif, der für Lilit bestimmt ist.

Karlas Familie ist mit ihren armenischen Wurzeln, dem Leben in der Türkei und der Auswanderung nach Deutschland schon sehr international. Doch leider ist die Familiengeschichte nicht von Aufbruchstimmung bestimmt, sondern von Leid, Vertreibung und Flucht. Dabei hat die Oma ebenso viel für sich behalten wie Avi. Doch Avi hat noch Zeit zu reden. Gemeinsam fliegt er mit Karla nach Jerewan, um nach der geheimnisvollen Lilit zu suchen. Besonders für Avi wird es eine Reise zu seinen Wurzeln, die er nie richtig kennenlernen durfte. Und Karla kann an ihrem Vater neue Seiten entdecken.

Die Beschreibung zu diesem Roman macht neugierig, schließlich geht es auch um einen Teil der Geschichte, über die normalerweise nicht so viel bekannt ist. Auch die verwickelten Familienbeziehungen wirken sehr interessant und man ist gespannt, ob Vater und Tochter das Rätsel um Lilit lösen können. Allerdings ist die Handlung so aufgebaut, dass sich nicht so leicht eine emotionale Beziehung zu den handelnden Personen aufbauen lässt. Viele Dinge werden nur angedeutet. Da wirkt die Autorin irgendwie genauso verschwiegen wie ihre Protagonisten, obwohl sich Karla in Bezug auf ihren Vater genau darüber beklagt. Auch aus Karlas Erwachsenenleben erfährt man wenig. Dafür kann man sich gut in sie hineinversetzen als sie von ihrer Schulzeit berichtet, wo sie und die meisten ihrer Klassenkameraden irgendwie nicht dazugehörten und deshalb zusammenhalten mussten. Wenn man eine direktere Sprache bevorzugt, mag dieser Roman etwas schwierig sein, doch wenn es einem liegt, das Unausgesprochene zu deuten, kann dieses Buch gerade das richtige sein.

Veröffentlicht am 08.07.2022

Westcoast

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Endlich will sie ihn verlassen. Claire hat akribisch geplant. Jede Minute ist durchgetaktet. Während der Reise nach Chicago muss ihr Verschwinden geschehen. Rory soll sie nie mehr finden können. Doch kurz ...

Endlich will sie ihn verlassen. Claire hat akribisch geplant. Jede Minute ist durchgetaktet. Während der Reise nach Chicago muss ihr Verschwinden geschehen. Rory soll sie nie mehr finden können. Doch kurz vor der Reise ändert ihr Mann das Ziel, nach Costa Rica soll es gehen und all die schönen Pläne sind dahin. Oder bietet sich doch noch eine Chance? Am Flughafen lernt Claire Eva kennen. Die beiden Frauen gleichen sich vom Typ her. Und auch Eva will einen Neuanfang. Würde es auffallen, wenn sie einfach die Plätze tauschen? Eva geht zum Gate nach Costa Rica und Claire macht sich auf den Weg nach Kalifornien.

Zwei Frauen auf der Flucht. Claire will ihrem Ehemann entkommen, der anscheinend keine Ahnung hat, dass man seine Mitmenschen insbesondere die weiblichen auch gut und liebevoll behandeln kann. Auch Eva hat ein Geheimnis. In Kalifornien angekommen muss Claire schnell feststellen, dass Evas Erzählungen eigentlich in keinem Punkt der Wahrheit entsprechen. Claire bekommt es mit der Angst zu tun, zum einen, weil Evas Umfeld ein anderes ist als geglaubt, zum anderen, weil sie befürchtet, dass Rory auf verschlungenen Wegen herausfinden könnte, wo sie sich aufhält. Obwohl das nach menschlichem Ermessen eigentlich garnicht passieren kann.

In ihrem Debütroman wählt die Autorin einen spannenden Ansatz. Zwei Frauen, die ihre Geheimnisse haben, tauschen einfach mal die Plätze. Für ihr eigentliches Umfeld sind sie damit verschwunden. Doch reicht das? Eine Spannung der Ungewissheit baut sich schnell auf. Als Leser weiß man lange nicht, welche Richtung die Wege der beiden Frauen nehmen. Und daraus entwickelt man die Neugier am weiteren Verlauf der Story. Doch leider bleibt die Geschichte ohne großen Clou, der Twist, auf den man hofft, kommt nicht und der, der sich entfaltet, ist irgendwie unspektakulär. Dennoch liest sich dieser Thriller spannend und flüssig. Genau richtig für die freien Stunden nach Feierabend.

Veröffentlicht am 27.05.2022

Frühlungsopfer

Bluteiche
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Im Jahr 1986 stirbt die 16jährige Elita in der Walpurgisnacht. Sie ist aufgemacht als solle sie als Opfer dargebracht werden. In der Gegenwart kehren David Nordin und seine Frau Thea Lind nach Thornaby ...

Im Jahr 1986 stirbt die 16jährige Elita in der Walpurgisnacht. Sie ist aufgemacht als solle sie als Opfer dargebracht werden. In der Gegenwart kehren David Nordin und seine Frau Thea Lind nach Thornaby zurück. David möchte im alten Schloß ein Restaurant eröffnen und Thea wird die Stelle der Dorfärztin antreten. Alles läuft gut bis Thea in einem hohlen Baumstamm ein altes Foto entdeckt. Darauf ist eine junge Frau abgebildet und ein paar verkleidete Kinder. Thea erfährt vom Tod der jungen Elita, deren Stiefbruder wegen des Mordes verurteilt wurde. Doch irgendetwas scheint mit der Geschichte, die erzählt wird, nicht zu stimmen.

Kann es nach ungefähr dreißig Jahren noch möglich sein, etwas Neues herauszufinden in dem rätselhaften Todesfall der jungen Elita? Thea hat so ein ungutes Gefühl und die Dorfbewohner sind ihr als Neuankömmling gegenüber nicht unbedingt offen. Dennoch hakt Thea immer wieder nach und tatsächlich stößt sie auf Hinweise, die darauf hindeuten, dass die Ereignisse damals doch anders abgelaufen sind als es in den Archiven verzeichnet ist. Allerdings scheint niemand etwas über ihre Entdeckungen wissen zu wollen. Nach ihrem Einsatz bei Ärzte ohne Grenzen, den Thea noch verarbeiten muss, ist Thea froh über die Ablenkung und die vielen neuen Eindrücke.

Dieser subtile und ruhige Roman beschreibt zum einen die Vorgänge im Jahr 1986 und zum anderen Thea Nachforschungen. Dadurch erhält er einen besonderen Handlungsbogen. Allerdings wirkt die Handlung möglicherweise etwas zu ausführlich und spannungsarm angelegt. Dabei ist die Idee und wie sich die Handlungsstränge entwickeln sehr interessant. Gerade auch der Ansatz mit den beiden Zeitebenen macht neugierig, weil man darüber nachdenkt, wie sich die damaligen Ereignisse auf die Gegenwart auswirken. Gut beschrieben ist auch das Leben in dem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt und das Geflecht aus Beziehungen und Abhängigkeiten jeden auch noch in der heutigen Zeit beeinflusst. Insgesamt ein durchaus lesenswerter Roman, der durch seinen Aufbau etwas Besonderes bekommt.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Olivias Teddy

Leona
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Leona möchte so sein wie die anderen. Sie ist verheiratet mit zwei Kindern und sie arbeitet bei der Polizei. Doch sie ist auch getrieben. Wenn sie abends am Computer sitzt taucht sie in eine andere Welt ...

Leona möchte so sein wie die anderen. Sie ist verheiratet mit zwei Kindern und sie arbeitet bei der Polizei. Doch sie ist auch getrieben. Wenn sie abends am Computer sitzt taucht sie in eine andere Welt ein. Als ein schrecklicher Überfall passiert, übernimmt Leona den Fall. Ein kleines Mädchen hat die Bank betreten und eine Kassette wurde abgespielt, auf der eine Männerstimme erklärt, dass es sich um einen Überfall handele und das Geld ausgehändigt werden soll. Geschockt erfüllen die Bankangestellten die Forderung. Leona ist in einer Zwickmühle. Das muss sie den Kollegen gegenüber allerdings verheimlichen.

Bei Leona Lindberg handelt es sich um eine sehr ungewöhnliche Ermittlerin bei der Stockholmer Polizei. Sie ist schlau und hat ein Händchen dafür, dem Verbrechen nachzuspüren. Glücklich ist sie jedoch nicht. Beinahe als sei sie eine geduldete Besucherin in ihrem eigenen Leben. Nun stürzt sich Leona in den neuen Fall, obwohl, weitere Fälle an den Hacken hat. Auch ihr Mann Peter richtet Forderungen an sie, er will ein drittes Kind, es soll ein Haus gekauft werden. Leona wirkt so als hätte sie lieber ihre Freiheit. Ihre Kinder sind ihr sehr wichtig, da sollte sich jeder Einsatz für die Familie lohnen.

Mit einer Beamtin wie Leona Lindberg muss man erstmal klarkommen. Natürlich sind Polizisten auch Menschen, jedoch könnte man sich fragen, ob man das in Romanform auch so genau wissen möchte. Leona wirkt nicht wie eine integre Persönlichkeit, doch sie ist intelligent und sie versteht es, die Leute zu manipulieren. Man fragt sich, was bei ihr schief gelaufen ist. Nach einer Weile lässt man sich dennoch auf die Konstruktion dieses ersten Falles ein. Nach und nach wird es spannend und die Chuzpe, mit der Leona vorgeht, nötigt einem Respekt ab. Ein solider Reihenbeginn, der allerdings noch Luft nach oben lässt.