Cover-Bild Der Tag des Opritschniks
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 12.04.2022
  • ISBN: 9783462004106
Vladimir Sorokin

Der Tag des Opritschniks

Roman | »Sorokin rechnet mit dem Russland Wladimir Putins ab.« Tages-Anzeiger, Schweiz
Andreas Tretner (Übersetzer)

Vladimir Sorokins hellsichtige und schmerzhafte Satire über Putins Russland jetzt als KiWi-Taschenbuch.

Russland im Jahr 2027. Das Land hat sich vom Westen abgeschottet, lebt allein vom Gas- und Ölexport, pflegt Handelskontakte nur noch mit China und ist von der Großen Russischen Mauer umgeben. Es wird vom »Gossudar«, einem absoluten Alleinherrscher regiert. Und wie einst Iwan der Schreckliche übt dieser seine Macht mithilfe der Opritschniki, der »Auserwählten«, aus: einer Leibgarde ergebenster Gefolgsleute, die vor keiner Bestialität zurückschreckt und der beinahe alles erlaubt ist. 

Sorokins Romanvision aus dem Jahr 2006 ist eine schmerzhafte Satire, eine negative Utopie im Sinne von Huxley, Orwell und Burgess. Und das Erschreckende daran ist, dass sie – mit Blick auf das heutige Russland – so überaus realistisch erscheint.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Vladimir Sorokin - Der Tag des Opritschniks

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Russland 2027 ist von der Außenwelt durch eine Mauer abgeschottet. Regiert wird das Land von dem Alleinherrscher, dem „Gossudar“, der mit Hilfe seiner Leibgarde das Land mit harter Hand führt. Andrej Danilowitsch ...

Russland 2027 ist von der Außenwelt durch eine Mauer abgeschottet. Regiert wird das Land von dem Alleinherrscher, dem „Gossudar“, der mit Hilfe seiner Leibgarde das Land mit harter Hand führt. Andrej Danilowitsch ist einer der Opritschniki, der Auserwählten, die sich immer wieder in seiner Nähe aufhalten dürfen und unmittelbar von ihm Befehle empfangen. Er lässt den Leser an einem typischen Tag teilhaben: eine Hinrichtung eines Oligarchen samt Vergewaltigung dessen Frau, Auspeitschung, Bestechung, Besuch bei einer Wahrsagerin und zum Ausklang ein Festmal samt Saunagang.

Vladimir Sorokins Roman aus dem Jahr 2008 lässt sich vor dem Hintergrund der Ereignisse im Frühjahr 2022 kaum ertragen. „Der Tag des Opritschniks“ wurde als dystopische Satire verfasst, davon ist nicht viel übrig geblieben, zu real erscheinen die Schilderungen, nein, man ist geneigt zu sagen die Realität hat den Roman bereits überholt.

Der Protagonist ist obrigkeitstreuer Diener seines Herrschers, der nichts hinterfragt und ergeben seine Rolle ausübt. Gewalt ist die Methode der Wahl, die Facetten selbiger je nach Ziel verschieden aber immer erbarmungslos und unmenschlich. Die Leibgarde und der Herrscher haben mit dem Volk nichts mehr gemein, abgeschottet leben sie in Saus und Braus, verfügen sogar über eigene Spuren auf den Straßen.

Symbolisch arbeitet Sorokin geschickt mit bekannten Mustern, verbindet rückständige, geradezu mittelalterlich anmutende Sprache - „Faustkeil“ für Handy - mit der Huldigung des religiösen Führers. Man kann nicht anders als die rückwärtsgewandte Argumentation Putins, die Gewalt seiner Armee in der Ukraine und die totalitäre Abschottung wiederzuerkennen. Keine Dystopie, keine Satire in 2022, sondern schlichtweg Realität. Das nicht Hinterfragen, das bedingungslose Folgen des Führers haben genau zu jener Welt geführt, die Sorokin bereits vor über zehn Jahren literarisch skizzierte.

Liest man sich Rezension zur Zeit des Erscheinungstermins, beschleicht einem ein ungutes Gefühl: zu vorhersehbar, unglaubwürdig barbarisch - die Liste der negativen Kommentare ist so lange wie die der Fehleinschätzungen Russlands und Putins der vergangenen 20 Jahre. Vielleicht hätte man doch besser zuhören und genauer lesen sollen, um Tausende Opfer zu vermeiden.

Sorokin wird vermutlich wider Willen zur Kassandra, die Böses voraussagt und der niemand glaubt, niemand glauben will. Auch Literatur kann nur Augen öffnen, wenn die Leser dazu bereit sind.

Veröffentlicht am 30.04.2022

Wichtig und prophetisch, aber nicht unbedingt ein Lesevergnügen

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Dieses Buch erschien im russischen Original bereits 2006 und kann daher durchaus aus heutiger Sicht als prophetisch betrachtet werden.

2027 in einer Cyberpunkwelt hat sich Russland vollständig vom Westen ...

Dieses Buch erschien im russischen Original bereits 2006 und kann daher durchaus aus heutiger Sicht als prophetisch betrachtet werden.

2027 in einer Cyberpunkwelt hat sich Russland vollständig vom Westen abgewandt - es herrscht eine brutale Diktatur, die besonders gegen die Intelligentsia hart vorgeht.

Der Hauptcharakter gehört zu einer Art Schutzstaffel, welche die Aufträge des Diktators ausführen - sei es Kritiker umzubringen oder Propagandamaterial zu sichten bevor es an die Bevölkerung getragen wird. Dabei zeigt der Hauptcharakter einen besonderen Patriotismus, der schon ins Quasi-Romantische abdriftet. Dies wird stilistisch durch die Verwendung von pro-Russischen (für den Leser satirischen) Gedichten und Liedern untermalt.

Vom Schreibstil könnte dieses Buch besonders für Fans von Günter Grass lohnenswert sein, inhaltlich erinnert es mich eher an Uhrwerk Orange. Leider konnte mich der Stil nicht recht überzeugen, durch die Kritiklosigkeit liest es sich wie ein Loblied, das mich dann spätestens nach 50 Seiten langweilte.

Aufgrund der kulturellen Bedeutung gibt es von mir 3 Sterne.

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