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Veröffentlicht am 09.05.2022

Des Rätsels Lösung

Der Tote aus Zimmer 12
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Seit einiger Zeit lebt Susan Ryeland mit ihrem Partner Andreas auf Kreta. Gemeinsam führen sie ein kleines Hotel. Doch so langsam wird es Susan, die eigentlich als Lektorin tätig war, etwas zu viel, sich ...

Seit einiger Zeit lebt Susan Ryeland mit ihrem Partner Andreas auf Kreta. Gemeinsam führen sie ein kleines Hotel. Doch so langsam wird es Susan, die eigentlich als Lektorin tätig war, etwas zu viel, sich immer um alles kümmern und zu wenig gemeinsame Zeit. Insgeheim überlegt sie, wie sie aus dieser Situation herauskommen kann. Da kommt ihr das englische Paar sehr gelegen, das sie bittet aufzuklären, was das Buch „Atticus unterwegs“ mit einem acht Jahre alten Mord zu tun haben könnte. Da Susan den Roman lektoriert hat, besteht die Hoffnung, dass sie vielleicht die versteckten Hinweise entschlüsseln kann.

Nachdem Susan Ryeland mit den „Morden von Pye Hall“ zu tun hatte, war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sie nochmals die Bühne betritt. Doch hier ist sie wieder. Obwohl sie nicht mehr im Verlagswesen tätig ist, hat sie eine gewisse Sehnsucht nach der Welt der Bücher. Und wieder gilt es, ein Buch des bekanntlich verstorbenen Autors Alan Conway zu entschlüsseln. Wie hat er sein Buch mit dem tatsächlichen Mord in Verbindung gebracht? Welche Hinweise hat er versteckt? Die Tochter der Trehernes scheint es gewusst zu haben, doch diese ist seit einigen Tagen verschwunden. Auch hier hoffen die besorgten Eltern auf Susans Unterstützung.

Zwei Bücher in einem, das ergibt 600 Seiten oder 740 Minuten, ist spannend und von der Lösung her auch schlüssig aufgebaut. Insofern ähnelt dieser Band dem ersten der Reihe. Und doch ist er anders, denn Susan Ryeland muss sich unter Fremden zurechtfinden, die nicht immer sehr mitteilsam sind. Besonders nimmt man ihr die Erleichterung darüber ab, dass sie eine Ausrede hat, endlich mal wieder nach England zu reisen. Auch der Roman im Buch entwickelt eine Menge Charme, schließlich entführt er die Leser in eine vergangene Zeit, in der es auch mysteriöse Kriminalfälle zu lösen gab. Da scheint es Susan in der Gegenwart ungleich schwerer zu haben. Und doch verfolgt man gefesselt, wie sie schließlich den entscheidenden Hinweis entschlüsselt. Beim Lesen beziehungsweise Hören des Buches im Buch ertappt man sich, wie man selbst versucht, die Spur dieses Schlüssels zu erhaschen, doch da ist der Autor zu geschickt vorgegangen und man erlebt eine Überraschung.
Beim Hörbuch sollte man sich auf die Sprecherin Katja Danowski etwas einlassen, während der Sprecher Volker Hanisch seine Sache ansprechend und souverän meistert.

Veröffentlicht am 01.05.2022

Doppelbürger

Die Anomalie
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Im März gibt es auf einem Air France Flug von Paris nach New York heftige Turbulenzen als das Flugzeug durch eine massive Schlechtwetterzone fliegen muss. Doch die Landung glückt und alle sind froh, dass ...

Im März gibt es auf einem Air France Flug von Paris nach New York heftige Turbulenzen als das Flugzeug durch eine massive Schlechtwetterzone fliegen muss. Doch die Landung glückt und alle sind froh, dass alles gut gegangen ist. Doch drei Monate später landet die selbe Maschine mit den selben Passagieren und Besatzungsmitgliedern noch einmal. Die amerikanische Bürokratie hat eine Antwort auf alles und so gibt es auch für eine unmögliche Situation einen Fahrplan. Das Flugzeug wird auf einen Militärflughafen umgeleitet und eine große Zahl von Wissenschaftlern, Beamten und Militärs wird zusammengerufen, um nach den besten Lösungen zu suchen.

Auf solch eine Idee muss man erstmal kommen. Es klingt wie Science Fiction, ein sich selbst verdoppelndes Flugzeug. Wie reagieren die Mensch im Flugzeug, die Offiziellen und die, welche drei Monate weitergelebt haben und die nun plötzlich zweimal da sind. Elf Personen von über zweihundert Doppelbürgern - wie unterschiedlich sind ihre Reaktionen? Und was geschieht, wenn die Sache von der Öffentlichkeit entdeckt wird? Kann das Unmögliche, wenn es einmal vorgekommen ist, etwa häufiger vorkommen? Zunächst jedoch sorgen sich, die Flugzeuginsassen, weshalb sie festgehalten werden, warum ihnen eigenartig sinnlose oder sinnvolle Fragen gestellt werden. Eine Anomalie, die viele Fragen aufwirft.

Auf das Gedankenspiel, das der Autor präsentiert, ist schon ungewöhnlich. Noch nicht einmal Zwillinge sind doppelt, auch wenn sie wohl das höchste Maß an Ähnlichkeit haben. Was also, wenn Menschen wirklich doppelt sind, sie tatsächlich ein Leben haben, dass plötzlich nicht mehr eins ist, sich nach diesem außergewöhnlichen Ereignis auseinander entwickelt? Humorvoll, ironisch, ernst, mitunter zynisch und manchmal auch philosophisch geht der Autor diese Fragen an. Man folgt ihm gerne in diesem von Camil Jammal berührend vorgetragenen Hörbuch. Ob man jede Entwicklung so gewählt hätte? Vielleicht nicht, doch dieses Experiment, die Gedanken anzuregen, ist unbedingt gelungen. Ist das Interesse nach dem Lesen des Klappentextes geweckt, kann es in jedem Fall angebracht sein, dem Impuls zu folgen.

Veröffentlicht am 30.04.2022

Kleeblatt

Four Dead Queens
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Die Königinnen der vier Quadara leben nicht in ihren Reichen, sondern im Palast, der den Mittelpunkt zwischen den Ländern bildet. Keralie Corrington lebt im Reich Toria und sie ist die beste Taschendiebin. ...

Die Königinnen der vier Quadara leben nicht in ihren Reichen, sondern im Palast, der den Mittelpunkt zwischen den Ländern bildet. Keralie Corrington lebt im Reich Toria und sie ist die beste Taschendiebin. Mackiel ist ein Freund und derjenige, der ihr alles beigebracht hat. In letzter Zeit jedoch, fragt sich Keralie, ob zwischen ihnen noch wahre Freundschaft herrscht. Nun hat sie erstmal den Auftrag, einem Boten die Erinnerungschips stehlen, die er überbringen soll. Diese Chips sind auf dem Schwarzmarkt sehr begehrt, schließlich kann man mit ihnen die Erinnerungen anderer Menschen nacherleben. In einer brenzligen Situation schluckt Keralie die Chips und sie ist entsetzt, was sie dann mit ansehen muss.

Mit ihrem Fantasy-Debüt vermag die in Melbourne lebende Autorin zu überraschen. Keralie Corrington hat bei Mackiel Zuflucht gesucht. In die Fußstapfen ihres Vaters wollte sie nie treten, das hat sie immer gesagt. Nach dem Unfall ihres Vaters, ist sie noch überzeugter, dass sie auf dem Wasser nichts zu suchen hat. Der Bote wirkte eigentlich nicht unsympathisch, doch als er bei der Auktion auftaucht, um seine Chips wiederzubekommen, ist ihm deutlich anzumerken, dass er nicht begeistert war. Nachdem Keralie den Inhalt der Chips kennt, machen sie und der Bote sich auf den Weg, um noch Schlimmeres zu verhindern.

Beim Lesen des Klappentextes kommt man auf den Gedanken, es könnte sich hier um einen Einzelband handelt, was genauere Nachforschungen bestätigen. Ein echtes Kaufargument für so einen Zufallsfund, der sehr angenehm überrascht. Die vier Reiche, deren Königinnen in großer Gefahr schweben. Geschickt spielt die Autorin mit den Wirklichkeiten, die sich in den Erinnerungschips darstellen. Damit bereitet sie mehr als eine Überraschung. Mit den eigenen Vermutungen liegt man immer wieder daneben und damit hebt sich dieser Fantasy-Roman von einigen ab, die man sonst so kennt. Das ist erfrischend. Die Story überzeugt, ist manchmal etwas schwer zu schlucken, doch für ein Erstlingswerk sehr gelungen. Da wurde ein gutes Buch vom Grabbeltisch gerettet.

Veröffentlicht am 27.04.2022

Ein Pechvogel

Bullet Train
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Nanao, genannt der Marienkäfer, soll im Schnellzug einen Koffer aufnehmen und den Zug an der nächsten Haltestelle verlassen. Doch Nanao ist ein rechter Pechvogel und so ist irgendwann der Koffer weg und ...

Nanao, genannt der Marienkäfer, soll im Schnellzug einen Koffer aufnehmen und den Zug an der nächsten Haltestelle verlassen. Doch Nanao ist ein rechter Pechvogel und so ist irgendwann der Koffer weg und mehr oder weniger versehentlich bringt Nanao jemanden um. Wenn er sich in Gefahr sieht, kann er schon mal schnell werden. Die beiden Auftragnehmer Tangerine und Lemon sollen dagegen den Sohn von Minegishi nach hause bringen, der entführt worden war. Entsetzt müssen sie feststellen, dass der junge Mann tot neben ihnen sitzt. Und der Koffer, in dem das Lösegeld war, ist weg.

Ein ganzer Reigen von Auftragskillern hält sich in diesem Zug auf. Nanao, bei dem fast alles schiefgeht, sticht da besonders hervor. Wie stehen seine Chancen lebend aus dem Zug herauszukommen? Gegen den Prinzen wirken Tangerine und Lemon beinahe sympathisch, wenn sie überleben, was sie mit ihrem Schutzbefohlenen anfangen sollen, der ja als plötzlich Verstorbener keine Hilfe mehr braucht. Aber wie das dem Vater beibringen, der selbst eine Größe unter den Verbrechern ist. Heikel. Der Prinz dagegen scheint ein Glückspilz zu sein, der heimlich die Fäden in der Hand hält. Als Schüler wirkt er auch ausgesprochen harmlos.

Wie gerade festgestellt, wurde dieser Roman bereits verfilmt, wobei der Trailer durchaus ansprechend ist. Das Defilee der Mörder auf dem begrenzten Raum eines Zuges, scheint auch in der Verfilmung gut rüberzukommen. Ebenso ist es im Buch. Dort fängt es ganz harmlos an, die Meute steigt eben in den Zug. Doch je mehr Leute irgendwie plötzlich tot sind, desto mehr verabschiedet man sich von der Harmlosigkeit. Es ergeben aberwitzige Szenen, bei denen man unversehens dazu kommt, Mörder sympathisch zu finden. Eigentlich erstaunlich, aber das macht vermutlich einen Reiz dieses Thrillers aus. Natürlich gibt es auch das personifizierte manipulative Böse, bei dem man sich fragt, wo so viel Garstigkeit überhaupt herkommen kann. Jedenfalls spitzt sich die Lage immer weiter zu und man bleibt gefesselt bis zum Schluss. Wie hier die Idee eines begrenzten Raums umgesetzt wird, ist sehr spannend und originell.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Marty

Nordstern
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Im Jahr 1980 in Kiel will der zwanzigjährige Martin Hansen nur ein Bier aus dem Automaten ziehen und wusch landet er im Jahr 2020. Wie konnte das passieren? Etwas desorientiert landet er in einer Kneipe, ...

Im Jahr 1980 in Kiel will der zwanzigjährige Martin Hansen nur ein Bier aus dem Automaten ziehen und wusch landet er im Jahr 2020. Wie konnte das passieren? Etwas desorientiert landet er in einer Kneipe, in der Sophia als Kellnerin arbeitet. Die beiden sind sich sofort sympathisch, vielleicht auch, weil Sophia die Möglichkeit nicht ausschließt, dass Martins irre Geschichte einfach wahr ist. Sie will Martin helfen, wieder in seine Zeit zurückzukommen. Sie haben allerdings keine Ahnung, wie das gehen soll. Also kommt Martin erstmal mit in die WG, Sophias Mitbewohner Liam studiert schließlich Physik. Vielleicht hat der eine Idee.

Es hat sich schon eine ganze Menge verändert in den vierzig Jahren, die zwischen Martins und Sophias jeweiligen Wirklichkeiten vergangen sind. Das fängt schon mit dem komischen bunten Geld an. Trotz der Unterschiede finden Martin und Sophia schnell einen Draht zueinander und machen Kiel unsicher. Wenn sie nur wüssten wie es geht, könnte Sophia einen Besuch in der Vergangenheit wagen. Sollte mehr daraus werden? Martin hat sich selten so wohl gefühlt. Er wüsste nicht, ob Sabine, mit der er geht, ihn überhaupt vermissen würde. Martin, der Wanderer durch die Zeiten?

Der Beginn dieses Romans ist echt genial. Unter eigenartigeren Umständen können sich zwei junge Leute kaum treffen und dann noch in diesem besonderen Ort namens Kiel, wie prosaisch. Besonders gut funktioniert das Buch möglicherweise, wenn man sich beim Lesen in beiden Zeiten zurechtfindet. Es ist sehr humorvoll aufbereitet, welche Schwierigkeiten einen in unterschiedlichen Jahrzehnten erwarten können. Je länger man liest, desto mehr fragt man sich allerdings, ob die Vernunft über das Abenteuer siegen wird. Es entsteht der Eindruck, dass zumindest Martin und Sophia sich da einig sind. Im weiteren Verlauf vertut sich der spritzige Beginn ein wenig. Dieser Roman bietet dennoch eine andere interessante Herangehensweise an das Thema Zeitreisen und kann nicht unbedingt als Science Fiction bezeichnet werden. Gleichwohl bietet er ein tolles Leseerlebnis, eine Entdeckung, die sich lohnt.