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Veröffentlicht am 03.05.2022

Politischer Krimi

Blutgold
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Berlin in den zwanziger Jahren. Aber nicht in den Goldenen sondern bei den Menschen die gerade so überleben, noch nicht die Ärmsten der Armen aber nicht sehr weit davon entfernt. Die Menschen die die Zeche ...

Berlin in den zwanziger Jahren. Aber nicht in den Goldenen sondern bei den Menschen die gerade so überleben, noch nicht die Ärmsten der Armen aber nicht sehr weit davon entfernt. Die Menschen die die Zeche zahlen die von den da oben in Auftrag gegeben wurde. Der Krieg ist gerade zu Ende, der Kaiser musste abdanken und viele verschiedene politische Gruppierungen liefern sich Straßenschlachten. Es wird gehungert, gestorben und die Verzweiflung macht sich überall breit. Das ist das Leben der Brüder Sass die in dieser Zeit als Panzerknacker zur Berühmtheit gelangen sollen.
Es ist ein hochpolitischer Krimi. Es geht nicht nur um Mord und Totschlag, Einbruch, größere oder kleinere Verbrechen.
Der Autor gibt uns einen Einblick in die Zeit die wir heute als die goldenen Zwanziger kennen. Mittlerweile versuchen Andere das Bild etwas gerade zu rücken.
Dieser Roman kommt den Geschichtsbüchern wesentlich näher. Die Stimmung auf der Straße wird fühlbar.
Wir wissen das Klima war der Wegbereiter für den Nationalsozialismus. Aber warum hat niemand versucht es zu stoppen. Ein warum erfahren wir vielleicht hier. Es ist die tiefe Scham, Verzweiflung die anscheinend jeden betroffen hat. Jeder meinte dann seine Methode sei die Beste um aus diesem Elend heraus zu kommen. Der Nächste meinte dann der oder der ist das kleinste Übel gegen das Große.
Der Roman ist auch eine Biographie der Brüder Sass, die sich erst mit kleineren Gaunereien über Wasser halten, dann aber durch den politischen Strudel in größere Geschichten hineingeraten.
Das Ganze ist als Trilogie angelegt, mich interessiert wie es weitergeht, denn über diese Personen der Geschichte habe ich nur mal den Namen gehört.
Das Buch war nicht einfach zu lesen, denn die politischen Überzeugungen und nach meiner Meinung und auch aus heutiger Sicht unakzeptablen verqueren Ansichten über Menschen sind schwer zu ertragen. Im geschichtlichen Kontext muss es so geschrieben werden, denn sonst käme kein Verständnis für den Fortgang der Geschichte zustande.
Der Autor erklärt einige Einzelheiten im Nachwort, wofür ich sehr dankbar war. Denn wir leben heute in einer sehr privilegierten Zeit.

Veröffentlicht am 30.04.2022

Ein überraschendes Buch

Bullet Train
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Ein überraschendes Buch. Fünf Killer sitzen mit einem Entführungsopfer und einem Koffer voll Geld in einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Eine Beschreibung die viel Raum für Interpretationen lässt ...

Ein überraschendes Buch. Fünf Killer sitzen mit einem Entführungsopfer und einem Koffer voll Geld in einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Eine Beschreibung die viel Raum für Interpretationen lässt und neugierig macht.
Die Ereignisse werden jeweils aus der Sicht eines dieser Personen erzählt. Was im Anfang sich als totaler Irrsinn entwickelt, einerseits mit wenig Thriller oder Mordelementen, wenn man mal von den Toten aus heiteren Himmel absieht. Ist am Ende überraschend logisch. Völlig Fremde die sich bisher nie begegnet sind, interagieren auf einmal miteinander. Völlig unpassender Humor wirkt auf einmal richtig, als ob es ein wichtiges Element in einem Thriller wäre.
So etwas hatte ich bisher noch nicht gelesen. Es ist meiner Meinung nach kein Thriller, nicht einmal ein Krimi, obwohl es von Auftragsmördern nur so wimmelt. Eine äußerst skurrile Geschichte.
Es ist schwierig Worte dafür zu finden, vielleicht ist es, weil der Autor aus einer sehr verschiedenen Kultur stammt.
Als ob Grundkenntnisse zum alltäglichen Umgang miteinander fehlen.
Trotzdem war das Buch gut zu lesen. Es war etwas Neues, Unerwartetes.
Ich kann mir das Buch sehr gut als Film vorstellen, der mit Sicherheit sehr viel Erfolg haben würde. Denn in einem Film fällt Fremdartigkeit nicht so sehr auf wie in einem Buch, da man als Leser sehr viel mehr hinein interpretiert als in einem Film wo sehr viele Einzelheiten gezeigt werden, die man sonst sich selber dazu denkt.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Nicht nur das Meer ist schön

Zwei am Meer
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Camille und Isabelle waren mal verwandt. Sie waren Schwiegermutter und -Tochter. Nun ist Armand tot und die beiden treffen sich bei der Beerdigung wieder. Die alte Sympathie ist wieder da. Gemeinsam beschließen ...

Camille und Isabelle waren mal verwandt. Sie waren Schwiegermutter und -Tochter. Nun ist Armand tot und die beiden treffen sich bei der Beerdigung wieder. Die alte Sympathie ist wieder da. Gemeinsam beschließen sie eine Reise durch die Normandie und die Bretagne zu machen, die jeweilige Heimatregion der anderen und einander die Vorzüge vorzustellen.
Es beginnt als einen Roadtrip und wird so viel mehr. Es ist erst eine melancholische Geschichte die nach und nach an Fröhlichkeit gewinnt. Wie die beiden so unterschiedlichen Frauen sich entwickeln ist sehr spannend zu verfolgen. Das Alter von Camille und das Burn Out von Isabelle spielen eine große Rolle. Es sind viele kleine Ereignisse die die Entwicklung voran bringen. Selber Obst pflücken, Kaffee und Kuchen zum Mittagessen es sind diese Absonderlichkeiten die die Frauen einander näher bringen auch als Leserin komme ich den beiden mit jeder Seite näher.
Die Beschreibungen der Orte und Landschaften sind detailliert und machen neugierig auf Gegenden die die Autorin mit viel Liebe beschreibt.
Der Schluss ist etwas zu euphorisch, zu viel heile Welt, nachdem es zwischendurch die eine oder andere Geschichte gab die sehr dramatisch war.
Es ist insgesamt ein ruhiges angenehmes Buch, gut zu lesen, ohne einen hohen Anspruch.

Veröffentlicht am 21.04.2022

Eine Heimatsaga

Das Land, von dem wir träumen
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Südtirol nach dem 1. Weltkrieg, das Land gehört jetzt zu Italien und nicht mehr zu Österreich. Die Amtssprache ist jetzt italienisch und nicht mehr deutsch, zuwider Handlungen werden bestraft. ...

Südtirol nach dem 1. Weltkrieg, das Land gehört jetzt zu Italien und nicht mehr zu Österreich. Die Amtssprache ist jetzt italienisch und nicht mehr deutsch, zuwider Handlungen werden bestraft. Wer arrangiert sich mit dem System und wer leistet Widerstand.
Franziska eine junge Lehrerin darf wegen mangelnder Italienischkenntnisse nicht unterrichten daher gründet sie eine Katakomben Schule. Heimlich lehrt sie die Kinder Deutsch, Geschichte und Heimatkunde. Ihre Familie hat sich teils mit den Gegebenheiten arrangiert.
Das Thema war mir nicht neu, ich habe schon Romane und auch Sachbücher über darüber gelesen. Eigentlich ist es spannend und ich mag historische Romane. Leider wurde das eigentliche Thema nur gestreift. Es war eher eine normale Familien und Liebesgeschichte die in jede andere Zeit gepasst hätte. Die Hauptfigur Franziska war mir unsympathisch, sie wirkte ehrgeizig, egoistisch und hochnäsig. Nur sie hat Probleme, die von anderen waren zweitrangig. Die Männer mit ihren Kriegstraumata nahm sie nicht ernst. Die ersten antisemitischen Aktionen die auch ihre Freundin betrafen empfand sie nicht so bedrohlich. Alle Figuren handelten oft widersprüchlich, einerseits will man die Rechte so zu leben wie gewohnt, dann wieder wollen sie nur in Ruhe gelassen werden. Stellenweise ist das Buch langatmig, dann wieder überschlagen sich die Ereignisse. Beispiel: Franziska hat Bedenken wegen eines Angestellten ihres Vaters am Ende heiratet sie ihn.

Veröffentlicht am 19.04.2022

Handschriften

Die Diplomatenallee
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Graphologie, die Wissenschaft der Deutung von Handschriften. Wie man schreibt sagt etwas über die Persönlichkeit aus, die Stärken und die Schwächen jedes Einzelnen. Ein Kringel über dem I statt eines Punkts. ...

Graphologie, die Wissenschaft der Deutung von Handschriften. Wie man schreibt sagt etwas über die Persönlichkeit aus, die Stärken und die Schwächen jedes Einzelnen. Ein Kringel über dem I statt eines Punkts. Das P geschlossen oder auf. Der T Strich weiter unten alles ist zu deuten. In den siebziger Jahren war es üblich das Fachleute die Handschriften untersuchten und danach Empfehlungen aussprachen. Führungspositionen wurden erst nach einem solchen Gutachten vergeben.
In diesem Roman steht Graphologie an erster Stelle. Nicht eine menschliche Figur sondern die Wissenschaft. An zweiter Stelle steht eine starke Frau, Heike früher war sie eine führende Graphologin bevor sie etwas aus der Bahn warf. Jetzt ist sie als Hausfrau und Mutter glücklich mit ihrem Mann Peter. Aber sie wird auf Grund ihrer Fähigkeiten in den politischen Strudel um die Einrichtung einer Ständigen Vertretung der DDR in Bonn herein gezogen.
Das Buch fing stark an, mit halben Andeutungen so das man als Leser sich seinen Teil denken konnte. Dann folgten die Erklärungen und gleichzeitig wurde die Geschichte diffuser. Die Ereignisse wurden ungewöhnlicher fast schon unglaubwürdig, nicht mehr nachvollziehbar. Es artete in einen Spionagethriller ohne Spannung aus. Heike sollte eigentlich eine starke Persönlichkeit darstellen aber sie wurde ständig durch ihre Vergangenheit, ihre Familie und ihre Ängste manipuliert. Ihr Mann Peter stellte zwar auf einer Seite einen wunderbaren Ehemann und Vater dar, andererseits fehlte es ihm an Kraft und Standhaftigkeit. Alle anderen Figuren wirkten überzeichnet oder waren nur dem Namen nach vorhanden.
Ich hatte mehr erwartet. Denn das Thema war sehr interessant.

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