Potenzial leider nicht ausgeschöpft
Die Fabrikantinnen – SchwesternbandeDieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Es hat zweifellos gute Ansätze und Ideen, doch einiges hätte ich mir auch anders gewünscht. Das Cover finde ich gut gestaltet, man sieht zwei Frauen auf einer ...
Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Es hat zweifellos gute Ansätze und Ideen, doch einiges hätte ich mir auch anders gewünscht. Das Cover finde ich gut gestaltet, man sieht zwei Frauen auf einer Balustrade eines Balkons sitzen. Es könnten die beiden Protagonistinnen Emmi und Anni sein. Der Klappentext ist sehr ausführlich und hier liegt schon eines der Probleme, erst nach rund zweidritteln des Buches tritt auch das letzte Ereignis ein, welches im Klappentext verraten wird. Der Roman umspannt die Zeiten von 1927 bis 1945, also fast fünfundzwanzig Jahre. 25 Jahre auf 400 Seiten verteilt, dann wird klar, dass wir als Leser nur einzelne Episoden erleben. Vieles wird übersprungen oder man erfährt erst im Nachhinein, wie die Protagonisten sich entwickelt bzw. entschieden haben. Dies ist sehr schade und schafft leider eher Distanz als Nähe zu den Protagonistinnen. Gerade Emmi mochte ich sehr, sie ist eine sehr patente, neugierige und gleichzeitig vernünftige Person. Sie hatte ich bereits nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Ihre Schwester Anni hingegen ist mir zu eindimensional gezeichnet, sie ist sehr naiv und kindlich und macht kaum eine Entwicklung durch. Die Männer in dem Roman bleiben insgesamt eher schemenhaft und sie sind sehr stereotypisch gezeichnet wie auch die anderen Figuren in dem Roman.
Was mir sehr gut gefallen hat ist der Schreibstil und der Lesefluss. Die Autorin schreibt sehr gut und schafft es die Leser mit auf eine Reise zu nehmen. Sehr gerne hätte ich noch viel, viel mehr erfahren. Insgesamt hätte für mich die Entwicklung der Personen, aber auch des geschichtlichen Hintergrunds, sowie der technischen und unternehmerischen Gegebenheiten interessiert. Es ist schon seltsam, wenn das Buch „Die Fabrikantinnen“ heißt, aber die beiden Hauptfiguren sich da kaum aufhalten.
Insgesamt wird die Geschichte stringent erzählt, es finden einige, teils größere Zeitsprünge statt. Sehr gelungen fand ich die stets passenden Zitate vor den Kapiteln, sie haben den Roman sehr bereichert. Der Auftakt einer neuen Familiensaga, den man lesen kann, aber nicht muss. Ich bin mit Abzügen gut unterhalten worden. Ob ich den zweiten Teil lesen werde, weiß ich noch nicht. Auf der einen Seite möchte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht, habe aber auf der anderen Seite auch wieder Angst, dass ich ganz andere Vorstellungen habe und ich eventuell enttäuscht werde.