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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Komplexer Krimi

Mord zur Apfelblüte
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Im Alten Land, dem riesigen Obstgarten von Hamburg wird die verstümmelte Leiche eines Mannes gefunden. Es dauert bis Berlotti und sein Team Anhaltspunkte für dieses Verbrechen finden. Die Spuren führen ...

Im Alten Land, dem riesigen Obstgarten von Hamburg wird die verstümmelte Leiche eines Mannes gefunden. Es dauert bis Berlotti und sein Team Anhaltspunkte für dieses Verbrechen finden. Die Spuren führen nach Leipzig in die Archive der Staatssicherheit und fördern gut gehütete Geheimnisse der ehemaligen DDR ans Tageslicht.

Die Ermittlungen werden durch rechtsextremistische Anfeindungen, denen Berlotti ausgesetzt ist, überschattet. Wer zieht hier die Fäden? Und warum?

Meine Meinung:

Das ist mein erster Krimi aus der Reihe Gabriele Berlotti. Berlotti stammt aus Italien, legt Wert auf die italienische Form seines Vornamens und hat privat mit allerlei Sorgen zu kämpfen. Da sind zum einem seine Eltern und zum anderen eine Vielzahl von Schicksalsschlägen, die wohl nicht ganz zufällig passieren. Wem ist Gabriele so auf die Zehen getreten, dass mehrer Anschläge auf sein bzw. die Leben seiner Lieben verübt werden? Hier in diesem zweiten Band wird das Geheimnis noch nicht gelüftet. Da müssen wir Leser wohl oder übel auf einen dritten Band warten.

Üblicherweise habe ich kein Problem, quer in eine Reihe einzusteigen, aber diesmal fehlen einfach die Hintergrundinformationen. Man erfährt nur, dass im ersten Fall („Tod im Alten Land“) während des Verhörs durch Berlotti ein Verdächtiger aus dem Fenster gesprungen ist, und dabei ums Leben gekommen ist.

Gabriele Berlotti ist ein Familienmensch. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ein erwachsener Mann noch immer bei seinen Eltern wohnt. Hier scheint der Autor ein wenig mit dem Klischee der überbordenden italienischen Mamma zu spielen, die unbedingt ihrem Sohn die passende Frau aussuchen will. Das sorgt für Schmunzeln.

Der Kriminalfall selbst hat ein reales Vorbild, der an Tragik kaum zu überbieten ist, zeigt er doch das unmenschliche Regime der DDR.

Fazit:

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Ich muss unbedingt den ersten Band besorgen, um die Charaktere gut einordnen zu können. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.05.2022

Regt zum Nachdenken an

Lovely Planet
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In diesem Buch versucht sich die Autorin Maria Kapeller der Frage „Warum reist der Mensch?“ Auf den Grund zu gehen. In sieben Kapiteln bemüht sie sich, Antwort darauf zu finden.

Warum reisen wir so maßlos?
Welche ...

In diesem Buch versucht sich die Autorin Maria Kapeller der Frage „Warum reist der Mensch?“ Auf den Grund zu gehen. In sieben Kapiteln bemüht sie sich, Antwort darauf zu finden.

Warum reisen wir so maßlos?
Welche Folgen hat unsere Reiselust?
Warum dürfen wir uns in Dankbarkeit verneigen?
Wie erschaffen wir einen neuen Reiserealismus?
Welche Wege gibt es, um umweltverträglicher zu reisen?
Wie wachsen wir beim Reisen innerlich?
Was, wenn wir das Reisen neu erfinden?

Maria Kapeller nähert sich dem Thema Reisen philosophisch an. Sie beleuchtet unter anderem die Auswirkungen auf die Einheimischen, die von Touristen häufig bestaunt werden. Die Bedeutung von (Flug)Reisen auf das Klima ist bereits mehrfach erforscht und trotzdem wird munter mit dem Flugzeug verreist. Sicherlich spielen Kosten für Tickets und Zeitersparnis eine Rolle, denn wenn ein Bahnticket Wien-Brüssel gleich dreimal so teuer, und die Reise fast viermal solange dauert, steigt man eher ins Flugzeug als in den Zug.

Die Kernfrage ist, „muss“ man überhaupt verreisen? Oder wecken Hochglanzbroschüren eine Sehnsucht, die es ohne dies Bilder nicht geben würde? Die letzten beiden Jahre, die coronabedingt das Reisen eingeschränkt haben, haben deutlich gezeigt, dass vor allem Fernreisen nicht wirklich lebensnotwendig sind. Manche meiner Freunde sind total unentspannt, dass sie nicht reisen durften. Für sie ist das Reisen zum Teil eine Prestigeangelegenheit, weiter, schneller und teurer. Ich persönlich kann diesem Reisefieber wenig abgewinnen.

Das Buch ist flott und flüssig geschrieben. Es regt zum Nachdenken an und das ohne den sonst üblichen erhobenen Zeigefinger. Maria Kapeller setzt sich mit den ökologischen und ökonomischen Folgen unserer Reisegesellschaft auseinander.

Fazit:

Ein Buch, das anregt, die eigenen Reisegewohnheiten zu überdenken. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.05.2022

Wieviel Weltgeschichte passt in ein Menschenleben?

Die drei Emigrationen der Sonja Berg
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„Wenn du mich fragst, wo meine Heimat ist, dann muss ich dir sagen: ich weiß es nicht. Meine Familie und anderen Verwandten sind überall auf der Welt zerstreut, in Südafrika, in Israel, den USA, England ...

„Wenn du mich fragst, wo meine Heimat ist, dann muss ich dir sagen: ich weiß es nicht. Meine Familie und anderen Verwandten sind überall auf der Welt zerstreut, in Südafrika, in Israel, den USA, England und der Schweiz. Bei Heinz ist es genauso – diese Emigrationen werden ein Stück von dir!“

Daniel Becker lernte 1987, gerade einmal 18 Jahre alt, das Ehepaar Sonja und Heinz Berg kennen, als er sich in der Schule mit der Russischen Revolution beschäftigte.

Das Ehepaar, das es gemeinsam auf fünf Emigrationen bringt, erzählt detailreich in den 1980er-Jahren ihre Lebensgeschichten in zahlreichen Treffen immer „nach acht“.

Dreimal musste Sonja emigrieren. 1918 aus Russland, 1934 aus Nazideutschland und 1962 aus dem Südafrika der Apartheid. Heinz aus Deutschland und aus Südafrika.

Das Ehepaar hat niemals den Mut verloren oder Hass entwickelt. Sie haben einfach ihre Sachen gepackt, sind gegangen und haben neu angefangen. Sie haben sich nicht beklagt. Sie haben, sagen beide unisono, Dankbarkeit gelernt. Dankbarkeit jenen Menschen gegenüber, die sie unterstützt haben und auch jenem Land gegenüber, das sie aufgenommen hat.

„Man sollte kaum glauben, dass so viel Weltgeschichte in ein Menschenleben passt.“

Erst dreißig Jahre später bringt Daniel Becker diese Lebensläufe zu Papier. Sonja und ihr Mann sind bereits 1995 bzw. 1990, verstorben, doch angesichts der aktuellen Weltlage ist das Thema Flucht und Vertreibung aktuell wie nie zuvor.

Daniel Becker begibt sich auf Spurensuche. Er kontaktiert Verwandte, Nachfahren von Freunden der beiden und fördert eine schier unüberschaubare Menge von Material zutage. Das fasziniert mich ungemein! Nach 100 Jahren so viele Briefe, Dokumente und Fotos vor sich liegen zu haben, ist erstaunlich.

Die Fülle des Materials ist es aber auch, die den 5. Stern kostet. Das seitenlange Zitieren aus Briefen hat mich ein wenig ermüdet. Hier wäre weniger wohl mehr gewesen. Aber, das ist natürlich Ansichtssache. Zahlreiche Fotos zeigen längst vergangene Tage aus dem Leben von Sonja und Heinz.

Fazit:

Eine faszinierende Geschichte einer jüdischen Familie, die dreimal emigrieren musste. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Späte Aufarbeitung der Vergangenheit

Die Internationale Stiftung Mozarteum und der Nationalsozialismus
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Spät, aber doch, stellt sich die „Internationale Stiftung Mozarteum“ ihrer unrühmlichen Vergangenheit während der NS-Zeit.

„...Lange haben wir uns nicht die Frage gestellt, welche Rolle die "Stiftung ...

Spät, aber doch, stellt sich die „Internationale Stiftung Mozarteum“ ihrer unrühmlichen Vergangenheit während der NS-Zeit.

„...Lange haben wir uns nicht die Frage gestellt, welche Rolle die "Stiftung Mozarteum" eigentlich in den Jahren zwischen 1938 und 1945 im Kulturleben der Stadt Salzburg und darüber hinaus gespielt hat, welchen Zielen die damals amtierenden Herren in der Leitung der Stiftung gedient, was sie während dieser sieben Jahre tatsächlich getan und was sie unterlassen haben....“ (Dr. Johannes Honsig-Erlenburg, aktueller Präsident der Stiftung im Vorwort)

Die beiden Herausgeber Alexander Pinwinkler und Oliver Rathkolb haben nun insgesamt 13 Aufsätze von sechs Historikern und einer Historikerin in diesem Buch veröffentlicht. Damit wird eine jahrzehntelang klaffende Lücke in der Geschichte der „Internationalen Stiftung Mozarteum“ endlich geschlossen.

Anhand erstmals ausgewerteter Quellen werden so manche, vom Rassenwahn geleitete Projekte beleuchtet. Die Vereinnahmung Wolfgang Amadeus Mozarts als „Arier“ wird ebenso behandelt wie die Aktivitäten des damaligen Präsidenten Albert Reitter.

Dem Vernehmen nach ist ein zweiter Band in Arbeit, der die Entwicklung in den Nachkriegsjahren sowie die Auslandsbeziehungen aufarbeiten soll. Auch hier ist mit spannenden Enthüllungen zu rechnen.

Meine Meinung:

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Aufarbeitung und daher entsprechend stringent aufgebaut. Es ist vermutlich nicht für das breite Publikum gedacht, sondern für jene, die sich kritisch mit Kulturvereinen und deren Verhalten in der NS-Zeit auseinandersetzen wollen. Bislang gab und gibt es hier nach wie vor einiges aufzuarbeiten.
Zahlreiche Zitate, Fotos und Faksimiles aus den Originaldokumenten ergänzen dieses Werk.

Fazit:

Eine längst fällige Auseinandersetzung einer Kulturinstitution mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 23.04.2022

Hat mich gut unterhalten

Wiener Rosenmord
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Dieser Krimi rund um die leicht chaotische Chefinspektorin Anna Bernini führt mich in eine Gegend von Wien, die mir bestens bekannt ist: in die Leopoldstadt, den zweiten Bezirk der Stadt.

Worum geht’s?

Chefinspektorin ...

Dieser Krimi rund um die leicht chaotische Chefinspektorin Anna Bernini führt mich in eine Gegend von Wien, die mir bestens bekannt ist: in die Leopoldstadt, den zweiten Bezirk der Stadt.

Worum geht’s?

Chefinspektorin Anna Bernini kämpft nicht nur gegen das Verbrechen sondern auch gegen ihre inneren Dämonen. Ursprünglich als Jahrgangsbeste aus der Polizeischule ausgemustert und als geschätzte Ermittlerin eingesetzt, hat sie aufgrund privater Probleme ein Burnout hinter sich. Just am ersten Tag nach dem Krankenstand wird sie zu einem Mord in einem Blumenladen gerufen. Der Eigentümer liegt unter einem Berg von teuren Rosen begraben, im Nebenraum ein offensichtlich drogensüchtiger Mann - der Täter? Bevor sich Anna noch einen Überblick verschaffen kann, grätscht Kollege und Widersacher Inspektor Schramek dazwischen. Für ihn ist klar, der Junkie ist der Täter. Doch stimmt das auch?

Meine Meinung:

Es dauert eine Weile, bis die Krimihandlung so richtig Fahrt aufnimmt, denn zu Beginn werden uns Anna Bernini und ihre KollegInnen vorgestellt. Da ist vor allem der Bad Cop Schramek, der Mann fürs Grobe, der liebend gerne Geständnisse aus Verdächtigen herausprügeln würde, wenn dies noch erlaubt wäre und der Anna ihren Dienstrang neidet. Weitere Mitspieler sind „Miss Biggy“, Brigitte Sander, die gute Seele der Dienststelle, die mehr draufhat als man vermutet und Oberst Bruno Meier, der Anna für den Posten als Chefinspektorin vorgeschlagen hat. Nun allerdings hat er, auch wegen der zahlreichen Interventionen von Schramek, ein wenig die Nase voll von seiner chaotischen Chefinspektorin. Denn nicht nur, dass sie wegen Trunkenheit am Steuer eines Dienstwagens abgeben musste, ist sie für riskante Alleingänge bekannt.
Allerdings kommt Oberst Meier seiner Fürsorgepflicht als Dienstgeber nicht nach, wenn er die augenscheinlich nicht ganz dienstfähige Mitarbeiterin zu einer Mordermittlung schickt. Nun gut, man kann natürlich sagen Anna, will es sich und ihrer Umwelt unbedingt beweisen, dass alles in Ordnung ist.

Der bedenkliche Gemütszustand der Tirolerin Anna Bernini und deren Name immer wieder zu Wortspielen reizt, ist für mich ein wenig zu dominant. Da wäre weniger wohl mehr gewesen.

Geschickt hat Annemarie Mitterhofer ernste Themen in ihren Krimi eingeflochten wie zum Beispiel den rauen Umgangston bei der Polizei, die Rosen-Mafia und den Mädchenhandel.

Die Handlung des Krimis ist durchaus spannend, vor allem, weil Ermittler und Leser mehrmals durch falsche Spuren auf Umwegen in Sackgassen geschickt werden. Erst in einem Showdown werden die wahren Hintergründe entlarvt.
Schmunzeln musste ich mehrmals über Miss Biggy, die mit ihren Fähigkeiten den einen oder anderen Ermittler in die Tasche steckt. Doch leider ist sie ein Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. Nämlich aus einer Zeit, in der in den Dienststellen der Polizei noch geraucht werden durfte und jede Abteilung eine eigene Sekretärin hatte.

Zahlreiche Schauplätze dieses Krimis habe ich wiedererkannt. Ich hatte Spaß daran, mit Anna durch die Rotensterngasse oder in die Praterstraße zu radeln oder im Stuwerviertel nach der verschwundenen Sprechstundenhilfe zu suchen.


Fazit:

Diesem Krimi, der mich gut unterhalten hat, gebe ich gerne 4 Sterne.