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Veröffentlicht am 29.04.2023

Durchschnittskost

30 Tage Dunkelheit
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Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre ...

Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre Werke jedoch nur in geringer Stückzahl, im Gegensatz zu den Krimis des Erfolgsautors Jørn Jensen, den Hannah verachtet. Als sie sich auf einer Buchmesse zu der Aussage hinreißen lässt, jeder Idiot könne so einen Krimi in einem Monat schreiben, nimmt ihr Verleger sie beim Wort und schickt sie zu einer Bekannten nach Island. In der dortigen Ruhe und Abgeschiedenheit soll Hannah innerhalb von 30 Tagen einen Krimi verfassen.
Als kurz nach Hannahs Ankunft der Neffe ihrer Vermieterin tot aufgefunden wird und es Gerüchte um seine Ermordung gibt, findet Hannah darin eine Inspiration für ihr Buch und versucht, in den Fall tieferen Einblick zu bekommen.
Ein Krimi über das Verfassen eines Krimis vor Islands winterlicher Kulisse, das klang für mich vielversprechend. Leider wirkt vieles in der Geschichte zu bemüht und nicht wirklich schlüssig. Man lernt als Leser einiges über die Merkmale, die ein guter Krimi aufweisen sollte, und bekommt dabei den Eindruck, dass Jenny Lund Madsen sich selber zu sehr an dieses Grundgerüst gehalten und damit nur Durchschnittskost erzeugt hat. Die Hauptfigur soll danach unsympathisch sein, das ist ihr mit der aufdringlichen und übergriffigen Hannah gelungen, entspricht aber nicht meinen Erfahrungen mit Krimis, die mir gefallen haben. Hannah wirkt auf mich zudem nicht schlüssig, heißt es doch anfangs, es wäre eine ihrer Stärken, Menschen zu beobachten und sich im Hintergrund zu halten. Hier drängt sie sich den Menschen auf, mischt sich sehr unsensibel in die Ermittlungen ein glänzt mit Fehleinschätzungen der Beteiligten.
Es gibt einige Action-Szenen und eine Art Showdown kurz vor dem Schluss, das alles wirkt aber ebenso bemüht und konstruiert wie das Motiv hinter dem Mord.
Der Krimi liest sich flüssig, es gibt spannende Entwicklungen und Wendungen, insgesamt ist die Geschichte aber sehr durchschnittlich und konnte mich nicht fesseln.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

eine faszinierende Kulisse aber leider zu wirr und nicht spannend

Tod in Siebenbürgen
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Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist ...

Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist Paul Schwartzmüller war 14 Jahre alt, als er Rumänien vor 35 Jahren gemeinsam mit seinem Vater verlassen hat. Nun erhält er unerwartet die Nachricht, seine Tante Zinzi habe ihm ihren alten Bauernhof vererbt. Paul glaubt seine Tante seit Jahren als verstorben und beschließt, den Ort, an dem er die Sommer seiner Kindheit verbracht hat, aufzusuchen um die Angelegenheit zu regeln. Paul wird von Erinnerungen überwältigt, allerdings zeigt nur sein alter Freund Sorin Begeisterung bei seiner Ankunft. Als kurz darauf auf Schloss Bran ein Toter aufgefunden wird und Sorin als Verdächtiger festgenommen wird, setzt er seine Hoffnungen darauf, dass Paul als erfolgreicher Journalist den wahren Schuldigen ausmacht.
Paul findet jedoch keinen Zugang zu den Anwohnern des Ortes, er wirkt schon bei seiner Anreise naiv und planlos, er lässt sich mehrfach übertölpeln, wirkt ständig benebelt nicht nur von Alkohol-Konsum sondern auch von den Mythen und Aberglauben aus seiner Kindheit.
Mich hat in erster Linie die Schönheit der Landschaft und des nahe gelegenen Ortes Hermannstadt fasziniert, hier liegt eine Stärke des Romans, der ansonsten sehr anstrengend überzogen wirkt.
Es gibt interessante und informative Elemente zu der Geschichte Siebenbürgens, den kulinarischen Spezialitäten der Gegend bis hin zu aktuellen politischen Skandalen.
Mir hat es jedoch an Spannung gefehlt, Paul ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und agiert derart dilettantisch in dem Versuch, den Mord aufzuklären, dass es schwer fällt, in ihm einen erfolgreichen Journalisten zu sehen oder ihn sympathisch zu finden. Man hat nicht wirklich den Eindruck, das Schicksal seines Freundes liege ihm am Herzen. Pauls Schlafwandeln und der ‚Spuk‘, den ihn umgibt, wirken zu aufgesetzt und sorgen ebenfalls nicht für einen Spannungsaufbau.
Das Thema und der Schauplatz der Handlung bieten viel Potential, man spürt die Begeisterung der Autorin für die Region, mit der Krimigeschichte konnte sie mich nicht fesseln oder mein Interesse an einer Fortsetzung wecken.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

sehr konstruiert und wenig glaubwürdig

Stille blutet
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Mit „Stille Blutet“ startet die erfolgreiche Wiener Autorin Ursula Poznanski eine neue Thriller-Reihe. Neben einer mysteriösen Mordserie sorgt ein geheimnisvoller Täter mit einer Stimme aus dem Off für ...

Mit „Stille Blutet“ startet die erfolgreiche Wiener Autorin Ursula Poznanski eine neue Thriller-Reihe. Neben einer mysteriösen Mordserie sorgt ein geheimnisvoller Täter mit einer Stimme aus dem Off für zusätzliche Spannung, mich konnte die Geschichte dennoch nicht überzeugen.
Zu Beginn kündigt die Nachrichtensprecherin eines Trash-TV-Senders in einer Live-Übertragung ihre baldige Ermordung an und wird tatsächlich nur wenige Stunden später tot in ihrer Sendergarderobe aufgefunden. Bad darauf taucht auf der Seite eines bekannten Bloggers eine ähnliche Nachricht auf, und in den sozialen Medien erreicht das Hashtag #inkürzetot regen Zulauf.
Bei der zuständigen Wiener Mordermittlergruppe rückt schnell Tibor Glaser in dem Fokus der Ermittlungen, er ist der Ex-Freund des ersten Mordopfers und hat sie in ihrer Garderobe aufgefunden. Weitere Indizien stützen die Theorie, und auch die sozialen Medien lassen mit ihrer Stimmungsmache Tibor in keinem guten Licht erscheinen. Fina Plank, jüngstes und einziges weibliches Mitglied der Mordermittlung, hat dennoch ihre Zweifel an Tibors Schuld, kann sich damit gegen die erfahrenen Kollegen aber wenig durchsetzen.
Die Geschichte ist komplex und spannend aufgebaut. Insbesondere der Aspekt der Meinungsmache und Vorverurteilung durch die sozialen Medien ist überzeugend dargestellt. Man leidet mit Tibor mit, der offensichtlich unschuldig ist, aber wehrlos zusehen muss, wie sein guter Ruf zerstört wird und sich sein Leben in einen Abgrund verwandelt.
Insgesamt habe ich die Geschichte allerdings als zu konstruiert empfunden, die Motivation hinter den Taten war für mich ebenso wenig nachvollziehbar wie deren Ursprung und die unerwartete Wendung am Ende. Auch die Charaktere sind mir zu klischeehaft geraten, zum Beispiel mit der schüchternen Fina mit ihrem mangelnden Selbstbewusstsein, die sich von dem Machogebahren ihres Kollegen Oliver einschüchtern lässt.
Auch der geheimnisvolle Erzähler, der den Leser direkt anspricht und in der Hörbuchfassung mit verzerrter Stimme eingelesen wird, kann den Eindruck nicht retten, diese Szenen wirken auf mich zu aufgesetzt. Trotz des Endes, das eine Fortsetzung andeutet, reizt es mich nicht, diese Reihe weiter zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

eine neue Krimireihe aus Norddeutschland mit Potential

Der gute Hirte
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Nach 8 Jahren gibt es einen neuen Krimi von Cornelius Hartz mit einer neuen Hauptfigur aber wieder angesiedelt im Norden Deutschlands.
In „Der gute Hirte“ wird Taifun Çoban, Ermittler beim LKA in Kiel, ...

Nach 8 Jahren gibt es einen neuen Krimi von Cornelius Hartz mit einer neuen Hauptfigur aber wieder angesiedelt im Norden Deutschlands.
In „Der gute Hirte“ wird Taifun Çoban, Ermittler beim LKA in Kiel, nach Harmsdorf geschickt, um einen Toten zu identifizieren, der im Fundament einer Baugrube aufgetaucht ist. In dem 500-Seelen-Dorf gibt es tatsächlich noch eine Polizeidienststelle, auch wenn aus Platzmangel die Einsatzzentrale in das Wohnzimmer des Dorfpolizisten Wernersen verlegt werden muss. Taifun Çoban erinnert sich an Harmsdorf durch einen ungeklärten Mordfall aus den 80er Jahren, der in der Polizeihochschule als Fallbeispiel dient. Ist es Zufall, dass in diesem kleinen Ort erneut ein Mord geschieht, oder hängen beide Fälle zusammen?
Der Krimi verläuft eher ruhig, ich habe mich lange damit schwer getan zu entscheiden, ob und wie sehr mir dieser inhaltlich und vom Stil gefällt. Auffallend ist der Aufbau in verschiedenen Erzählebenen. Neben der Haupthandlung in der Gegenwart gibt es Rückblicke, in denen der Leser einiges über den Mordfall aus dem Jahr 1980 erfährt, sowie beklemmende Szenen mit verschiedenen Jugendlichen aus dieser Zeit. Überraschend sind Ausblicke in die Zukunft, in der Taifun Çoban die Ereignisse aus Harmsdorf aufarbeitet.
Die Charaktere wirken zum Teil sehr klischeehaft, es gibt viele Dialoge, die jedoch oft zu hölzern wirken, um die Geschichte lebendig erscheinen zu lassen. Insbesondere zu Beginn gibt es mir zu viele Erklärungen aus dem Lehrbuch, es passiert zu wenig. Die Zwischensequenzen wirken subtiler und erzeugen glaubhaft eine bedrückende Stimmung, auch wenn ich die geschilderten Szenen eher in den 60-ern als in den 80er Jahren sehen würde.
Der Krimi hat Potential und bietet eine schlüssige, zum Ende hin spannender werdende Geschichte, so ganz warm werden konnte ich mit der neuen Hauptfigur noch nicht, mir fehlt etwas der trockene Humor, der mir an den Brook-Krimis gut gefallen hat. Mit seinen 288 Seiten ist dies dennoch ein schöner Krimi für zwischendurch und mit viel norddeutschem Flair.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

eine verschachtelte Geschichte mit leichten Längen, das Hörbuch leidet unter der affektierten Sprecherin

Der Tote aus Zimmer 12
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„Der Tote aus Zimmer 12„ ist mein erster Krimi von Anthony Horowitz, als Autor ist er mir ansonsten in erster Linie durch seine Jugendbuch-Reihe „Alex Rider“ ein Begriff gewesen. Da ich schon einiges positives ...

„Der Tote aus Zimmer 12„ ist mein erster Krimi von Anthony Horowitz, als Autor ist er mir ansonsten in erster Linie durch seine Jugendbuch-Reihe „Alex Rider“ ein Begriff gewesen. Da ich schon einiges positives über seine Bücher gehört habe und mich der Klappentext mit der Geschichte über ein Buch im Buch neugierig gemacht hat, habe ich die Gelegenheit ergriffen, mir das Hörbuch in ungekürzter Version anzuhören.
Das Hörbuch ist von zwei Sprechern gelesen, Katja Danowski spricht den Hauptteil der Geschichte, der in der Gegenwart angesiedelt ist, Volker Hanisch den in die Handlung eingebetteten Krimi „Atticus unterwegs“ des fiktiven Autors Alan Conway.
Die Geschichte ist komplex, Aufhänger ist zwar das Verschwinden der jungen Cecily, im Mittelpunkt steht jedoch ein vor 8 Jahren in einem Hotel in Südengland begangener brutaler Mord. Die Tat geschah ausgerechnet am Tag der Hochzeit Cecilys, bei der Lektüre des Romans „Atticus unterwegs“ 8 Jahre danach findet sie in dem Buch einen Hinweis darauf, dass der fasche Täter verurteilt wurde, sie verschwindet jedoch spurlos, bevor sie ihren Verdacht konkretisieren kann. Ihre Eltern beauftragen die ehemalige Lektorin Alan Conways damit herauszufinden, was Cecily entdeckt hat, und ihre Tochter zu finden. Susan Ryeland versucht als eine Art Privatdetektivin die Spuren des damaligen Mordes neu aufzurollen, das Verschwinden Cecilys spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Im Stil eines Whodunit-Krimis spricht sie mit den damals beteiligten Personen und Zeugen und arbeitet sich durch das Material Alan Conways, denn dieser war mit dem Toten bekannt und hat damals ebenfalls die Personen befragt als Inspiration für seinen Roman „Atticus unterwegs“.
Die Geschichte klingt komplex, ist jedoch in erster Linie verschachtelt. Die Spannung insbesondere der Rahmenhandlung leidet sehr darunter, dass die gleichen Fakten immer wieder aufs Neue erzählt werden, zwar aus der Sicht unterschiedlicher Personen, jedoch ergeben sich dabei kaum neue Erkenntnisse. Da bietet es eine willkommene Abwechslung, als Susan Ryeland nicht mehr weiterweiß und zu der Lektüre von „Atticus unterwegs“ greift, dessen Geschichte sich als deutlich kurzweiliger und unterhaltsamer entpuppt als der eigentliche Krimi.
Beim Hörbuch spielen dabei die Sprecher eine nicht unerhebliche Rolle, Volker Hanisch liest den eigebetteten Krimi deutlich souveräner und zum Stil passender als Katja Danowski. Ihre Lesung habe ich als uninspiriert und gekünstelt bis affektiert empfunden. Ich habe die Abspielgeschwindigkeit erhöht und war mehrfach kurz davor, das Hörbuch abzubrechen, weil ich zusätzlich zu den Längen in der Handlung ihren Vortrag als nervig empfunden habe.
Gegen Ende bekommt die Geschichte noch ein paar unerwartete Entwicklungen und die für den Stil typische Aufklärung vor den versammelten wichtigsten Beteiligten. Was sich am Anfang hinzog, wird am Ende sehr plötzlich aufgelöst, die Schlussfolgerungen waren für meinen Geschmack etwas zu sehr intuitiv. Mich konnte das Hörbuch insgesamt nicht überzeugen, mehr von dem Autor zu lesen. (Die Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung mit einer Spieldauer von 739 Minuten.)

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