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Veröffentlicht am 27.10.2022

Lüge oder Wahrheit

Ich soll nicht lügen
1

Abe liegt im Koma. Seine Verlobte Jody gibt bei der Polizei zu Protokoll, dass es ein Selbstmordversuch war. Seine Schwester Mags glaubt dies hingegen nicht.

Die Anwältin Mags hat seit vielen Jahren ...

Abe liegt im Koma. Seine Verlobte Jody gibt bei der Polizei zu Protokoll, dass es ein Selbstmordversuch war. Seine Schwester Mags glaubt dies hingegen nicht.

Die Anwältin Mags hat seit vielen Jahren keinen Kontakt zu ihrem Bruder Abe. Doch nun ist sie als von Abe bevollmächtigte Angehörige nach London zurückgekehrt, um seine Angelegenheiten zu regeln. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ihr Bruder depressiv und selbstmordgefährdet gewesen sein soll. Nur sicher wissen kann sie es aufgrund der Entfremdung nicht. Somit begibt sie sich selbst auf Spurensuche, zumal sie Jody nicht glauben will.

Die Autorin hat einen soliden Psychothriller verfasst, welcher die Gegenwart sowie die Vergangenheit der Protagonisten beleuchtet. Ungereimtheiten treten zu Tage, aber auch Geheimnisse bis hin zu handfesten Lügen. Aber Mags lässt nicht locker, um sowohl für Abe, als auch für Jody die Gerechtigkeit obsiegen zu lassen und begibt sich dabei selbst in größte Gefahr.

„Ich soll nicht lügen“ hat eine angenehme Spannungskurve, scheut auch vor deutlicher Sprache sowie gewisser Brutalität nicht zurück. Allerdings scheint mir diese im Kontext angemessen und dient nicht einer Effekthascherei.

Ein gutes Buch für Thrillerfans.


Sarah J. Naughton, Ich soll nicht lügen, Psychothriller, Paperback, Ullstein Verlag, 12,99 €, 384 Seiten, Erscheinungstermin 08.09.2017

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Wort-Jonglage der Extraklasse

Boum
2

Monsieur „Boum“ ist der Name des Terrorexperten in diesem Buch. Dabei ist er gar nicht die Hauptperson, wie der Titel Glauben machen könnte. Dies ist m. E. Aloisa, welche der Liebe wegen jung, unerfahren, ...

Monsieur „Boum“ ist der Name des Terrorexperten in diesem Buch. Dabei ist er gar nicht die Hauptperson, wie der Titel Glauben machen könnte. Dies ist m. E. Aloisa, welche der Liebe wegen jung, unerfahren, bar grundlegender Französischkenntnisse, aber fest entschlossen nach Paris reist, um bei „ihrem“ Romain zu sein. Dies ausgerechnet zu der Zeit, wo „le Maestro“ sein blutiges Unwesen treibt, indem er die Anzahl der Straßenmusiker reduziert.

Aloisia erlebt eine wechselvolle Geschichte im Sog unterschiedlicher Elemente, während sie auf verschlungenen, unvorhersehbaren Pfaden Paris und viele Geheimnisse der Ober- und Unterwelt kennenlernt.

Lisa Eckhart war mir bislang „nur“ als Kabarettistin bekannt, deren großartiger Fähigkeit des Jonglierens mit Worten in Tateinheit mit einer unnachahmlichen Verwendung der deutschen Sprache ich Respekt zolle.
Auch in „Boum“ liest sie ihr Buch in ihrer unverwechselbaren Klangfarbe, während sie das Alltägliche zum Fragwürdigen erhebt und mit scheinbarer Leichtigkeit das „Normale“ anprangert und wortgewaltig mit Bösartigkeit bis hin zur Vernichtung ihren Plot ausformuliert. Im Grunde macht die Autorin vor nichts Halt.

Es macht für mich schon einen Unterschied, ob z. B. ein geschätzter Kabarettist einen ausgeklügelten, zeitlich begrenzten Vortrag hält oder ein Buch schreibt / liest. Lisa Eckhart ermüdet mich auf Dauer mit ihrer ab- und aus-Schweif-enden Geschichte, in der sich gewisse Grundbestandteile gnadenlos wiederholen, es in der von mir erwarteten Storyline jedoch wieder nicht weiter geht. Dadurch gehe ich auf halber Strecke verloren, bemühe mich, das Hörbuch zu Ende zu hören, was mir nicht gelingen will, da mir zu dem Zeitpunkt das Finale bereits egal ist. Schade.

Aber deswegen ist „Boum“ keinesfalls schlecht. Nur weil es nicht „mein“ Buch ist… Es ist schon faszinierend, der Autorin zuzuhören, darauf zu lauern, welches Konstrukt sie aus einer scheinbaren Nebensächlichkeit erschafft und sich wieder selbst zu übertreffen scheint. Dabei wird gar nichts dem Zufall überlassen, nichts bleibt von ihr verschont, niemand ist sicher.

Dieses Buch ist Kunst. Niemand hätte es schreiben oder gar vor-lesen können, denn Eckhart selbst.

Der Klappentext spricht für sich selbst: „Das mit Spannung erwartete neue Werk ist Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel in einem. Und es ist eine bitterböse Satire, vor der nichts und niemand sicher ist...“ – Zitat Buchbeschreibung

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich vergebe vier Sterne, wovon ein großer an die Künstlerin geht, vor der ich meinen imaginären Hut ziehe.


Lisa Eckhart, Boum, Roman, Hörbuch Audio-CD, Lübbe Audio Verlag, 22,99 €, 368 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 26.08.2022

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Willkommen in Bad Gastein

Bitterwasser
0

Die Düsseldorferin Carolin Halbach tritt ihre neue Stelle als Bibliotheksleiterin in Bad Gastein an. Während der Eröffnungsfeier bricht Herr Professor Hutter zusammen und verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. ...

Die Düsseldorferin Carolin Halbach tritt ihre neue Stelle als Bibliotheksleiterin in Bad Gastein an. Während der Eröffnungsfeier bricht Herr Professor Hutter zusammen und verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Schnell wird klar, der Tote wurde vergiftet.

Auch auf der Baustelle des angegliederten, neuen Kulturzentrums läuft nicht alles rund. Im Laufe der Zeit lassen sich die Probleme nicht mehr nur mit „Pech“ erklären. Offenbar hat jemand etwas gegen den neuen Hotspot; vielleicht sogar gegen die neue Bibliothekarin?!? Als begeisterter Krimifan möchte Carolin der Polizei hilfreich unter die Arme greifen, was nicht auf uneingeschränkte Begeisterung stößt…

„Bitterwasser“ ist ein sympathischer Kriminalroman mit Lokalkolorit und Mundart, nicht immer ganz ernst gemeint und mit einem kleinen Augenzwinkern sowie Zirbengeist.
Das Buchcover ist ein Eyecatcher durch das schwarz-weiße Titelbild von Bad Gastein mit tosendem Wasserfall und den violetten Elementen, eine Farbe, welche sich auch am Schnitt des Buches wiederfindet. Ein Hingucker auf dem Büchertisch.

Eine Leseempfehlung für Fans regionaler Kriminalromane. Eine leichte Lektüre für den Urlaub oder einen Nachmittag auf dem Balkon mit angenehm spannendem Showdown.


Karina Ewald, Bitterwasser – Ein Bad-Gastein-Krimi, Kriminalroman, Paperback, Servus Verlag, 14,00 €, 320 Seiten, Erscheinungstermin 25.05.2022

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Wenn sich der Nebel lichtet

Nebelopfer
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Frida Paulsen wird mit den Ermittlungen betraut, nachdem eine Leiche an einem sogenannten Galgenbaum erhängt aufgefunden wird. Der Tote hat ein Schild um, auf dem er seine Schuld eingesteht, vor vielen ...

Frida Paulsen wird mit den Ermittlungen betraut, nachdem eine Leiche an einem sogenannten Galgenbaum erhängt aufgefunden wird. Der Tote hat ein Schild um, auf dem er seine Schuld eingesteht, vor vielen Jahren im Prozess gegen den mutmaßlichen Dreifachmörder Johannsen falsch ausgesagt zu haben. Ihr langjähriger Kollege Haverkorn, welcher sie dieses Mal nicht aktiv bei der Aufklärung des Falles unterstützen kann, erinnert sich an den alten Fall und steht Frida im Hintergrund hilfreich beiseite.

Da taucht ein weiteres Opfer auf. Zu allem Übel ist der neue Kollege „blöd“ und Fridas Lebensgefährte erholt sich von einem Unfall und würde ihre Hilfe überdies benötigen.

Romy Fölck hat mit Nebelopfer einen soliden Kriminalroman verfasst, dem ein interessanter Plot zugrunde liegt. Obwohl ich die vorherigen Bücher der Reihe um das Ermittlerduo Paulsen / Haverkorn nicht kenne, fühle ich mich gut aufgehoben, an die Hand genommen und habe keine Probleme mich zurechtzufinden.

Der Kriminalfall wird interessant aufgerollt, falsche Fährten gelegt, Sackgassen dargeboten, das Privatleben der Ermittler wird mit einbezogen und im Voranschreiten der Ereignisse baut sich eine gewisse, angenehme Spannung auf und mündet in einem schönen Finale.

Eine Lese-Empfehlung für Krimifans.


Romy Fölck, Nebelopfer, Kriminalroman, eBook, Lübbe Verlag, 14,99 €, 400 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 25.02.2022

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Keine leichte Lektüre für Jedermann

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Dot ist Herz und Seele des Londoner Fundbüros. Es hat den Anschein als hätten das Gebäude und sein Innerstes nur auf Dot’s ungeplante Rückkehr aus Frankreich gewartet, um sie dort empfangen zu heißen, ...

Dot ist Herz und Seele des Londoner Fundbüros. Es hat den Anschein als hätten das Gebäude und sein Innerstes nur auf Dot’s ungeplante Rückkehr aus Frankreich gewartet, um sie dort empfangen zu heißen, wo sie sich kümmern sowie andere Menschen im Idealfall glücklich machen kann.
Im Zuge der Zeit drängen sich jedoch zu Dot’s Leidwesen Veränderungen im beruflichen und privaten Bereich auf, was ihre bislang zurückgezogene, sichere Welt ins Wanken bringt.

„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ wirbt für sich in der Buchbeschreibung in meiner Wahrnehmung als ein Roman, welcher leicht, etwas oldschool, zu Herzen rührend, vielleicht etwas verschmitzt, „typisch englisch“ und mit gesichertem Happy End daherkommen möchte.

Doch entwickelt sich die Handlung völlig anders, als von mir durch das Schnuppern in die Leseprobe erwartet. Die Geschichte „dahinter“ ist gut, fesselnd und berührend, allerdings von einer Schwere und sich vom Fundbüro wegbewegend. Der im Klappentext erwähnte Mr. Appleby fällt leider „nur“ hinten runter. Gerade diese Geschichte hätte für mich, eben mit Bezug zum Fundbüro, Potential für die von mir erhoffte Erzählung haben können.

Helen Francis Paris hat mich gut unterhalten. Es gab im Zuge der Ereignisse einige Längen und Episoden, welche ich in ihrer geschilderten Ausführlichkeit ermüdend fand. Insgesamt ein guter Plot, welcher im Grunde gut ausformuliert ist. Nur sind geschürte Lese-Erwartung und tatsächlich zu Lesendes m. E. sehr weit voneinander entfernt. Von daher sicherlich kein Buch für Jedermann.

Das hübsche Cover mit einem Fundstück findet seinen Bezug im Buch durch Mr. Appleby.


Helen Francis Paris, Das Fundbüro der verlorenen Träume, Roman, Paperback, dtv Verlagsgesellschaft, 15,95 €, 368 Seiten, Erscheinungstermin 16.03.2022

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