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Veröffentlicht am 14.06.2022

Watercolor + Silhouetten

Watercolor Silhouettes – Vom Instagram-Star jj_illus
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Inhalt:

In dem Buch „Watercolor Silhouettes“ geht es, wie der Titel schon verrät, darum, Silhouetten mit Landschaftsbildern und Mustern zu verbinden.

Auf den ersten Seiten des Buches geht die Autorin ...

Inhalt:

In dem Buch „Watercolor Silhouettes“ geht es, wie der Titel schon verrät, darum, Silhouetten mit Landschaftsbildern und Mustern zu verbinden.

Auf den ersten Seiten des Buches geht die Autorin auf Grundlagen ein. Sie verrät, was man zum Zeichnen ihrer Motive benötigt. Sie erläutert, worauf man beim Kauf der Materialien achten sollte und gibt konkrete Kaufempfehlungen.

Es folgt ein Abschnitt zu den Aquarelltechniken. Was ist der Unterschied zwischen Lasur- und Lavur-Technik? Welchen Effekt bekomme ich, wenn ich die Verwasch-Technik anwende und was versteht man unter Negativ-Technik?

Ein kurzer Abschnitt über Farbenlehre erläutert den Farbkreis von Johannes Itten. Hier wird u.a. aufs Farben mischen und auf Tonwerte eingegangen.

Die Abschnitte „Malvorlage“ und „Step by Step“ sind die Grundlagenforschung für die folgende Projekt-Ideen der Autorin. Diese werden auf zwei Doppelseiten kurz vorgestellt. Eine gut bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung nebst Erläuterung der Autorin führt von der Skizze bis zum finalen Bild.


Eigene Meinung:

Auf den ersten Seiten des Buches erfährt der Leser mehr über Materialien und Grundlagen zum Thema Zeichnen mit Aquarellfarben. Die Autorin erläutert, worauf man beim Kauf achten sollte und empfiehlt klar den Griff zu höherpreisigen und hochwertigen Materialien. Der Vorteil: Die Bilder verlieren nicht so schnell an Leuchtkraft und man ärgert sich nicht während und nach dem Zeichnen über Pinsel, die Haare verlieren. Über Papier, das sich bei der Nass- und Nasstechnik zu sehr wellt. Über Übergänge, die einfach nicht so richtig gelingen wollen. Der Nachteil: Man kann hier sehr schnell viel Geld loswerden. Ein sehr hochschwelliger Einstieg für Anfänger, die sich alle Materialien erst noch zulegen müssen und deren Können noch etwas Übung benötigt. Mehrkosten, die auf das ein oder andere Greenhorn abschreckend wirken können.

Der Abschnitt über die Materialkunde enthält einige interessante Informationen. So geht Jessica Janik zum Beispiel auf die Frage ein, was der Unterschied zwischen Farben im Näpfchen und in der Tube ist. Wertvolle Tipps werden farblich hervorgehoben. Welches Papier eignet sich am Anfang besonders gut, welche Art von Pinsel benutzt man am besten für großflächige Farbaufträge und welche für kleinere Details?

Es folgt ein Abschnitt zu den Aquarelltechniken. Jessica Janik stellt hier sechs verschiedene Techniken vor: Die Lasur-Technik, besser bekannt als Nass- auf-Trocken-Technik, die Lavur-Technik, auch genannt Nass-in-Nass-Technik, die Verwasch-Technik, die Negativ-Technik, die Maskier-Technik (Achtung: Hierfür benötigt man Masierflüssigkeit und/oder spezielles Klebeband), die Wasser- oder Salz-Technik. Zudem wird erläutert, unter welchen Umständen es gelingen kann Farbe im Nachhinein noch abzutragen. Auf diesen Seiten erfährt der Leser, wie man die einzelnen Techniken bestmöglich anwendet und schöne Effekte aufs Papier bekommt.

Der Abschnitt über die Farbenlehre verrät, welche Farben besonders harmonisch zueinander stehen und wie man beispielsweise ganz einfach mit der Hinzugabe von Schwarz oder mehr Wasser die Farbnuancen einer einzigen Farbe verändern kann.

Sehr zugesagt hat mir das zweiseitige Kapitel „Malvorlage“. Hier erläutert die Autorin, wie man sich selbst eine Vorlage mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms erstellen und diese dann digital über ein fertiges Projekt legen kann.

Diese Anleitung hat mir auch bei der Fertigung meines ersten Bildes nach Anleitung aus dem Buch sehr geholfen. Oft zeichne ich bei Büchern dieser Art die vorgegebenen Vorlagen frei Hand nach. In diesem Buch gestalten sich die Silhouetten allerdings teils doch recht komplex.

Oft habe ich mir hierfür schon einen passenden Downloadlink auf der Internetseite des Verlages oder aber Kopiervorlagen innerhalb des Buches gewünscht.
Die Anleitung in diesem Kapitel hilft jedoch das erste Hindernis zu überwinden und, ganz nebenbei, auch noch eine einzigartige Silhouette zu erschaffen. Zugleich motiviert dieser Abschnitt, kreativ zu werden.

Der folgende Abschnitt „Step by Step“ bereitet auf das Vorgehen der Autorin innerhalb der einzelnen Projekt-Vorschläge vor. Hier wird erläutert, worauf du beim Ausführen der Schritt-für-Schritt-Anleitungen im Vorfeld achten musst, um während des Zeichnens nicht zu viel Zeit zu verschwenden. Denn manchmal muss es schnell gehen. Drei kleine Übungen zum „warm werden“ helfen, um Mut für die kommenden Projekte zu fassen.

Die folgenden Projekte zeigen, das man schon ein wenig Zeichengeschick und Vorkenntnisse mitbringen sollte.

Jedes Projekt wird auf einer Doppelseite erst einmal vorgestellt. Auf der linken Seite erfährt man den Schwierigkeitsgrad. Eine Farbpalette und eine Materialliste helfen bei den Vorbereitungen. So kann man sich die Farben vorab schon anmischen und Pinsel, Papier sowie zusätzliche Materialien wie Zirkel, Maskierflüssigkeit etc. bereitlegen. Das hilft während des Zeichnens keine Zeit zu verschwenden und z.B. Patzer zu vermeiden, die durch zu schnelles Austrocknen der Farbe entstehen könnten.

Für mein erstes Projekt habe ich mich nicht vom Schwierigkeitsgrad der Übung, sondern einzig und allein vom Bild des fertigen Motives beeinflussen lassen.

Ich musste vorab allerdings etwas Mut sammeln. Denn die Zeichnungen sind sehr detailreich gefasst und stellten für mich auf den ersten Blick eine Herausforderung dar. Das von mir gewählte Marmeladenglas wurde mit dem Schwierigkeitsgrad „drei von fünf“ qualifiziert. Wobei es in diesem Buch kein Projekt mit einem Schwierigkeitsgrad von „eins“ und lediglich zwei Projekte mit Schwierigkeitsgrad „zwei“ gibt.

Von dem Gedanken, dass das eigene Bild dem im Buch exakt gleichen wird, sollte man sich frei machen. Auch benötigt man für die Adaption der Bilder Ruhe und Zeit. Belohnt wird man allerdings mit einem einzigartigen, individuellen Resultat, auf das man stolz sein kann.

Fazit:

Die Idee Silhouetten und Landschaftsmotive beziehungsweise Muster miteinander zu kombinieren, gefiel mir auf Anhieb. Das Cover sorgt für positive Emotionen beim Leser und macht Lust, Neugier und Entdeckerfreude in vollen Zügen auszuleben. Dies animiert zum Kauf.

Jessica Janik, die Autorin von „Watercolor Silhouettes“, die sich auf Instagram auch schon einen Namen unter jj_illus gemacht hat, führt die Leser dieses Buches hier Schritt für Schritt vom Einkauf der Materialien über das Kennenlernen unterschiedlicher Techniken und die Vorbereitungen für das kommende Projekt bis zum das Zeichnen eines Motivs. Wertvolle Tipps helfen Fehler im Vorfeld zu vermeiden.

Was die Projekte anbelangt, so würde ich dieses Buch an Fortgeschrittene empfehlen. Mit Recht empfiehlt die Autorin für die Umsetzung ihrer detailreichen und zeitaufwendigen Projekte auch hochwertige Materialien.

Die Projektierung eines mittelschwer bewerteten Werks hat mich, die mit den Grundlagen des Aquarellmalens vertraut war, vor eine Herausforderung gestellt. Umso stolzer war ich dann allerdings auf das fertige Bild.

Empfehlen kann ich Watercolor Silhouettes an fortgeschrittene Künstler/innen, die eine Herausforderung nicht scheuen und wahre Eyecatcher aufs Papier bringen möchten.

Neben wertvollen Tipps wird der Leser motiviert, selbst kreativ zu werden und eigene Silhouettenmotive zu erstellen. Die Grundlagen bekommt er in diesem Buch geliefert. Es besteht aber leider kein Zweifel daran, dass die tollen Ergebnisse auch aus Zeit, Fleiß und Emsigkeit resultieren.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Eine ungewöhnliche Protagonistin

Violet und Bones Band 1 - Der lebende Tote von Seven Gates
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Inhalt:


Violet wurde nicht wie die meisten anderen Kinder in einem Krankenhaus, sondern mitten in einer Leichenhalle geboren. Ihr Vater arbeitet in einem Bestattungsunternehmen und nichts wäre Violet ...

Inhalt:


Violet wurde nicht wie die meisten anderen Kinder in einem Krankenhaus, sondern mitten in einer Leichenhalle geboren. Ihr Vater arbeitet in einem Bestattungsunternehmen und nichts wäre Violet lieber, als bei ihm in die Lehre zu gehen. Violets bester Freund und treuester Begleiter ist ein Windhund namens Bones, den sie auf dem Friedhof nebenan gefunden hat und der ihr fortan nicht mehr von der Seite weicht. So nimmt es nicht Wunder, dass das junge Mädchen den Tod nicht allzu sehr fürchtet. Für sie gehört er zum Leben dazu.

Was Violet jedoch sehr stört ist, dass sie als Mädchen von der Gesellschaft nicht wirklich gesehen wird. Ihr Bruder darf zur Schule, sie nicht. Ihr Bruder wird vermutlich irgendwann das Bestattungsunternehmen des Vaters übernehmen. Für Violet steht diese Möglichkeit gar nicht erst zur Debatte. Ein Mädchen hat bestimmte Pflichten zu erfüllen und die bestehen, das mag man sich vielleicht denken, nicht darin, zu viele Fragen zu stellen oder gar in einem spannenden Mordfall zu ermitteln.

Doch genau dazu kommt es, als Violet mitten in der Nacht dem Geist eines Jungen namens Oliver begegnet. Um einen solchen muss es sich doch handeln, schlussfolgert Violet, denn der Körper des Jungen wurde vor Kurzem erst als Leichnam bei ihrem Vater abgegeben. Doch Oliver ist, das stellt sich bald heraus, quicklebendig. Ihn plagt jedoch Gedächtnisverlust und er ist sich sicher Opfer eines Angriffs geworden zu sein.

Im Laufe der nächsten Zeit überschlagen sich die Ereignisse. Violets Vater hat Mitleid und stellt den Jungen ohne Herkunft als Lehrling in seinem Bestattungsunternehmen ein. In letzter Zeit ist das Arbeitspensum stark angestiegen. Dass immer mehr Leichen angeliefert werden, ist schon bemerkenswert. Eigenartig ist auch, dass Olivers Akten plötzlich aus dem Karteikasten verschwunden sind. Vieles lässt ahnen, dass in letzter Zeit nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Lässt sich die jüngste Übersterblichkeit wirklich auf natürliche Umstände und Unfälle zurückführen?

Oliver, Violet und Bones entscheiden sich zu ermitteln. Schließlich ist auch Oliver ein mutmaßliches Verbrechensopfer. Durch die Ermittlungen der Polizei gerät dann auch noch Violets Vater in Verdacht; was die Sache endgültig persönlich macht.



Meinung:


Bei dem Titel, „Der lebende Tote von Seven Gates“, handelt es sich um den Auftaktband der Violet und Bones Reihe von Sophie Cleverly. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und lässt sich somit sehr gut als Einzelband lesen.

Der Leser begleitet hier eine mutige und starke Protagonistin namens Violet, die im 19. Jahrhundert aufwächst. Ihr junges Leben, wie das Leben jeder Frau im viktorianischen Zeitalter, ist darauf ausgerichtet, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein und später einmal den Haushalt zu führen.

Doch Violet möchte sich dieser, ihr von der Gesellschaft auferlegten Rolle, nicht fügen. Sie würde gerne wie ihr Bruder zur Schule gehen und irgendwann das Bestattungsunternehmen ihres Vaters übernehmen. Violet ist direkt am Friedhof aufgewachsen. Dort hat sie auch ihren treuesten Freund, einen Windhund, aufgefunden, den sie liebevoll auf den Namen „Bones“ getauft hat.

Besonders gefallen hat mir Violets nonchalante Einstellung zum Thema Tod. Bereits auf den ersten Seiten des Buches kommt es beispielsweise zu einer Szene, in der Violet auf dem Friedhof Äpfel gesammelt hatte, die sie dann einfach mal kurz, ganz pragmatisch in einem Sarg zwischenlagert. Auch ist es für Violet selbstverständlich, sich mit den Toten zu unterhalten. Gelegentlich hört sie ihre Stimmen und nimmt deren Gefühle war. Diese Einstellung hilft dem jungen Mädchen vermutlich auch dabei, als sie durch die schicksalhaften Ereignisse ungewollt Ermittlerin in einem Mordfall wird.

Gemeinsam mit Oliver, dem Jungen, der eigentlich tot hätte sein sollen, und dem klugen Windhund Bones bildet sie ein unschlagbares Team, deren Ermittlungsarbeit ich als Leserin sehr gerne durch die Buchseiten hinweg verfolgt habe. Oliver ist hierbei eher der ängstliche Typ, den Violet oft antreiben muss. Bones hingegen hat oft „den richtigen Riecher“ und bietet Violet eine wertvolle Unterstützung bei ihrer Arbeit.

Für die Zielgruppe von Leser/innen ab 11 Jahren ist dieses Buch mit Sicherheit spannend, zumal sich Violet und ihr Ermittlerteam in große Gefahr begeben. Schließlich haben sie es mit einem waschechten Mörder zu tun. Mit dem Zeitlimit auf den Schultern, um den Fall zu lösen, werden ihre Untersuchungen auch ständig behindert.



Fazit:


Sophie Cleverly schreibt mit ihrem Reihenauftakt „Violet und Bones - Der lebende Tote von Seven Gates" einen – für die Zielgruppe – gleichsam spannenden wie vergnüglichem Abenteuerroman mit einer ungewöhnlichen Protagonistin.

Violet ist nicht nur auf einem Friedhof aufgewachsen. Im London des 19. Jahrhunderts stellt sie sich gegen gesellschaftliche Regeln und viktorianische Konventionen. Zum Missfallen ihrer Mutter bildet sie mit dem neuen Lehrling des Vaters und ihrem treuen Begleiter, dem Windhund Bones, ein Ermittlerteam, das in einem Mordfall ermittelt.

Hierbei zeigt sich Violet als selbstbestimmte, junge Heldin, deren Motivation stets nachvollziehbar ist. Sie ist es, die das Team leitet, Mut spendet und stets Kombinationsgabe beweist.

Das Buch jauchzt streckenweise vor Freude an der Schreiberei und lässt sich wirklich gut lesen. Der Tod kommt hier überdies als allgegenwärtige Komponente im Leben der Menschen daher, was sicherlich gesund ist.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Gelungener Reihenauftakt

With you I dream
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Inhalt:


Nach zwei Jahren in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Freund wagt Mia endlich einen Neuanfang. Bei ihrer Schwester Megan, die in einem kleinen Städtchen in Idaho wohnt, möchte ...

Inhalt:


Nach zwei Jahren in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Freund wagt Mia endlich einen Neuanfang. Bei ihrer Schwester Megan, die in einem kleinen Städtchen in Idaho wohnt, möchte sie für eine Weile zur Ruhe kommen.

Als Mia in Belmont Bay ankommt, muss sie sich erst einmal an das neue Leben gewöhnen. Der Kontrast zu New York ist groß. Hier kann man kaum einen Atemzug machen, ohne dass es nicht gleich die ganze Stadt weiß. Neben viel Natur, dichten Wäldern, Seen und einem Blick auf die Rocky Mountains gibt es hier nicht viel.

Mia, die in New York ihr Medizinstudium abgebrochen hat, findet durch einen Zufall schnell eine Anstellung als Aushilfe für die gerade in Mutterschaftsurlaub gehende Sprechstundenhilfe der örtlichen Arztpraxis. Und steht somit schnell im Mittelpunkt des Geschehens.

In Belmont Bay gibt es nicht viel, das man in seiner Freizeit jenseits von Wandern unternehmen kann. So verwundert es nicht, dass das kleine Diner, mit den berühmten Milchshakes, für viele Jugendliche das Zentrum der Ferien ist. Auch Mia verirrt sich schnell hierher und lernt den Barkeeper Conner kennen.

Es dauert nicht lange, bis sich Conner und Mia näher kommen. Bald schon begleitet Mia ihn auf Wanderungen durch die endlosen Wälder und hilft ihm bei Renovierungsarbeiten am Haus. Conner ist es, der Mia dabei unterstützt, ihren Traum, zur Schauspielerei zu finden, zu verwirklichen, indem er sie zu einem Vorspiel beim örtlichen Theater ermutigt.

Als Gefühle ins Spiel kommen, muss Mia feststellen, dass auch Conner mit den Geistern seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Beide müssen sich fragen, ob sie schon bereit für eine neue Beziehung sind, oder ob nicht zu viele dunkle Schatten in ihnen toben, die es zuvor zu bekämpfen gilt.



Meinung:


Im Nachwort des Buches erfährt der Leser, dass man mit dem Roman ein autobiographisch geprägtes Werk in den Händen hält. Justine Pust hat in ihrer Vergangenheit am eigenen Leib erfahren müssen, wie schwer es ist, sich einer toxischen Beziehung zu entziehen. Diese Erfahrungen merkt man dem Buch an. Bei „With you I dream“ handelt es sich also nicht um ein locker-leichtes Jugendbuch, so dass es empfehlenswert ist, zuvor die Triggerwarnung am Ende zu lesen, die über häusliche Gewalt hinaus, auch noch einige andere Themen wie Verlustbewältigung und Panikattacken, anspricht.

Angereichert wird das Buch durch das gelungene Setting einer Kleinstadt, mitten im Herzen des naturbelassenen Bundesstaates Idaho. Hier gibt es gebirgigen Landschaften und weitläufige Wälder.

In Belmont Bay hat jeder seine Rolle inne. So verwundert es nicht, dass Mias Eintreffen für Klatsch und Tratsch sorgt. Nach und nach, fasst diese jedoch Fuß. Sie findet, durch einen Zufall, eine Anstellung und kämpft um einen Platz als Schauspielerin am örtlichen Theater. Doch gegen Caroline, die bislang jede Hauptrolle für sich beansprucht hatte und die jeden Emporkömmling bisher erfolgreich vertrieben hat, wird es schwer werden. Wie gut, dass Conner ebenfalls eine Leidenschaft für Shakespeare hegt und gerne gewillt ist, Mia bei ihren Plänen zu unterstützen.

Mia und Conner kommen sich also gegenseitig näher. Sie verbringen gemeinsame Zeit, spenden sich Trost in düsteren Stunden und das auch nicht selten mit Zitaten aus Shakespeares Stücken. Bei beiden blieben viele offene Wunden der Vergangenheit.Während Mia immer noch Angst hat, dass ihr Ex-Freund sie eines Tages erneut aufsuchen könnte, hat Conner mit einem schweren Verlust zu kämpfen. So sehr beide einerseits eine Hilfe für den jeweils anderen bieten, so sehr brauchen sie manchmal aber auch Abstand zueinander.
Dieser innere Konflikt wird von der Autorin sehr glaubhaft geschildert.

Auch wenn es sich bei „With you I dream“ um einen Reihenauftakt handelt, so ist diese Geschichte in sich abgeschlossen und lässt sich gut als Einzelband lesen. Der zweite Teil der Reihe widmet sich der Geschichte von Mias Schwester Megan.



Fazit:


Die Autorin, Justine Pust, beschönigt in "With you I dream" nichts und verhandelt ernste Themen: toxische Beziehungen, Misshandlung und Verlusterfahrungen. Die Weisheit, der sich auf eigene Erfahrungen berufenden Autorin, führt in ein fesselndes Thema im lesbaren Gewand ein.

Schnell avanciert das Buch zu einer interessanten Charakter- und Millieustudie. Humorvoll und herzenswarm wird von sozialer Kontrolle und Menschen in einer Kleinstadt erzählt.

Dass die Protagonisten so detailliert und lebensnah beschrieben werden, erleichtert den Zugang und das Hineinfühlen in die Figuren des Buches und deren innere Welten.

Der Reihenauftakt ist wirklich gelungen.



Buchzitate:


„Es ist schwer zu erklären, was es mit einem macht, wenn man nie weiß, ob man Blumen oder Schläge bekommt. Und ich weiß, wie das klingt. Feige und schwach.“ - „Nichts an dir ist schwach.“

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Unterhaltsame Geschichte

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Inhalt:


Voller Selbstvertrauen und Elan startet Zoe ihr Auslandsschuljahr im Internat Dunwick House in London. Gemeinsam mit ihren Freundinnen hat sie sich ein besonderes Event überlegt. Einmal in der ...

Inhalt:


Voller Selbstvertrauen und Elan startet Zoe ihr Auslandsschuljahr im Internat Dunwick House in London. Gemeinsam mit ihren Freundinnen hat sie sich ein besonderes Event überlegt. Einmal in der Woche organisieren sie gemeinsam den Mitternachtsclub, eine Feier.

Die aktuellste Mottoparty läuft unter den Namen „Nacht im Mondschein“. Die Freundinnen haben sich hierfür mächtig ins Zeug gelegt.

Im Verlaufe des Festes wird Zoe von ihrer Freundin auf den Dachboden des Hauses geführt. Dort hat diese einen auffallend schönen Spiegel entdeckt. Noch während die Mädchen diesen bewundern, fällt das Mondlicht auf dessen Fläche. Bevor Zoe begreift, was passiert, befindet sie sich auch schon (ohne ihre Freundin) mitten in einem völlig anderen Gemäuer.

Zoe wähnt sich in einem Traum. Denn sie befindet sich, das stellt sich bald heraus, im London des Jahres 1816. Sie steht im Dienste einer der renommiertesten Familien Englands, der Familie Arlington. Dort soll sie als Zofe für Erziehung und Ausbildung der Tochter, Miss Lucie, sorgen.

Miss Lucie, das wird bald klar, ist unglaublich schüchtern. Sie möchte ihr Zimmer nicht verlassen. Einzig ihr frecher Spitz, namens Prickelton, darf in ihrer Nähe verweilen. Zoe passt sich schnell der neuen Umgebung an. Miss Lucie in die feine Gesellschaft einzuführen, dürfte für jemanden, der in der Gegenwart einen erfolgreichen Instagramkanal betreibt, doch kein Problem sein.

Bald schon hat Traudelwald (ehemals Zoe) das Leben der Familie Arlington ordentlich aufgemischt.
Instagram-Substitut in der Damenwelt des 19. Jahrhunderts ist ein Kettenbrief mit wertvollen Tipps für den Alltag. Auch sollte eine Lady nicht in ihrem Zimmer versauern sondern Bälle besuchen und sich von wohlhabenden Herren den Hof machen lassen. Wäre doch gelacht, wenn man der schüchternen Lucie nicht irgendwie zu mehr Selbstvertrauen und Spaß im Leben verhelfen könnte!



Meinung:


London Whisper – Also Zofe ist man selten online“ erinnerte mich ein wenig an die erfolgreiche Serie Bridgerton. Auch hier geht es um die feine Gesellschaft, um schöne Kleider, um Bälle und um das Finden der großen Liebe.

Mit Zoe hat die Autorin eine Protagonistin geschaffen, die keinesfalls auf den Mund gefallen ist. Schon in der Gegenwart zeigt sich die 16-jährige lebhaft, voller Tatendrang und unerschrocken. Sie nimmt sich nicht zurück, ist ungefiltert und sehr direkt. Uneitel und ohne jede Attitüde präsentiert sie sich auch im Jahr 1816.

Kein Wunder also, dass Zoe weiterhin spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. So rutschen der jungen Zofe auch Sätze wie, „finde ich auch smart“ und „ich bin eher der Action-Typ“, heraus. Statt sich jedoch auf die Zunge zu beißen oder darüber nachzudenken, ob sie mit solchen Aussagen vielleicht aus der Rolle fallen könnte, übergeht Zoe solche „Ausrutscher“. Ob das im England des 19. Jahrhunderts mit all seiner Selbstgerechtigkeit, die gesellschaftlichem Wandel, Freizügigkeit und die Emanzipation der Frau ablehnte, so denkbar war, kann bezweifelt werden.

Als Zofe eines guten Hauses nimmt sich Zoe einiges heraus. Gelegentlich wird sie zwar darauf hingewiesen, wo ihr Rang in der Gesellschaft ist, jedoch lässt sie sich nicht allzu lange davon abhalten und gibt dem Affen schnell wieder Zucker.

Zoe gelingt es bald mit ihrer Idee – dem Whisper-Wispher-Brief – eine Adaption von Socialmedia in die viktorianische Gesellschaft einzuführen. Hierin verbreitet sie Ratschläge und spricht Tabuthemen der höheren Gesellschaft an. Der Brief geht schnell “viral“ und wird unter der Hand weitergereicht. Zoe ist begeistert von ihrem neuen Leben.

Im späteren Verlauf erfährt die Geschichte eine Wendung, als Zoe beginnt, sich den Geschehnissen in reflektierter Weise zu stellen. Sie wird gezwungen über die Zukunft und ihr Leben im 19. Jahrhundert nachzudenken. Mit dem Auftauchen eines jungen Lords bekommt die junge Zofe zudem erfrischenden Gegenwind.



Fazit:


London Whisper – Als Zofe ist man selten online“ spielt in dem bunten Wohlfühl-Universum, in dem auch die amerikanische Fernsehserie Bridgerton angesiedelt ist. Auf der Suche nach dem Authentischen, Logischen wird man hier eher weniger fündig. Das Buch lädt aber zur kurzweiligen, amüsanten Zeitreise ein.

Die Geschichte dreht sich im Wesentlichen um schöne Kleider, Klatsch und Tratsch, die Ballsaison und die Suche nach der großen Liebe. Hinzu kommt eine Prise Fantasy, Mystik, Freundschaft, die keine Klassenunterschiede kennt, und natürlich Romantik.

Wer Spaß an Serien wie „Bridgerton“ hat, wer schon immer mal eine Reise ins 19. Jahrhundert machen wollte, der wird mit diesem Buch gewiss einige sehr unterhaltsame Lesestunden verbringen können.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Eine herzerwärmende Geschichte

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Inhalt:

Charlie hat es nach seinem Outing an der Schule nicht immer leicht gehabt. Er musste sich viele blöde Sprüche anhören und wurde leidlich gemobbt. Mittlerweile ist diese Phase weitestgehend überstanden.

In ...

Inhalt:

Charlie hat es nach seinem Outing an der Schule nicht immer leicht gehabt. Er musste sich viele blöde Sprüche anhören und wurde leidlich gemobbt. Mittlerweile ist diese Phase weitestgehend überstanden.

In den Pausen trifft sich Charlie heimlich mit Ben, wahlweise im Musikraum oder in der Bibliothek. Doch immer mehr fühlt sich Charlie von Ben ausgenutzt. Dieser hat nebenbei eine Freundin, die Treffen finden nur dann statt, wenn Ben der Sinn danach steht und outen möchte er sich auch nicht.

Nach dem Ende des aktuellen Schuljahres findet eine neue Klasseneinteilung der Lerngruppen statt. Charlie muss neben Nicholas Nelson, einem sehr beliebten Schüler, sitzen, dessen große Leidenschaft dem Rugbysport gilt.

Charlie und Nicholas kommen sich allerdings schnell näher. Sie verbringen die Pausen miteinander und treffen sich irgendwann auch in der Freizeit. Charlies Ängste, Nicholas könnte auf die „bösen Zungen“ an der Schule hören und anfangen ihn zu meiden, verpuffen bald. Ganz im Gegenteil: Nicholas steht für Charlie ein. Er verteidigt ihn, wenn andere über ihn lästern und hilft ihm, als Ben übergriffig wird. Was wäre, wenn Nicholas doch mehr als Freundschaft für Charlie empfinden würde? Gelänge es ihm, offen zu seinen Gefühlen zu stehen?



Meinung:

Bei „Heartstopper Volume 1“ handelt es sich um ein Comicbuch mit Schwarz-weiß-Zeichnungen, die im Stil der Abbildung auf dem Cover ähneln.

Alice Oseman erzählt in ihrem Buch die Geschichte von Charlie, der den großen Schritt bereits gewagt und sich als homosexuell geoutet hat. Auch, wenn er mittlerweile mit den Mitschülern klarkommt, so ist er dennoch in seinem Leben nicht wirklich glücklich. Er besitzt zwar einen guten Freund, aber er kennt auch niemanden, mit dem er die kleinen, schönen Momente im Leben teilen kann.

Es gibt Ben, mit dem sich Charlie ab und an trifft. Doch als Ben sich bei Charlie meldet, ignoriert dieser ihn geflissentlich. Dieses Verhalten hat mich verwirrt zurückgelassen. Denn dem Leser wird durch den Verlauf der Geschichte und auch durch die Mimik in den Zeichnungen vermittelt, dass Bens Verhalten falsch ist. Ich kam jedoch nicht umhin mich zu fragen, warum es okay ist, wenn Charlie Ben einfach ignoriert, warum er nicht offen das Gespräch sucht und mit Ben einfach „Schluss macht“. Ben versteht das Verhalten von Charlie nicht – oder möchte es nicht verstehen - und sucht immer wieder Kontakt. Er wird aufdringlich. Irgendwann findet dann ein Gespräch statt und Charlie sagt klar, was er empfindet. Auch, wenn diese Argumente schlüssig waren, und auch, wenn klar war, dass Ben in dieser Geschichte „der Bösewicht“ ist, so bin ich mir im Nachhinein immer noch nicht sicher, inwieweit Charlies Verhalten qualifiziert ist, ihn dem jungen Leser als moralisches Subjekt anzubieten.

Charlie lernt nach einer neuen Klasseneinteilung am Ende des laufenden Schuljahres Nicholas kennen. Nicholas ist offen, er ist beliebt, er hört nicht auf das, was die Mitschüler ihm einzuflüstern versuchen. Alice Oseman zeigt in ihrem Roman anhand dieser beiden Figuren, dass man manchmal ohne großes Zutun das Glück haben und einen Menschen kennenlernen kann, der besonders gut zu einem passt. Dieser eine Mensch, mit dem man sich sofort perfekt fühlt und mit dem man, ohne sich groß anzustrengen, einzigartige Momente erleben kann. So jemand ist Nicholas für Charlie.

Die Freundschaft zwischen Charlie und Nicholas, das vermittelt die Autorin in ihrer Geschichte, ist einzigartig. Irgendwann treffen sich die beiden auch bei Nicholas zu Hause. Sie machen einen Schneespaziergang mit Nellie, Nicholas süßer Hündin. Sie spielen gemeinsam Videospiele, Charlie bringt Nicholas das Schlagzeugspielen bei. Sie haben einfach Spaß. Und sie kommen sich näher. Charlie stellt sich schon länger die Frage, ob Nicholas vielleicht mehr für ihn empfinden könnte. Doch Nicholas hat sich mit seiner sexuellen Orientierung noch nicht so intensiv beschäftigt.

Der Autorin gelingt es, ihrer Geschichte durch kleine Spielereien in den Zeichnungen einen besonderen Charme zu verleihen. So fliegen im Hintergrund zwischen den Comickästchen z.B. Blüten durch die Luft, wenn es romantisch wird, kleine Noten zeigen, dass bei einer Party Musik gespielt wird oder fallende Blätter deuten eine herbstliche, romantische bzw. nachdenkliche Stimmung an.

Ganz am Ende des Buches gibt es dann noch ein paar kleine Specials über die Geschichte hinaus. Alice Oseman erläutert anhand der Figuren Charlie und Nicholas, wie die Schuluniformen und Rugby-Trikots an ihrer Schule aufgebaut sind. Es folgt die Zeichnung einer Kassette, auf deren Rückseite die Lieder der persönlichen Playlist der Charaktere geschrieben wurden sowie Tagebucheinträge von Charlie und Nicholas - schlussendlich Steckbriefe aller wichtigen Charaktere.



Fazit:

Alice Oseman schreibt mit "Heartstopper Volume 1"- treffsicher und feinsinnig zugleich - eine Geschichte vom Erwachsenenwerden und vom Umgang mit Homosexualität.

Es ist offensichtlich, wo die Stärken des Buches liegen: Eine herzerwärmende Geschichte, vielschichtige Figuren sowie smarter Humor. Man spürt beim Betrachten der Bilder instinktiv, mit welch großer Freude die Schöpferin ans Werk gegangen ist. Kleinste Details sind es, die das Gesamtbild so lesenswert machen.

„Heartstopper“ endet mit einem kleinen Cliffhanger und ist einfach viel zu schnell vorbei.

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