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Veröffentlicht am 03.05.2022

Hin und her gerissen

Im Rausch des Aufruhrs
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Tja.... das ist keine einfache Sache, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben.
Es handelt sich bei dem Buch Im Rausch des Aufruhrs um ein Sachbuch über die Geschehnisse und das Leben in Deutschland ...

Tja.... das ist keine einfache Sache, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben.
Es handelt sich bei dem Buch Im Rausch des Aufruhrs um ein Sachbuch über die Geschehnisse und das Leben in Deutschland im Jahre 1923 (was ich vermutlich erst kommendes Jahr herausgebracht hätte).
Ich gebe zu: Ich habe einiges gelernt über dieses Jahr, in dem so viel seinen Beginn fand. Aber es war mir auch eindeutig zu viel Information auf wenig Raum. Oder es war einfach zu oberflächlich, da dann doch zu knapp bemessen. Ich weiß es wirklich nicht, woran es lag, aber ich hatte so meine Mühe, dieses Buch durchzuhalten.
Am interessantesten fand ich tatsächlich das letzte Kapitel "Was weiter geschah", in dem das Schicksal sämtlicher Personen des Buches in alphabetischer Reihenfolge erläutert wurde.
Die 12 vorherigen Kapitel befassten sich jeweils mit einem Kalendermonat des Jahres 1923. Jeweils ein schwarzgrundiges, beidseitiges Deckblatt mit einem historischen Foto auf jeder Seite und passender Erklärung; dem folgt eine zusammenfassende Seite, an deren Ende jeweils der Brotpreis notiert ist.
Bis hierhin fand ich jeweils alles sehr interessant. Leider folgt dann das eigentliche Kapitel mit mehr oder weniger interessanten Begebenheiten mehr oder weniger interessanter Persönlichkeiten. Das führte dazu, dass ich manchen Absatz nur quer gelesen habe, weil mich der Inhalt nicht wirklich interessierte.

Abschließend muss ich sagen, dass es tatsächlich nicht das war, was ich erwartet hatte. Für mich ein klarer Fall von "Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht!"

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Leider eher enttäuschend

Schallplattensommer
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Ich hatte zugegebenermaßen recht hohe Erwartungen an das Buch, die leider größtenteils enttäuscht wurden.
Protagonistin ist die 16jährige Maserati (wie auch immer dieser beknackte Name zustande kam), ...

Ich hatte zugegebenermaßen recht hohe Erwartungen an das Buch, die leider größtenteils enttäuscht wurden.
Protagonistin ist die 16jährige Maserati (wie auch immer dieser beknackte Name zustande kam), die ihrer Oma im Dorf-Imbiss hilft, bzw. diesen oft alleine bewältigt. Sie ist im Umkreis das einzige Mädchen, was mehrfach Erwähnung findet - warum auch immer...
Als eine gut betuchte Familie aus der Stadt eine schon länger leerstehende Villa am Ende der Straße bezieht, nimmt die Handlung ihren Lauf. Womit wir beim Thema wären: Irgendwie gibt es nämlich gar keine richtige Handlung. Es plätschert alles so dahin und die ganze Handlung scheint aus der Lüftung verschiedener "Geheimnisse" der verschiedenen Protagonisten zu bestehen.
Nahezu jeder hat die sprichwörtliche Leiche im Keller liegen und die Neuankömmlinge sind leider besonders neugierig, was deren Erkundung angeht. Wobei die Dame nebst zweier halbwüchsiger Jungs allesamt selbst so ihre privaten Geheimnisse haben.
Ganz ehrlich? Mir war das eindeutig zu viel! Warum muss jeder in dieser nicht vorhandenen Story irgendein Geheimnis hüten? Einziger Normaler in diesem Kaff scheint der taube Georg zu sein - jedenfalls bis fast zum Ende.
Nun stellt sich die Frage, warum das Buch trotzdem immer noch 3 Sterne von mir bekommt. Der Wahrheit die Ehre - die Frau kann einfach schreiben. Das Buch unterhält und liest sich wie Butter. Nur schmilzt die Geschichte leider auch wie Butter in der sommerlichen Sonne und hinterlässt nichts außer einem unangenehmen Fettfilm.
Frau Bronsky, das können Sie deutlich besser!

Fazit: Kann man lesen, kann man aber auch genauso gut lassen! Schlichte Sommerlektüre, vielleicht sogar eher ein Jugendbuch.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Deutlich anders, als ich erwartet hatte

Die Dorfschullehrerin
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Kurz zum Inhalt:
Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin in einem kleinen Dorf im Zonenrandgebiet an. Als geflüchtete der sowjetisch besetzten Zone (DDR) hatte sie grausame Erlebnisse, ...

Kurz zum Inhalt:
Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin in einem kleinen Dorf im Zonenrandgebiet an. Als geflüchtete der sowjetisch besetzten Zone (DDR) hatte sie grausame Erlebnisse, über die sie jedoch bewusst schweigt. Die neue Stelle ist nicht der einzige Grund, weshalb es sie ausgerechnet in dieses Dorf gezogen hat.

Leider hat der Klappentext des Buches meine Erwartungen bzgl. der Handlung in die Irre geleitet. Ich möchte das kurz zitieren:
...begegnet man ihr im ländlichen, erzkatholischen Ort zunächst mit Ablehnung. Der althergebrachte drakonische Erziehungsstil, die Gleichgültigkeit der Kollegen - für die engagierte Helene ist es ein Kampf gegen Windmühlen. In Tobias, dem Landarzt, findet sie schließlich einen Verbündeten.
Von einem Windmühlenkampf oder dergleichen war für mich nicht viel zu lesen. Das oben erwähnte fand, wenn überhaupt, nur am Rande statt. Überhaupt war von einem Kampf gegen althergebrachte Erziehung nur andeutungsweise etwas zu lesen. Es waren Nebenschauplätze, die höchstens für ein paar Seiten des mit etwa 440 Seiten nicht gerade dünnen Buches dienten.
Hauptelement war eindeutig ihr kleines Geheimnis, was ich nicht unbedingt spoilern möchte. Zumindest diese Spannung soll bis Seite 46 bleiben. Ab da ist auch das Geheimnis gelüftet und nun geht es ziemlich spannungsarm weiter. Denn incl. anscheinend unvermeidlicher Romanze ist eigentlich alles vorhersehbar - das Ende eingeschlossen.
Es gibt so gut wie keine Wendungen oder Überraschungen und die Romanze nimmt - Sexszenen eingeschlossen - einen für mich deutlich zu großen Teil der Geschichte ein. Wer jedoch gerne Liebesromane liest, der ist gut aufgehoben. Denn schreiben kann Frau Völler definitiv. Insofern war es auch für mich nicht sonderlich schwer, das Buch zu Ende zu lesen.
Die Charaktere waren gut heraus gearbeitet. Leider auch in vielen Punkten etwas übertrieben. Helene hatte Lehrmethoden, über die sich manche Schule heute freuen würde - zu Beginn der 60er Jahre empfand ich das als total unglaubwürdig. Überhaupt war Helene einfach viel zu perfekt - bildschön, blitzgescheit, über alles informiert, was auf der Welt geschieht, begnadete Tänzerin, die beste Lehrerin, die die Welt je gesehen hatte.... ich weiß gar nicht, wo ich aufhören soll. Es mag sein, dass es solche Superfrauen gibt, aber sie sind für mich in einer Story generell totlangweilig! Keine Ecken und Kanten. Da war mir die Oma drüben schon deutlich lieber.
Auch manche Geschehnisse erscheinen mir einfach zu weit hergeholt. Sicher: Es ist ein Roman und keine Dokumentation - aber wenn man einen ernstzunehmenden historischen Hintergrund darstellen möchte, dann sollte man sich auch ein wenig an den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit orientieren und keine Protagonisten erfinden, die denken wie in den 90ern.
Gut fand ich hingegen die parallel laufende Story auf der anderen Seite der Demarkationslinie, die einem zumindest kurze Einblicke in die Welt "drüben" gewährte. Sofern diese Einblicke realistisch sind, was ich nicht wirklich beurteilen kann.
Der für mich interessante und auch angekündigte Teil der Geschichte (schulische Probleme, Erziehungsstil etc.) diente m. E. nur der Ausschmückung und war beileibe nicht Hauptinhalt. Deshalb bekommt das Buch von mir mit viel gutem Willen lediglich 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Etwas zu wunderbares Coming-Out

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Albert Entwistle ist Postbote in Toddington, einer englischen Kleinstadt, und steht kurz vor seiner Pensionierung - was ihn schon jetzt in Angst und Schrecken versetzt. Außer seiner Arbeit hat Albert nicht ...

Albert Entwistle ist Postbote in Toddington, einer englischen Kleinstadt, und steht kurz vor seiner Pensionierung - was ihn schon jetzt in Angst und Schrecken versetzt. Außer seiner Arbeit hat Albert nicht viel in seinem Leben. Er ist ausgesprochen menschenscheu und vermeidet jeden Kontakt der nicht unbedingt sein muss. Es hat durchaus den Anschein einer sozialen Störung.
Als dann auch noch seine Katze stirbt, beschließt er, sein Leben umzukrempeln und nach seiner verschwundenen Jugendliebe George zu suchen, den er 50 Jahre nicht gesehen hat.

Der Schreibstil ist wirklich ansprechend und flüssig! Ich mag den unterschwellig präsenten feinen britischen Humor. Albert war mir auf Anhieb sympathisch und zahlreiche Rückblenden in die Zeit seiner Pubertät geben Aufschluss darüber, wie vor allem junge Homosexuelle in den 70ern zu leiden hatten. Insofern war das Buch durchaus ein Gewinn.
Leider ging mir Alberts Entwicklung deutlich zu glatt. Als er sich im zarten Alter von 64 endlich outet, sind alle Bekannten hellauf begeistert und nehmen ihn in ihren Kreis auf, auch wenn sie wenige Tage zuvor noch dumme Sprüche über Schwule abgelassen haben.
Albert macht durchweg positive Erfahrungen, die so weit gehen, dass seine "Freunde" - die eigentlich bisher lediglich Kollegen, Postkunden oder Nachbarn waren - eine Party für ihn veranstalten und ihn beglückwünschen zum Outing. Als ob es plötzlich chic ist, wenn man schwule Freunde hat. Ich finde das mehr als unwahrscheinlich, zumal in der heutigen Zeit. Es gibt keine noch so kleine Stadt, in der nicht irgendwelche Spackos leben, die sich über neue Opfer freuen. Und vom web will ich gar nicht reden. Genau diese Konstellation findet hingegen gar nicht statt. Alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Auch sämtliche Probleme anderer Protagonisten lösen sich in Happy-End-Wohlgefallen auf. Ein Buch das Mut machen will, okay - aber dann bitte nicht so weltfremd und rosarot!

Trotzdem bekommt das Buch von mir noch 3 gute Sterne, denn es liest sich wirklich wunderbar vom Schreibstil her. Schade, dass Matt Cain seine Begabung nicht etwas besser eingesetzt hat.

Fazit: Ein leichtes Wohlfühlbuch für Menschen, die gerne Bücher aus der Schwulenszene lesen.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Leben auf dem Lande

Wildtriebe
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Ein kleines Dorf in Hessen mit seinen dazugehörigen Höfen, von denen jeder einen Namen hat, der auf seine ursprünglichen Besitzer zurück ging. Auf dem Bethches-Hof ging er auf die Namen der Frauen zurück, ...

Ein kleines Dorf in Hessen mit seinen dazugehörigen Höfen, von denen jeder einen Namen hat, der auf seine ursprünglichen Besitzer zurück ging. Auf dem Bethches-Hof ging er auf die Namen der Frauen zurück, die seit Generationen Elisabeth hießen und Lisbeth genannt wurden.
Lisbeth hatte als Letzte den Hof nach dem Krieg übernommen, da ihre Brüder nicht aus dem Krieg zurück kamen. Seither kümmert sie sich voller Hingabe um den Hof und alte Traditionen.
Als ihr Sohn Marlies als Schwiegertochter auf den Hof bringt, geraten diese Traditionen ins Wanken. Mit der Geburt deren Tochter entsteht immer mehr Konfliktpotenzial.

Ute Mank stellt 3 Generationen des Bethches-Hof vor, und das mit Blick auf zwei der Protagonistinnen, Lisbeth und Marlies. Beständig entsteht ein Wechsel sowohl zwischen den beiden Personen als auch in den Zeiten durch zahlreiche Rückblicke. So entsteht ein Rahmen, der letztlich die Zeit der Hofübernahme durch Lisbeth bis zum jungen Erwachsenenalter ihrer Enkelin Joanna umspannt.
Dabei wird nicht die Ich-Perspektive gewählt, sondern durch den Erzähler Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Frauen gewährt. Es herrscht ein beständiger, wenn auch verborgener Kampf zwischen ihnen. Marlies kommt nicht aus der Landwirtschaft und fühlt sich vereinnahmt, ja fast unterdrückt vom dortigen Leben. Dabei ist sie bemüht, sich ja pflichtgemäß einzubringen und allen Anforderungen gerecht zu werden.
Lisbeth hingegen hat seit dem ersten Augenblick keine besonders gute Meinung von ihr. Sie trägt die falsche Kleidung, sieht nicht so aus als könnte sie anpacken und überhaupt wäre eine Tochter von einem anderen Hof besser gewesen! Sie lebt die Tradition und kaum etwas ist wichtiger, als was die übrigen Dorfbewohner über sie und ihren Hof denken. Jeden "Fehler" von Marlies fühlt sie als eigenes Versagen, weil alle denken könnten, sie habe ihren Hof nicht im Griff.
Marlies versucht zumindest einen Teil Eigenständigkeit zu bewahren und macht den ein oder anderen Versuch, sich vom traditionellen Rollenbild einer Bäuerin abzugrenzen. Da sie jedoch nie offen über ihre furchtbare Not spricht und sich auch von ihrem Mann im Stich gelassen fühlt, kommt sie über diese fast lächerlich wirkenden Versuche nie hinaus.
Mir fiel ausgesprochen schwer, mich mit den Protagonisten anzufreunden. Ich fand sie alle gruselig - alle 3 Frauen und die dazugehörigen Männer sowieso, da sie sich eigentlich immer nur raus gehalten haben. Als ob sie der Weiberkram einfach nichts angeht. So lange pünktlich das Essen auf dem Tisch war, war doch alles prima! War der Frieden ernsthaft in Gefahr, versuchten sie mit belanglosen Sätzen zu beschwichtigen. Mehr war nicht drin.
Lisbeth, weil sie keinen einzigen Schritt auf Marlies zugehen konnte; weil ihre Meinung einmal gefallen war und Marlies nichts hätte tun können, diese zu ändern.
Und Marlies, weil sie immer nur wartete, dass irgendwer sie aus ihrem Elend heraus holt und Lisbeth ändert. Sie hat nie rebelliert und auch mal auf den Tisch gehauen, sondern immer nur brav weiter versucht, es allen Recht zu machen.
Wäre der Schreibstil nicht so gut gewesen, hätte ich das Buch sicher vorzeitig abgebrochen. Zumal auch nicht wirklich viel passierte. So fiel es mir dennoch leicht, bis zum Ende der Geschichte dran zu bleiben. Sehr speziell fand ich das Stilmittel, teilweise Sätze nicht zu beenden. Es war wie Gedanken, die ungewollt aufkommen und man nicht zuende denken will, weil sie so furchteinflößend oder schrecklich sind. Das fand ich ausgesprochen interessant.

Fazit: Wenn man ruhig dahin fließende Familiengeschichten mit landwirtschaftlichem Background mag ist man hier gut aufgehoben.

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