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Nilchen

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Kinder Roadtrip, nicht ohne, aber mal was anderes

Sommer mit Krähe
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Also, wer mal ein Kinderbuch sucht, dass sich so in keine Schublade pressen lässt, leicht abgefahren ist und skurril, dann greift zu: ‚Sommer mit Krähe‘ von Frida Nillson aus dem Gerstenberg Verlag.
Es ...

Also, wer mal ein Kinderbuch sucht, dass sich so in keine Schublade pressen lässt, leicht abgefahren ist und skurril, dann greift zu: ‚Sommer mit Krähe‘ von Frida Nillson aus dem Gerstenberg Verlag.
Es geht hier um ein Kind, Ebba (spannend ist, dass nie thematisiert wird ob sie ein Mädchen ist oder nicht, sehr neutral gehalten) die sich in Schweden mit ihrer Krähe namens Krähe aufmacht deren Eltern zu suchen. Das Einzige was sie haben ist ein Foto von der schwedisch-norwegischen Grenze mit Krähe und seinen Eltern darauf.
Die Beiden erleben einen echt spannenden Roadtrip der mit LKW-Trappen beginnt, es folgt unter anderem eine Draisine mit Franzose, dann ein Floß und ein Band-Tourbus. Innerhalb dieser Reise müssen Schlafplätze gesucht werden, hungrig sind sie auch so einige Male und sie müssen sich mit so allerlei Menschen auseinandersetzen. Aber Ebbas Eltern sind kein Thema, erscheinen nie im Buch. Nie sind die beiden ängstlich und blicken immer mit einem sehr wohlwollenden, fast naiven Blick auf die Gegebenheiten und begehen dabei jede Menge Straftaten.
Da hier vieles passiert, dass in der echten Welt ganz und gar nicht möglich ist bzw. viel zu gefährlich wäre, macht es einerseits natürlich spannend und aus meiner Sicht zu dem was Literatur leisten kann: die Grenzen sprengen und sich anders in die Welt eindenken. Andererseits verharmlost es natürlich Dinge, die ein Kind niemals alleine tun sollte: Trampen, Klauen, Einbrechen, alleine draußen schlafen usw… Daher ist mein Resümee, dass dieses Buch sich besonders zum Vorlesen in der 3.-4. Klasse eignet. Am besten im Urlaub, wenn man ohnehin gemeinsam auf Reisen ist und das gelesene noch gemeinsam reflektieren kann. Ich kann nur von meinen Kindern ausgehen, die finden es gut, aber würden den „Quatsch“ wie sie es nennen, nicht nachmachen.
Letztendlich steht die innige Freundschaft zwischen Ebba und der kauzigen Krähe im Vordergrund und thematisiert besonders schön, dass man Andere die man liebt, ziehen lassen muss um ihr eigenes Lebensglück zu finden. Und DAS macht es für mich so gut.
Frida Nilsson hat schon einige Preise abgeräumt und ist in Schweden einer DER Kinderbuchautorinnen. Das Buch wurde sehr gut von Friederike Buchinger übersetzt. Was mir persönlich fehlte und gut auf das Vorsatzpapier gedruckt werden könnte ist die Route durch Schweden, die dieser Roadtrip nimmt.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

„Wir haben übrigens denselben Vater.“

Das Vorkommnis
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‚Das Vorkommnis‘ ist der Auftakt einer Trilogie, dass der Biografie einer Frau. Es beginnt mit genau dem titelgebenden Vorkommnis. Die Protagonistin ist Autorin und beendet soeben eine Lesung in Lübeck. ...

‚Das Vorkommnis‘ ist der Auftakt einer Trilogie, dass der Biografie einer Frau. Es beginnt mit genau dem titelgebenden Vorkommnis. Die Protagonistin ist Autorin und beendet soeben eine Lesung in Lübeck. Es kommt eine Frau auf sie zu und sagt: „Wir haben übrigens denselben Vater.“
Und das ist der Satz der alles ins Wanken bringt. Nicht sofort, denn die Erkenntnis über das Vorkommnis muss noch einsickern. Aber dann setzt es sich fest und bringt das familiäre Gleichgewicht aus Elternhaus und eigener Ehe ins Wanken. Alles wird in Frage gestellt und hinterfragt. Sie nimmt die neue Erkenntnis der Halbschwester mit und trägt sie wie eine Schwangerschaft mit sich herum. Bis nach Detroit wo sie ein Schreibstipendium antritt.
Es ist das was man von Julis Schoch erwartet. Leise mäandert, sezierende Gedanken. Ein entschleunigtes Lesen. Man muss gewillt sein ihr in jeden Winkel der Gedanken folgen zu wollen und das in einer starken Prosa. Ich mag Julia Schochs Schreibstil ungemein, auch wenn ich ihr inhaltlich nicht ganz zuträglich bin. Es mag paradox erscheinen, aber ich lese Julia Schoch fast ausschließlich wegen ihrer Schreibkunst und nicht des Inhalts wegen.
Fazit: Knappe 200 Seiten in Gedankenwühlerei, wenig Substanz, aber sprachgewaltig tolle Prosa.

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Im Stich lassen

Die Molche
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Es sind die 60er Jahre im tiefsten Bayern. Die Gesellschaft ist immer noch dabei sich zu finden, taumelte sie doch erst aus einem Weltkrieg heraus und befindet sich nun mitten in einem wirtschaftlichen ...

Es sind die 60er Jahre im tiefsten Bayern. Die Gesellschaft ist immer noch dabei sich zu finden, taumelte sie doch erst aus einem Weltkrieg heraus und befindet sich nun mitten in einem wirtschaftlichen Boom. Diese Diskrepanz von mentaler Verarbeitung und offensichtlich materiellem Fortschritt klafft weit auseinander. In dieser Gemengelage lebt der 11jährige Max, der mit seiner Familie als Zugezogene hier leben muss. Sein Bruder und er haben fortlaufend großen Ärger mit der Bande um Tschernik und das Unglück geschieht: Max Bruder wird von den angreifenden Steinen der Bande erschlagen. Im Dorf wird es als Unfall gewertet und Max bleibt mit seiner Schuld alleine, denn er machte sich vom Acker aus Selbstschutz.
Der Roman wird aus Max Perspektive erzählt und nur zum Ende betrachten wir die Welt aus den Augen eines Mädchens. Max versucht mit seinem Schmerz und dem einhergehenden Schuldgefühl zu leben und kämpft mit sich. Hat er doch Wenige, denen er sich öffnen kann. Die Eltern waren physisch anwesend, aber mental nicht für ihn erreichbar.
Überhaupt für einen 11jährigen ist Max sprachlich und geistig extrem reflektiert. Natürlich, es ist eine fiktive Geschichte, die uns hier erzählt wird und dadurch Spielraum ermöglich. Ich denke aber auch, dass Kinder der 60er Jahre, sprich kurz nach Kriegsende geboren leider sehr schnell erwachsen werden mussten. Und A propos Erwachsen werden, Max hat sehr frühreife sexuelle Erlebnisse mit Ellie. Diese werden recht deutlich ausgebreitet. Aus meiner Sicht hätte es in diesem Roman nicht sein müssen, gibt aber durchaus Diskussionsraum. Könnte einige abstoßen, bedenke man die expliziten Szenen und das Alter.
Volker Widmann hat mit ‚Die Molche‘ debütiert. Der Schreibstil ist verschachtelt, aber äußerst gut. Vor allem die Naturbeschreibungen und wie er das Leben in und mit der Natur beschreibt macht Volker Widmann grandios. Auch hat der Roman die große Stärke, das Leid und Freud nah beieinander liegen und keine einseitige Sicht auf die Dinge transportiert wird. Hoch reflektiert, wenig Handlung, aber es arbeitet in einem.
Diesen Roman lohnt es sprachlich zu lesen und vor allem die titelgebenden Seiten wie Max die Molche trifft, sind äußerst gut gelungen.
Fazit: Nicht für jede:n Leser:in. Komplex und doch in vielerlei Hinsicht ist das Leben einfach und undurchdringlich zugleich.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Familie ist und bleibt Familie!

Sommerschwestern
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Die „Sommerschwestern“ ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Monika Peetz von den Dienstagsfrauen. Daher liegt die Erwartungslatte recht hoch. Der Roman beginnt fast belanglos über die vier Schwestern, ...

Die „Sommerschwestern“ ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Monika Peetz von den Dienstagsfrauen. Daher liegt die Erwartungslatte recht hoch. Der Roman beginnt fast belanglos über die vier Schwestern, alle sind sehr unterschiedlich mit ihren eigenen Gedanken und Problemen. Die Jüngsten sind Zwillinge: Amelie und Helen. Eine eher mit dem Kopf in den Wolken und die andere anpackend. Dann ist da Yella, Mutter zweier Kinder, die sich nie richtig von ihrer Mutter angenommen gefühlt hat wie sie ist. Die „Lieblingstochter“ ist die Älteste: Doro – Kostümbildnerin und erfolgreich. Alle Vier werden von ihrer speziellen Mutter Henriette Thalberg in den Ferienort ihrer Kindheit eingeladen werden. Es ist der holländische Küstenort: Bergen. Alle haben gute Erinnerungen an diesen Ort und kommen aber mit gemischten Gefühlen., denn das ist der Ort an dem die Schwestern harmonierten, aber auch der Ort an dem der Vater starb. Nach 20 Jahren wieder in Bergen und die Mutter hat ein Geheimnis zu lüften.
Meine persönliche Meinung ist, dass die Geschichte mehr Potential hatte als der Roman enthält. Es beginnt recht langsam und nimmt aus meiner Sicht erst zum Ende hin fahrt auf. Klar, als Leser:in kennt man dann die Figuren, aber trotzdem wäre mehr Schwung zu Beginn nett gewesen. Gelungen ist das einzelne Heranzoomen an die Charaktere mit dem immer vorhandenen holistischen Blick auf die Familienkonstellation.
Ein Roman den man als Zwischensnack einlegen kann, wenn was Leichtes gesucht wird oder wenn man Ferien an der rauen Nordseeküste Hollands macht, dann lohnt es sich diese Urlaubslektüre einzupacken, hat die Autorin das windige Gefühl doch gut in Worte gepackt.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Eine kuriose Familie, die nicht immer das Recht im Auge hat, aber gerne Recht verschafft!

Munteres Morden (Elli Gint und Oma Frieda ermitteln 2)
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Eleonore Gint ist weder eine ganz normale Bürgerin Hamburgs noch ist sie ein eine normale Detektivin. Aber was ist schon normal? Dieser Krimi ist einer von der lustigen Sorte, bei dem immer ein wenig zum ...

Eleonore Gint ist weder eine ganz normale Bürgerin Hamburgs noch ist sie ein eine normale Detektivin. Aber was ist schon normal? Dieser Krimi ist einer von der lustigen Sorte, bei dem immer ein wenig zum Schmunzeln ist, auch wenn hier bitter ernste Morde verhandelt werden und Action auch keine Mangelware ist.
Trotz des Schmunzel-Faktors wird es dann doch recht komplex was die dicke des Buches auch erklärt, denn hier ist Leseausdauer gefragt mit über 500 Seiten! Im Grund ist es eine wilde Jagd, die erst mit einem Auftrag beginnt ein Kind vor ihrem eigenen Vater zu schützen und ziemlich schnell in einer Mordermittlung, ach was nicht nur einer mündet.
Und ich sag euch, das Ende hatte ich persönlich so nicht vorhergesehen. Hier gab es in der Tat ein Aha-Erlebnis. Es bleibt wirklich bis zum Ende spannend. Und wie erwähnt, die Situationskomik bringt noch mal einen besonderen Charme in die Lektüre.
Ich hab den Krimi „Munteres Morden“ von Zarah Philips gerne gelesen. Was mich allerdings in den ersten 100-150 Seiten aus der Bahn geworfen hat, waren die Figuren. Denn dies ist bereits Krimi Nr. 2 mit der äußerst kuriosen Familie Gint und den Ermittlern um Hiob Watkowski. Aber wenn man mal im Fall drin ist, stört es nicht mehr. Sobald man alle Verwandten von Elli auf der Platte hat.
Fazit: Unterhaltsam und gut geschrieben, auch wenn es an der ein und anderen Stelle etwas zu ausführlich geworden ist.

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