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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2017

Niemand ist perfekt!

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Das Cover fällt gleich ins Auge, wegen seiner knalligen Farbe und auch der verspielte Inhalt des Sterns zeigt eine sehr romantische Szene. Doch die Handlung basiert auf problematischen Themen und ist nicht ...

Das Cover fällt gleich ins Auge, wegen seiner knalligen Farbe und auch der verspielte Inhalt des Sterns zeigt eine sehr romantische Szene. Doch die Handlung basiert auf problematischen Themen und ist nicht so rosarot und weichgespült, wie es das Cover vermuten lässt. Die Protagonisten bieten einiges an Zündstoff für eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle.

Jack erkennt nicht mal seine engsten Familienmitglieder am Gesicht und muss sich deshalb an Äußerlichkeiten orientieren, was man als neurologische Störung im Gehirn mit dem Namen Prosopagnosie bezeichnet. Libby hat schon Schlagzeilen als Amerikas dickster Teenager gemacht. Trotz einer sensationellen Gewichtsabnahme wiegt sie immer noch viel zu viel, um von anderen Jugendlichen akzeptiert zu werden. Zumal sie neu an die Schule kommt. Durch ein idiotisches und entwürdigendes "Spiel" treffen Jack und Libby im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander...

Den Anfang macht ein kurzer Brief, den Jack an Libby schreibt und man kann sich da bereits vorstellen, dass er Libby wehtun und sie enttäuschen wird. Wie es dazu kommt, wird in Rückblenden abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack erzählt. Dazwischen sind auch immer wieder Zeitsprünge, denen man aber gut folgen kann. Schon nach wenigen, kurzen Beschreibungen der beiden Hauptpersonen, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen und ihre Probleme nachvollziehen, weil sie sehr ehrlich und schonungslos von ihren Erfahrungen berichten. Der Schreibstil ist direkt und ohne Schnörkel, mit einigen witzigen Sprüchen gewürzt, die sehr unterhaltsam zu lesen sind. Auch die authentischen und lebensnahen Dialoge sind glaubhaft. Über Jacks Listen, die manchmal passend zu dem gerade Gelesenen auftauchen, musste ich richtig lachen. Sie sind aufschlussreich, witzig und lockern die Kapitel zusätzlich auf.

Libby ist ein bewundernswert schlagfertiges Mädchen, die keine Opferrolle einnehmen will und sich in schwierigen Situationen hervorragend behaupten kann. Jack dagegen, hält seine Krankheit vor allen geheim. Er hat Angst vor Ausgrenzung und Mobbing, was ich im Hinblick auf seine Mitschüler noch verstehen kann, aber seine Familie und enge Freunde müssten doch Bescheid wissen. Das würde ihm das Leben erleichtern! Er ist sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Menschen zu erkennen. Die Tricks, die er anwendet, zeugen von Intelligenz, aber er stößt damit bald an seine Grenzen.

Es treten einige sehr interessante und liebenswerte Nebencharaktere auf, die man gleich ins Herz schließt. So sind Jacks Bruder Dusty, der Gesprächskreisleiter Mr. Levine und Libbys Therapeutin Rachel wichtige Personen, die sie in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen. Was mir an der Liebesgeschichte sehr gut gefallen hat, war die dezente Annäherung von Libby und Jack. Das Verlieben ist hier keine unrealistische Kitschromanze, sondern basiert auf einer langsam und behutsam aufgebauten Freundschaft. Das ist viel angenehmer zu lesen, als in den meisten Teenie-Romanen, wo sich die Paare schockverlieben. An manchen Stellen war die Handlung etwas unglaubwürdig, was mich aber nicht so gestört hat, weil es mit wunderbaren Lesemomenten wieder ausgeglichen wurde. So fand ich z.B. die ausdrucksstarken Zitate, die im Text immer wieder auftauchen und die es wert sind, gesondert aufgehoben zu werden, sehr inspirierend.

Ein unterhaltsames und doch tiefgründiges Buch, mit eindrucksvollen Charakteren und einem romantischen Ende, was die Geschichte für mich befriedigend rund machte. Dieses Buch sollten alle lesen, die sich nicht erwünscht fühlen und auch gerade diejenigen, die ihnen dieses Gefühl vermitteln!

Veröffentlicht am 13.06.2017

Skurril, melancholisch, doch mit viel Hoffnung

Britt-Marie war hier
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Nachdem ich "Ein Mann namens Ove" mit viel Vergnügen gelesen habe, war ich gespannt, ob der Autor mich noch einmal so begeistern könnte. Mit diesem unterhaltsamen und doch sehr tiefgründigen Buch ist ihm ...

Nachdem ich "Ein Mann namens Ove" mit viel Vergnügen gelesen habe, war ich gespannt, ob der Autor mich noch einmal so begeistern könnte. Mit diesem unterhaltsamen und doch sehr tiefgründigen Buch ist ihm das überaus gelungen. Selten hat mich eine Geschichte, die keinerlei Spannung aufbaut, so fesseln können. Es ist eine sehr bewegende Erzählung über das Leben einer Frau, die schlimme Schicksalsschläge in ihrem Leben erfahren musste und sich mit seltsam anmutenden Ritualen und Verhaltensmustern ein Lebensgerüst gezimmert hat, das sie aufrecht erhält.

Am Anfang des Buches denkt man, dass diese psychisch auffällige Britt-Marie, in eine geschlossene Anstalt gehört. Ihre Ansichten und Eskapaden sind zwar unterhaltsam und ihre unfreiwillige Komik entlocken vereinzelte Lacher, aber im Grunde bemitleidet man diese zutiefst mit ihren Zwangsneurosen behaftete Frau. Man fragt sich, war sie schon immer so und wie konnte sich überhaupt ein Mann finden, der sie heiratet? Wie konnte sie bisher mit ihrem Leben zurechtkommen? Haben dieser Natron- und Faxinsüchtigen irgendwelche Dämpfe die Sinne vernebelt? Doch im weiteren Verlauf der Handlung kristallisieren sich die Gründe für ihre Verschrobenheit heraus und man kann sie bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Die liebenswerten Einwohner samt ihrer skurrilen Charaktereigenschaften des abgelegenen Dörfchens Borg, in das es Britt-Marie verschlägt, haben mir besonders gut gefallen. Mit der Zeit sind sie mir sogar richtig ans Herz gewachsen, trotz ihrer teils sehr eigenwilligen Gebaren. Die erfolgslose, aber enthusiastische Kinder-Fußballmannschaft, die mit Hilfe von Britt-Marie kleine "Siege" erringen kann und Sven, der Polizist mit dem weichen Herz, sind Beispiele für die wunderbar lebensnahen Figuren, die der Autor hier erschaffen hat.

Zum Ende hin traurig, melancholisch und doch mit viel Hoffnung hat mich dieser Roman zurückgelassen und ich habe mich in ein paar Eigenheiten der handelnden Personen wiedererkannt, über die ich schmunzeln musste. Doch zum Glück habe ich meine Besteckschublade in der richtigen Reihenfolge sortiert und muss mir deshalb keine Gedanken über meine Lebensweise machen...

Veröffentlicht am 05.06.2017

Gelungene Kombination

Meine wunderbare Yoga-Welt
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Ich habe dieses außergewöhnliche und wunderschöne Ausmalbuch durch Zufall entdeckt und war gleich begeistert. Es ist eine gelungene Kombination aus Information, Meditation und Kreativität. Die Seiten sind ...

Ich habe dieses außergewöhnliche und wunderschöne Ausmalbuch durch Zufall entdeckt und war gleich begeistert. Es ist eine gelungene Kombination aus Information, Meditation und Kreativität. Die Seiten sind sehr liebevoll und ansprechend gestaltet, so dass man gleich richtig Lust bekommt, darin zu malen.

Auf jeder Doppelseite wird eine Yoga-Übung samt ihrer Wirkungsweise gut verständlich beschrieben und daneben zum Ausmalen dargestellt. Hier haben mir besonders die kleinen Details gefallen, die sich auf die Bezeichnungen der Übungen beziehen. Zum Beispiel bei der "Taube" bei der ein Taubenschwarm die Yogini umflattert oder beim "Lotussitz" der auf einem Lotusblatt in einem Teich mit Koi-Karpfen dargestellt ist. So prägt man sich die einzelnen Positionen und ihre Namen viel leichter ein und hat gleichzeitig beim Üben ein prächtiges und detailreiches Bild im Kopf.

Die Motive sind außerdem in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen gestaltet, so dass für jeden Anspruch etwas Passendes dabei ist. Als Yoga-Fan bin ich von diesem Buch sehr beeindruckt, weil ich in dieser kreativen Ausstattung noch nichts Vergleichbares gesehen habe und kann es deshalb sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Sprühende Ideen liebevoll umgesetzt

Auweia!
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Ich kannte bisher noch gar keine Cartoons von Nico Fauser und habe mich herrlich über diesen Sammelband amüsiert. Jede Seite erzählt eine kleine, witzige Geschichte in Bildform mit einem kurzen Text, die ...

Ich kannte bisher noch gar keine Cartoons von Nico Fauser und habe mich herrlich über diesen Sammelband amüsiert. Jede Seite erzählt eine kleine, witzige Geschichte in Bildform mit einem kurzen Text, die man sofort versteht und in der die Pointe genau auf den Punkt gesetzt ist. Bei vielen habe ich gelacht und gedacht: "Ja, genau so ist es!"

Der Autor/Zeichner beleuchtet Alltagssituationen, die man oft selbst schon erlebt hat, aber deren Komik gar nicht erkannt hat. Da werden geläufige Ausdrücke wie Frauenparkplätze, Mobbing, Fahrzeughalter und Stammkunde ganz wörtlich genommen und in unterhaltsamer Form präsentiert. Die Zeichnungen haben mich in ihrer auf das Wesentliche reduzierten Einfachheit sehr angesprochen, da sie trotzdem ganz liebevoll und entzückend dargestellt sind. Besonders gefallen haben mir die Tiercartoons, aber es ist eine schöne Mischung in der für jeden etwas dabei ist. Ob Vegetarier oder Taucher - sogar mein Mann als Modellflugzeugfan entdeckte ein Bildchen über sein Hobby. Auch ganz aktuelle Themen wie der Klimawandel und die moderne Technik finden ihren Platz.

Leider hat man es viel zu schnell "durchgelesen", aber ich werde es immer wieder mal zur Hand nehmen und mich darüber freuen. Außerdem wird es bestimmt noch viele weitere Cartoons von Nico Fauser geben - bei den sprühenden Ideen!

Veröffentlicht am 20.05.2017

Sehr gute Unterhaltung

Tage wie Salz und Zucker
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Ellen hat eine furchtbare Kindheit hinter sich. Von der Mutter verlassen, wird sie in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien auch nicht besser behandelt. Der einzige Trost ist das Essen, mit dem sie sich ...

Ellen hat eine furchtbare Kindheit hinter sich. Von der Mutter verlassen, wird sie in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien auch nicht besser behandelt. Der einzige Trost ist das Essen, mit dem sie sich buchstäblich einen Schutzpanzer aufbaut. Sie lernt schon früh, dass es am besten ist, nicht gesehen zu werden und das perfektioniert sie dermaßen, dass in ihrer Umgebung sie kaum jemand bemerkt. Das ändert sich, als sie in einer spontanen Aktion die blinde Temerity vor einem gewalttätigen Überfall bewahrt. Sie ist der erste Mensch der Ellen "sieht" und ihr durch ihre Freundschaft hilft, eine vollkommen andere Welt zu entdecken.

Mich hat dieses Buch sehr berührt und ich konnte mich sehr gut in die Gefühle von Ellen hineinversetzen. Doch die Handlung erzählt nicht nur von den menschlichen Schicksalen, die die beiden im Laufe der Zeit verändern, sondern entwickelt sich sogar zum spannenden Krimi. Die beiden Freundinnen mischen sich in die Angelegenheiten von Nachbarn und Mitarbeitern von Ellen ein, die sie zuvor nur aus der Ferne beobachtet hatte. Daraus ergeben sich Verwicklungen und Verbindungen, die sehr unterhaltsam und vergnüglich zu lesen sind. Manches ist zwar vorhersehbar, aber es gibt auch einige überraschende Wendungen.

Vor allem die lockere und offene Art von Temerity, die sich oft über sich selbst und ihre Blindheit lustig macht, hat mir gut gefallen und nimmt dem Buch jegliche Schwere, die man bei dem Thema erwartet hatte. Ein befriedigendes Ende rundet die abwechslungsreiche Handlung dann noch ab und ich kann nur sagen, dass ich mich dieser Roman sehr gut unterhalten hat.