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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2022

Nebenan oder nebenher?

Nebenan
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Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob ...

Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob wir die eine oder die andere schon getroffen hätten. Wir arbeiten uns in beiden Figuren voran, tauchen ab und lernen peu á peu was in ihnen vorgeht.
Da ist Astrid, Anfang 60, Landärztin und tief verwurzelt in diesem kleinen Nest am Nordostseekanal. Eine glückliche Ehe mit 3 Kindern, sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, resolut und anpackend. Aber mit der Zeit merken wir Leser:innen, dass sich da doch was tut im Inneren, wenn viele verschwinden aus dem Ort, die eigenen Kinder sich nicht mehr melden. Ihre Sorgen keimen auf.
Die andere Protagonistin ist Julia, 38 Jahre alt. Erst kürzlich in den Ort gezogen mit ihrem Partner Chris und mit einem Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllen ließ. Beide gehören in die achtsame Welt der Umweltretter und wollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Welt für die nächsten Generationen ein besserer Ort wird. Sie eröffnet einen Keramikladen im Nachbarort, aber wäre doch gerne mit ihren Sehnsüchten alleine.
Es ist bereits der dritte Roman der Hamburgerin Kristine Bilkau und Schreiben gelingt ihr! Es liest sich wunderbar leicht und hat trotzdem diese Tiefen. Es gibt nicht nur das eine Thema, hier werden Fragen aufgeworfen, hier wird gedacht und die Charaktere reiben sich (meist an sich selbst).
Ich habe den Roman als ausloten von Grenzen empfunden, wann wird kümmern zu einmischen? Wann ist es in einem kleinen Ort aufeinander achten und wann ist es schon Voyeurismus? Vor allem auch das Hinterfragen von Plänen, die für das eigenen Leben gemacht werden, stand im Mittelpunkt des Textes. Hält man strickt an ihnen fest oder sollte man die Zügel auch mal lockern um wieder atmen zu können? Und zu guter Letzt war natürlich ein Kernelement der Strukturwandel auf dem Land in den kleineren Ortschaften spürbar und wirft auch Fragen des gesellschaftlichen Miteinander auf.
Fazit: Vielschichtig, kontrastreiche Lektüre - Absolut lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2022

Nebenan oder nebenher?

Nebenan
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Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob ...

Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob wir die eine oder die andere schon getroffen hätten. Wir arbeiten uns in beiden Figuren voran, tauchen ab und lernen peu á peu was in ihnen vorgeht.
Da ist Astrid, Anfang 60, Landärztin und tief verwurzelt in diesem kleinen Nest am Nordostseekanal. Eine glückliche Ehe mit 3 Kindern, sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, resolut und anpackend. Aber mit der Zeit merken wir Leser:innen, dass sich da doch was tut im Inneren, wenn viele verschwinden aus dem Ort, die eigenen Kinder sich nicht mehr melden. Ihre Sorgen keimen auf.
Die andere Protagonistin ist Julia, 38 Jahre alt. Erst kürzlich in den Ort gezogen mit ihrem Partner Chris und mit einem Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllen ließ. Beide gehören in die achtsame Welt der Umweltretter und wollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Welt für die nächsten Generationen ein besserer Ort wird. Sie eröffnet einen Keramikladen im Nachbarort, aber wäre doch gerne mit ihren Sehnsüchten alleine.
Es ist bereits der dritte Roman der Hamburgerin Kristine Bilkau und Schreiben gelingt ihr! Es liest sich wunderbar leicht und hat trotzdem diese Tiefen. Es gibt nicht nur das eine Thema, hier werden Fragen aufgeworfen, hier wird gedacht und die Charaktere reiben sich (meist an sich selbst).
Ich habe den Roman als ausloten von Grenzen empfunden, wann wird kümmern zu einmischen? Wann ist es in einem kleinen Ort aufeinander achten und wann ist es schon Voyeurismus? Vor allem auch das Hinterfragen von Plänen, die für das eigenen Leben gemacht werden, stand im Mittelpunkt des Textes. Hält man strickt an ihnen fest oder sollte man die Zügel auch mal lockern um wieder atmen zu können? Und zu guter Letzt war natürlich ein Kernelement der Strukturwandel auf dem Land in den kleineren Ortschaften spürbar und wirft auch Fragen des gesellschaftlichen Miteinander auf.
Fazit: Vielschichtig, kontrastreiche Lektüre - Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Sehr gelungen, da mehr Zürich als Krimi!

Tiefes, dunkles Blau
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Es ist wie bei jedem Krimi mal wieder die Frage, passt er zu mir oder eben nicht. Und da die Bandbreite mittlerweile so groß ist, gibt es bei den Krimilesern oft polarisierende Meinungen. Denn es gibt ...

Es ist wie bei jedem Krimi mal wieder die Frage, passt er zu mir oder eben nicht. Und da die Bandbreite mittlerweile so groß ist, gibt es bei den Krimilesern oft polarisierende Meinungen. Denn es gibt da das Wohlfühl-Lager der Regionalkrimis und lustigen Krimis, dann die tiefgründigen, fast romanhaften Krimis und natürlich die blutigen, die so manches mal auch als Thriller durchgehen könnten.
‚Tiefes, dunkles Blau‘ gehört aus meiner Sicht zwischen die Schubladen 1 und 2, da es sich um einen Krimi handelt, der ganz stark Zürich im Focus hat. Aus meiner Sicht steht hier nicht die Mordermittlung im Vordergrund, sondern die Stadt Zürich und die Schweizer Mentalität. Mir hat es gut gefallen. Mir schien es eher als brauchte Seraina Kobler einen guten Rahmen um ihre Liebe zu Zürich zwischen zwei Buchdeckel zu bekommen und ich fand es äußerst gelungen. Auch merkt man, dass die Autorin in Zürich lebt und die Stadt kennt wie ihre Westentasche.
Trotz allem ist es ein Buch mit Krimihandlung und hier steht die Seepolizistin Rosa Zambrano im Mittelpunkt. Sie wird zu einem Leichenfund gerufen. Der Tote hatte sich in einem Fischernetz verfangen. Und Rosa erkennt ihn, ist er doch der Arzt, den sie kürzlich aufsuchte wegen ihres Kinderwunsches. Die Ermittlungen beginnen und es wird recht schnell klar, dass der Mann nicht sonderlich viele positive Eindrücke hinterlassen hat. Das Privatleben der Ermittlerin ist immer präsent und nimmt viel Raum ein, was ich sehr mochte.
Fazit: Für alle Fans der sonstigen Krimi-Reihen aus dem Diogenes Verlag. Wieder eine Reihe, die ich zumindest weiterverfolgen werde!

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Ausweglose Situation

Allein auf dem Meer
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Bill ist ein britischer 15jähriger Junge, der lieber rechnet und knifflige Aufgaben löst als sich im Freien zu bewegen. Seine Eltern machen ihm den Vorschlag einen Segeltörn mit 6 anderen Jungs vor den ...

Bill ist ein britischer 15jähriger Junge, der lieber rechnet und knifflige Aufgaben löst als sich im Freien zu bewegen. Seine Eltern machen ihm den Vorschlag einen Segeltörn mit 6 anderen Jungs vor den Kanaren zu unternehmen mit einem erfahrenen Seemann. Das Boot gerät in einen Sturm und auf dramatische Weise ist Bill am Ende alleine in einem Beiboot mitten auf dem Ozean irgendwo zwischen den Kanaren und Marokko. Nach einigen Tagen fischt er ein Mädchen, Aya, aus dem Wasser, die im selben Sturm Schiffbruch erlitt. Die beiden kämpfen gemeinsam ums Überleben, bauen sich gegenseitig auf, geben sich halten, motivieren einander und helfen einander nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Eine schiere Ewigkeit sind die beiden dort in ihrem Boot Tanirt unterwegs. Wochenlang und es passiert dramatisches.
Chris Vick erzählt diese Geschichte eindringlich. Es ist so real, dass ich das Gefühl hatte, es könnte sich so ereignet haben. Dieses Zusammenspiel der beiden Jugendlichen und der rauen See mit sengender Sonne, es war selbst beim Lesen manches Mal nicht auszuhalten. Wirklich spannend geschrieben und die Art der Kommunikation zwischen dem Berbermädchen und dem Engländer wurde gut beschrieben, verstanden sie einander zu Beginn nur kaum. Berührend sind die Passagen in denen Aya Bill die Geschichten aus 1001 Nacht erzählt um ihn gedanklich zu beschäftigen.
„Die Welt in dem Boot und die Welt nach dem Boot gehören nicht in dasselbe Universum.“ Dieses Buch zeigt was eine extreme Situation mit einem Menschen macht und ihn auf brutale Weise aus seinem Leben reißen kann. Es bleibt nichts wie es war.
‚Allein auf dem Meer‘ wurde von Wieland Freund und Andrea Wandel aus dem Englischen hervorragend übertragen.
Dieses Buch ist vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen, das passt. Ist es doch wirklich ein sehr aufwühlendes Buch, dass zwar fesselt, aber auch diesen erlebten Horror so echt beschreibt.
Fazit: Ein sehr guter Jugendroman, den ich sehr empfehle. Ist es doch manches Mal schwierig die richtige Lektüre zu finden für Kinder ab 12 Jahren.

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Hoch hinaus!

Gipfelrausch
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Was haben Österreich, Kirgistan, Peru, Japan, Tansania gemeinsam? Sie alle einen, dass sie unglaubliche Berge haben! Und die Besteigung der höchsten Gipfel der Welt löste bei vielen schon sehr viel Faszination ...

Was haben Österreich, Kirgistan, Peru, Japan, Tansania gemeinsam? Sie alle einen, dass sie unglaubliche Berge haben! Und die Besteigung der höchsten Gipfel der Welt löste bei vielen schon sehr viel Faszination und Motivation aus sich hier emporzuschlagen. Ich gehöre in der Tat nicht zu dieser Brut, aber allen die solch ambitionierte Ziele verfolgen, soll es gegönnt sein. Und nun hat Philipp Lange mit ‚Gipfelrausch‘ im Reisedepeschen Verlag uns ein Buch beschert, dass uns diese Faszination sehr nahebringt.
Philipp Lange reflektiert sein Klettern auf die höchsten Gipfel der Erde gekonnt und nimmt uns mit auf seine persönliche Entwicklungsreise. Auch die schwierigen Momente und Gedanken werden geteilt. Gegliedert ist das Buch in 10 Kapitel. Wie alles in der Kindheit in den Alpen begann, er sich durch die Welt gewandert hat, seine Ziele größer wurden um dann wieder in den Alpen abzuschließen.
Da ich keine Kletterin oder ausgeprägte Tourenwanderin bin, fand ich besonders den Einblick in die doch so fremde Welt interessant. Wie er sich seinen Herausforderungen stellt, seine Wahrnehmung der Natur und der lokalen Bevölkerung. Wie er sich als Teil eines ganzen Unterfangens sieht. Auch die Beschreibungen der Abläufe und wie so was überhaupt von statten geht, fand ich spannend.
Dies ist daher ein Buch für ausgeprägte Kletter- und Wanderfans, die mit dem Gedanken spielen selbst mal den Kilimandscharo oder den Fuji zu besteigen. Aber auch, und vielleicht für diese Leser:innen noch viel mehr, für Leser:innen, denen diese Welt bisher sehr fremd ist und sich mal gedanklich auf solche Aufstiege machen möchten, aber eben von der Couch aus. Und für die ganz unbewanderten unter uns gibt es hinten im Buch ein gutes Glossar.
Das Buch selbst ist wie alle Bücher aus dem großartigen Reisedepeschen Verlag wunderbar gestaltet. Jedem Kapitel geht ein Foto vom besagten Gipfel voran und ganz vorne ist eine Weltkarte enthalten. Es liegt wunderbar in der Hand und hat ein Lesebändchen (was ja leider immer seltener wird).
Fazit: Lesend die höchsten Gipfel erklimmen ohne selbst aktiv zu werden – nur mit den Augen und dem Kopf! ;0)

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