Atmosphärische Halloween-Vibes, ansonsten insgesamt zu blass
Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Meine Meinung:
Wie ...
Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Meine Meinung:
Wie ihr an dem Titel der Rezension erkennen könnt, hat „Rabenzauber“ eine große Stärke: Die düsteren Halloween-Vibes! Mit den Vogelscheuchen und der Hexerei hat der Autor ein wunderbar gruselig-atmosphärisches Buch für die kühlere Jahreszeit geschaffen. Auch wenn das Buch im Frühling/ Frühsommer spielt, verleihen das typisch englische Regenwetter, die Kleinstadt-Mystik und das Rätsel um Pumpkinhead und seine Anhänger dem Buch eine eher düstere Grundstimmung, die hervorragend in die Halloween-/ Herbstzeit im Oktober bzw. November passt. Normalerweise bin ich eher keine Jahreszeiten-Leserin, aber ich glaube, bei dieser Geschichte würde ich eine Ausnahme machen – wenn man das Buch, wie ich, bei eher sommerlichen 20-25 Grad liest, kann die Atmosphäre nicht so richtig wirken. :D
Abgesehen davon konnte mich der Rest allerdings nicht besonders überzeugen, auch wenn ich letztlich nur einen tatsächlich wirklich negativen Kritikpunkt habe (dazu gleich mehr).
Dass ich dem Buch eher gleichgültig gegenüberstehe, liegt vor allem daran, dass lange Zeit wirklich wenig passiert. Der Autor braucht gut 2/3, um in die Geschichte überhaupt erst einzuführen, was, anders als bei anderen Urban Fantasy-Romanen (ganz zu schweigen von High Fantasy) hier gar nicht wirklich nötig gewesen wäre. Denn „Rabenzauber“ lebt gerade davon, dass der Leser ähnlich wie Faye nicht wirklich viel weiß und stattdessen damit arbeiten muss, was er vorgesetzt bekommt. Dadurch, dass Faye ihre Kräfte gerade selbst erst entdeckt, und weil auch das Worldbuilding hier kaum eine Rolle spielt, ist eine ausführliche Einführung hier eigentlich relativ entbehrlich – das könnte der Autor, ohne, dass die Geschichte an Qualität einbüßt, auch gut „nebenher erledigen“, während er den Fall voranbringt. Stattdessen hat man hier aber in etwa 200 Seiten Vorgeplänkel, während derer der Fall vor sich hindümpelt, was bei einem 350-seitigen Taschenbuch, das man ohnehin schnell weglesen kann, schnell negativ auffällt.
Zwar ist das auf Grund des Scharfsinns der Protagonistin, der karikaturistisch im starken Kontrast zur Einfältigkeit der restlichen Dorfbewohner steht, nicht annähernd so öde, wie es sich zunächst anhört – Fayes schlauen Beobachtungen und ihre Schlagfertigkeit sorgen zwischendurch durchaus für Unterhaltung. Allerdings könnte „Rabenzauber“ mit einem etwas höheren Erzähltempo mit Leichtigkeit zu einem Pageturner werden – so fehlte bei mir durchweg die Motivation, weiterzulesen, weshalb ich dann letztlich hierfür auch länger gebraucht habe, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Darüber hinaus ist die Auflösung zum Ende für mein Empfinden zu einfach und zu lapidar, als dass sie mich doch noch umhauen könnte – auch in Retrospektive ist „Rabenzauber“ daher allenfalls okay.
Der Aspekt, der mich, wie eben erwähnt, aber wirklich tatsächlich gestört hat, ist die Protagonistin. Zwar kann ihre Spitzzüngigkeit und Intelligenz zwischendurch durchaus überzeugen, das will ich gar nicht leugnen. Sie ist sehr clever, lässt sich nicht zum Narren halten und bietet jedem, der sich mit ihr anlegt, die Stirn, ohne dabei ausfallend oder respektlos zu werden.
Trotzdem konnte ich mit ihrem Verhalten insgesamt nicht wirklich warmwerden, was vermutlich hauptsächlich an der Art und Weise, wie sie dargestellt wird, liegt. Laut Beschreibung sollte sie 17 Jahre alt sein, in meinen Augen passt das aber überhaupt nicht zu ihrem Auftreten; sie ist mir dafür einfach zu kindlich, zu naiv gewesen.
Das Ende deutet schließlich einen nächsten Konflikt an, aber ich bin nicht so neugierig, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Ich weiß noch nicht, ob ich zur Fortsetzung greifen werde; vermutlich eher nicht.
Fazit:
„Rabenzauber“ ist in Ordnung für ein kurzweiliges Lesevergnügen, das ich aufgrund seiner tollen mystischen Atmosphäre vor allem für die Halloweenzeit empfehlen kann.
Man darf allerdings keinen überwältigenden Pageturner erwarten: Wegen des langen Vorgeplänkels braucht das Buch sehr lange, bis die Ermittlungen in Schwung kommen, und die Auflösung zum Ende ist demgegenüber fast schon antiklimaktisch.
Mit der Darstellung der Protagonistin muss man klarkommen; mir war ihre Art zu kindlich, als dass ich ihr ihre 17 Jahre wirklich abkaufen konnte.
3/5 Lesehasen.