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Veröffentlicht am 28.07.2022

Wie viel schaffst du zu ertragen?

Findelmädchen
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Da ich gern Romane mit geschichtlichem Hintergrund lese, die während oder nach dem zweiten Weltkrieg spielen, war ich neugierig auf dieses Buch.

In der Geschichte geht es um die Geschwister Helga und ...

Da ich gern Romane mit geschichtlichem Hintergrund lese, die während oder nach dem zweiten Weltkrieg spielen, war ich neugierig auf dieses Buch.

In der Geschichte geht es um die Geschwister Helga und Jürgen. Sie haben den Krieg in einem Kölner Bunker überlebt und leben nun in Frankreich. Jedwede Erinnerung an die Zeit während des Krieges ist verloren, zu schlimm wahrscheinlich die Erinnerungen. Als ein Schreiben vom Vater kommt, dass er frei sei, machen sich die beiden Kinder auf in ihre Heimatstadt Köln. Was wird dort auf sie warten? Werden sie ihr Glück finden oder von negativen Gefühlen überrannt werden? Und wird ihre geliebte Mutter auch wieder auftauchen?

Im Roman gibt es zwei Zeiten, die beleuchtet werden. Zum einen führt ein beobachtender Erzähler den Leser von Dezember 1954 bis Januar 1956 durch die Geschichte, zum anderen erleben wir durch Tagebucheinträge der Mutter die letzten Kriegstage mit. Gerade diese persönlichen Tagebucheinträge haben mir einen ordentlichen Schauer verursacht.

Die Hauptfiguren, egal ob Helga, ihr Bruder Jürgen, der Vater oder gar Fanny, die die Familie unterstützt, sind unglaublich tolle und herzensgute Menschen, die ihren Alltag und das Schicksal im Speziellen meistern müssen. Hier wird jeder Leser jemanden finden mit dem er sich identifizieren kann.

Der Fokus liegt jedoch auf Helga und das was von ihr verlangt wird. Man ist schon arg geschockt wie wenig aufgeklärt die jungen Frauen waren und wie wenig Rechte sie zugleich hatten. Der Mann bestimmte im Allgemeinen über alles und sobald etwas schief geht, muss die Frau dafür büßen.

Die Szenen im Kinderheim haben mich zutiefst geschockt und berührt. Hier hätte man den Nonnen gerne mehr als nur die Meinung gesagt. Wie soll aus den Kindern rechtschaffene Bürger werden, wenn sie nur Hass, Gewalt und Angst kennen?

Gelungen fand ich auch, dass viele politische Ereignisse und was sonst in der Zeit passiert ist ganz nebenbei eingestreut werden, so dass die Handlung nicht unterbrochen wird, man aber als Leser noch dazu lernen kann.

Die letzten fünfzig Seiten haben im Übrigen so viel Tempo, dass sich die Ereignisse überschlagen und ein Geheimnis nach dem anderen gelüftet wird. Das fand ich richtig klasse.

Der Roman hat mich gut unterhalten, auch wenn er etwas vorhersehbar war. Die Schreibe der Autorin liest sich angenehm und entspannend, so dass sich das Buch hervorragend zum Abschalten eignet, da man komplett in der Geschichte abtaucht.

Einzig schade fand ich, dass nicht alles einen richtigen Abschluss findet. Da fällt jemand von der Treppe und dann? Ist diese Person tot und muss die Polizei kommen? Das wurde gar nicht thematisiert, sondern die böse Person ist weg und gut. Das fand ich irgendwie seltsam.

Fazit: Eine schöne Geschichte mit sympathischen Figuren, die ich gern gelesen habe. Hier spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Reise in die Kaiserzeit...

Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste
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Ich liebe die Hulda Gold Bände der Autorin und wollte nun wissen was sie hier geschrieben hat. Man merkt schriftstellerisch schon einen Unterschied, da das vorliegende Buch einer ihrer ersten Romane ist, ...

Ich liebe die Hulda Gold Bände der Autorin und wollte nun wissen was sie hier geschrieben hat. Man merkt schriftstellerisch schon einen Unterschied, da das vorliegende Buch einer ihrer ersten Romane ist, was meine Lesefreude keineswegs gestört hat.

In der Geschichte geht es um Auguste, deren Leben komplett vorgezeichnet ist. Sie soll auf eine höhere Mädchenschule, heiraten und Kinder bekommen. Ihr Glück spielt dabei keine Rolle. Doch wird sie diesen vorgeschriebenen Weg annehmen können?

Der Stil von Frau Stern hier ist mit sehr bildlicher Sprache, was ich aus den Hebammenbüchern nicht so in Erinnerung habe. Es hat sich schön leicht lesen lassen und mir gut gefallen.

Wir lernen als Hauptfiguren die titelgebende Auguste kennen und ihre Freundin Charlotte. Mir waren beide durchaus sympathisch und man ist mit ihnen gemeinsam traurig über deren Situation. Die Frauen haben in der damaligen Zeit leider kaum Entscheidungsmöglichkeiten. Die Erwähnung der psychiatrischen Abteilung und durch welche Vergehen man dort bereits hinkommt, haben mir eine Gänsehaut bereitet. Da ist man immer wieder froh eine Frau im 21. Jahrhundert zu sein.

Zu der Geschichte rund um die Mädchen werden auch ein paar geschichtliche Hintergründe eingestreut und der Leser läuft Otto Lilienthal über den Weg.

Das Ende war mir vielleicht einen Hauch zu kitschig, aber das ist wohl Geschmackssache.

Fazit: Ein solider Startband, der Lust auf mehr macht. Nicht so fesselnd wie Hulda, aber auch nicht schlecht. Von mir gibt es daher eine Empfehlung. Einfach mal ausprobieren.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Eine Freundschaft für immer?

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Als Fan von Büchern mit historischem Hintergrund stieß ich auf dieses Exemplar und begann gespannt zu lesen.

In der Geschichte geht es um die Mädchen Martha, Clara und Betty, die durch einen Badeunfall ...

Als Fan von Büchern mit historischem Hintergrund stieß ich auf dieses Exemplar und begann gespannt zu lesen.

In der Geschichte geht es um die Mädchen Martha, Clara und Betty, die durch einen Badeunfall im Juli 1956 zu besten Freundinnen werden. Je unterschiedlicher sie sind, desto mehr sind sie sich eine Stütze und genießen die Sommer zusammen im Freibad. Doch wird das immer so sein oder stören die heraufziehenden dunklen Wolken diesen Bund?

Die Handlung wird von einem beobachtenden Erzähler geschildert, der immer abwechselnd eines der Mädchen und deren Umgebung beleuchtet. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über die jeweiligen Figuren und ihre Lebensumstände.

Der Autorin gelingt es eine tolle Freundschaft vor historischem Hintergrund aufzuzeigen, denn es wird deutlich wie das Leben unter Stasibeobachtung ist, wie die Trennung zwischen Ost- und Westsektor langsam voranschreitet bis der Bau der Mauer startet.

Die dargestellten Schicksale und Probleme der Mädchen berühren den Leser. Zunächst beginnt alles gemächlich bis das Drama immer mehr seinen Lauf nimmt und der Band regelrecht in einem Showdown endet, der Lust auf den zweiten Band macht.

Etwas schade fand ich, dass der Autorin einige Schnitzer passiert sind, die beim genauen Leser nicht ganz logisch erscheinen. Es wird so manches erwähnt, was die Geschichte nicht wirklich voranbringt, sowie kaum von Belang sind und eben kleine Logikfehler. Das ist ärgerlich, hat aber den Genuss der Geschichte nur ein wenig geschmälert.

Die Schreibe vom Julie Heiland lässt sich ansonsten angenehm lesen, dass man nach einem harten Arbeitstag gut abgelenkt wird und sich mal etwas wegträumen kann.

Fazit: Eine gelungene Geschichte über Freundschaft im Wandel der Zeit. Ich habe das Buch gern gelesen und sehne das Erscheinungsdatum des zweiten Bandes herbei.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Ein Sommer der Aufarbeitung...

Sommerschwestern
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Ich wollte etwas Frisches, Sommerliches lesen und ich bekam sogar etwas mehr.

In der Geschichte geht es um die vier Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie, deren Mutter Henriette sie zu einem wichtigen ...

Ich wollte etwas Frisches, Sommerliches lesen und ich bekam sogar etwas mehr.

In der Geschichte geht es um die vier Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie, deren Mutter Henriette sie zu einem wichtigen Treffen beordert und das ausgerechnet an den Urlaubsort, an dem einst der Vater starb. Was hat die Mutter vor? Was kann so wichtig sein, dass sie so kurzfristig ihre Kinder sehen will?

Zunächst einmal muss ich sagen hat Frau Peetz den Urlaubsort Bergen so unglaublich toll beschrieben, dass man dort selbst gerne mal Urlaub machen möchte. Es hatte wirklich etwas Entspanntes und Ruhiges, so wie man sich das in den Ferien wünscht.

Die Schwestern sind so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Ich fand alle gleichermaßen interessant, konnte mich aber mit keiner so ganz identifizieren, was ich persönlich aber auch nicht schlimm fand. Spannend und wichtig fand ich jedoch, dass aufgezeigt wird, dass zwischen Geschwistern eben nicht immer eitel Sonnenschein herrscht, sondern es auch mal knatscht. Gerade die Eifersüchteleien fand ich gut, zeigt es doch, dass sie auch nur Menschen mit Problemen sind.

Das Geheimnis wird erst recht spät gelüftet und die ganz große Überraschung war es nicht. Ich hatte schon in eine ähnliche Richtung gedeutet. Ich mochte, dass sie ihre Mutter ihren Weg gehen lassen, auch wenn diese ihnen das Leben nicht immer leicht gemacht hat.

Durch die Gespräche untereinander wird klar, dass es eben keinen richtigen Liebling in der Familie gibt, sondern dass sich die Schwestern das eingeredet haben, weil sie bestimmte Situationen so interpretiert und nicht weiter nachgefragt haben.

Fazit: Gelungene Lektüre für Zwischendurch, auf der Sonnenliege, in der Hängematte oder wo es sich sonst gut entspannen lässt.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Auf den Spuren der Wörter und ihrer Bedeutung...

Die Sammlerin der verlorenen Wörter
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Ein Buch über die Entstehung und Bedeutung von Wörtern, das klingt nach perfekter Unterhaltung für Leseratten, oder?

In der Geschichte geht es um Esme, deren Vater Lexikograph ist. Da sie keine Mutter ...

Ein Buch über die Entstehung und Bedeutung von Wörtern, das klingt nach perfekter Unterhaltung für Leseratten, oder?

In der Geschichte geht es um Esme, deren Vater Lexikograph ist. Da sie keine Mutter mehr hat, verbringt sie viel Zeit bei ihrem Vater und seiner Arbeit. Die Faszination für Wörter wächst, doch haben sie dieselbe Bedeutung für Männer und Frauen oder gibt es da Unterschiede?

Die Geschichte braucht ein wenig, um so richtig in die Gänge zu kommen, daher sollte man sich davon nicht direkt abschrecken lassen. Der Stil der Autorin hat etwas Ruhiges und Geerdetes an sich, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Hat man die ersten 150 Seiten geschafft, lässt einen der Roman dann auch wirklich nicht mehr los.

Gut gefallen haben mir die zahlreichen Erklärungen zu Wörtern und ihrer Bedeutung und vor allem, dass dies im englischen Original geschieht und dann auch nochmal übersetzt auftaucht.

Für die Figuren brauchte ich etwas Zeit, um mich in sie einzufühlen. Bei Esme hat man mit der Zeit wirklich gemerkt, dass das weibliche Pendant in ihrem Leben fehlt. Zum Glück gibt es Lizzie, ein Dienstmädchen, die immer an ihrer Seite ist. Ich mochte Lizzie als Charakter ungemein, da sie so fürsorglich ist und obwohl der Altersunterschied zwischen beiden Mädchen nicht sonderlich groß ist, strahlte Lizzie etwas enorm Mütterliches aus.

Mich hat wirklich sehr erstaunt wie aufwendig es gewesen ist all die Worte zusammenzutragen, um dann ein mehrbändiges Wörterbuch zu erstellen. Irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt und daher sehr gut, dass der Roman hier für erhellende Momente sorgt.

Zudem mochte ich, dass auch die Frauenrechtsbewegung beleuchtet wird und was Wörter in diesem Zusammenhang für eine Bedeutung haben. Es wurde in der Geschichte doch sehr deutlich wie eingeschränkt die Entwicklung für Frauen war, um sich zu bilden und mitbestimmen zu können.

Fazit: Ein Roman, der etwas braucht eh er dann mit Emotionen und Charme überzeugen kann. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und Neues dazu gelernt und spreche daher gern eine Empfehlung aus. Klasse!

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