Eindrucksvoll und augenöffnend
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst»Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst« ist kein Sachbuch, in dem Fakten aufgelistet werden, sondern ein autobiografischer Erfahrungsbericht. Darin geht es einzig und allein um Alexander Bojcans ...
»Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst« ist kein Sachbuch, in dem Fakten aufgelistet werden, sondern ein autobiografischer Erfahrungsbericht. Darin geht es einzig und allein um Alexander Bojcans Alkoholsucht und Depression und nicht etwa um sein ganzes Leben. Das wollte ich vorweg nur einmal klargestellt haben.
Die Themen lassen bereits vermuten, dass das Buch harte Kost ist. Na klar, denn es geht schließlich um eine Krankheit, und Alexander Bojcan erzählt die erschreckende Wahrheit, die dahinter steckt. Wie sich die Symptome bei ihm geäußert haben, wie er trotz allem nach außen hin sein Leben im Griff zu haben schien. In der Gesellschaft wird Depression oft gleichgesetzt mit einer Phase, in der man einfach nicht glücklich ist. Dabei steckt soviel mehr dahinter, und genau deshalb würde ich auch sagen, dass dieses Buch vor allem für Angehörige und Nicht-Betroffene sehr augenöffnend ist.
Meine Mutter meinte zu mir, dass Kurt Krömer ihr mit einigen seiner Schilderungen quasi aus der Seele gesprochen hat. Und deshalb glaube ich, dass das auch bei vielen anderen Betroffenen der Fall ist: dass sie ähnliches durchgemacht haben wie er und doch möglicherweise auf ganz andere Art und Weise.
Ich habe bisher kein Buch von Kurt Krömer bzw. Alexander Bojcan gelesen und war überrascht, dass er so einen eigensinnigen Schreibstil mit Wiedererkennungswert hat. In Teilen vergleichbar mit John Green, aber trotzdem ganz anders. Jedenfalls anders, als man es vielleicht von einer Art Autobiografie erwarten würde. Doch genau dieser Schreibstil macht das Geschriebene auch so authentisch, denn genau wie die Erfahrungen, die Alexander Bojcan hier schildert, passt der Schreibstil dazu wie die Faust aufs Auge.
Zugegeben, der Mittelteil, in dem über den Klinikaufenthalt geschrieben wird, hätte gut und gerne in 3-4 einzelne Kapitel aufgegliedert werden können. Ich persönlich bin kein Fan davon, 50 oder mehr Seiten am Stück vor mir zu haben, ohne dass diese in einzelne Kapitel aufgeteilt sind. Außerdem hätte ich mir trotz allem und auch mit dem Wissen im Kopf, dass es kein Fachbuch ist, ein paar mehr allgemeine Fakten zu Depressionen gewünscht. Klar, die kann man vermutlich überall nachlesen, aber es gehört für mich persönlich auch dazu, wenn ich ein Buch lese, in dem es um ein Krankheitsbild geht, da auch ein paar objektivere Infos in die Hand gelegt zu bekommen. Doch trotzdem lässt sich das Buch sehr zügig lesen, und der in vielen Texten mitschwingende Humor macht die Kost ein bisschen leichter.
Fazit
»Du darfst nicht alles glauben, was du denkst« ist eine sehr eindrucksvolle und augenöffnende Autobiografie, deren Inhalte vielen aus der Seele sprechen und gleichzeitig die Augen öffnen dürften.