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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2023

Schein und sein

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Evelyn Hugo ist eine berühmte Hollywooddiva, die ihre Memoiren schreiben lassen möchte. Sie verlangt danach, dass Monique sie interviewt, die eine eher unbekannte Journalistin ist und sich selbst fragt, ...

Evelyn Hugo ist eine berühmte Hollywooddiva, die ihre Memoiren schreiben lassen möchte. Sie verlangt danach, dass Monique sie interviewt, die eine eher unbekannte Journalistin ist und sich selbst fragt, warum gerade sie auserwählt wurde. Im Laufe der Zeit wird sie es erfahren.
Evelyn Hugo ist eine fiktive Figur, bei der verschiedene Merkmale bekannter Holywooddiven zusammenkommen. Sie ist als Sexbombe bekannt, möchte aber auch mit ernsthaften Filmen von sich reden machen. Sie verbirgt ihre Wurzeln und kreiert eine Kunstfigur. Sie spielt geschickt der Presse Informationen zu und die Männer, die sie heiratet sucht sie vor allem danach aus, ob sie ihr Vorteile für Ihre Karriere und ihr Image bringen können.
Ich hatte eher erwartet, dass es mehr Zwiegespräch zwischen Monique und Evelyn gibt, aber die beiden Teile sind meist getrennt. Beides wird in der Ich-Form erzählt und Evelyns Geschichte wird chronologisch aufgerollt. Das fand ich ein wenig schade, denn ich konnte den Mehrwert der Geschichte in der Gegenwart nicht so recht sehen. Es liest sich dennoch gut. Evelyn ist erfrischend bodenständig und sich ihrer schlechten Seiten bewusst. Gerade der Anfang hat mir gut gefallen.
Trotz eigentlich sehr tragischer Ereignisse bleibt man als Leser*in eher distanziert. Klar, Evelyn berichtet aus der Position einer lebenserfahrenen Frau deswegen ist ihre Abgeklärtheit logisch, ich hätte mir jedoch kritische Nachfragen von Monique gewünscht, um noch mehr Facetten ihrer Persönlichkeit verstehen zu können. Moniques Geschichte und Persönlichkeit blieb mir allgemein zu blass. Da fand ich Connor, Harry und sogar Don interessantere Figuren, über die ich gern mehr erfahren hätte.
Schade fand ich es, wie problemlos Evelyns Täuschungsmanöver und PLäne immer ausgehen. Sie stößt selten auf Widerstand, die meisten Menschen sind immer sofort bereit ihr zu Willen zu sein. Und manchmal hat sie unvernünftig viel Glück. Da blieb irgendwann das Mitfieben auf der Stecke. Und auch die finale Auflösung hat sich nicht so überraschend und welterschütternd angefühlt, wie vielleicht von der Autorin erhofft.
Doch da das Buch einfach gut zu lesen ist und nebenher sehr schön damit spielt, was Schein und Sein im Filmbusiness ausmacht, empfehle ich es trotz einiger Schönheitsfehler gern weiter.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Etwas oberflächlich, aber gut zu lesen

Die Hennakünstlerin
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Lakshmi ist vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen, hat sich in 13 Jahren als Hennakünstlerin und Expertin für "weibliche Leiden" einen Namen gemacht und träumt davon ihre Eltern zu sich holen zu können. ...

Lakshmi ist vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen, hat sich in 13 Jahren als Hennakünstlerin und Expertin für "weibliche Leiden" einen Namen gemacht und träumt davon ihre Eltern zu sich holen zu können. Doch dann taucht ein 13-jähriges Mädchen auf, das sich als ihre Schwester vorstellt und Lakshmis Leben wird auf den Kopf gestellt.

Gerade der Anfang hat mir gut gefallen. Lakshmis Alltag und die besondere Beziehung zu ihren Kundinnen werden schön herausgearbeitet und es ist interessant einiges über die indische Gesellschaft der 1950er zu erfahren. Leider werden im Verlauf der Handlung so einige typische Klischees aus romantischen und historischen Romanen bedient, die den guten Eindruck trüben. Schwerwiegende Probleme werden angeschnitten, aber nur oberflächlich abgehandelt. Lakshmi verhält sich im rechten Moment bemerkenswert naiv, obwohl sie am Anfang eigentlich recht geschickt agierte, große dramatische Einschnitte lösen sich auf einmal auf und teilweise war es mir gerade am Ende ein bisschen zu viel Wohlgefallen und Zuckerguss.
Trotzdem ein Buch, dass ich ganz gern zur Entspannung gelesen habe.
3 1/2 Sterne würde ich gern vergeben.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Viele interessante Anekdoten jedoch sehr unstrukturiert

Papyrus
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Der Untertitel verspricht "Die Geschichte der Welt in Büchern". Das ist tatsächlich etwas hoch gegriffen. Den Großteil der Zeit berichtet die Autorin über die Antike, vor allem Griechenland und Italien. ...

Der Untertitel verspricht "Die Geschichte der Welt in Büchern". Das ist tatsächlich etwas hoch gegriffen. Den Großteil der Zeit berichtet die Autorin über die Antike, vor allem Griechenland und Italien. Dabei folgt man keinem roten Faden, sondern es werden mehr oder weniger kurze Anekdoten, persönliche Eindrücke und "Fun facts" aneinander gereiht. Das machte es mir manchmal schwer, den Gedankengängen der Autorin zu folgen. Man erfährt etwa wie Pergament hergestellt wird, dann etwas über den Film zu "der Name der Rose", dann über Mobbingerfahrungen der Autorin in der Schule und springt schließlich zum Ordnungsprinzip der Bibliothek von Alexandria und so weiter. So kommt es zu Doppelungen und auch zu etwas ungeschickten Übergängen. Gerade im letzten Drittel führte dies dazu, dass ich etwas ermüdete, das Lesetempo immer langsamer wurde und ich noch mehr den Faden verlor.

Andererseits schafft es die Autorin sehr gut ihre Begeisterung für das Geschichtenerzählen, das Medium Buch und die damit verbundene Kultur zu vermitteln. Anregungen erhält man also durchaus (auch wenn ich die Fußnoten bzw. Anmerkungen oft nicht besonders nützlich fand).
Man erfährt viele interessante Anekdoten, so richtig klar ist die Trennung zwischen historischen Fakten, Autobiographischem und Fiktivem nicht. Man muss sich also auf den Stil der Autorin einlassen und muss sich bewusst machen, dass es sich nicht um ein Sachbuch handelt. Für an Büchern, Bibliotheken und der Antike interessierten Menschen würde ich eine Lektüre empfehlen, man sollte jedoch erstmal reinlesen, um zu sehen, ob einem der Stil zusagt.

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Potential nicht ausgeschöpft

Das Leben eines Anderen
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"Niemand kennt die wahre Vergangenheit eines Anderen. Und wenn er nicht gerade vor uns steht, können wir noch nicht einmal sagen, wo er in diesem Moment ist und was er tut. Aber selbst wenn er jetzt hier ...

"Niemand kennt die wahre Vergangenheit eines Anderen. Und wenn er nicht gerade vor uns steht, können wir noch nicht einmal sagen, wo er in diesem Moment ist und was er tut. Aber selbst wenn er jetzt hier vor uns stünde, wäre es eine Anmaßung zu glauben, wir wüssten, was er wirklich denkt und vorhat." (S. 269)

Der Anwalt Kido beschäftigt sich mit einem merkwürdigen Fall. Seine Klientin Rie fand nach dem Tod ihres Mannes heraus, dass er seiner angeblichen Familie unbekannt war. Der ihr als Daisuke bekannte Mann hatte offensichtlich eine fremde Identität angenommen. Kido versucht nun den wahren Daisuke zu finden und die Motive für einen Identitätstausch herauszufinden. Dabei beginnt er auch selbst über sein Leben nachzudenken.

Das Thema ist faszinierend. Man kann sich in unserer vernetzen und kontollierten Welt kaum vorstellen, wie ein Identitätstausch über längere Zeit gelingen kann. Und auch die Fragen darüber, was Identität eigentlich bedeutet, ob man seine Vergangenheit hinter sich lassen kann und ob es möglich und sogar wünschenswert wäre in ein anderes Leben zu schlüpfen, sind spannend.
Ich habe das Buch an sich auch gern gelesen. Der Autor verstickt sich jedoch so lange in sich im Kreis drehende philosophische Gedanken, dass er dabei die Handlung vernachlässigt.

Es geht sehr viel um Kido, der seine Frau und seinen Sohn liebt, aber sich ab und an einen Ausbruch aus dem Alltag wünscht und sich von jungen hübschen Frauen angezogen fühlt. Seine Frau ist merkwürdig kühl und scheint grundsätzlich alles blöd zu finden, was Kido wichtig ist. Die entstehenden Streitgespräche fand ich gestelzt und wenig nachvollziehbar. Kidos Gedanken drehen sich im Kreis und wiederholen sich oft. Das ist wirklich schade, denn interessanter fand ich die Sichtweise von Rie, die damit klarkommen muss, dass ihr Mann sie jahrelang belogen hat und auch des Sohnes, der nun an seinem (Stief)vater zweifelt, den er eigentlich sehr liebt.

Gefallen hat mir wiederum das Eingehen auf den Umgang mit koreanischen Einwanderen. Kidos Großvater ist nämlich Koreaner und obwohl er völlig assimitiert lebt, leidet er an Selbstzweifeln und betrachtet fremdenfeinliche Ressentiments gerade in Hinblick auf seinen Sohn mit Sorge.

Insgesamt ein Buch, das ich gerne gelesen habe. Jedoch wurde das Potential der Geschichte leider nicht ausgeschöpft.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

deutsch-französische Annährung

Kaiserstuhl
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1962 soll Paul eine besondere Flasche Champagner besorgen, die während des Krieges versteckt wurde.
Mit ihr sollen Adenauer und de Gaulle symbolisch die deutsch-französische Annährung begießen. Unverhofft ...

1962 soll Paul eine besondere Flasche Champagner besorgen, die während des Krieges versteckt wurde.
Mit ihr sollen Adenauer und de Gaulle symbolisch die deutsch-französische Annährung begießen. Unverhofft führt Pauls Weg zu Henny, mit der ihn einst eine Liebesgeschichte verband, die durch den Krieg jäh unterbrochen wurde.
Wieder einmal verbindet Brigitte Glaser historische Ereignisse und Fiktion. Diesmal geht es um die deutsch-französische Nachkriegsgeschichte, besonders die Geschehnisse im Elsass. Eine Atmosphäre schaffen kann sie sehr gut und auch die Personencharakterisierung gelingt wunderbar. Gerade am Anfang hatte ich aber Schwierigkeiten bei den vielen Personen durchzublicken. Es wird sehr schnel zwischen Figuren hin- und hergesprungen, sehr oft Perspektive und Handlungszeit gewechselt. Es dauert recht lange bis sich alles etwas klärt und auch Spannung aufkommt.
Die beiden anderen Bücher der Autorin haben mir persönlich besser gefallen, lesenswert ist "Kaiserstuhl" aber allemal.

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