Opulent, fulminant und originell
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des PatriarchenEs gibt Bücher, die sind unterhaltsam, es gibt welche, die sind toll und dann gibt es Bücher, die sind wie Schatzkisten, die man öffnet und in denen man Neues, Nostalgisches und lang verloren geglaubtes ...
Es gibt Bücher, die sind unterhaltsam, es gibt welche, die sind toll und dann gibt es Bücher, die sind wie Schatzkisten, die man öffnet und in denen man Neues, Nostalgisches und lang verloren geglaubtes entdeckt, wenn man stundenlang davor auf dem Boden hockt und völlig die Zeit vergisst.
So ein Buch ist "Terra di Sicilia" - eine Schatzkiste. Opulent wie "Das Geisterhaus" von Allende, originell wie "Forrest Gump" und schräg wie ein x-beliebiger John Irving. Auch wenn ich nicht gerne Bücher miteinander vergleiche... aber manchmal fehlen halt die passenden Worte.
Wir begleiten Barnaba Carbonaro durch die Zeit - als Kind und jungen Mann in Sizilien im ausgehenden 19 Jahrhundert, und als alten Mann und mehrfachen Großvater in München 1960. Beim Lesen entstehen Bilder vor dem geistigen Auge - schöne Bilder von Sizilien und den üppigen Früchten, aber auch schreckliche Bilder von Armut, Krankheiten, Gewalt und Tod. Nichts wird geschönt, nichts wird verklärt.
Mario Giordano hat eine großartige Familiengeschichte erschaffen, basierend auf seiner eigenen, gewürzt mit originellen Situationen und Begegnungen, versehen mit historischen Fakten. Er beschreibt Gerüche, Farben und Geschmack fast schon verboten sinnlich - ich habe selten ein Buch erlebt, das alle meine Sinne angesprochen hat. Er läßt Protagonisten entstehen, die man klar und deutlich sehen kann.
Stellenweise ist Giordano so poetisch, dass man sich in seine Worte legen möchte, dann wieder knappe informative Sätze, wenn es um historische Fakten geht. Und so schafft er auch imme die richtige Atmosphäre zum richtigen Zeitpunkt.
Ich habe dieses Buch mit allen meinen Sinnen genossen und hoffe, dass ich den letzten Satz richtig interpretiert habe und wir vielleicht bald einen nächsten Roman in den Händen halten dürfen.