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Veröffentlicht am 24.05.2022

Der schöne Schein

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Die Freundinnen vom Strandbad von Julie Heiland handelt von den drei Ostberliner Freundinnen Betty, Clara und Martha. Diese drei Mädchen könnten nicht unterschiedlich sein. Gemeinsam retten sie einen Ertrinkenden ...

Die Freundinnen vom Strandbad von Julie Heiland handelt von den drei Ostberliner Freundinnen Betty, Clara und Martha. Diese drei Mädchen könnten nicht unterschiedlich sein. Gemeinsam retten sie einen Ertrinkenden und finden so zueinander. Sie begleiten einander durch dick und dünn.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es stellt zwei junge Frauen in den Zeiten der 1960er Jahre dar. Ich selber bin ein Fan von ostdeutscher Literatur und auch von DEFA-Serien oder Filmen und dieses Cover erinnerte mich sofort daran.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig. Sie ordnet die Kapitel den drei Charakteren zu, sodass man das Kapitel immer aus der Sicht der jeweiligen Protagonistin liest. Ich finde diese Schreibweise sehr nachvollziehbar und auch die Kapitel sind dadurch nicht zu lang gehalten.
Es gelingt ihr ebenso einen Spannungsbogen aufzubauen, der m.E. nach bis zum Ende nicht aufgelöst wird. Sie beginnt mit der Beschreibung von Bilderbuchferien und endet mit zerrissenen Persönlichkeiten, bei denen man auf eine Fortsetzung hofft.

Julie Heiland stellt zwei Systeme in ihrem Buch vor, das der Regimetreuen innerhalb der DDR und das der Regimegegner. Dies gelingt ihr wunderbar anhand der drei Freundinnen. Es gibt Marthas Familie, die musterhafte DDR-Familie, Claras Familie, die sich dem Regime nicht unterwerfen und es sich auch nicht annehmen, aber sich dennoch unauffällig verhalten und es gibt Bettys Familie. Diese ist für mich als klassische Mitläuferfamilie dargestellt.
Die drei Freundinnen teilen alles miteinander, aber mir ist aufgefallen, dass sie auch viel voreinander verheimlichen, was ich für so eine intensive Freundschaft als merkwürdig empfand. Auffallend war jedoch, dass es unter allen Oberflächen brodelte. Nach außen war alles in Ordnung und unter der Oberfläche gab es viele Geheimnisse. So hatte jede Familie ihr Päckchen zu tragen, von dem bspw. im Fall von Bettys Mutter, Bettys Freundinnen nichts wussten, nur ahnten und ebenso stand es um Marthas Gefühlswelt.
Ich fand es sehr schön zu beobachten, wie sich die drei Mädchen entwickelten. Martha wächst für mich mehr als über sich hinaus. Sie beginnt, Dinge zu hinterfragen und vor allem beginnt sie, fundiert mitzudenken. Clara ist eine absolut starke Persönlichkeit, fokussiert und zielorientiert. Das bekommt zwischenzeitlich einen kleinen Dämpfer, aber sie fängt sich wieder. Betty wiederum ist eine Träumerin, sie ist jedoch die, die sich am meisten verliert und sich meines Erachtens dem System am ehesten beugt, was vorher für mich nicht erkennbar war. Sie steht vor den typischen Problemen der damaligen Zeit, der Stigmatisierung.

Ich kenne diese Zeit nur aus Erzählungen meiner Familie und Vieles davon deckt sich mit dem, was Julie Heiland beschreibt. Es gelingt ihr also die Probleme mit der Parteizugehörigkeit der Eltern, mit dem politischen System im allgemeinen und auch den gesellschaftlichen Alltag (z.B. Bück- oder Tauschware) nachvollziehbar darzustellen. 
Manche Dinge, wie z.B. die Tatsache, dass Alexander in seiner Wehrdienstzeit so oft zu Hause ist, kenne ich aus Erzählungen anders, aber ich denke, Vieles hängt davon ab, wo und bei wem recherchiert wird.

Fazit: Ich habe dieses Buch gerne und schnell gelesen. Die Figuren waren für mich nachvollziehbar und ich fand es historisch sehr gut eingeordnet. Es ist also für alle eine Empfehlung, die sich der ostdeutschen Geschichte hingezogen fühlen.
Ich freue mich, auf den zweiten Band!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Die Ängste der Gesellschaft und ihre verschiedenen Blickwinkel

Unter Träumen
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Unter Träumen von Kathrin Wildenberger ist der dritte Teil einer Reihe über die Ereignisse der Leipziger Montagsdemonstrationen, Freunden, die daran teilnehmen und deren weiteren Lebensverläufen. Es handelt ...

Unter Träumen von Kathrin Wildenberger ist der dritte Teil einer Reihe über die Ereignisse der Leipziger Montagsdemonstrationen, Freunden, die daran teilnehmen und deren weiteren Lebensverläufen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um die Freunde Ania und Bernd und Anias Schwester, Brit. Alle drei stammen aus dem gleichen Ort im Südharz.
Nun hat Bernd den Weg des Suizids genommen und Ania wird mit seinem Tod und ihrem vergangenen Leben konfrontiert. Gleichzeitig kommt sie zurück in ihr Heimatdorf, erlebt das Umfeld in dem sie aufgewachsen ist und sieht, dass viele Dinge nicht so positiv sind, wie sie es annahm. Die Fassade bröckelt. Eine Zeit, über einiges nachzudenken.

Ich hatte Schwierigkeiten in das Buch hineinzufinden. Allerdings habe ich auch die ersten beiden Teile der Reihe nicht gelesen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich alle Zusammenhänge verstand und in die Geschichte hereinfand. Somit kann ich sagen, dass auch Personen, die nur dieses Buch kennen, es dennoch problemlos lesen können. Es benötigt nur ein paar Seiten Geduld.
Die Beschreibung von Anias Heimatdorf finde ich absolut passend. Es spiegelt für mich das typische Dorfleben wider, das Getuschel, das Beobachten und die Ein- und Ausgrenzungen, welche Person zu welchem Personenkreis gehört.
Anias Familie finde ich auch spannend dargestellt. Ich habe hier viele Parallelen zur Pandemielage der letzten Monate gefunden. Die Verunsicherungen, die verschiedenen Meinungen, das „Menscheln untereinander“ und das Handeln, welches sich aus den verschiedenen Haltungen ergibt. Diese Darstellungen gefielen mir wirklich gut.
Ich empfand es für mich auch, dass mit der Geschichte des Romans eine gewisse Düsternis einhergeht. Ania lässt ihr Leben Revue passieren, erkennt das Auseinanderdriften in verschiedenen Bereichen und hinterfragt ihre bisherigen Annahmen zu ihrem Leben, aber speziell auch dem Leben von anderen, vor allem, dem ihrer Familienangehörigen und ihrer besten Freundin Suse.

In einigen Bereichen fand ich die Geschichte immer etwas schwierig nachvollziehbar. Es erfolgten mehrere Zeitsprünge, die dargestellt waren, also, bei denen der Leser die Daten nachvollziehen konnte und es erfolgten auch Zeitsprünge innerhalb eines Kapitels, die nicht extra dargestellt waren. Da war es manchmal schwierig zu folgen.

Ania selber ist ein sehr angenehmer Mensch. Sie ist offen und herzlich, hinterfragt die Dinge und bildet sich objektive Meinungen, was ich sehr gut finde. Sie weiß, was sie vom Leben zu erwarten hat und ist dennoch ein Unruhepol. Sie scheint aber trotz ihrer inneren Unruhe und ihrer Zerrissenheit mit ihrem bisherigen Leben zufrieden zu sein.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass es in Anias Familie auch einige Geheimnisse oder Ungereimtheiten gibt, die weder Ania erfährt, noch der Leser, sodass es für mich einen gewissen Spannungsbogen gab, der sich durch das Buch zog. Irgendwelche Fragen taten sich in meinem Kopf beim Lesen immer auf und wurden auch im Nachhinein beantwortet.

Bernds Sicht auf die Dinge und das Leben fand ich besonders. Er wirkte für mich, als sähe er diese aus der Sicht seiner Kamera, mit allen unschönen Seiten. Das fand sich für mich auch so in seinen Tagebüchern wieder. Eine sehr realitätsnahe Art!

Ein gut zu lesender Roman für alle die, die Gegenwartsromane mögen, die gesellschaftliche und zwischenmenschliche Sachen behandeln, sie darstellen und hinterfragen und keine geschönten Darstellungen des Lebens und des Miteinanders präsentieren.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Der Anfang eines steinigen Weges

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Dr. Marlene von Runstedt ist Anfang 30, ledig und promovierte Juristin. Sie arbeitet in der Rechtsberatung für Frauen in der Kanzlei ihres Vaters, ganz im Sinne ihrer verstorbenen Mutter. Als promovierte ...

Dr. Marlene von Runstedt ist Anfang 30, ledig und promovierte Juristin. Sie arbeitet in der Rechtsberatung für Frauen in der Kanzlei ihres Vaters, ganz im Sinne ihrer verstorbenen Mutter. Als promovierte Juristin kann sie zur Zeit des Buchs (1918/1919) noch nicht eigenständig arbeiten und ist immer auf das Wohlwollen ihres Vaters bzw. die Unterstützung von dessen Partner Max von Emden angewiesen.
Als 1918 das Wahlrecht für Frauen eingeführt wird, sieht Marlene darin ihre Chance die Rechte der Frauen als Parlamentarierin zu vertreten. Auf dem Weg dahin begegnet sie ihrer ehemals besten Freundin, der Schauspielerin Sonja Grawitz, die heutzutage ihre Konkurrentin ist und ihrer Jugendliebe Justus von Ostwald.

Das Cover des Buches und sein Titel haben mich neugierig gemacht und angesprochen.
Vom Titel des Buches und dem Klappentext her hatte ich mir eine Geschichte über Marlenes Weg in den Reichstag und die Herausforderungen erwartet, die ihr anschließend dort begegnen. Das Buch handelt jedoch von Marlenes beruflicher und politischer Entwicklung bis zum Einzug in den Reichstag und den ersten Monaten, jedoch nicht mehr.
Marlene ist als selbstbewusste, intelligente und gut aussehende Frau dargestellt. Ich empfinde sie als Respektsperson und Vorbild. Sie wird mit ihrer Art auch von den Männern um sie herum sehr geschätzt, allen voran ihrem Vater und dessen Partner, Max von Emden. Nur im Umgang mit Justus von Ostwald wird Marlene manchmal sehr naiv dargestellt. Sie verfällt ihm immer wieder, entgegen jeder Vernunft.
Justus von Ostwald wirkt oftmals wie der typische Junker aus der Zeit und nimmt Marlenes Belange auch nicht immer für voll. Auch finde ich, wirkt es, als rate er Sonja Granits zum Schritt in die Politik, um sich von ihr zu befreien. Er wirkt auf mich nicht ganz aufrichtig.
Wunderbar dargestellt, fand ich Max von Emden. Er liebt Marlene und respektiert sie absolut. Sicher hat er manchmal auch ein bisschen zu viel Beschützerinsinkt und stellt sie deswegen als etwas naiv dar. Ich denke, das ist jedoch seinen Gefühlen geschuldet.

Die Autorin schildert auch sehr gut die derzeitige politische Lage, die Unruhen, die Lage der Frauen, deren Ansehen und die Meinung der Männer zu Frauen in Berufen und in der Politik.
Es ist interessant und gleichzeitig bedauernswert zu sehen, welchem Kampf sich Frauen unterziehen musste bis zum Frauenwahlrecht und der Ausübung politischer Ämter.

Für mich ein toller historischer Roman, mit guten Einblicken zur Politik nach dem 1. WK und der beginnenden Weimarer Republik. Vor allem aber ein toller Roman über bemerkenswerte, junge Frauen, die bedacht ihren Weg gehen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Das Auf und ab des Lebens

Wellenjahre
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Melyn, 26, lebt in Cardiff, arbeitet auf einer Animal Farm und befindet sich in einer vermeintlich glücklichen Beziehung. Doch durch einen Zufall kommt heraus, dass sie nicht die einzige Frau an der Seite ...

Melyn, 26, lebt in Cardiff, arbeitet auf einer Animal Farm und befindet sich in einer vermeintlich glücklichen Beziehung. Doch durch einen Zufall kommt heraus, dass sie nicht die einzige Frau an der Seite ihres Freundes ist.
Daraufhin verlässt sie Cardiff für geplante 2 Wochen und flieht zu ihren Eltern. Da diese sie momentan nicht aufnehmen können, bringen sie sie zu ihrer strengen und unnahbaren Großmutter Gloria. Hier beginnt eine Reise in deren Vergangenheit und die beiden Frauen kommen sich näher als Melyn jemals vermutet hätte.

Ein leicht zu lesendes Buch, dass mich zu keiner Zeit gelangweilt hat und immer begeistert hat. Unterschiedlicher als Melyn und ihre Großmutter können Menschen gefühlt nicht sein, aber dennoch sind sie sich ähnlicher als vermutet.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, da der historische Abriss immer kurz und knapp dargestellt wird und nicht langatmig übertrieben. Außerdem finde ich es besser, wenn die Kapitel in Büchern kurz und knapp und nicht ellenlang sind. Auch das finde ich an dem Stil der Autorin so toll.
Begeistert hat mich die Beschreibung der Landschaften und die Darstellung der typisch walisischen Begriffe. Das fand ich zum Teil auch sehr amüsant.
Auch fand ich die Erklärung, die irgendwann im Buch kam, zum Titel des Buches super schön und absolut nachvollziehbar. Ich denke, dabei kann sich so mancher wiederfinden.

Kurz und knapp, auch dieses Buch ist ein wunderbares zum Abschalten und genießen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Einfühlsamer, historischer Roman

Signorina Vivaldi
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Anna Maria dal Violin ist eine Geigenschülerin, deren herausragende Begabung früh erkannt wird. Da sie in einem der bekanntesten Waisenhäuser Venedigs, dem Ospedale della Pieta lebt, welches sich der musischen ...

Anna Maria dal Violin ist eine Geigenschülerin, deren herausragende Begabung früh erkannt wird. Da sie in einem der bekanntesten Waisenhäuser Venedigs, dem Ospedale della Pieta lebt, welches sich der musischen Erziehung von Kindern widmet, wird diese Begabung auch entsprechend gefördert.
Der Roman begleitet das Leben von Anna Maria, dessen Auf und Abs, zwischenmenschliche Konflikte, die innere Unsicherheit, Freundschaften, die große Liebe und vor allem die Liebe zu Musik und ihre ganz besondere Beziehung zu Vivaldi. Er ist für sie die Vaterfigur, die sie leitet und fördert. Beide entwickeln eine ganz besondere Beziehung zueinander.

Dieses Buch ist wunderbar geschrieben. Die Begeisterung zu Musik, ihre Intensität und ihr Erleben werden durch Verena Maatman eindrucksvoll dargestellt. Ich fühle mich oftmals dazu animiert, Vivaldis Musik nebenher zu hören, um das Gelesene noch besser untermalen zu können.

Der Charakter der Anna Maria ist auch ein sehr besonderer. Sie ist ein sehr harmoniebedrüftiger Mensch, aber gleichzeitig sehr zielstrebig. Die Art, wie sie ihre Freundschaften und Konflikte angeht, ist sehr besonnen und beispielhaft.

Interessant war auch die Lebensweise bzw. der Auftrag des Ospedale della Pieta mit ihren figlie del Coro. Dieses System, welches dahintersteckte und in gewisser Weise auch schon als sozial bezeichnet werden kann, ist spannend gewesen.

Für alle die, die sich für Musik begeistern und auch gerne einen einfühlsamen Roman lesen, ist dieser Roman eine klare Empfehlung.

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