Profilbild von Lenneth

Lenneth

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Lenneth ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lenneth über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2017

Fesselnder als der erste Band

Das Herz des Verräters
0

Enthält Spoiler vom ersten Band!

Seit Lia in den feindlichen Palast verschleppt wurde, muss sie um ihr Leben fürchten. Der Komizar von Venda will Lias Tod - und erst als Kaden ihm verrät, dass Lia die ...

Enthält Spoiler vom ersten Band!

Seit Lia in den feindlichen Palast verschleppt wurde, muss sie um ihr Leben fürchten. Der Komizar von Venda will Lias Tod - und erst als Kaden ihm verrät, dass Lia die Gabe der Vorsehung besitzt, steigert das in den Augen des Feindes Lias Wert. Sie gewinnt Zeit. Lia muss wichtige Entscheidungen treffen und einen Weg finden, um endlich ihrem Gefängnis zu entfliehen... (Auszug Klappentext)

Schreibstil: Der Schreibstil war wie auch im ersten Teil wieder sehr gut und flüssig zu lesen. die Autorin beschreibt spannend mit einigen Details ohne sich dabei in Kleinlichkeiten zu verlieren. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Dadurch dass sich Kapitel mit Rafe, Kaden, Lia und Pauline abwechseln bleibt es immer sehr spannend und man möchte Kapitel um Kapitel weiterlesen.


Charaktere: Lia hat sich sehr gemacht. Im ersten Teil weil sie doch noch eher schüchtern und wahrscheinlich einfach noch etwas unerfahren, da sie nur ihre eigene eingeschränkte Welt kannte. In diesem Teil entwickelt sie sich schnell weiter. Bis zum Ende erkennt man sie kaum wieder. Sie ist reifer und härter geworden, entwickelt ihr Verhandlungsgeschick besser und kann sich mehr in andere Personen hineinfinden um deren Handlungen und Gedanken besser vorherzusehen.

In diesem Teil kommt eine wichtige Schlüsselperson hinzu. Dies ist der Komizar. Diese Person ist wirklich sehr gut beschrieben und sein Charakter wirkt auf den Leser sehr eindrucksvoll. Einerseits ist er sehr hart und machtgierig, andererseits auch sehr bedacht um sein Volk und umsichtig. Zu Beginn des Buches konnte ich ihn nicht unbedingt leiden, aber nach einer Weile wenn man ihn besser kennen lernt und versteht warum er so agiert, war er mir etwas sympathischer. Er macht die Story auf jeden Fall sehr viel spannender.

Natürlich sind auch wieder Kaden und Rafe sowie die alten Bekannten Pauline und Gwyneth mit dabei.


Meine Meinung:

Da wo der erste Teil der Kuss der Lüge endet, setzt dieser Band ohne Umschweife oder kurze Wiederholungen direkt wieder an. Letzteres hätte ich übrigens hilfreich gefunden. Wir befinden uns nun also im Sanctum, dem Herz von Venda. Man kann die Atmosphäre dieses Ortes beim Lesen direkt spüren, was mir sehr gut gefiel. Man erfährt auch einiges an kulturellen Hintergrund sowie Bräuche, die das Königreich pflegt. Ich fühlte mich trotz der Grobheit, der Armut und der Gewalt, von den netten Menschen und ihrem Zusammenhalt, der Jehendra und der beschriebenen Landschaft sehr wohl an diesem Ort.

Im ersten Viertel des Buches geht es noch etwas ruhiger zu. Aber danach steigt die Spannung immer weiter. Und ein Ereignis überschlägt sich mit dem nächsten. Besonders gut gefielen mir die Dialoge und kleinen Machtspielchen zwischen Lia und dem Komizar.

Auch Lias Gabe macht Fortschritte und man erfährt wieder mehr über die alten überlieferten Geschichten der Königreiche, die sich nun immer mehr zu einem Ganzen zusammenfügen.

Natürlich spielt auch in diesem Teil wieder die Dreiecksbeziehung zwischen Lia, Kaden und Rafe eine Rolle - dieses Mal, ohne Schäden davon zu tragen, eher hintergründig.

Insgesamt fand ich die fantastische Geschichte um Lia wieder ausgesprochen gut. Mir gefiel dieser Teil sogar besser als der erste, da die Spannung steigt und die Handlung besser vorangetrieben wird, als im ersten Teil, in dem sie ellenlang durch die Wüste reiten.

Wenige Fragen werden in diesem Teil angedeutet bzw. aufgeklärt, viele neue kommen jedoch hinzu. Das Ende ist wirklich wieder sehr fies und ein Cliffhanger. Danach fragte ich mich wirklich wie es weitergehen soll mit Lia. Werden wir einige von Lias Freunden und Feinden je Wiedersehen? Ich würde auch liebsten schon weiterlesen, aber bis zum Oktober 2017 müssen wir uns wohl noch gedulden.

Wer den ersten Teil mochte, wird von diesem Band schwärmen. Trotz des etwas schwachen Beginn mausert sich das "Herz des Verräters" wieder zu einem fantastischen Pageturner, der Hunger auf Band drei macht. Von mir gibt es verdiente 4.5 von 5 Sternen.

Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury von Bastei Lübbe zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 11.04.2017

Unglaublich magisch und außergewöhnlich

Caraval
0

Scarlett Dragna fürchtet sich vor ihrem Vater, dem grausamen Governor der Insel Trisda. Sie träumt davon, ihrem Dasein zu entfliehen und Caraval zu besuchen, wo ein verzaubertes Spiel stattfindet. Doch ...

Scarlett Dragna fürchtet sich vor ihrem Vater, dem grausamen Governor der Insel Trisda. Sie träumt davon, ihrem Dasein zu entfliehen und Caraval zu besuchen, wo ein verzaubertes Spiel stattfindet. Doch ihr Wunsch erscheint unerreichbar – bis Scarlett von ihrer Schwester Donatella und dem geheimnisvollen Julian entführt wird, die ihr den Eintritt zu Caraval ermöglichen. Aber ist Caraval wirklich das, was Scarlett sich erhofft hat? Realität und Zauber lassen sich zunehmend nicht mehr voneinander entscheiden... (Auszug Klappentext)

Schreibstil: Der Schreibstil ist so flüssig und die Story so spannend, dass man einfach immer weiter lesen muss. Dazu trägt auch die bildgewaltige Sprache bei, die gut zu der magischen Atmosphäre passt, ohne kitschig zu wirken.

Charaktere: Scarlett war mir von Beginn an sympathisch und ihre Vorsicht konnte ich unter den gegebenen Umständen verstehen. Donatella war mir dagegen sehr unsympathisch, was sich aber später noch etwas änderte.
Was ich von Julian halten soll, wusste ich von vornherein nicht. Er ist wirklich eine sehr undurchsichtige Person.

Die Nebenfiguren wie Scarletts Vater, der Governor, aber auch Aiko und Dante fand ich, jede auf ihre eigene Art, super interessant und überzeugend.

Gern hätte ich auch von den anderen Spielern noch mehr erfahren.


Meine Meinung:

Besonders gut gefiel mir an diesem Buch die Stimmung. Diese war immer sehr magisch, aber auch etwas düster und sehr geheimnisumwoben. Und was hier ganz klar hervorgehoben werden muss, ist, dass der Spannungsbogen in der gesamten Buchlänge nie abriss.

Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, dass „Caraval“ so außergewöhnlich ist, dass ich noch nichts ähnliches gelesen habe. Das war schon alles sehr fantastisch und ich konnte die böse Magie beinahe selbst spüren.

Im Laufe des Buches musste ich mir als Leser auch mehrmals die Frage stellen, was Scarlett wirklich erlebt und was davon nur Illusionen sind. So wird auch der Leser nicht selten in die Irre geführt und zieht falsche Schlüsse. Ich persönlich war sehr froh, dass ich bei diesem Spiel nur Zuschauer war...

Das Ende kam meiner Meinung nach etwas zu abrupt - es wurden auf nur wenigen Seiten wirklich viele Geheimnisse gelüftet, sodass man kaum zum Aufatmen kam, was ich etwas bedauerte. Teilweise wirkte es durch das Tempo auch etwas verwirrend oder manchmal sogar schon leicht hanebüchen auf mich. Dieses war auch durch viele Aufklärungen nicht mehr ganz so magisch, aber immer noch gut.

Da auch noch Fragen offen blieben und neue gestellt wurden, stellte ich bei der Recherche fest, dass „Caraval“ kein Einzelband, so wie ich während des Lesens annahm, ist. Die Autorin Stephanie Garber plant einen Folgeband, der 2018 erscheinen soll.

Insgesamt gefiel mir diese Buch wirklich gut. Es wirkte eine ungemeine Sogkraft auf mich aus. Nach einer Nacht darüber schlafen musste ich aber leider meine Euphorie etwas drosseln und von den fünf möglichen Sternen einen halben abziehen, weil das letzte Viertel mich nicht komplett überzeugen konnte und ich auch gern noch mehr von der Spielewelt Caraval erfahren hätte.

Dennoch war ich alles in allem so begeistert, dass ich unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen muss - ich hatte eine sehr schöne Zeit mit diesem Buch!
„Caraval“ bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen.

Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks vom Piper-Verlag zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.

Veröffentlicht am 11.04.2017

Super leckere regionale Rezepte und tolle Bilder

Superfoods einfach & regional
0

Aufmachung und Gestaltung:
Die Gestaltung des Buches gefiel mir sehr gut. Es handelt sich um ein vegetarisches Kochbuch. Vegane Rezepte sind am Ende des Buches im Stichwortregister extra aufgeführt.
Zu ...

Aufmachung und Gestaltung:
Die Gestaltung des Buches gefiel mir sehr gut. Es handelt sich um ein vegetarisches Kochbuch. Vegane Rezepte sind am Ende des Buches im Stichwortregister extra aufgeführt.
Zu jedem Rezept gibt es auch ein schönes Bild welches Lust macht, das Gericht nachzukochen. Von mir aus hätte es nicht noch ein extra Schutzumschlag geben müssen, besser wäre es wenn die Bilder dessen auf das Hardcover gedruckt worden wären.

Auch ein Lesebändchen, mit denen ja bei vielen Kochbüchern gespart wird, ist mit dabei. Da dieses ein österreichisches Kochbuch ist, sind einige Namen der Lebensmittel anders als bei uns in Deutschland. Dafür gibt es aber auf den letzten Seiten ein Glossar die diese mit den deutschen Namen erklären.

Bei den so extrem gehypten "Superfoods" bin ich immer etwas skeptisch - als begeisterter Ökotest-Leser weiß ich, dass diese gern mal in der Luft zerrissen werden, weil sie entweder zu viele Schadstoffe haben oder die einheimischen Varianten oftmals sogar ähnlich viel oder oft mehr Vitamine und Mineralstoffe für weniger Geld haben.
Doch schon die Leseprobe und später dann das gesamte Buch konnten mich davon überzeugen, dass hier wirklich regionale Produkte zum Einsatz kommen.

Und da es diese ja nicht das ganze Jahr über gibt, wurden die Rezepte nach Jahreszeiten aufgeteilt, was ich sehr sinnvoll finde und auch der Übersicht dient. Zudem werden diese noch in die Bereiche Frühstück, Hauptspeisen, Snacks und Süßes unterteilt, wobei das Hauptaugenmerk mit den meisten Rezepten auf Hauptspeisen liegt.
Besonders gefallen haben mir nicht nur die gut erklärten Rezepte und die farbenfrohen Bilder, sondern auch die ausführliche Einleitung zum Thema regionale Superfoods.

Rezepte:
Die Rezepte sind super beschrieben. Diese werden Schritt für Schritt ausführlich und nachvollziehbar erklärt. Unter der Rezeptbeschreibung sind oft noch besondere Hinweise oder Alternativen für das Gericht.

Links oben sind die Zutaten und die Mengenangaben aufgeschlüsselt. Die Anzahl der Zutaten sind ein gutes Maß, und nicht übertrieben viel. Die meisten von Ihnen bekommt man im Supermarkt, Biomarkt oder Wochenmarkt.
Links unten findet man noch einen Hinweis inwiefern die Superfoods des Rezeptes auf den menschlichen Körper wirken und zu deren Gesundheit beitragen. Auf der rechten Seite unter dem Bild befindet sich dann jeweils noch eine Angabe wie viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe das Rezept enthält - von weniger, über mittel, bis sehr viel.

Geschmackseindruck:
Ich habe drei Rezepte ausprobiert, zwei der Hauptgerichte des Frühlings, um den Ansatz der Regionalität nicht zu widersprechen, und eines bei den Snacks. Toll ist, dass man problemlos mehrere Rezepte miteinander kombinieren kann und auch Zutaten austauschen oder einfach weglassen kann. Ich habe es mit dem "Regenbogen-Gemüse aus dem Rohr" mit "Minzjoghurt" und mit den "Gefüllten Portobello-Pilzen mit Petersilien-Gremolata und Schafskäse", dazu das "Naan-Brot" probiert. Beide Rezepte konnten mich überzeugen und werden nun häufiger auf den Tisch kommen.

Ich konnte aus allen Bereichen etwas für mich finden, nur beim Frühstück war nicht so richtig etwas dabei, was ich probieren wollte.

Meine Meinung:
Mit diesem Buch kann man nichts falsch machen. Es überzeugt durch Gestaltung und gut durchdachte, leckere und gesunde Rezepte. Hier merkt man, dass die Autorin Andrea Fičala sich wirklich Mühe mit diesem Buch gemacht hat und viel Herzblut darin steckt.

Auch wenn ich nicht jedem dieser Gerichte etwas abgewinnen kann, so macht doch die Mehrheit einen guten Eindruck auf mich. Ich werde noch einige nachkochen.

Sogar wenn mich persönlich die Frühstücksrezepte nicht überzeugen konnten, verdient dieses Buch aus meiner Sicht trotzdem volle fünf Sterne - weil ich denke, dass für jeden abwechslungsreiche Rezepte dabei sind.

Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks gemeinsam mit der Autorin Andrea Fičala zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.

Veröffentlicht am 07.02.2017

Emotional aufrüttelnde Geschichte um Frankreich im zweiten Weltkrieg

Die Nachtigall
0

Inhalt nach Klappentext:

Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die ...

Inhalt nach Klappentext:

Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?

Schreibstil:

Ich konnte schnell in die Geschichte einsteigen, aufgrund des flüssigen Schreibstils, der ohne große Umschweife auskommt. Durch die abwechselnden Erzählweisen wird es dem Leser wirklich leicht gemacht und Spannung kommt so gut auf. Die Autorin schafft es, dass ich mich gleich emotional in die Geschichte eingebunden fühlte.

Charaktere:

Anfangs konnte ich weder mit Vianne noch mit Isabelle etwas anfangen. Beide waren mir noch gänzlich unsympathisch - beide sind zwei starke Extreme nur eben in unterschiedlichen Richtungen. Doch Isabelle ist, wie bei Vianne später auch ersichtlich wird, eine starke Persönlichkeit, die man im Laufe des Buches sehr zu schätzen weiß und die Sympathie wachsen lässt. Sie handelten in meinen Augen nicht immer sinnvoll, doch wer kann schon im Krieg immer rational denken?!

Das angespannte Verhältnis der beiden Schwestern konnte ich aufgrund der Schicksalsschläge zwar verstehen, jedoch nicht, warum Vianne es in jungen Jahren überhaupt dazu kommen lassen hat und Isabelle fortschickte.

Auch die Nebencharaktere gefielen mir sehr gut.

Meine Meinung:

Erst einmal muss ich sagen, dass ich die Geschichte des Zweiten Weltkriegs bisher nur aus deutscher Perspektive kannte, die französische aber noch weitaus erschütternder ist. Ich habe durch das Buch viel über die Lebensumstände zu der Zeit erfahren, von denen ich vorher keine Ahnung hatte – vieles war sehr beklemmend zu lesen.

Emotionen spielen bei „Die Nachtigall“ eine sehr große Rolle. Es gab wirklich viele eindrucksvolle und erschreckende Szenen, aber oft waren auch Mut, Hoffnung und Liebe zu spüren. Kleine scheinbare belanglose Szenen, die gerade im ersten Drittel des Buches kamen, waren für die Geschichte auflockernd und auf ihre Weise wichtig.

In der ersten Hälfte des Buches braut sich die schreckliche Zukunft der Schwestern und sämtlicher Menschen in Frankreich erst langsam auf, ab der zweiten Hälfte entlädt sie sich sehr turbulent und heftig, sodass man beim Lesen den Eindruck gewinnt, dass es doch nun nicht mehr schlimmer werden könne. An Aufhören mit Lesen war nicht zu denken, so spannend wurde es.

Die Deutschen werden (zu Recht) in keinem guten Licht dargestellt. Ich litt hier wirklich sehr mit dem französischen Volk.

Einen einzigen großen Kritikpunkt habe ich: Ich konnte einige Geschehnisse nicht ganz nachvollziehen, weil sie gar nicht oder zu wenig aufgeklärt wurden oder auch einmal, weil mir die Entscheidungen der Autorin missfielen. Das fand ich sehr schade, da hätte man noch mehr rausholen können, ohne den Leser mit so vielem Fragezeichen im Kopf unbefriedigt zurückzulassen. Trotzt des schon dicken Wälzers, hätte es gern noch einmal 50 Seiten mehr sein dürfen. Deshalb muss ich leider einen halben Stern abziehen.

Auch ich tendiere dazu, dass Buch eher als Frauenliteratur zu betiteln, schon deshalb, weil es aus der Sicht von Frauen geschrieben wurde. Aber auch, weil das Ende noch einmal so schön schaurig-traurig ist, dass man unbedingt Taschentücher bereithalten sollte.

Ich fühlte mich während des Lesens sehr gut unterhalten und fieberte mit den Schwestern mit, die am Ende doch beinahe keine Hoffnung mehr hatten und dennoch weiterkämpften. Gepaart mit den fiktiven Elementen der Geschichte ist ein meiner Meinung nach grandioses Buch herausgekommen.

Das Buch ist eine Hommage an das Leben, an die Hoffnung und das Kämpfen, die Liebe zu sich selbst und vor allem auch die zu anderen Menschen. Von mir bekommt es 4,5 Sterne.

Vielen Dank an Lovelybooks für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Bedrückendes, spannendes, philosophisches Werk!

Der Brief
0

Am 26. Mai stellt ein Brief alles infrage, was Marie, Anfang 30, bisher für real gehalten hatte: Darin ist von Maries Leben in Paris die Rede, von ihrem Mann Victor - und von ihrer lebensbedrohlichen Krankheit. ...

Am 26. Mai stellt ein Brief alles infrage, was Marie, Anfang 30, bisher für real gehalten hatte: Darin ist von Maries Leben in Paris die Rede, von ihrem Mann Victor - und von ihrer lebensbedrohlichen Krankheit. Tatsächlich erfreut sich Marie bester Gesundheit, arbeitet als Journalistin in Hamburg und führt eine glückliche Beziehung mit Johanna. Aber der mysteriöse Brief lässt ihr keine Ruhe. Kurz entschlossen reist Marie nach Paris. Und findet sich in einem Leben wieder, das ihr seltsam vertraut ist und mit dem sie sich auf unerklärliche Weise verbunden fühlt. (Auszug Klappentext)

Schreibstil: Der Schreibstil ist auf den Punkt direkt und sehr flüssig. Ich finde es gut, dass nicht zu viel sinnlose Nebensächlichkeiten erwähnt werden, sondern sich Frau Hagebölling nur auf das Wichtigste und den Kern der Geschichte konzentriert. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die Geschichte ist in drei Teilen gegliedert.

Charaktere:

Was ich von den Charakteren halten soll, ist mir nicht ganz klar. Man lernt Marie etwas zu wenig kennen, um sich wirklich eine Meinung bilden zu können. Sie blieb mir jedenfalls nicht unbedingt als Sympathieträgerin in Erinnerung.

Die Partnerschaft zu Johanna schien mir vom Gefühl her auch nicht allzu harmonisch zu sein. Aber vielleicht habe ich das nur anders wahrgenommen, da ich bisher noch keinen Roman las, in dem es um eine gleichgeschlechtliche Beziehung ging, und ich es daher neu und befremdlich fand.

Die Nebencharaktere brachten zum Teil mehr Elan in das Buch als die Hauptdarsteller.

Insgesamt ist mein Einruck, dass dieser Roman nicht unbedingt von seinen Persönlichkeiten, sondern viel mehr von seiner Stimmung und Handlung lebt. Von daher werte ich die meiner Meinung zu wenig ausgebauten Charaktere auch nicht ab.


Meine Meinung:

Das Thema der verschiedenen Realitäten ist für mich ausgesprochen interessant. Die Umsetzung gefiel mir wirklich gut.

Dieses Buch bietet während des Lesens wirklich viel Spielraum für Spekulationen. Träumt Marie alles nur? Hat sie eventuell eine psychische Erkrankung? Oder wurde ihr tatsächlich der Zugang zu einer anderen Realität - also eines ihrer Paralelluniversen - gewährt?

Ich habe das Buch in einem Rutsch ausgelesen. Es war wirklich so spannend und mich hat umgehend die Neugier gepackt, sodass ich einfach nicht mit dem Lesen aufhören konnte.

Der erste Teil war schon ganz schön krass. Ich habe dabei oft Gänsehaut bekommen. Irgendwie wurde in mir beim Lesen dessen ein gewisser Grusel und eine bedrückende Stimmung geweckt - fast, als wenn ich einen Horrorfilm anschaue...

Der zweite Teil gab mir dann etwas Erholung für mein aufgewühltes Nervenkostüm. Dennoch riss der Spannungsbogen nie ab, und man erfuhr nach dem Aufatmen wieder etwas Neues, Beklemmendes.

Zum Anfang des Buches wird der Leser komplett an die Hand genommen und wird schonungs- und machtlos in Maries aufgewühltes Leben geführt. In der Mitte wird diese Hand dann etwas gelockert. Im letzten Teil ist man dann gnadenlos auf sich allein gestellt, und muss sich als Leser mit einigen philosophischen Fragen auseinandersetzen.

Ich kann mir vorstellen, dass Letzteres ein Kritikpunkt an „Der Brief“ sein kann. Denn das Ende ist für einige Leute sicherlich etwas unbefriedigend. Auch ich musste erst einmal in mich gehen, und mich fragen, was ich davon halte. Viel fragwürdiger als das Ende an sich, fand ich aber, dass es so schnell auf mich zugerauscht kam - ich hätte gern etwas behutsamer und feinfühliger herangeführt werden wollen.

Auch wenn ich mir ein ausführlicheres Ende, einige Ungereimtheiten weniger und ein paar Seiten mehr gewünscht hätte, konnte mich „Der Brief“ doch immer mitreißen und überraschen.
Insgesamt war mir die Story doch etwas zu kurzlebig: Mir fehlte der Tiefgang - wurde doch relativ emotionslos und sachlich geschildert.

Da es einige Kritikpunkte gibt, sind es für mich aufgrund der immensen Spannung und dem vielschichtigen Thema, dennoch gute 4 von 5 Sternen. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus!

Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde bei bei Lovelybooks mit der Autorin Carolin Hagebölling zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.