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Veröffentlicht am 09.05.2022

✎ Sjoerd Kuyper - Robin ist verliebt

Robin ist verliebt
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Als ich den Klappentext gelesen hatte, rechnete ich mit vielen kleinen heiteren Geschichten rund um Robin und sein Verliebtsein. Ich wollte ein Buch, welches ich meiner 4-Jährigen vorlesen kann und bei ...

Als ich den Klappentext gelesen hatte, rechnete ich mit vielen kleinen heiteren Geschichten rund um Robin und sein Verliebtsein. Ich wollte ein Buch, welches ich meiner 4-Jährigen vorlesen kann und bei dem wir beide oft lachen - sie vielleicht ein bisschen weniger als ich, da sie die verschiedenen Situationen eventuell noch nicht kennt.

Doch irgendwie bin ich nicht so ganz warm geworden mit dem kleinen Jungen ...

Bereits auf den ersten ist da ein Humor, der leider nicht so ganz den meinen trifft. Auch kommen da Schimpfwörter vor, die ich meinem Kind nicht vorlesen möchte. Sie kennt diese Art des Beschimpfens (noch) nicht und ich möchte sie ihr nicht beibringen.

Und dann? Dann stirbt die Uroma.

Es folgen einige traurige Seiten, die meine Tochter nicht hören wollte. Sie wollte sich mit so einem schweren Thema nicht auseinander setzen. Auch durfte ich oft mit Ach und Krach gerade so 1 Geschichte vorlesen, bevor sie ein anderes Buch holte. Man merkte richtig, dass dieses Werk ihr so gar nicht zusagte.

Einige Szenen sind mir als Erwachsene dann noch im Gedächtnis geblieben:

Als Robin einen Freund zu Besuch hat und sie Kasperle-Theater spielen, wählt Robin die Prinzessin. Ein Statement, welches der Verfasser setzt.

Einmal fragt Opa Robin: »"Welche (s Mädchen) gefällt dir am besten? Das kleine Pummelchen?" (S. 118) Robin antwortet: "Alle", [...] (S. 118)«
Ich bin froh, dass Robin über die Aussage seines Opas einfach hinweg geht. Ich finde es jedoch sehr bedenklich, solch eine Äußerung überhaupt in einem (Kinder)Buch zu finden! Bodyshaming in seiner reinsten Form!

Ebenso eine Unterhaltung zwischen Oma und Robin lief ähnlich ab.
»"Schnuff ist verliebt", sagte Robin. [...] "In ein Mädchen", sagte Robin. "Ein hübsches Mädchen?" "Schnuff war noch nie so verliebt", sagte Robin.« (S. 132)
Was spielt es für eine Rolle, ob das Mädchen hübsch ist oder nicht? Und wer definiert 'hübsch'? Robin hat scheinbar mehr verstanden als die Oma, denn er geht gar nicht auf ihre Frage ein.

Am Strand steht ein Junge, der eine Qualle in der Hand hält.
"Er (Robin) würde sich auch gern trauen, eine Qualle mit bloßen Händen anzufassen." (S. 118)
Natürlich fragte mich meine Tochter direkt, warum wir letztes Jahr, als eine Qualle an den Strand gespült worden war, nicht ebenfalls das Tier in die Hand genommen haben. Weil es nicht geht!? Weil ihr Gift trotzdem noch gefährlich ist und / oder weh tun kann?! Wie soll ich diese Szene einer 4-Jährigen erklären?

Wie gesagt, ich bin nicht ganz grün mit "Robin ist verliebt" ...
Es gibt Szenen, die sehr deutlich zeigen, was Kinder wirklich denken, wenn man ihnen nicht irgendetwas in den Mund legt. Aber warum muss man solche Negativszenen überhaupt erst schaffen?
Ich möchte nicht, dass meine Tochter das Wort 'Pummelchen' mit einem Kind verbindet, welches scheinbar nicht der Norm (wer definiert diese?) entspricht.
Ich möchte nicht, dass jemand anderes beurteilt, was 'hübsch' ist.

Meine Erwartungen an Robin waren leider ganz andere. Heiter, lustig, mitunter auch mal traurig, weil er sich in die falsche Person verliebt hat - so habe ich mir die Geschichte(n) vorgestellt.
Was wir bekamen, war hingegen oft geprägt vom Tod und unterschwellig ständig etwas Negatives mitschwingend. Das hat uns bedauerlicherweise nicht gefallen.

Ich möchte nicht generell sagen, dass das Buch schlecht ist. Das ist es nicht. Aber in meinen Augen - und das hat mir mein Kind auch deutlich zu verstehen gegeben - ist 4 vielleicht nicht das richtige Alter. Meine Empfehlung geht eher in Richtung 6 Jahre. Und dann intensiv begleitet. Denn es gibt nun mal ein paar Aussagen, die man so nicht im Raum stehen lassen kann.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.03.2022

✎ Sebastian Kiefer & Benjamin Tienti - Elmo 1 Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln

Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln
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Als ich den Klappentext von "Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln" sah, hoffte ich, auf eine Geschichte zu treffen, die unsere Bibliothekskinder begeistern wird. Stattdessen bekam ich nichts Halbes und nichts ...

Als ich den Klappentext von "Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln" sah, hoffte ich, auf eine Geschichte zu treffen, die unsere Bibliothekskinder begeistern wird. Stattdessen bekam ich nichts Halbes und nichts Ganzes ... Auch habe ich erst nach dem Lesen gesehen, dass dies eine Reihe ist.

Elmo erfährt mit seinen 11 Jahren auf 240 Seiten ganz schön viel Negatives. Da es auch um Trauer und Tod geht, ist eine intensive Begleitung eines Erwachsenen meiner Meinung nach notwendig. Generell finde ich die Altersempfehlung des Verlages ab 9 Jahren nicht so gut gewählt. Zwar ist der Schreibstil angepasst, doch die Themen, die dieses Buch hervorbringt, sind teilweise schon hart.

Hinzu kommt, dass es viel zu viel ist.

Elmo muss einen Schicksalsschlag verarbeiten. Dieser wird anfangs immer nur umschrieben, irgendwann ausgesprochen, jedoch nie aufgeklärt. Die Lesenden werden damit einfach alleine gelassen. Wahrscheinlich wird dazu in weiteren Bänden mehr gesagt, doch in meinen Augen ist er zu gravierend, als dass man 9-Jährige damit konfrontieren und ihn dann im Raum stehen lassen könnte.

Auch ist seine Familie quasi nicht vorhanden. Noch ein schwerwiegender Punkt, mit dem die Kinder umgehen müssen.

Der Junge lernt jemanden kennen, dessen Familie ebenfalls nicht ok ist. Von ihm bekommt er einen Detektivauftrag, der schnell gelöst ist. Doch dann verläuft auch das im Sande. Und wir fragen uns: Warum?

Und dann das Spiel: MeloDIY. Es wird so kurz angerissen, dass wir uns nicht wirklich was darunter vorstellen können.

Generell gibt es ganz viele lose Fäden und keine richtige Geschichte. Alles wirkt chaotisch. Die Autoren haben zu viel gewollt, alles Mögliche angefangen und nichts, wirklich gar nichts zu Ende gebracht. Wir bleiben mit ganz vielen Fragezeichen zurück und werden diese wohl auch nicht beantwortet bekommen, denn wir sind nicht neugierig auf die weiteren Bände.

"[...] witzig, punkig, laut und mit ganz viel Herz." Keines dieser Adjektive kann ich mit "Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln" in Verbindung bringen. Lediglich "ganz viel Herz" ist bei einer Person vorhanden - meine Heldin der Erzählung.

Gerade für ein Kinderbuch ab 9 Jahren hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht. Von uns bekommt es daher keine Leseempfehlung.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 22.02.2022

✎ Hera Lind - Mit dem Rücken zur Wand

Mit dem Rücken zur Wand
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Dies ist tatsächlich mein erster Roman nach einer wahren Geschichte aus der Feder - oder besser gesagt mit dem Namen - Hera Lind. Bisher kannte ich nur "Männer sind wie Schuhe" - und das Buch habe ich ...

Dies ist tatsächlich mein erster Roman nach einer wahren Geschichte aus der Feder - oder besser gesagt mit dem Namen - Hera Lind. Bisher kannte ich nur "Männer sind wie Schuhe" - und das Buch habe ich vor fast 10 Jahren gelesen und entspricht einer ganz anderen Richtung.

Mich sprach einfach das Genre an, weswegen ich trotz des nichtssagenden Klappentextes zugriff. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal zu einem Werk der Autorin greifen werde, denn dieses hat mir - trotz des schweren Themas - nicht so zugesagt ...

Am allerschlimmsten an dem Hörbuch fand ich die Sprecherin. Diese Vorlesestimme ist einfach grauenvoll. Ich hatte direkt das Text-to-Speech vom Handy im Ohr. Das klingt genauso emotionslos. Die Emotionen, die bei mir ankamen, kamen nicht durch sie, sondern einzig durch die Grausamkeiten in der Geschichte selbst.

Auch wenn das Thema 'häusliche Gewalt' allgegenwärtig und vor allem sehr, sehr schlimm ist, hat mich Saras Geschichte nur bedingt berührt.

Klar sind die Grausamkeiten, die ihr Vater ihr und ihrer Mutter und seiner neuen Freundin antut, schrecklich. Ich finde Gewalt generell abstoßend - egal ob psychisch oder physisch. Doch der Charakter 'Sara' hat nichts, aber auch wirklich gar nichts, unternommen, um aus dieser Opferrolle auszubrechen.

Sie bezieht das Haus neben ihrem Vater auf eigenen Wunsch. Jeder normaldenkende Mensch würde bereits an dieser Stelle anders handeln. Vielleicht nicht sofort, denn einen Versuch war es wert. Doch diese ständige Demütigung und Angst hätte ich nicht in Kauf genommen. Schon gar nicht, wenn ich Kinder habe.

Zudem versinkt sie so dermaßen in Selbstmitleid, dass sie darüber hinaus scheinbar vergisst, dass sie 2 Kinder hat. Da kommen andere und kümmern sich um diese kleinen Menschen, die eigentlich eine besonders enge Begleitung aufgrund der äußeren Umstände nötig hätten. Wenn sie selbst für sie verantwortlich ist, parkt sie sie vor dem Fernseher.

Auch kommen mir manche Situationen irgendwie unrealistisch vor:
Da kommen am Schluss (fast) alle an und meinen, sie verstehen die Protagonistin. Wo waren diese Menschen vorher? Der Vater rastet ja nicht nur einmal aus, sondern ständig. Will man mir wirklich weis machen, dass man da GAR NICHTS tun kann?
Warum hat denn vorher nie jemand geholfen? Für mich haben hier ALLE versagt - auf ganzer Linie! Die Nachbarn, die Polizei, die Justiz. Und man will mir weis machen, dass dieses Verhalten über Jahrzehnte hinweg kaum Konsequenzen für den Vater hat? Ich mag das irgendwie nicht so richtig glauben ...
Warum ruft die Nachbarin zum Beispiel nicht die Polizei, als Sara von ihrem Vater verprügelt wird? Dann hätte diese das mit eigenen Augen gesehen und hätte einschreiten MÜSSEN. Mit seinem Vorstrafenregister hätte man dann doch sicher etwas bewirken können, nicht?!?

Und dann das Nachwort:
Da wird von einer starken Frau gesprochen. Stark worin? Gewalt mit Gegengewalt zu begegnen? Jemanden anzuheuern, der einem Gewalt antut?
Stark wäre Sara in meinen Augen gewesen, wenn sie ihre Kinder in Sicherheit gebracht hätte! So jedoch sind sie in Angst und Schrecken aufgewachsen und mussten auch noch erfahren, dass Terror scheinbar normal ist und man diesem mit Kraft entgegenwirkt, um zu demonstrieren, wer der / die Stärkste ist.

Nein, in meinen Augen ist dies keine Geschichte, die man unter die Menschen bringen sollte. Selbstjustiz ist nie gut - und erst recht nicht, wenn andere mit hineingezogen werden.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 11.02.2022

✎ Dennis Kornblum - Martin Hais

Martin Hais - Generation Z
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Als der Autor an mich herantrat und mich fragte, ob ich einen "(Psycho)Thriller der etwas anderen Art" (wie er sich ausdrückte) lesen und rezensieren mag, begab ich mich erstmal auf die Suche nach weiteren ...

Als der Autor an mich herantrat und mich fragte, ob ich einen "(Psycho)Thriller der etwas anderen Art" (wie er sich ausdrückte) lesen und rezensieren mag, begab ich mich erstmal auf die Suche nach weiteren Informationen.
Was ich fand, hörte sich interessant an. Das Asperger-Syndrom sollte eine bedeutende Rolle spielen. Da Dennis Kornblum selbst davon betroffen ist, erhoffte ich mir eine authentische Charakterisierung der Hauptperson in einem hochspannendem Setting.

Anfangs war ich auch noch gut dabei. Der Text las sich angenehm. Die Beschreibungen rund um Martin Hais waren lebendig. Die Charakterisierungen waren realistisch. Der Einblick in einen von Asperger-Syndrom betroffenen Menschen war anschaulich.

Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich der Geschichte nicht mehr glaubte. Je mehr ich zum Ende kam, desto mehr verspürte ich auch den Drang, das Buch abzubrechen. Ich blieb lediglich dran, weil ich mir irgendeinen spektakulären Höhepunkt erhoffte.

Stattdessen zog es sich unheimlich in die Länge und die Beschreibungen wurden richtiggehend ausschweifend. Das erwarte ich vielleicht von einem Roman, aber nicht bei einem (Psycho)Thriller.
Zudem gab es für mich keinerlei überraschende Wendungen. Das Geschehen war vorhersehbar und teilweise nicht nachvollziehbar. Mir kam immer wieder in den Sinn: Laufen da draußen wirklich Menschen herum, die so handeln wie Martin und Ina? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Das liegt außerhalb meines Verständnisses.

Von mir bekommt "Martin Hais - Generation Z" keine Leseempfehlung. Es ist weder ein (Psycho)Thriller, noch besonders spannend, noch realistisch. Meine Erwartungen wurden nicht annähernd erfüllt.
Tatsächlich verstehe ich auch nicht, warum mir ein (Psycho)Thriller angeboten wurde, obwohl auf dem Cover lediglich 'Roman' drauf steht. Das hatte ich leider nicht gesehen, da ich sonst direkt nachgefragt hätte.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 31.01.2022

✎ Anton M. Berger - Station Neun

Station Neun
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Als ich die Anfrage für dieses Werk bekam, dachte ich, es handele sich um eine Geschichte - also eine Geschichte in Tagebuchform über mehrere hundert Seiten. Tatsächlich hat dieses Büchlein jedoch nur ...

Als ich die Anfrage für dieses Werk bekam, dachte ich, es handele sich um eine Geschichte - also eine Geschichte in Tagebuchform über mehrere hundert Seiten. Tatsächlich hat dieses Büchlein jedoch nur um die 50 Seiten. Also etwas, was man eigentlich schnell mal nebenbei lesen kann.

Dennoch habe ich mehrere Tage gebraucht, um bis zum Ende zu gelangen.

Es ist wirklich ein Tagebuch. Nichts Zusammenhängendes. Jeder Tag steht für sich. Und am Ende gibt es auch kein "danach".

Noch immer bin ich mir nicht sicher, was der Autor mit seinem Werk erreichen möchte.
Möchte er der Welt einfach seine Geschichte erzählen?
Möchte er zeigen, wie es auf solch einer Station wahrhaftig zugeht?
Möchte er Abhängigen Mut machen, diesen Schritt zu gehen, auch wenn der Entzug mehr als hart ist?
Möchte er der Gesellschaft die Augen öffnen, was Abhängige unbestritten durchmachen müssen, wenn sie den Weg des Enzuges wählen?
Möchte er auf die Gefahren hinweisen, die Medikamentenkonsum mit sich bringen kann?

Schon jetzt, 1 Tag nach Beendigung, habe ich den Inhalt vergessen. Es ist nichts hängen geblieben von dem, was Anton M. Berger in den 4 Wochen durchmachen musste. (außer, dass er ständig rauchen war)

Mir ist diese Lektüre zu unausgegoren. Nichtssagend.
Klar ist es für mich als Nichtbetroffene interessant zu sehen, wie ein Entzug stattfinden kann. Welche Gedanken und körperlichen Beschwerden dieser mitbringt. Was der Verfasser durchmachen musste.
Doch wem solch ich "Station Neun" empfehlen?

©2022 Mademoiselle Cake