Küstenkrimi für Bierliebhaber
Die Leiche am DeichDie große Welle der Küstenkrimis hat nun auch ein Exemplar bei mir an Land gespült. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Friesenbrauerin Gesine mit ihrem selbstgebrauten Bier, das sie im „Kroog“ an ...
Die große Welle der Küstenkrimis hat nun auch ein Exemplar bei mir an Land gespült. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Friesenbrauerin Gesine mit ihrem selbstgebrauten Bier, das sie im „Kroog“ an die Bewohner des kleinen Küstenortes Sünnum ausschenkt. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein bis plötzlich gleich zwei Mordfälle die Gemeinschaft erschüttern. Da werden bis dahin harmlose Mitbürger von Sünnum auf einmal verhaftet, während Gesine das Gefühl nicht loswird, dass Großbauer Burmeister in Wirklichkeit dahintersteckt. Es gibt nämlich Gerüchte über Landkäufe im großen Stil und eine angeblich geplante Milchfabrik. Das Thema ist topaktuell, da in der Landwirtschaft bekanntermaßen kleine Betriebe ums Überleben kämpfen, während Großbetriebe nur allzu oft Kompromisse bei der Tierhaltung eingehen.
Die Dorfgemeinschaft von Sünnum ist mit rauem ostfriesischem Charme ausgestattet, da geht es mitunter im „Kroog“ grob-herzlich zu. Passend dazu ist die raue Nordseeküste die heimliche Hauptdarstellerin des Romans, das ungebändigte Meer und das Klima geben für die Kriminalgeschichte eine wunderbare Kulisse ab und verleihen ihr viel Lokalkolorit. Dazu tragen auch die vielen Dialekt-Passagen bei, so dass das Setting überzeugend geschildert ist. Die zahlreichen Dorfbewohner sind individuell beschrieben, da ist so mancher handfeste Charakter dabei, was der Geschichte Lebendigkeit verleiht.
Leider trifft das nicht uneingeschränkt auf die eigentliche Handlung des Krimis zu, die ein wenig unentschlossen vorankommt und mit den Schilderungen von Dorf und Bewohnern nicht so recht mithalten kann. Da hätte ich mir ein wenig mehr Spannung gewünscht. Dieser Krimi lebt vor allem vom Setting und den Charaktern. Wenigstens einen spannenden Moment, der die Story zum Pageturner werden lässt, gibt es zum Ende hin mit einer überraschenden Wendung.
Was bei Lesen aber leider sehr gestört hat, war die ununterbrochene Erwähnung des „Tüdelbräu“, dem von Gesine gebrauten Bier, das im Roman ständig und zu jeder erdenklichen Gelegenheit konsumiert wird. Da Gesine zu allem Überfluss auch noch „Tüdelbüdel“ genannt wird, tüdelte es einem seitenweise nur so entgegen, was irgendwann nervte. Dieses Wort hätte man mindestens 30 mal aus dem Buch streichen können.