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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2022

Spannend, düster, ein Highlight

Kingdom of the Wicked – Der Fürst des Zorns
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Für mich war "Kingdom of the Wicked" ein kleines Jahreshighlight. Es hat wirklich (fast) alles gestimmt - und das sage ich sehr selten von Büchern.

Ich mochte den wundervollen Schreibstil: fetzig, humorvoll ...

Für mich war "Kingdom of the Wicked" ein kleines Jahreshighlight. Es hat wirklich (fast) alles gestimmt - und das sage ich sehr selten von Büchern.

Ich mochte den wundervollen Schreibstil: fetzig, humorvoll und voller Emotionen. Die Autorin hat alles bildlich und detailliert beschrieben. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Ich konnte mich sehr gut nach Palermo träumen.

Auch die Charaktere konnten mich fesseln. Emilia ist eine wundervolle junge Frau, eine Hexe, aus deren Sicht erzählt wird und deren Schwester ermordet wurde. Sie ist äußerst selbstbewusst und hegt manchmal nicht sehr sittliche Gedanken, was trotz der traurigen Umstände für einige Lacher sorgte. Richtig cool fand ich vor allem ihr amüsantes Geplänkel mit Wrath.

Wrath ist einer der Dämonenprinzen, die Emilia eigentlich nur aus Sagen kennt. Dennoch existiert er wirklich, und die beiden müssen im Kampf gegen das (noch) Böse(re) zusammenarbeiten. Ich hätte gerne hin und wieder in seinen Kopf geschaut, da ich bis zuletzt nicht sonderlich schlau aus ihm geworden bin.

Die Story hat sich um die Protagonisten herum gebildet und sich wie ein Knospen festgesetzt. Ich weiß, Klischee, aber ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es gab Überraschungsmomente, unheimlichere Szenen, humorvolle Situationen und auch den einen oder anderen schnulzigen Moment.

Fazit: Ein toller Reihenstart: spannend, düster, perfekt für Fantasy-Leser. Aber auch Aufgeschlossene könnten hier ihr nächstes Highlight finden. Und wer Englisch kann, der darf sogar bereits die komplette Reihe suchten.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Unterhaltung für Rätselwillige

No Escape - Insel der Toten
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Kennt ihr diese Escape-Books von damals? 1000 Gefahren, du entscheidest selbst. Man, was ich habe ich die geliebt, auch wenn ich andauernd gestorben bin, weil ich falsch entschieden habe. Dennoch haben ...

Kennt ihr diese Escape-Books von damals? 1000 Gefahren, du entscheidest selbst. Man, was ich habe ich die geliebt, auch wenn ich andauernd gestorben bin, weil ich falsch entschieden habe. Dennoch haben sie mir unheimlich gut gefallen, waren spannend und brisant. Genau das habe ich bei diesem Buch erwartet.

Auch hier musste man nach jedem Kapitel entscheiden, welchen Weg man nun gehen will. In vielen Kapiteln warteten Rätsel auf mich, die mal mehr, mal weniger schwer waren. Konnte ich das Rätsel lösen, dann durfte ich direkt weiterlesen. Wenn aber nicht, dann gab es zwar auch eine Auflösung, aber man erhielt einen Totenkopf. Natürlich wollte ich überleben, daher rätselte ich und rätselte, solange bis mir der Kopf qualmte. Ich versuchte nach und nach die richtigen Entscheidungen zu treffen, was gar nicht so leicht war. Das hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht beim Lesen. Ich habe einen Zettel nach dem anderen vollgekritzelt, denn ins Buch malen wollte ich nicht. Auch die geforderten Eselsohren ersetzte ich lieber durch Lesezeichen. Das Buch soll schließlich auch überleben. Spaß beiseite.

Nebenher gab es natürlich noch die Story. Ich lese Bücher von Hohlbein sehr gern, da er es immer wieder schafft, mich zu begeistern. Er hat einen grandiosen Schreibstil, kann die verschiedensten Emotionen in mir hervorrufen. Es fühlte sich so lebensnah und real an, als wäre ich selbst auf dieser Insel gefangen.
Ich war einer der Charaktere, auch wenn diese mir nicht unbedingt sympathisch waren.

Komische Typen an Protagonisten waren mit dabei. Unter anderem eine reiche und arrogante Frau, ein eingebildeter Schauspieler, ein verrückter Techniker, ein uncharmanter Italiener und noch einige mehr. Die Art von Gruppe, mit der man eigentlich nicht um sein Leben kämpfen möchte. Denn keiner von ihnen würde zögern, seine eigene Haut zuerst zu retten. Aber es gab dennoch zwei Personen, die ich nett fand. Zum einen wäre da Brianna. Sie arbeitet für die Reichen und ist nebenher eine ganz normale, junge Frau. Sie hat immer wieder Mut bewiesen und viel Menschlichkeit gezeigt. Hin und wieder hat sie mich sogar überraschen können. Zum anderen dann noch Heather McManus. Ihr Mann und sie haben diese kleine Kreuzfahrt gesponsert bzw. dazu eingeladen. Obwohl Heather die Frau eines sehr reichen Mannes ist, so ist sie dennoch herzlich und nett geblieben. Sie behandelt Brianna wie jeden anderen Menschen auch.

Fazit: Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, obwohl die beiden Autoren doch sehr die Entscheidungen gelenkt haben. Man konnte eigentlich nicht viel falsch machen, daher war es anders als die Bücher in meiner Jugend. Ich empfehle es gern für Rätselwillige weiter; aber auch ein Krimi-Fan sollte auf seine Kosten dabei kommen.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Coole Story mit viel Input zwischen den Zeilen

Phantasmen (Graphic Novel)
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Die Invasion der Geister bringt das Ende der Welt? Ja, genau. Denn stellt euch vor, dass der Geist jedes Verstorbenen an der Todesstelle verweilt - und zwar für immer und ewig. Und nicht nur das! Sobald ...

Die Invasion der Geister bringt das Ende der Welt? Ja, genau. Denn stellt euch vor, dass der Geist jedes Verstorbenen an der Todesstelle verweilt - und zwar für immer und ewig. Und nicht nur das! Sobald dieser Geist anfängt zu lächeln, sterben alle Menschen in seinem Radius. Die dann auch wieder zu Geistern werden. Und lächeln. Ihr merkt, worauf das hinausläuft? Die Gefahrenzone wird dadurch immer größer, bis es irgendwann keinen Platz mehr für Sterbliche gibt. Übrigens nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall. So faszinierend und witzig diese Vorstellung erst einmal klingen mag, so beängstigend wird sie, wenn man sich länger mit ihr auseinandersetzt.

Den beiden Schwestern, Rain und Emma, ist längst jedes Lachen darüber vergangen. Zwar fürchten sie sich nicht vor den Geistern, aber vor den Konsequenzen derer. Auf der Suche nach ihren Eltern, die wahrscheinlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind, begegnen sie den hellen Wesen immer wieder. Doch sie wollen Gewissheit, wollen mit ihren eigenen Augen sehen, dass ihre Eltern nicht mehr die sind, die sie mal waren. Also machen sie sich mit ihrem rostigen Mini Cooper auf den Weg zur Unglücksstelle in Europas einziger Wüste ohne zu ahnen, was sie dort erwartet. Aber mit allerlei Hoffnung und Zweifeln gleichermaßen im Gepäck, die verdeutlichen, dass eine Wahrheit, die man bereits kennt, trotzdem verdammt weh tun kann, wenn sie sich gänzlich offenbart.

"Jeder, der nicht schnell genug wegkommt, stirbt an Herzversagen. Mittlerweile sind es Millionen Tote auf der ganzen Welt. Zig Millionen in weniger als zwölf Stunden." (Zitat Seite 39)

Das Artwork macht einiges her. Interessant hierbei finde ich den besonderen Stil von Jurek Malottke, der sich nicht um Tiefen und Details schert, sondern auf plastische, fast dezente Art den Fokus auf die Stimmung legt. Dadurch, dass man nicht alles von den Umgebungen wahrnimmt und auch Mimiken hier untergehen, konzentriert man sich auf das Ungesagte zwischen den Zeilen. Man fühlt mehr mit. Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Der Sog, der von Seite 1 an entsteht, bleibt bis zuletzt erhalten. Zwar finde ich das Ende für meinen Geschmack eilig abgehandelt, denn es hatte definitiv noch Luft nach oben, dennoch wirkte es stimmig und rundete die Story gut ab. Womöglich liegt es am Leser selbst, welchen Ausgang er erwartet oder sich wünscht und ob er mit dem gebotenen zufrieden sein kann.

Fazit: Eine fantastische Geistergeschichte über das Ende der Welt mit Illustrationen, die insbesondere die Gefühle der Figuren so glaubhaft vermitteln, dass diese förmlich zum Leben erweckt werden. Hier bekommt man ordentlich was für sein Geld geboten.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Cooles Setting, rotzige Sprache

Hit the Road
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Es ist das Jahr 1969 und wir befinden uns im Westen von Nevada. Genauer gesagt in Reno, der größten Kleinstadt der Welt. Vicky hat heute Geburtstag, doch statt eines Geschenkes und einer großen Party bekommt ...

Es ist das Jahr 1969 und wir befinden uns im Westen von Nevada. Genauer gesagt in Reno, der größten Kleinstadt der Welt. Vicky hat heute Geburtstag, doch statt eines Geschenkes und einer großen Party bekommt sie lediglich ihren allerersten Auftrag. Als Teil einer berüchtigten Mafia-Familie ist es ihre Pflicht, alles zu tun, was das Oberhaupt, Granny, von ihr verlangt. Dabei hat Vicky eigentlich ganz andere Sorgen, die sie belasten.

In einem anderen Erzählstrang lernen wir Clyde kennen, der aufgrund eines Verfahrensfehlers gerade aus dem Knast entlassen wurde und nach einem "kleinen Malheur" mit seinem Bruder dringend einen Doktor für diesen benötigt. Und so kommt es, dass sich die Wege von Clyde und Vicky wie zufällig kreuzen. Willkommen im großen Schlamassel; bitte schnallen Sie sich an!

Dass nur einer von ihnen weiß, wer der andere eigentlich ist, sorgte für einen kleinen Überraschungseffekt, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Tatsächlich vermutete ich etwas völlig anderes und musste mich dann sogar an die neue Erkenntnis gewöhnen. Im positiven Sinne!

Die Illustrationen vermitteln gekonnt die jeweilige Atmosphäre der knappen Textpassagen. Alles wirkt pointiert, ohne unnötiges Geschwafel. Und auch der knackige, lockere Schreibstil fügt sich problemlos mit ein.

"Wir wissen doch beide, dass du früher oder später in den Knast zurückkommst oder dass du draußen elendig verreckst." (Zitat Seite 10)

Lediglich das Ende war dann zu plump abgehandelt und hätte durchaus noch ein, zwei Seiten mehr verdient gehabt. Es passte zwar inhaltlich zur vorangegangenen Story, war jedoch weniger spannend und verursachte bei mir ein unzufriedenes Seufzen.

Staubige Straßen, durchlöcherte Kerle, züngelnde Schlangen und mexikanischer Tequila: "Hit the Road" ist ein Road Trip voller Gefahren, Adrenalin und einem coolen Setting. Wer dreckigen Western-Flair und die dafür typische rotzige (Fäkal-)Sprache mag, wird hier gut unterhalten.

Kleines Schmankerl: Sogar Stephen King hat ein bisschen Platz bekommen.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Würdest du das Leben eines Anderen kaufen?

Das gekaufte Leben
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3,2,1… meins! Wer hat nicht schon mal auf diese Weise etwas ersteigert. Aber war auch ein neues Leben dabei? Clemens Freitag hat sich genau dafür entschieden. Mit dem Erbe seiner Eltern kauft er sich ein ...

3,2,1… meins! Wer hat nicht schon mal auf diese Weise etwas ersteigert. Aber war auch ein neues Leben dabei? Clemens Freitag hat sich genau dafür entschieden. Mit dem Erbe seiner Eltern kauft er sich ein neues Haus samt Einrichtung eines ihm Unbekannten. Haus, Freunde, Job – all die Besitztümer des Verkäufers gehören nun ihm. Doch schon nach kurzer Zeit findet Clemens Nachrichten vor und hat seltsame Begegnungen. War dieser Schritt vielleicht doch zu gewagt?

Als Clemens den Deal seines Lebens macht, ahnt er noch nicht, worauf er sich damit eingelassen hat. Es verschlägt ihn in das ostdeutsche Provinzdorf Zaun. Was er da entdeckt, wirkt zunächst wie ein Traum. Ein riesiges Haus, ein Luxusauto in der Garage, ein eigener See mit Bootsschuppen und sogar eine Ferienwohnung – für Clemens scheint es wie ein Sechser im Lotto. Auch den Job seines Vorgängers darf er übernehmen.

„Ich gratuliere Ihnen, Sie haben mein Leben erworben. Es war ein glückliches Leben, bis sich meine Frau von mir getrennt hat. Aber ich bin überzeugt, dass Sie alle Voraussetzungen haben, um hier ein glückliches Leben zu führen. Ich wünsche Ihnen das Beste. Im Briefkasten finden Sie die Schlüssel. Der Briefkastenschlüssel befindet sich in der Lampe neben der Haustür. Keine Angst, in unserem und nun in Ihrem Dorf kann man getrost die Haustür offen lassen, auch wenn einige Nachbarn das Gegenteil behaupten. Wenn Sie ankommen, werde ich bereits in einem anderen Land, vielleicht schon auf einem anderen Kontinent sein. Leben Sie wohl.“ (Zitat)

Die Handlung hat mich von Anfang an total neugierig gemacht und ich wollte unbedingt erfahren, wie es ist, sich ein komplett neues Leben zu erkaufen. Schon allein der Gedanke, alles hinter sich zu lassen und in einer fremden Stadt neu anzufangen bzw. ein bestehendes Leben fortzuführen, jagt mir Gänsehaut über den Körper. Würde ich persönlich alles hinter mir lassen wollen und in der Fremde völlig neu beginnen? Diese Frage habe ich mir mehr als einmal gestellt und ganz klar mit einem „NEIN“ beantwortet.

Clemens wurde als Protagonist sehr authentisch dargestellt. Durch die vielen Einblicke in seine Gefühlswelt fiel es mir leicht, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Ich war beeindruckt von diesem Mann, der einfach ins kalte Wasser springt und ein Leben übernimmt, von dem er keine Ahnung hat. Fasziniert habe ich Clemens bei seinem Umzug in ein neues Leben begleitet, mit ihm gefeiert und gelitten. Interessant fand ich hierbei, dass Clemens nicht eine Sekunde lang Reue empfunden hat, diesen Schritt gewagt zu haben.

Der Schreibstil war flüssig und bildhaft. Die Kapitel waren mir persönlich ein wenig zu lang, dafür sorgten aber ein paar kleine Spannungsmomente für die passende Atmosphäre und den zugehörigen Nervenkitzel.

Fazit: Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Wie zufrieden sind wir eigentlich mit unserem Leben? Was würden wir anders machen wollen? Oder sollten wir einfach unser Leben genießen, wie es ist, und dankbar sein?

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