„Blut ist dicker als Wasser, aber ist Liebe stärker als Schuld?
(Überschrift von Keep her safe)
Worum geht’s?
Seit Grace denken kann, lebt sie in einem Trailerpark, wo es niemanden interessiert, dass ihr Vater ein korrupter Cop war und ihre Mutter stetig auf den Drogentod zusteuert. Bis eines Tages Noah aus ihrer Vergangenheit vor ihrer Tür steht und eine Tasche voller Geld dabeihat, das angeblich für sie sein soll. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, auch wenn es aufgrund ihrer Vorgeschichte kaum schlechtere Vorzeichen für sie geben könnte. Um Grace zu helfen, den Namen ihres Vaters reinzuwaschen, müsste Noah den Ruf seiner toten Mutter aufs Spiel setzen. Aber irgendjemand ist mit allen Mitteln darauf aus, dass die Wahrheit von damals auf keinen Fall ans Licht kommt …
Keep her safe ist ein Einzelband und abgeschlossen.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Die Protagonisten Grace und Noah sind als Ich-Erzähler die Haupterzähler, andere Beteiligte haben aber auch vereinzelte Kapitel in der Vergangenheit. Im Buch ist sexueller Content enthalten. Das Buch beinhaltet möglicherweise triggernde Themen wie Suizid, Drogenmissbrauch und sexuellen Missbrauch.
Meine Meinung
Keep her safe ist mein erstes Buch von der Autorin und hat mich hauptsätzlich durch den Klappentext angesprochen. Ich hatte zuvor schon öfter gehört, dass die Autorin für ihre komplexen und tiefgründigen Geschichten bekannt ist und war entsprechend sehr gespannt auf dieses Buch. Leider muss ich sagen, dass der Klappentext etwas anderes verspricht, als das Buch hält. Das kann gut oder schlecht sein, je nachdem, was man erwartet.
Noah und Grace kennen sich aus ihrer Kindheit, wo Graces Mutter auf Noah aufgepasst hat. Noahs Mutter und Grace Vater haben zusammen als Polizisten gearbeitet, bis alles den Bach runterging und Graces Vater Abe erschossen und als korrupter Cop gelabelt wurde, woraufhin Grace und ihre Mutter weggezogen sind. Seitdem hat sich Graces Leben sehr ins Negative entwickelt, sie leben in einem Trailerpark und ihre Mutter ist schwer drogensüchtig. Grace arbeitet in mehreren Jobs, um die beiden am Leben zu halten, hat keine Kontakte mehr in die Vergangenheit und kann bis heute nur schwer glauben, dass die Vorwürfe gegen ihren Vater stimmen könnten. Nun steht plötzlich, eine Ewigkeit später, Noah vor ihrer Tür, an den sie nur noch schwache Erinnerungen hat, weil sie noch sehr klein war. Noahs Mutter ist mittlerweile Polizeichefin geworden und scheint an dem Druck zerbrochen zu sein, sodass sie ihrem Leben ein Ende gesetzt hat, aber Noah noch letzte Botschaften hinterlassen hat, die dazu führen, dass er sich fragen muss, ob damals die Vorwürfe gegen Abe tatsächlich stimmten. Gemeinsam mit Grace begibt es sich nun auf die Suche und stößt hierbei auf viele Gesichter der Justizbehörden, die ihm nicht alle wohlgesonnen sind. Je tiefer beide graben, desto mehr Abgründe tun sich auf – bis niemand mehr weiß, wem man tatsächlich noch trauen kann und sollte.
Keep her safe ist keine Liebesgeschichte. Das möchte ich vorwegnehmen. Zwar entwickelt sich etwas zwischen Noah und Grace, ehrlich gesagt hat es sich mir aber nicht so wirklich erschlossen. Auf einmal war es da und es zeigt sich vor allem dadurch, dass beide oftmals an unpassenden Stellen sexuelle Gedanken übereinander haben. Daher möchte ich die Thematik Lovestory gern direkt ausklammern, weil es hierzu wenig bis gar nichts zu sagen gibt. Tatsächlich hat es in meinen Augen die Liebesgeschichte auch nicht zwingend gebraucht, Grace und Noah könnten auch als reine Freunde gut funktionieren.
Der gesamte Schwerpunkt der Geschichte liegt auf den Ereignissen einer schicksalsbehafteten Nacht vor vielen Jahren, die zu Abes Tod führte und wonach es Vorwürfe gegen ihn gab, dass er ein korrupter, drogendealender Cop war. Noahs Mutter hat Hinweise hinterlassen, die darauf hinweisen, dass alles wohl doch anders war. Nun beginnt Noah, nachzuforschen. Es tauchen viele Personen auf, etwa sein Onkel, Leute vom FBI, ehemalige Kollegen und auch der vorige Polizeichef. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr hatte ich das Gefühl, man kann und sollte hier niemandem mehr trauen. Noah und Grace gehen an einigen Stellen etwas naiv an die Sache ran, gleichzeitig sind sie für ihr Alter teilweise aber auch sehr abgeklärt, was mit ihren bisherigen Erlebnissen zu erklären ist, gerade bei Grace. Stück für Stück entfaltet sich die Wahrheit, nur um dann mutmaßlich oder tatsächlich wieder überworfen zu werden. In dieser Hinsicht ist der Autorin eine gute Geschichte gelungen, die nie langweilig wird. Man möchte weiterlesen, möchte verstehen und die Hinweise zusammensetzen, hat aber auch immer wieder das Gefühl, dass alles noch nicht so ganz passt. Leider ist es so, dass zwischendurch immer über weite Strecken die Story stehenbleibt oder sich im Kreis dreht, was auch dazu führt, dass Noah und Grace gern mal etwas anderes machen oder ewig über einen Aspekt diskutieren. Das Buch gerät hierdurch recht lang, was nicht nötig gewesen wäre. Insbesondere, da abseits der Ermittlungsthematik recht wenig präsentiert wird, führte das zwischendurch gelegentlich zu Frust. Natürlich gibt es mit Einblicken in Graces Leben und mit der Thematik um ihre drogensüchtige Mutter durchaus Kriegsnebenschauplätze, ich hatte aber schlichtweg das Gefühl, man hätte dies mehr nutzen können. Im Hinblick auf Noah muss ich sagen, dass er eigentlich untergeht. Er ist nur unterstützender Charakter bei der Aufklärung, hat selbst aber wenig Raum.
Von den Charakteren her hat es mir Grace leider echt nicht leicht gemacht. Ich mochte sie anfangs schon nicht sonderlich und das ändert sich im Laufe des Buches auch nur geringfügig. Sicher geprägt durch ihre Erlebnisse ist sie ein recht spezieller Charakter, der wenig Impulskontrolle hat und oftmals ohne nachzudenken handelt. Das führt teilweise zu Problemen. Noah hingegen ist sehr bodenständig, der absolute Goodguy und sehr nachdenklich und vorausschauend, hat gleichzeitig aber einen absoluten Blindspot in seinem privaten Umfeld. Generell muss ich sagen, dass an vielen Stellen die Erfolge der beiden eher dem Zufall als der Intelligenz geschuldet waren. Das ändert aber an der Grundspannung nichts. Die Auflösung des Ganzen hat mich aber tatsächlich begeistern können, auch weil sie sehr vielschichtig war und man die Motive der einzelnen Personen nach und nach verstehen konnte.
Mein Fazit
Keep her safe ist ein durchaus spannendes Buch, was bis zur letzten Seite mit kleineren Twists daherkommt und einige grundlegende, sozialkritische Fragen stellt, aber auch einige Längen aufweist. Die Liebesgeschichte um Noah und Grace spielt für mich jedoch eine sehr untergeordnete Rolle und konnte ich auch nur bedingt überzeugen. Für mich ist das Buch eher ein Drama Suspense-Roman mit etwas Liebe. Wer sowas mag, kann hier mit einer guten Geschichte rechnen.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]