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Veröffentlicht am 11.05.2022

Amüsant, unterhaltsam, empathisch und emotional

Morgen kann kommen
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Worum geht’s?
Als Ruth im Mülleimer einer Drogerie ein Foto findet, steht sie urplötzlich vor dem Aus ihrer Ehe. Sie weiß nicht was tun und wohin sie gehen kann und entflieht an einen Ort aus ihrer Kindheit, ...



Worum geht’s?
Als Ruth im Mülleimer einer Drogerie ein Foto findet, steht sie urplötzlich vor dem Aus ihrer Ehe. Sie weiß nicht was tun und wohin sie gehen kann und entflieht an einen Ort aus ihrer Kindheit, in das Haus ohne Hausnummer im Ohnsorgweg. In dem ihre Schwester wohnt. Ihre Schwester, zu der sie seit einer Ewigkeit keinen Kontakt hat.

Meine Meinung:
„Morgen kann kommen“ (Rowohlt Verlag, April 2022) von Ildikó von Kürthy ist das erste Buch, das ich von der Autorin lese. Aber ich kenne sie tatsächlich noch aus meiner Jugend mit ihren Artikeln in der Zeitschrift Brigitte. Schon damals hat mir ihre leichte, aber doch tiefgründige Art zu schreiben sehr gefallen. Schön bei dem Buch sind auch die eingepflegten Zeichnungen, die eine kleine Besonderheit darstellen.

Das Buch selbst ist einfach unterhaltsam zu lesen. Die Autorin bietet uns eine Vielfalt an Emotionen, lustigen Szenen und empathischen und ganz eigenen Charakteren. Die WG, die Gloria in dem Haus im Ohnsorgweg gegründet hat, ist einfach nur schön. Ein lustig zusammengewürfelter Haufen, bei dem man direkt einziehen möchte. Es wirkt alles so leicht und unbeschwert und doch haben jede und jeder sein/ihr Päckchen zu tragen. Die Autorin verbindet auf einzigartige Weise die Themen Betrug, Narzissmus, Selbstaufgabe, Fremdgehen aber auch Freundschaft, Verzeihen, Krankheit und Zusammenhalt auf eine einzigartige Art miteinander. Erzählt von Menschen, die sich verlieren und dann wiederfinden. Von Selbstaufgabe und Selbstvertrauen. Dabei erzählt sie aus unterschiedlichen Perspektiven, was die Gedanken und Ansichten der einzelnen Personen noch deutlicher hervorbringt.

Es hat unheimlich Spaß gemacht, Ruth zu begleiten, zu sehen, wie sie und ihre Schwester sich nach der langen Zeit wiedersehen. Mit den beiden gemeinsam alte Probleme zu thematisieren. Dann die Fastenkur von Erdal – wer hat das nicht schon durchgemacht. Und wie Ildikó von Kürthy dann betrogene Ehefrau und Affäre zusammenbringt, einfach grandios! Dann Sozi, der gegen seinen Hirntumor ankämpft. Der treue Freund von Gloria, der immer für sie da war und das war es auch, was mich am Ende besonders berührt hat, dass er, der sein Leben lang für andere da war, erleben durfte, dass alle auch für ihn da sind und er nicht alleine ist. Ein wirklich schönes Buch mit tollen Charakteren – es wäre so schön, wenn es das Haus im Ohnsorgweg tatsächlich geben würde.

Fazit:
In „Morgen kann kommen“ erzählt Ildikó von Kürthy auf wirklich amüsante aber auch anrührende Weise die Geschichte von Ruth, Gloria, Sozi, Fatma und all den anderen. Wir dürfen sie begleiten durch Freundschaft und Krankheit. Dürfen die Verzweiflung miterleben, den Kampf mit den Kilos, das Akzeptieren seiner selbst und das alles in dem Haus im Ohnsorgweg mit seiner WG, gegründet von Gloria, in die ich am Liebsten direkt mit einziehen würde. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen Menschen, vereint durch das Schicksal und verbunden durch eine tiefe Freundschaft und Vertrauen, wo jeder für jeden da ist und jeder sein darf, wie er ist.

5 Sterne für dieses wirklich schöne Buch, das kurzweilig aber doch auch tiefsinnig zu lesen war!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Mitreißend und farbenprächtig – ich liebe die Neuseeland-Sagas einfach

Der Klang des Muschelhorns
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Worum geht’s?
Idas Familie wächst weiter und hat mit Hass und Neid zu kämpfen. Als Chris und Cat bei einem Schiffsunglück als vermisst gelten und wenig später für tot erklärt werden, versucht Jane, Rata ...

Worum geht’s?
Idas Familie wächst weiter und hat mit Hass und Neid zu kämpfen. Als Chris und Cat bei einem Schiffsunglück als vermisst gelten und wenig später für tot erklärt werden, versucht Jane, Rata Station an sich zu reißen und Linda und Carol zu vertreiben.

Meine Meinung:
„Der Klang des Muschelhorns“ von Sarah Lark ist der zweite Teil der Feuerblüten-Saga und er ist fast noch mitreißender und ereignisreicher, als der erste Teil. In ihrer lebendigen Sprache verwebt die Autorin auch hier wieder Geschichte und Fiktion und nimmt uns mit durch die atemberaubende Kulisse Neuseelands, hinein in die Welt der eingewanderten Pakeha und der Maori.

Idas Familie ist mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Linda, Mara, Carol – in diesem Teil werden die Mädchen erwachsen und finden ihr Glück, natürlich wieder, wie wir das von Sarah Lark kennen, über einige Umwege. Und auch Ida und ihr Karl haben inzwischen ein kleines Cottage auf der Nordinsel, wo sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Auch der Teil mit Chris und Cat und dem Schiffsunglück ist so unglaublich greifbar dargestellt – die Autorin fasziniert mich immer wieder! Und in diesem Roman dürfen wir bereits die nächste Generation kennenlernen, was jetzt schon Vorfreude auf den nächsten Teil weckt.

Dieser Teil ist allerdings auch sehr kriegerisch. Te Ua Haumene, ein Maori-Prediger, sammelt Krieger aus unterschiedlichen Pas (Maori-Kriegsdörfern) zusammen, um die Pakeha, die Weißen, von der Insel zu vertreiben, die ihr Land angeblich gestohlen haben. Und stellenweise war es wirklich grausam zu lesen, was die Maori ihren Opfern angetan haben. Aber auch ebenso faszinierend – Sarah Lark erweckt Geschichte wieder zum Leben. Wir durften die Military Settlers begleiten. Ebenfalls ein Stück erlebte Geschichte. Und natürlich die fiktiven Parts, Franz – Idas Bruder – der als Reverend zurück nach Neuseeland kommt, sich von seiner Vergangenheit löst und sein Glück als Leiter eins Waisenhauses findet. Er macht hier sicher die größte Verwandlung durch. Te Haitara und Jane, für die sich auch endlich alles zum Guten wendet und Chris und Cat, die noch enger zueinander finden. Das Buch hat einfach wieder Spaß gemacht zu lesen und ich bin zeitweise wirklich komplett aus der Realität abgetaucht in die bunte und lebendige Welt der Insel auf der anderen Seite der Erde.

Fazit:
In „Der Klang des Muschelhorns“, dem zweiten Teil ihrer Feuerblüten-Saga, nimmt uns Sarah Lark wieder mit auf eine faszinierende Reise quer durch Neuseeland. Wir begleiten die Military Settlers, erleben Te Ua Haumene und seinen Aufstand gegen die pakeha – Geschichte, die die Autorin wieder zum Leben erweckt. Wir begleiten Ida und Cat und ihre Töchter. Erleben mit, wie sie erwachsen werden, wie sie kämpfen müssen, teilweise wirklich ums Überleben. Und am Ende dürfen wir dann noch die nächste Generation kennenlernen. Ein wieder überaus faszinierendes Buch, ein Stückchen lebendig gewordene Geschichte gepaart mit mitreißender Fiktion und das vor der farbenprächtigen und wundervoll dargestellten Kulisse Neuseelands.

5 Sterne für dieses faszinierende Buch, das mich komplett in eine andere Welt hat eintauchen lassen.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Unheimlich spannend und mega psycho

Der Insasse
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Worum geht’s?
Tills Sohn ist seit einem Jahr verschwunden, aber Tramnitz, der mutmaßliche Entführer und Mörder gibt die Tat nicht zu. Mittlerweile sitzt er in psychiatrischer Sicherheitsverwahrung. Und ...



Worum geht’s?
Tills Sohn ist seit einem Jahr verschwunden, aber Tramnitz, der mutmaßliche Entführer und Mörder gibt die Tat nicht zu. Mittlerweile sitzt er in psychiatrischer Sicherheitsverwahrung. Und hat dort angeblich ein Tagebuch, das von all seinen Taten erzählt. Um hinter die Wahrheit zu kommen, lässt sich Till einweisen.

Meine Meinung:
Von den Büchern von Sebastian Fitzek bin ich immer wieder hin- und hergerissen, aber „Der Insasse“ ist definitiv der Hammer! Schon die Covergestaltung, der Einband ist gefüttert und fühlt sich an wie die Wände einer Gummizelle, dazu der rote Buchschnitt – macht Lust, das Buch zu nehmen und direkt zu lesen. Dann der Schreibstil – die Seiten fliegen nur so dahin. Der Autor nimmt uns mit in die Gedanken von Till bzw. Patrick, lässt uns eindringen in die Welt der psychisch Kranken, dann die Beschreibung der Szenerien, der Kämpfe – es ist wundervoll grauenhaft und psycho.

Die Protagonisten sind perfekt inszeniert, allen voran Till, der verzweifelt auf der Suche nach der Wahrheit zum Verschwinden seines Sohnes Max ist und sich in die Klinik einschleusen lässt und dabei einen wahren Alptraum erlebt. Tramnitz, der psychotische Serienkiller, eine wirklich geniale Gestalt. Dann die Ärzte und Mitpatienten: Wer ist echt, wer hat etwas zu verbergen? Und am Ende, die Auszüge aus dem Tagebuch von Tramnitz: Schrecklich zu lesen und zugleich so schön formuliert.

Dieser Psychothriller ist so psycho, immer wenn man denkt, man kennt die Wahrheit, ist alles komplett anders. Von der ersten Seite an ist es spannend. In einer geschlossenen Anstalt zu sein, unschuldig und mit Medikamenten behandelt zu werden und nicht zu wissen, wem man trauen kann. Und ob man jemals wieder rauskommt. Allein das ist schon eine alptraumhafte Vorstellung. Aber dann noch die Geschehnisse darum herum! Selbst am Ende, als man durchatmen will, weil alles gut gegangen ist, ist es noch nicht vorbei und Fitzek setzt noch einen drauf: Wer ist Till wirklich? Wer Patrick? Und was haben Max und Dr. Liebert damit zu tun? Ist das Ende wirklich, wie es scheint? Oder ist es nur eine weitere mögliche Wahrheit? Es ist grauenhaft, es ist schaurig und das Buch hat mich wirklich geflasht. Und gerade, dass die mögliche Wahrheit am Ende noch weitere Möglichkeiten offenlässt, ist hier ein besonders genialer Schachzug des Autors, der perfekt zu dem Buch und dem Thema dahinter passt.

Fazit:
Mit „Der Insasse“ setzt Sebastian Fitzek die Messlatte im Bereich Psychothriller hoch an. Obwohl mich nicht alles Bücher des Autors gleichermaßen begeistern: Mit diesem Buch hatte er mich von der ersten Seite. Die Charaktere, insbesondere von Till und Patrick, sind einfach perfekt. Tramnitz ist ein genialer gestörter Serienmörder und die Handlung selbst absolut unvorhersehbar und gruselig. Jedes Mal, wenn man denkt, man ist dahintergekommen, wendet sich das Blatt und hinter jeder Seite steckt eine neue mögliche Wahrheit – die selbst ganz am Ende nur eine Variante der Realität ist, aber selbst hier muss nicht sein, wie es scheint.

5 Sterne für diesen genialen Psychothriller, der definitiv Lust auf mehr macht!

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Ein spannender Auftakt mit skurrilen Charakteren

Schwarzlicht
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Worum geht’s?
Wie bei einem missglückten Zaubertrick werden die Opfer an öffentlichen Plätzen ausgestellt aufgefunden, in Kästen von Illusionisten, durchbohrt und zerstückelt. Als die Polizei sich nicht ...

Worum geht’s?
Wie bei einem missglückten Zaubertrick werden die Opfer an öffentlichen Plätzen ausgestellt aufgefunden, in Kästen von Illusionisten, durchbohrt und zerstückelt. Als die Polizei sich nicht mehr zu helfen weiß, holen sie den Mentalisten Vincent Walder dazu, der Mina Dabiri und ihr Team bei den Ermittlungen unterstützen soll. Doch hat er mehr mit den Opfern zu tun, als es anfangs scheint?

Meine Meinung:
„Schwarzlicht“ (Droemer Knaur, April 2022) ist der Auftakt zu der Krimitrilogie um Mina Dabiri und Vincent Walder. Das Autorenduo bestehend aus der Bestsellerautorin Camilla Läckberg und dem Mentalisten Henrik Fexeus und entführt uns LeserInnen in eine Welt der Magie, der Illusionen, aber auch in eine Welt des Grauens. Der Schreibstil des schwedischen Duos hat mich wirklich gepackt. Das Buch war mitreißend und ging unter die Haut und auch die Einschübe über die Arbeit von Mentalisten und der Psychologie dahinter haben mir gut gefallen.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, sind die Hauptprotagonisten. Der Mentalist Vincent Walder, der in allen Zahlen Bedeutungen sieht und Verbindungen sucht und Mina Dabiri, die einen absoluten Horror vor Schmutz und Bakterien hat und unter einem manischen Hygienezwang leidet. Zwei außergewöhnlich skurrile und schrullige Charaktere, die sich aber super ergänzen und die das Ganze amüsant anders gestalten. Überhaupt hat mir das Ermittlerteam gut gefallen. Es sind ja alles Charaktere, die irgendwo angeeckt sind und anders sind.

Dann die Story selbst: Auch wenn es mit dem Titel des Buches nichts gemein hat und der englische Titel „Box“ deutlich passender wäre, war es ungewöhnlich und spannend und mit den Szenerien von den Taten und Tatorten fast schon mehr Thriller als „nur“ Kriminalroman. Es war genau die richtige Menge an Blut, Gehirnmasse, Spannung und Schauer, der ein gutes Buch ausmacht und einen dazu bringt, immer weiterlesen zu wollen. Die Spannungskurve stieg immer weiter an und auch die Einschübe in die Vergangenheit haben mir gut gefallen. Besonders mit dem Ende haben die Autoren die Spannung nochmal extrem ausgereizt und zugleich auch noch Situationskomik hineingebracht. Ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Teile, möchte mehr über Nathalie erfahren, wie sie zu Mina in Verbindung steht. Ist sie ihre Tochter? Oder doch nicht? Und wer war am Telefon? Und auch über Vincents Schwester Jane: Werden wir ihr wiederbegegnen? Oder nicht? Oftmals wurde etwas ausführlich über das Psychologische oder das sog. Wikipedia-Wissen gesprochen wurde, aber alles in allem hat dies der Spannung und dem Auftakt der Trilogie keinen Abbruch getan und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil!

Fazit:
Mit dem Kriminalroman „Schwarzlicht“ starten Camilla Läckberg und Henri Fexeus in ihre Dabiri-Walder-Trilogie. Und der Auftakt ist wirklich sehr gelungen. Auch wenn der Titel des Buches mit dem Inhalt nicht viel gemein hat, werden wir doch schnell entführt in eine Welt der Spannung, der Illusionen und des Grauens. Besonders die Charaktere haben es mir angetan. Sie sind schrullig, skurril und herrlich anders, vor allem Vincent mit seinem Zahlentick und Mina mit ihrer Bakterienphobie. Einige kleine Längen gab es zwischendurch, die aber der Spannung keinen Abbruch getan haben und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil und hoffe, wir müssen nicht zu lange warten, um dem ganzen Team wiederbegegnen zu dürfen!

5 Sterne für diesen gelungenen Auftakt in eine Trilogie aus Spannung, Grauen und mit jeder Menge Situationskomik!

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Eine wunderbare Freundschaft vor den Wirren des 1. Weltkriegs

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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Worum geht’s?
Um 1918 machen die Freundinnen Elly und Henni ihren Traum wahr und beginnen ihre Arbeit in der Buchhandlung in der Amalienstraße. Vor den Wirren des 1. Weltkriegs, dem Sturz der königlichen ...

Worum geht’s?
Um 1918 machen die Freundinnen Elly und Henni ihren Traum wahr und beginnen ihre Arbeit in der Buchhandlung in der Amalienstraße. Vor den Wirren des 1. Weltkriegs, dem Sturz der königlichen Herrscher und den Anspannungen der Räterepublik tun sie alles, um die Buchhandlung am Leben zu halten.

Meine Meinung:
Mit „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ (Ullstein Buchverlage, April 2022) gelingt Heidi Rehn ein weiterer Roman, der absolut faszinierend und bezaubernd ist. Ihr bildhafter Schreibstil ist unheimlich bewundernswert! Dann die Verbindung zwischen Historie und Fiktion – vor allem die vielen auch nebensächlichen historischen Details, die sie immer in ihre Geschichten einpflegt; ihr gelingt es immer wieder, Dinge aufzuspüren, die so interessant sind und von denen ich noch nie gehört habe!

In diesem Teil erleben wir nicht nur den Beginn und den Verlauf des 1. Weltkriegs mit, wir sehen vor allem, wie es den kleinen Geschäften in dieser Zeit ergeht und den Frauen, die daheimgeblieben sind. Erleben mit, wie die Frauen, die immer kleingehalten und unterschätzt wurden, plötzlich ihren „Mann“ stehen und mindestens genauso gut die Aufgaben erledigen, die sonst den Männern vorbehalten waren. So erleben wir den Beginn der Gleichberechtigung mit, das erste Mal, dass Frauen wählen dürfen. Aber auch die Zensur, denen viele Bücher und ihre Autoren unterliegen. Dann der Kampf der Roten gegen die Weiße und die Räterepublik - so viel Geschichte so mitreißend erzählt findet man nicht oft. Und das alles dürfen wir Seite an Seite mit Elly und Henni erleben, die in diesen Zeiten erwachsen werden. Die das Glück haben, selbstbewusste Frauen zu sein und in ein neues Zeitalter hineinwachsen zu dürfen.

Neben den beiden ist mir auch das ganze Team der Buchhandlung ans Herz gewachsen. Zu gerne hätte ich noch mehr persönliche Geschichten auch von Theres und Ruth gehört, zwei Frauen, die sicher ein interessantes Leben in einer für sie schwierigen Zeit geführt haben. Dann die Diskussionsrunden in den Cafés und Bars – wie wundervoll, mit solchen Menschen aufwachsen zu dürfen. Die rauchigen Kneipen, angeheizten Diskussionen, ausgelassenen Feiern, der Kampf, der Aufstand – dies alles hat die Autorin wieder so real und lebendig auf Papier gebracht, dass ich das Buch Seite um Seite verschlungen habe! Heide Rehn ist für mich eine der besten Autorinnen im Bereich historische Romane und ich bekomme nicht genug von ihren Büchern!

Fazit:
Mit „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ hat Heidi Rehn wieder auf ihre faszinierende Weise ein Stück Geschichte auf Papier gebannt, das, gespickt mit ein bisschen Fiktion, lebendig, ergreifend und einfach nur herrlich zu lesen ist. Mit Elly und Henni und dem ganzen Team der Buchhandlung dürfen wir erleben, wie die Frauen erstarken, wie es zum 1. Weltkrieg kommt, zur Räterepublik, zum Sturz des Kaisers und Königs. Heide Rehn erzählt von der Zensur der Bücher aber auch vom neuen Selbstbewusstsein der Frau. Und wir dürfen mit Elly, Henni, Leo und Zacherl das Leben der Studenten und Künstler in den Kneipen erleben, bei Zigarettenrauch, Bier und hitzigen Diskussionsrunden.

5 Sterne für dieses lebendige Stück Geschichte, ich freue mich schon auf Heidi Rehns weiteren Romane!

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