Fesselnder YA-Krimi, der mich absolut überzeugt!
Good Girl, Bad BloodHolly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders ...
Holly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders an der Authentizität, mit der sie Pippa, Ravi, Cara und Connor auftreten lässt. Es fühlt sich an, als würde die Autorin den Lesenden ein Fenster öffnen, durch dass sie hindurch das Geschehen von oben mitverfolgen können.
Die Charaktere sind in der A good girls guide to murder Trilogie der Schwerpunkt meiner Meinung nach. Ohne sie würde die Handlung nur halb so viel Spaß machen. Pippa ist -und jetzt übertreibe ich nicht- die beste Young-Adult-Protagonistin (wenn man das gesamte Fantasy-genre ausklammert) die ich jemals gelesen habe. Sie ist humorvoll, mutig, stolz, intelligent, fleißig und direkt. Sie hat ihre Ecken und Kanten, ihre innere Zerrissenheit, ihr Trauma, aus ihren Ermittlungen und ihre "dunkle Seite", die besonders in Good girl, bad blood thematisiert wird.
Dieses Buch ist ein Gegensatz zu so, so, so vielen anderen Young Adult Detektivbüchern, die ich gelesen habe (und ich habe viele gelesen). Nehmen wir ein bekanntes Beispiel: die drei Fragezeichen Justus, Peter und Bob. Sie lösen Fälle am laufenden Band; vom Horrorhaus, zu Entführungen, zu Hexenjagden. Da ist alles dabei. Und trotz all dem, was die Jungen erleben, scheinen sie nie ernsthafte Spuren vergangener Fälle davon zu tragen.
Holly Jackson hingegen romantisiert und glamourisiert Pippa Ermittlungsarbeiten nicht, was ich an diesem Buch sehr liebe. Die Protagonisten tragen ernsthafte, glaubwürdige Spuren von dem Erlebten davon, kämpfen mit Traumata und zweifeln an sich. Während Pippa an ihrer Arbeit zerbricht, ist sie dennoch auf einer Art Adrenalin-Hoch, was sich auch schon während ihrer Ermittlungen in And 1 gezeigt hat, was ihr unglaubliche Leistungen entlockt. Sie kämpft mit Verantwortung, gegenüber der Familie ihres besten Freundes, dessen älterer Bruder vermisst wird, und gleichzeitig mit dem Wissen, dass sie ihr erster Fall um Andie Bell in einen Abgrund gerissen hat.
Zu dieser beeindruckenden Authentizität kommen noch wundervolle Dynamiken zwischen den einzelnen Charakteren. Pippa und Ravi sind einfach nur absolute couple goals (Ravi schafft es immer, irgendwie die Situation aufzulockern. He is an icon, he is a legend and he is the moment.), Pippa Freundschaft zu Cara und Connor ist so toll und unterstützend und besonders die Entwicklung mit einer mehr-oder-weniger-Feindin Pippas, Nat da Silva, hat mir Tränen entlockt.
Wie vorhin schon angedeutet machen die Charaktere für mich den einen Großteil eines guten Buches aus. Den anderen Teil nimmt die Behandlung ein. Wie schon im vorangegangenen Band ist auch der Plot von Good girl, bad blood fein gestrickt. Fäden, die sich von Band 1 bis hin in Band 2 ziehen (Stanley Forbes und der Matt-Hastings-Prozess im Besonderen) werden angenommen und aufgerollt und ganz Little Hilton scheint vom ersten bis zum letzten Kapitel wahrlich zu leben. Diese Kleinstadt, in der wirklich jede Person irgendwie mit allem zusammenhängt, hat Abgründe, in die Pippa die Lesenden mit ihren Ermittlungen (und die Personen im fiktionalen England mit ihrem True-Crime-Podcast) führt, ohne dass es je "abgedroschen" wirkt. Krimis neigen dazu, bekannte Muster aufzugreifen und wiederzuverwenden (der Gärtner war's!) und Motive zu übernehmen und wenn es das nicht ist, dann wird die Handlung meistens völlig verrückt (was ja aber auch seinen Reiz haben kann...).
Eine Sache kann ich euch über die Handlung in diesem Buch sagen, ohne zu viel zu spoilern: es ist düster, nicht so düster wie Band 1, würde ich sagen, aber so, dass man sich Gedanken über die Realität macht und was für Geheimnisse sich wohl im eigenen Umfeld verbergen.
Außerdem muss ich den letzten Satz klarstellen: diese Trilogie lebt nicht von ihrer Dunkelheit oder einem bestimmten Gruselfaktor, nein, das Leitmotiv ist tatsächlich der Kampf darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt, um jeden Preis. Und dabei wird es nun mal, zumindest in Little Hilton, unangenehm, denn Pippa schreckt vor nichts.
Einen weiteren Faktor habe ich auch schon in Band 1 sehr geliebt. Es ist wie unglaublich nachvollziehbar die Ermittlungen sind. Die Lesenden werden nicht durch unglaublich vorhersehbares Foreshadowing in die richtige Richtung gelockt (looking at you, Drei !!!), noch werden sie mit Enthüllungen überrascht, die vollkommen aus der Luft gegriffen scheinen.
Pippa kommt zu den selben logischen Schlüssen, wie es Lesende. selbst tun. Das mag ich ganz besonders an Holly Jacksons Schreibstil. Sie scheint die Lesenden nicht in bestimmte Richtungen drängen zu wollen mit Hinweisen, sondern lässt alle Möglichkeiten offen und lässt die Lösung und Fährten natürlich erscheinen :)
Ich könnte mich glaube ich ewig in diesem Buch und dessen Besprechung verlieren, deshalb komme ich am Ende nochmal mit einer Frage an alle an, die das Buch bereits gelesen haben: hat euch der Handlung in der Handlung, die durch den Zeitungsartikel dargestellt wurde, auch sehr an eine Criminal Minds Folge erinnert? Als riesiger Fan ist mir aufgefallen, dass besagter Handlungsstrang fats eins-zu-eins derselbe war, was im Endeffekt für das Buch nicht schlimm war, denn dieser Handlungsstrang wurde von der Autorin in eine vollkommen andere Richtung weiterentwickelt. Nur so eine kleine Beobachtung am Rande :))