Eine sehr atmosphärische und berührende Geschichte
South Carolina im Jahre 1946: Die junge Millie ist die Tochter eines Italieners und einer Afroamerikanerin. Sie lebt in einer Zeit, in der sie ihre Herkunft verbergen muss, um sicher leben und die Möglichkeiten ...
South Carolina im Jahre 1946: Die junge Millie ist die Tochter eines Italieners und einer Afroamerikanerin. Sie lebt in einer Zeit, in der sie ihre Herkunft verbergen muss, um sicher leben und die Möglichkeiten des Lebens ausschöpfen zu können. Sie träumt von ihrem eigenen Bekleidungsgeschäft. Ihre Mutter drängt daher darauf, dass Millie ihre Heimat Charleston verlässt, und setzt sie in einen Zug. Auf der Fahrt lernt sie den jungen und charmanten Franklin kennen. Die beiden wollen einander eigentlich nur auf dem Weg in ein neues, besseres Leben unterstützen, verlieben sich aber schnell ineinander und bauen sich ein schönes gemeinsames Leben auf. Doch Millies wahre Herkunft verfolgt sie auch dort ...
Alabama in der Gegenwart: Die junge Harper teilt Millies Traum. Er scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Entmutigt kehrt sie zurück nach Fairhope und zu Millie, die ihr das Nähen beibrachte. Können Millie und Harper sich ihren Traum gemeinsam erfüllen? Dies scheint in Charleston der Fall zu sein. Dort lernen sie Peter kennen - und dort erkennen und ergründen sie auch, dass und wie ihre Leben miteinander verbunden sind ...
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"Die Dame mit dem roten Hut" ist ein historischer christlicher Roman, der sich wunderbar lesen lässt. Die Atmosphäre der Geschichte habe ich sehr schnell sehr geliebt! Einzig der Einstieg war etwas verwirrend und schwierig, weil es so viele Personen gibt. Eine Namensliste oder ein Stammbaum zu Beginn hätte den Einstieg deutlich erleichtert - schade und ein wenig unverständlich, dass sowas nicht vorhanden war, da die eigentliche Geschichte sonst in jeder Hinsicht großartig ergänzt und abgerundet wird. So gibt es hinten bspw. noch Reflexionsfragen zum Buch. Das habe ich bisher noch in keinem anderen Roman gesehen, fand es aber toll.
Erzählt wird in zwei Erzählsträngen, einmal rund um Millie in der Vergangenheit, einmal rund um Harper in der Gegenwart. Grundsätzlich mag ich dieses abwechselnde Erzählen, da es Spannung, Lesefreude und -fluss erhöht, doch Millies Geschichte und der Vergangenheitsstrang hat mir deutlich besser gefallen als Harpers Geschichte und der Gegenwartsstrang. Ersteres war deutlich fesselnder, spannender, schöner und berührender zu lesen. Der Gegenwartsstrang gefiel mir hauptsächlich, weil Millie auch dort existent war. Ohne ihre Anwesenheit dort wären bei mir leider keine Emotionen aufgekommen und hätte mich dieser Erzählstrang in keinster Weise berührt.
Millies Geschichte hingegen weist nie auch nur ansatzweise eine Länge auf, ist so atmosphärisch, schön, auch traurig und beängstigend ... kurz: immer absolut berührend und herrlich zu lesen. Dieser Erzählstrang macht den Roman so lesenswert.
Was mir aber extrem gut gefiel: Es gibt offene Fragen, man kann miträtseln. Die Geschichte ist nie vorhersehbar. Am Ende bekommt man eine Antwort auf alle offenen Fragen, und die Auflösung und das Ende der Geschichte sind vollständig und stimmig, wirken kein bisschen konstruiert, schnell abgehandelt oÄ. Das Ende ist wirklich authentisch und versöhnlich. Dadurch macht man auch ein bisschen seinen Frieden mit dem Gegenwartsstrang.
Der christliche Aspekt ist hier etwas dezenter als bei vergleichbaren Werken, aber doch durchgehend vorhanden. Da Sklaverei, Hautfarbe und Rassenproblematik deutlich im Vordergrund standen und stehen mussten, hat Ashley Clark den christlichen Aspekt absolut richtig dosiert.
Und eigentlich ist "Die Dame mit dem roten Hut" schon wegen der Botschaft lesenswert: Nämlich der, dass man seine Träume niemals aufgeben sollte!