Lenni ist siebzehn Jahre alt und schwerkrank. Viel Zeit hat sie nicht mehr und diese Zeit verbringt sie in einem Krankenhaus. Gleichaltrige Freundinnen hat sie nicht, zu groß sind die Unterschiede. Dafür ...
Lenni ist siebzehn Jahre alt und schwerkrank. Viel Zeit hat sie nicht mehr und diese Zeit verbringt sie in einem Krankenhaus. Gleichaltrige Freundinnen hat sie nicht, zu groß sind die Unterschiede. Dafür hat sie viele Fragen und viel Zeit.
In einem Malkurs trifft sie die dreiundachtzigjährige Margot. Eine liebevolle Frau, die einiges erlebt hat. Auch sie wird bald sterben. Als die beiden merken, dass sie gemeinsam 100 Jahre alt sind, beschließen sie, ein letztes großes Projekt zu starten. Denn noch leben sie, und das sollte zelebriert werden! Sie malen 100 Bildern, für jedes Jahr ihrer Lebens eins. Dazu erzählen sie sich die großen Geschichten ihres Lebens und entwickeln dabei eine wunderschöne Verbindung.
Lenni ist ziemlich offen und verschwendet keine Zeit auf Gepflogenheiten. Sie stellt Fragen direkt und möchte ihre verbleibende Zeit nutzen. Ich habe sie total schnell in mein Herz geschlossen, mich mit ihr gefreut und das Bedürfnis gehabt, sie in trotzigen Momenten in den Arm zu nehmen. Sie hat einen tollen Humor und eine so lockere, erwärmende Art, dass auch die Leute in ihrem Umfeld sich ihr schnell nähern. Alle Freundschaften, die sie aufbaut sind total echt und machen die Story noch schöner.
Auch Margot ist eine tolle Protagonistin. Sie hat ein bewegtes Leben hinter sich und einiges zu erzählen. Zu gern hätte ich ihre Bilder zu den Geschichten gesehen, auch wenn diese allein schon was ganz besonderes waren. So viel Leid, in einem Leben, aber auch so viel Liebe.
Ich war um ehrlich zu sein ziemlich abgeschreckt von dem Hype um das Buch - zu unrecht. Es ist eine herzergreifende, besondere Geschichte. Ich habe jede Seite genossen und kann es euch nur ans Herz legen, wenn ihr eine Geschichte sucht, die euch berührt und Charaktere, die ihr so schnell nicht vergesst. Dass Thema Tod ist natürlich nicht ohne, aber dieses Buch feiert das Leben und bringt viel Wärme mit.
Carolyn Woods ist durch die Hölle gegangen. Neben ihrem gebrochenen Herzen muss sie damit klarkommen, dass sie viel Geld verloren, sowie einige Freundschaften mindestens gefährdet hat. Sie schildert ihre ...
Carolyn Woods ist durch die Hölle gegangen. Neben ihrem gebrochenen Herzen muss sie damit klarkommen, dass sie viel Geld verloren, sowie einige Freundschaften mindestens gefährdet hat. Sie schildert ihre bewegende Geschichte in Im Bett mit einem Psychopathen.
Carolyn Woods ist eine selbstbewusste, unabhängige Frau, mit einem zufriedenstellenden Job und einem liebevollem Umfeld. Sie fühlt sich wohl in ihrem Leben, bis sie bei der Arbeit auf Mark Conway trifft. Der gut aussehende Mann zieht sie direkt in seinen Bann und die beiden wollen sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen.
Schnell wird ihr klar, dass der reiche Schweizer Banker einiges zu verheimlichen hat. Er findet für alles Erklärungen, geht so weit, sie glauben zu lassen, dass er ein Spion ist. Erst nachdem Carolyn ihr Geld und fast auch ihre Lebensfreude an diesen Mann verloren hat, kann sie sich wirklich von ihm lösen. Sie erfährt, dass er ein Betrüger ist, der nicht nur wegen seines Geldes gelogen hat. Er ist außerdem ein verheirateter Familienvater, der auch schon einige Zeit im Gefängnis verbracht hat und ist einige Jahre jünger, als behauptet.
Als wären die knapp 18 Monate mit Mark Conway, der natürlich auch gar nicht Mark Conway heißt, nicht schlimm genug gewesen, muss sie noch jahrelang mit Behörden kämpfen, um Gerechtigkeit zu erfahren.
Wenn ihr euch jetzt denkt “Pff, was für ein Opfer, selbst schuld, wenn sie auf sowas reinfällt”, dann solltet ihr dieses Buch dringend lesen. Carolyn Woods schafft es beeindruckend, ihre Geschichte mit Mark Conway aufzuarbeiten und darzustellen, wie er sie manipuliert hat. Rückblickend versteht sie Zusammenhänge und benennt sie klar.
„Wir realisieren nicht, wie viel wir in nebensächlichem Gerede von uns preisgeben, vor allem, wenn wir – ohne es zu ahnen – genauestens beobachtet werden und man uns gezielt Informationen und Reaktionen entlockt. Während jener ersten drei Begegnungen brachte Mark in Erfahrung, wie ich tickte, und stellte sich auf meine Hoffnungen und Wünsche ein.“
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang etwas irritiert war. Die Darstellung von Mark Conway war absolut nicht, was ich erwartet hatte. Nichts an diesem Mann ist sympathisch oder glaubhaft gewesen. Schöne Momente, oder eine Verbindung, gab es eigentlich kaum. Ich denke, dass das damit zusammenhängt, was alles passiert ist. Für das, was ihr angetan wurde, berichtet Carolyn Woods noch sehr freundlich über die Anfangszeit der beiden und ich find das auch total nachvollziehbar - Es ist mir nur wirklich schwer gefallen, die Situation richtig zu verstehen.
Das hat sich zum Glück mit der Zeit gelegt. Ich finde nach wie vor kaum was positives über Mark Conway zu berichten, aber ich habe auf jeden Fall einiges über Manipulation gelernt. Carolyn Woods hat die Erlebnisse reflektiert und geht immer wieder darauf ein, durch welche vermeintlichen Kleinigkeiten, er sie manipuliert hat. Ein bisschen Druck an der richtigen Stelle verhindert weitere Fragen, Lovebombing mindert Beschwerden und Gaslighting steht an der Tagesordnung. Es hat mich total beeindruckt, wie ausführlich diese Dinge hier geschildert werden und wie langsam sich die Abhängigkeit aufgebaut hat, bis Carolyn Woods sich komplett gefangen gefühlt hat.
„Ich hatte immer geglaubt, was auch geschah, wie viel ich auch verlor, niemand würde mir meine geistige Gesundheit nehmen können. Inzwischen war ich mir nicht mehr sicher, was das betraf. Ich fühlte mich, als würde ich die Kontrolle über alles verlieren – und das erfüllte mich mit Angst.“
Carolyn Woods wird stark depressiv. Sie zieht in ein Haus, das ihr nicht gefällt, verliert den Kontakt zu ihrem Umfeld und konzentriert sich auf einen Mann, den sie selten länger als fünf Minuten sieht. Es ist auf jeden Fall nicht leicht, sich damit auseinander zu setzen und ich möchte hier eine riesige Trigger Warnung aussprechen. Suizid Gedanken werden nicht nur einmal geäußert.
Als sie endlich erfährt, wer Mark Conway wirklich ist bricht für sie erstmal alles zusammen. Ihr Kampf in ihr Leben zurück ist lang und steinig. Unterstützung bekommt sie wenig, auch nicht von Behörden. Auch der Umgang mit der Polizei, die jahrelangen Streitereien, finden Raum in diesem Buch und machen einfach wütend.
„Sie ist geschieden, und man fragt sich, war es überhaupt ihr Geld?« – eine Bemerkung, die mir so absurd erschien, dass ich lachen musste. Aber eigentlich ist es nicht zum Lachen, sondern nur ein weiteres sehr trauriges Beispiel dafür, wie tief der Frauenhass in unserer Gesellschaft verwurzelt ist – denn ein Mann müsste sich niemals dergleichen anhören.“
Mich hat die ganze Geschichte total bewegt. Auch, wenn einige vielleicht denken, dass sie selbst schuld ist, bin ich überzeugt davon, das fast jede*r von uns in so einer Situation landen könnte, wenn sich jemand anders nur genug Mühe gibt. Ich bin total dankbar für das Buch und froh, es gelesen zu haben, auch wenn das nicht immer leicht war.
Sami hat ein großes Ziel im Leben: Die richtige Frau finden, um mit dieser eine Familie gründen zu können. Dafür bleibt er nicht immer bei der Wahrheit und überstürzt die Dinge. Bei der Beerdigung seines ...
Sami hat ein großes Ziel im Leben: Die richtige Frau finden, um mit dieser eine Familie gründen zu können. Dafür bleibt er nicht immer bei der Wahrheit und überstürzt die Dinge. Bei der Beerdigung seines Vaters kann er seine Wut und die Trauer um das Leben, das er sich wünscht, nicht mehr kontrollieren und legt sich ungewollt mit einer Motorradgang an. Er kommt erstmal bei seinem besten Freund Markus unter. Dieser lebt allein mit seinen drei Kindern, nachdem seine Frau mit den Belastungen der Mutterschaft nicht klarkam.
Auch Samis Schwester Hanna wünscht sich nichts mehr als eigene Kinder - Bekommen hat sie bisher nur eine unglückliche Ehe und Stress mit ihrer Mutter Asta. Eine Frau, die erst nach dem Tod des Ehemanns wirklich anfangen kann zu leben und sich selbst zu finden.
Nojonen, Samis anderer bester Freund hat währenddessen mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Aufopfernd pflegt er seinen krebskranken Vater, und direkt darauf die kranke Mutter. Zeit für ein eigenes Leben bleibt da erstmal nicht.
Trotz ihrer unterschiedlichen Standpunkte landen sie alle auf dem Blog Quality time, geführt von der perfekt wirkenden Vera. Quality time bietet neben Erziehungstipps auch einige Ratschläge zu Beziehungen und Lifestyle. Aber kann ein Leben wirklich so perfekt sein und braucht es dafür ausschließlich Yoga und Chia Kekse?
“Alle sind irgendwo neidisch. Die Kinderlosen auf die Kinder der anderen. Die mit Kindern auf die Freiheit der anderen. Die Angestellten auf das Geld des Chefs. Die Chefs auf die Sorglosigkeit der Angestellten.”
Ihr merkt schon, hier kommen einige Perspektiven auf uns zu. Die Charaktere sind aber allesamt so einzigartig und liebevoll ausgearbeitet, dass es fast unmöglich ist, hier durcheinander zu kommen. Ich kam total gut in die Geschichte rein und wollte dann immer weiter und weiter lesen.
Dieser Vergleich zwischen den einzelnen Lebensrealitäten sind so gut gelungen. Oft idealisieren wir das Leben der anderen (Oder stellen unser eigenes nach Außen zu perfekt da) und vergessen, dass doch jeder seine eigenen Kämpfe führt. Das wurde in Quality time mehr als deutlich und hat mich total bewegt.
Die Realität wird hier nicht beschönigt, und dennoch ist Quality time kein trauriges Buch. Im Gegenteil, der Autor bringt mit seinem pointiertem Humor immer wieder Leichtigkeit ein. Ich hab mich immer wieder beim dumm rumkiechern erwischt und in anderen Moment viel reflektiert.
Quality time bietet eine wunderbar realistische Darstellung unserer Gesellschaft. Die großartigen Charakteren kann mensch nur ins Herz schließen. Ein Buch, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient! Danke nochmal an , die mich nicht nur neugierig gemacht hat, sondern mir das Buch auch zugeschickt hat.
Das Debut von Claudia Schumacher hat mir direkt auf jeder Seite das Herz gebrochen und ich habs geliebt. Liebe ist gewaltig ist so eine echte, tragische Geschichte, die sich genau so überall um uns rum ...
Das Debut von Claudia Schumacher hat mir direkt auf jeder Seite das Herz gebrochen und ich habs geliebt. Liebe ist gewaltig ist so eine echte, tragische Geschichte, die sich genau so überall um uns rum abspielt.
Juli und ihre Geschwister wachsen unter der Tyrannei ihres Vater auf. Sie selbst bezeichnet ihn als ‚sadistischen Narzissten‘, was gar nicht so abwegig scheint. Leistung ist für den angesehenen Rechtsanwalt alles was zählt, sie wird auch regelmäßig mit Gewalt eingefordert. Julis Mutter, ebenfalls Rechtsanwältin, übt sich im Aushalten und im Verschleiern. Die Flecken auf dem Wohnzimmerteppich? Nicht das Blut ihres Bruders Bruno, sondern Julis eigene Kotze. Eigene Erinnerungen werden in Frage gestellt, bis Juli selbst irgendwann nicht mehr sicher ist, was passiert ist. Dennoch scheint sie die einzige zu sein, die wirklich aus dieser Familie fliehen will. Aufmerksamkeit erzeugt das Treiben Zuhause natürlich nicht. Erfolgreiche Eltern, erfolgreiche Kinder, da muss doch alles gut sein.
Juli schafft es dem Haus zu entfliehen, doch die Erinnerungen trägt sie in sich. Es folgen toxische Beziehungen und eine innere Unruhe, die sie über Jahrzehnte begleitet. Sich von ihren Eltern zu lösen ist auch noch keine richtige Option und so begleiten wir sie etwas weiter auf dem Weg nach unten. Bis sie Heilung irgendwann doch in Betracht zieht und sich von ihren Mustern löst.
„Aber was sind das für Fragen? Haben wir dir nicht immer alles gegeben? Ja, bravo: Dresche und Streuselkuchen.“
Ich war selten so sprachlos nach dem Lesen eines Buches. Was Claudia Schumacher hier geschrieben hat, ist einfach beeindruckend. Sie hat eine besondere Beobachtungsgabe und schafft es, vermeintliche Kleinigkeiten einzufangen, die die ganze Geschichte realistisch machen. Der Vater ist so gut ausgearbeitet. Ich hatte noch nie so einen Hass auf eine fiktive Figur. Dafür ist mir Juli umso sympathischer. Ihre Handlungen sind nicht immer klug, oft reitet sie sich noch mehr in die Scheiße, aber hat sie es denn je anders gelernt? Ihr Schmerz ist auf jeder Seite greifbar und dafür muss sie nicht mal weinen. Je sturer sie wurde, desto mehr wollte ich sie beschützen.
„Eine wie ich müsste vom vielen Einstecken längst Elefantenhaut haben. Aber es ist gerade andersherum: Puste mich an und ich plärre los oder spucke Feuer.“
Ich habe zum Lesen verhältnismäßig lange gebraucht, was an dem wundervollen Schreibstil der Autorin lag. So viele Sätze hab ich mehrfach gelesen, weil sie mit wenigen Worten so viel ausgesagt haben. Claudia Schumacher schafft es, Dinge an den richtigen Stellen wunderbar poetisch auszuführen, und im nächsten Moment knallhart und brutal die Realität zu benennen.
„Doch auf meine Gefühle ist kein Verlass. Sie sind mir fremd, befallen mich. Sie flackern.“
Das Buch wird nicht nur von seiner Traurigkeit getragen. Auch, wenn es immer wieder erdrückend und schmerzhaft ist, hat es viele lustige Momente, die aufatmen lassen, ohne die Ernsthaftigkeit zu nehmen. Ein wunderbar intensives Buch, das sich kaum aus der Hand legen lässt. Von mir gibts auf jeden Fall eine große Empfehlung, aber nicht ohne Triggerwarnung.
Eva Meijer ist freie Philosophin und Autorin. Außerdem hat sie mit wiederkehrenden Depressionen zu kämpfen. Diesen widmet sie sich in Die Genzen meiner Sprache und findet Worte, die sehr Nahe gehen und ...
Eva Meijer ist freie Philosophin und Autorin. Außerdem hat sie mit wiederkehrenden Depressionen zu kämpfen. Diesen widmet sie sich in Die Genzen meiner Sprache und findet Worte, die sehr Nahe gehen und das Ausmaß dieser Krankheit verdeutlichen, aber auch Worte die heilsam sind.
Es fällt mir schwer, Worte für dieses besondere Buch zu finden. Es umfasst nur etwa 140 Seiten und bietet doch so viel. Eva Meijer erzählt nicht nur eindrücklich, von erdrückenden Gefühlen, für die sie starke und nachvollziehbare Worte findet, sie selbst lebt schon seit Jahrzehnten mit diesen wiederkehrenden Gefühlen und genau das ist es, was mich so bewegt hat. Dass es nicht ‚nur‘ eine kurze Episode ist (Was schlimm genug ist), sondern dieses konstante. Diese Krankheit, die das ganze Leben bestimmt und jeden Moment wieder um die Ecke kommen kann und den Blick auf das Leben total beeinflusst.
“Ich war fest entschlossen, in Gang zu bleiben, und agierte wie eine Maschine, mit Maske bei sozialen Interaktionen, in Müdigkeit schwimmend - es ist Schwerstarbeit, rege zu bleiben, wenn die Erde viel stärker an dir zieht, als normal.”
Aber sie findet auch immer positive Worte. Nicht diese fake scheiße, bei der ich nur die Augen verdrehen kann. Kraft zieht sie aus ihrem kreatives Schaffen, Tieren und Bewegung. Sie gibt den Kampf nie auf, auch wenn er an einigen Tagen besonders sinnlos erscheint, und gibt interessante Impulse.
Ihre eigenen Gedanken bringt sie dabei wundervoll klar zu Papier und lässt immer wieder Philosophen und andere Schriftsteller zu Wort kommen, wenn sie zum Beispiel über Themen wie Suizid, Wahnsinn und das Existieren schreibt.
“Wenn du irre bist, kannst du dir selbst nicht mehr trauen. Nur du selbst kannst aber der Kompass für dich sein, und wenn sich dessen Naldel immerzu im Kreis dreht, kommst du stets weiter von deinem Ziel ab, wohin du auch gehst.”
Ein wunderbares Buch, dass das Thema Depressionen näher bringt und Betroffenen Kraft geben kann.