Dieses Buch macht etwas mit einem
Remember when Dreams were bornIn “remember when dreams were born” von Anne Goldberg geht es um das Verarbeiten traumatischer Erlebnisse und um das wieder zueinander finden nach schlimmen Zeiten.
Margaret, Maggie war tot. Nur ganz kurz ...
In “remember when dreams were born” von Anne Goldberg geht es um das Verarbeiten traumatischer Erlebnisse und um das wieder zueinander finden nach schlimmen Zeiten.
Margaret, Maggie war tot. Nur ganz kurz und auch nicht unwiderruflich, aber so ein Schock löst einiges aus. Nicht nur bei ihr, auch bei ihrem Umfeld. Maggie weilt wieder unter den Lebenden, hat aber mit einer ordentlichen Portion Beeinträchtigung zu kämpfen. Ihre Hüfte und ihr Hirn wurden zerschmettert und nun muss sie sich erstmal wieder rehabilitieren. Richtig gehen und denken lernen. Das Problem: Keiner scheint ihr zuzutrauen, sich alleine zurechtzufinden. Und das nervt. Dazu kommt noch, dass sie sich manchmal selbst nicht ganz trauen kann. Teilweise kann sie die richtigen Worte nicht finden, ihre Emotionen geraten in regelmäßigen Abständen außer Kontrolle und normal laufen wird sie vermutlich erst in einer Ewigkeit wieder können. Alles in Allem ist Maggies Situation also verbesserungswürdig. Und genau diese Verbesserung scheint plötzlich in ihr Leben zu treten, als sie eines Abend Tom kennenlernt. In einem Pub, in den sie anfänglich gar nicht gehen wollte. Und Tom ist in genau einer Hinsicht erfrischend anders als der Rest. Er behandelt Maggie wie jemand selbstständiges und gibt ihr damit das Gefühl von Normalität zurück. Das Tom, der vermutlich letzte Gentleman der Welt, sein ganz eigenes Päckchen mit sich herumzutragen hat, wird erst ein bisschen später klar. Maggie wird in eine emotionale Achterbahn geworfen und kommt am Ende an einer ganz anderen Stelle heraus, als sie eingestiegen ist.
Wenn ich das Buch in einem Wort beschreiben müsste, wäre es das Wort „intense!“. Für alle englisch- unbegabten: die Übersetzung ist „intensiv“. Aber die englische Aussprache hat in meinen Augen deutlich mehr Wucht. Das Buch ist großartig. Der Schreibstil ist wunderschön, romantisch, aber nicht zu kitschig. Und doch auf eine Art so zuckersüß, dass man sich im Lesesessel grinsend zusammenkrümelt und denkt „Ach Mensch, wie ist das knuffig!“. Die subtile Art Goldbergs, den roten Faden in Gespräche zu spinnen, finde ich bemerkenswert.
Die Charaktere sind unfassbar tiefgründig beschrieben. Durch die Probleme der Figuren und die dadurch entstehende dramaturgische Tiefe sind sie auf sehr klassische, aber auch sehr wirksame Weise interessant gemacht. Jeder Protagonist hat sein Problem, erlebt einen Bruch und erfährt eine Reise. Klassisch, zeitlos, großartig.
Außerdem: Man liest weiter, weil man einfach Zeit mit den Charakteren verbringen will. DA ist kein großes Drama, welches die Geschichte vorantreibt. Der Spannungsaufbau ist sehr subtil und wie es scheint, gar nicht der Hauptgrund, warum die Geschichte weitergeht. Abgesehen davon, dass man im ersten Augenblick denkt, dass es sehr schnell geht für reale Verhältnisse (das löst sich aber im Laufe der Geschichte noch auf, versprochen 😊), ist es unfassbar realistisch dargestellt. Man hat das Gefühl, man schaut Maggie und Tom beim Leben zu und das gefällt mir. Es bringt Ruhe ins Lesen. Und es wirkt nicht so träumerisch romantisch (und damit unrealistisch und nur in einer Geschichte möglich). Das Buch ist nicht gut zum „heile Welt flüchten“, dafür aber, um das Innerste einer Person zu verstehen.
Dieses Buch macht etwas mit einem. Das Lesen ist ein Abenteuer und man liebt und fürchtet es zugleich. Auch wenn man seine Nase nicht drinne hat, begleitet einen die Geschichte durch den Tag. Das habe ich selten bei einem anderen Buch als denen vom Fantasy Genre erlebt.
Aber man muss sagen: Die Geschichte ist hart. Definitive Trigger Warnung. Es geht um Selbstmord und posttraumatische Belastung. Zwar schön verpackt mit Romantik und einer ordentlichen Portion Witz, aber trotzdem. Wer Probleme mit so etwas hat, sollte sich zweimal überlegen, ob er dieses Buch liest. Auch wenn ich (ACHTUNG SPOILER) versichern kann, dass alles gut wird. Aber auf der anderen Seite ist es ja auch „nur“ der Auftakt zu einer Reihe. Wer weiß, vielleicht kommen die richtig großen Probleme erst noch.
Alles in Allem kann ich aber sagen: DEFINITIVE LESEEMPFEHLUNG!!. Ich habe das Buch geliebt und kann es jedem ans Herz legen, der sich gerne mit etwas schwierigeren Geschichten (auch psychologischer Natur) auseinandersetzt. In diesem Buch lernt man etwas über sich selbst. Wer sich dem gewachsen fühlt wird mit diesem Buch großen Spaß haben. Alle anderen werden sich einfach über die romantische Geschichte freuen.