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Veröffentlicht am 16.10.2017

Potential verschenkt

Sie zu strafen und zu richten
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"Er könnte wesentlich intensiver darüber nachdenken, was wir glauben, als wir anfangs dachten, um es uns so schwer wie möglich zu machen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen"


"Sie zu strafen und zu ...

"Er könnte wesentlich intensiver darüber nachdenken, was wir glauben, als wir anfangs dachten, um es uns so schwer wie möglich zu machen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen"


"Sie zu strafen und zu richten" ist der vierte Teil der Reihe um DI Sean Corrigan. Der aktuelle Fall ist äußerst brisant: Im Internet läuft ein Live-Video, in dem ein maskierter Mann sein Opfer auf einem Stuhl gefesselt hat, ein Opfer, das aufgrund seiner Verfehlungen nun eine gerechte Strafe erhalten soll. Über die die Zuschauer im Livestream abstimmen können. Das Votum der Zuschauer fällt vernichtend aus, vor laufender Kamera wird der Banker erhängt und stirbt. DI Sean Corrigan ist klar, dass es nicht bei diesem einem Opfer bleiben wird. Die Ermittlungen werden zum Wettlauf mit der Zeit.


Nach dem spannenden Einstieg, in dem die Handlung aus Sicht verschiedener Zuschauer geschildert ist, die live bei der Abstimmung über Leben und Tod entscheiden, hatte ich auf einen wirklich spannenden Thriller gehofft. Leider wurde ich enttäuscht, denn nach dem fesselnden Anfang legt sich die Spannung und die Ermittlungen plätschern lange Zeit vor sich hin. Erst im letzten Drittel kommt wieder Schwung in die Handlung, dann steigt auch endlich die Spannung und ab diesem Zeitpunkt war ich auch wieder gefesselt.


Das wäre für mich noch ok gewesen, wenn ich wenigstens mit den Protagonisten mitfiebern hätte können. Doch weder mit Sean noch mit einer der anderen Personen bin ich warm geworden. Für meinen Geschmack blieben die Figuren zu oberflächlich. Sean wurde mir stellenweise sogar richtig unsympathisch. Er verhält sich zu Kollegen unkollegial, der Gipfel war eine Szene, in der er mit seiner Frau und Freunden im Restaurant ist, und sich unmöglich benimmt. Ich habe die Geduld seiner Frau bewundert.


Ich bin mit diesem Teil in die Reihe eingestiegen, evtl. ist der Eindruck anders, wenn man die Reihe von Anfang an gelesen hat. Trotzdem schade, denn bei vielen anderen Reihen ist es kein Problem, als Quereinsteiger auch noch einen Bezug zu den Protagonisten zu bekommen.


Der Schreibstil enthält teils Bandwurmsätze, teils Sätze deren Sinn sich mir erst nach mehrmaligem lesen erschloss. Was vermutlich an der Übersetzung liegt, für den Lesefluss aber ungemein störend ist.


Fazit: Aus dem Thema hätte man deutlich mehr rausholen können, vor allem mehr Spannung, wie ich es bei einem Thriller erwarte. Schade, hier wurde Potential verschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Originalität
  • Authentizität
Veröffentlicht am 06.06.2017

Menschenjagd

Die Hatz
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Die Polizistin Sammi verbringt mit ihrer Freundin Candy einen feuchtfröhlichen Abend in verschiedenen Bars, nachdem sie sich mit ihrem Freund Gavin wieder einmal gestritten hatte. Während Candy die Nacht ...

Die Polizistin Sammi verbringt mit ihrer Freundin Candy einen feuchtfröhlichen Abend in verschiedenen Bars, nachdem sie sich mit ihrem Freund Gavin wieder einmal gestritten hatte. Während Candy die Nacht durchmachen will bricht Sammi früher auf, da sie am nächsten Tag zum Dienst eingeteilt ist. Doch dort erscheint sie nicht, ihr Freund Gavin ist überzeugt dass ihr etwas passiert ist und bittet Sammis Kollegen zu ermitteln.

Die Geschichte spielt in Australien und wird aus verschiedenen Perspektiven aufgerollt. Einmal erleben wir Sammis Sicht, die in dieser Nacht einen großen Fehler macht und bei dem falschen Mann ins Auto steigt. Ein Fehler, der sie das Leben kosten könnte. Denn der Barkeeper hat nichts anderes vor, als sie zu seinem sadistischen Vergnügen durch den Busch zu jagen um sie am Ende wie ein Tier zu erlegen. Um Sammi zu verunsichern zeigt er ihr Fotos seiner letzten Opfer. Sammi hat nur einen Vorteil, bis jetzt weiß ihr Peiniger nicht dass sie Polizistin und nicht ganz so wehrlos, wie seine letzten Opfer ist.

Ein anderer Strang beleuchtet die Ereignisse aus Gavins Sicht, wie er versucht Sammis Kollegen davon zu überzeugen, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Aus der Sicht der Polizei, insbesondere aus der Sicht von Janine ist man an den Ermittlungen dran und erlebt wie die Maschinerie anläuft. Janine verbeißt sich in den Fall, sie setzt alles daran, Sammi rechtzeitig zu finden.

"Die Hatz" ist ein solider Krimi, war für mich aber kein Thriller, da mir über weite Strecken die Spannung fehlte. Die Handlung ist zwar fesselnd und Sammis Überlebenskampf ist gut geschildert, in gewissen Weise ist die Geschichte aber vorhersehbar, es gibt keine überraschenden Wendungen. Was ich schade finde, denn aus der Story hätte man deutlich mehr herausholen können. Von den Charakteren hat mir Janine am besten gefallen, sie war für mich greifbar, wogegen die anderen etwas zu blass blieben.

Alles in allem ist es ein gelungenes Debüt mit Luft nach oben, das kurzweilige Krimiunterhaltung bietet.

Veröffentlicht am 02.05.2017

mehr scifi als Thriller

Hagerstown
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Hagerstown spielt in einer zukünftigen Welt, in der neben den unveränderten Menschen die meisten entweder genetisch verändert oder mit Implantaten modifiziert sind. Als in Hagerstown plötzlich fast alle ...

Hagerstown spielt in einer zukünftigen Welt, in der neben den unveränderten Menschen die meisten entweder genetisch verändert oder mit Implantaten modifiziert sind. Als in Hagerstown plötzlich fast alle Menschen zeitgleich sterben, ist von einem Virus die Rede. Hagerstown wird abgeriegelt, für evtl. Überlebende gibt es kein entkommen. Die Videos aus Hagerstown verschwinden schnell aus dem Netz, es gibt keine plausiblen Erklärungen von Seiten der Regierung und die Gerüchteküche brodelt.

Aus der Sicht der vier Protagonisten Anders, Gary, Terry und Elise erlebt man die Geschichte jeweils aus der Ich-Perspektive, was ich sehr spannend fand. Denn so erhält man Einblicke aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Gary und Anders leben in einer WG zusammen, Terry und Elise sind Schwestern. Anfangs gibt es nur diese vier Protagonisten, später kommen noch weitere Charaktere dazu.

Da ich schon mal ein Buch gelesen hatte, in dem diverse Modifikationen eine Rolle spielten, konnte ich ganz gut in die Geschichte einsteigen, mich mit der zukünftigen Welt und den veränderten Menschen vertraut machen. Ca. zwei Drittel des Buchs war ich total gefesselt, als die Handlung im zunehmenden Verlauf verwirrender wurde, hat mich die Geschichte dann leider verloren. Viele Details werden nur angerissen, Fragen nur zum Teil beantwortet, so dass am Ende einfach zu viel offen blieb.

Emotionen gibt es im ganzen Buch eher wenig, man erlebt die Handlung distanziert ohne mit den Protas mitfiebern zu können. Punkten konnte die Story mit dem trockenen Humor von Gary, der mein Lieblinsprota war. Gut gefallen haben mir Parallelen zur Realität und die Portion Gesellschaftskritik.

Fazit: Insgesamt sehe ich das Buch mehr im Scifi Bereich denn als Thriller, meine Erwartungen gingen deswegen in eine andere Richtung.

Veröffentlicht am 23.01.2017

Company Town - Niemand ist mehr sicher

Company Town
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"Company Town - Niemand ist mehr sicher" spielt in der Zukunft, Schauplatz ist New Arcadia, eine Stadt die sich auf einer Ölplattform befindet.

Protagonistin Hwa verdient sich ihr Geld als Bodyguard ...

"Company Town - Niemand ist mehr sicher" spielt in der Zukunft, Schauplatz ist New Arcadia, eine Stadt die sich auf einer Ölplattform befindet.

Protagonistin Hwa verdient sich ihr Geld als Bodyguard für Prostituierte, sie ist eine der wenigen Menschen ohne körperliche Verbesserungen, die inzwischen üblich sind. Als die Stadt von der Familie Lynch gekauft wird erhält sie den Job als Joels Bodyguard, dem jüngsten Sohn der Lynch Dynastie. Ein Job der sie an ihre Grenzen bringt, denn es gibt jemanden der Joel nach dem Leben trachtet. Als zwei ihrer Freundinnen brutal ermordet werden nimmt es Hwa persönlich und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.

Die Rezension fällt mir zugegebenermaßen schwer, da ich beim lesen hin und her gerissen war. Die Story fängt ohne große Einleitung an, man wird als Leser in diese futuristische Welt gestoßen und mit den technischen Gadgets konfrontiert. Nach einer kurzen Einlesezeit war ich gut in der Geschichte drin, konnte mir New Arcadia mit seinen Bewohnern gut vorstellen. Der Schreibstil ist locker, lässt sich super lesen. Hwa ist eine toughe Protagonistin, die mir sympathisch war. Sie hatte keine leichte Kindheit, ist durch ihr Handicap körperlich gezeichnet und musste sich im Leben durchkämpfen. Gerade das macht sie so sympathisch.

Es gibt von Anfang an viel Action, die Geschichte wird nie langweilig. Allerdings hatte ich beim lesen oft das Gefühl, dass mir wichtige Infos fehlen, um Zusammenhänge herstellen zu können. Nach einigen Kapiteln gibt es harte Schnitte und ich musste zurückblättern um zu sehen, ob ich nicht etwas überlesen hatte. Bis etwas über die Hälfte hätte ich dem Buch 5 Sterne gegeben, aber danach ging es mir zu durcheinander, ich wusste manchmal nicht was Realität ist oder ob Hwa träumt. Sie kommt auf wundersame Weise aus vielen brenzligen Situationen heraus, ohne dass geklärt wird wie. Einfach Schnitt, neue Szene, keine Erklärung wer sie gerettet hat. Das lässt mich als Leser unbefriedigt zurück, ich möchte wissen was genau passiert ist.

Ich mache mir gern meine eigenen Gedanken und es muss nicht immer alles haarklein erklärt werden. Aber ich möchte gern die Zusammenhänge verstehen und ein Buch nicht zweimal lesen müssen, um zu kapieren, worum es geht, was passiert ist.

Leider hat mich die Story aus diesen Gründen im letzten Drittel verloren, was ich sehr schade finde. Als Fazit kann ich nur sagen: tolle Ideen, tolle Protas, aber nur mäßig umgesetzt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord an der Schule

Schatten über dem Aargau
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Im vierten Teil der Reihe um um die Verlagsmitarbeiterin Andrina Kaufmann und ihren Verlobten Marco Feller geht es temporeich zur Sache. Andrina betreut das Anthologieprojekt in der Aargauer Kantonsschule. ...

Im vierten Teil der Reihe um um die Verlagsmitarbeiterin Andrina Kaufmann und ihren Verlobten Marco Feller geht es temporeich zur Sache. Andrina betreut das Anthologieprojekt in der Aargauer Kantonsschule. Für Andrina eine ganz neue Perspektive, den Lehrern nicht als Schülerin sondern auf Augenhöhe zu begegnen. Doch das Projekt steht unter keinem guten Stern, in der Anfangsphase kommt es zu mysteriösen Todesfällen unter der Lehrerschaft, Andrina ist jeweils hautnah mit dabei. Schnell steht fest dass die Lehrer keines natürlichen Todes starben und Andrina gerät ins Visier der Ermittler.

Für mich war es der erste Teil der Reihe, als Quereinsteiger hatte ich zwar keine Probleme der Handlung zu folgen, dafür fiel es mir nicht grade leicht mich mit den Personen vertraut zu machen. Viele Protagonisten, viele Namen, trotz meiner Notizen hatte ich Mühe den Überblick zu behalten. Irgendwann hatte sich das Problem zwar gegeben, aber für meinen Geschmack blieben mir die Hauptcharaktere zu blass, als dass ich richtig hätte mitfiebern können. Ich war hier mehr der Beobachter am Rande, als mitten in der Geschichtete drin.

Die Handlung im Aargau ist turbulent, im Mittelpunkt steht Andrina mit ihrem Verlobten Marco Feller, der bei der Kripo arbeitet, momentan aber krank geschrieben ist. Andrina lässt sich von einer Kollegin Marcos in die Ermittlungen hinein ziehen, da sie an der Schule vorort ist. Bei ihren Gesprächen mit den Lehrern bekommt sie tatsächlich mehr Informationen als die Kripo. Nur ausgerechnet zwei Kollegen von Marco haben Andrina im Visier, für die Morde verantwortlich zu sein. Das genau ist auch einer meiner Kritikpunkte, denn mindestens für einen Mord hätte Andrina ein wasserdichtes Alibi haben sollen. Die Kripo prüft weder ihr Alibi, noch werden Fingerabdrücke oder andere Methoden angewendet. Andrina ist also alleine deswegen verdächtig, weil sie jeweils dabei war, wenn eine Leiche aufgefunden wurde. Zudem gibt es in der Abteilung Kopmpetenzgerangel, interne Streitereien, die die Ermittlungen erschweren.
Andere Verdächtige gibt es in der Schule einige, leider hatte ich allzu schnell den richtigen Täter im Visier, so dass die Auflösung keine so große Überraschung war. Ich hätte mir hier noch mehr Wendungen oder falsche Fährten gewünscht.

Fazit: Insgesamt ist "Schatten über dem Aargau" ein unterhaltsamer Krimi, bei dem man die Vorgängerbände unbedingt gelesen haben sollte, um die Protagonisten besser kennenzulernen.