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Veröffentlicht am 21.06.2022

Tapetenwechsel für Thin Lizzy

Schottenkomplott
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Im ersten Band "Schottensterben" wurde ich total überrascht - ich hätte nicht mit so viel schwarzem Humor gerechnet. Und auch nicht mit Thin Lizzy, dem Hochlandrind, das mir damals schon ans Herz gewachsen ...

Im ersten Band "Schottensterben" wurde ich total überrascht - ich hätte nicht mit so viel schwarzem Humor gerechnet. Und auch nicht mit Thin Lizzy, dem Hochlandrind, das mir damals schon ans Herz gewachsen ist. Deshalb wusste ich bereits, was mich mit "Schottenkomplott" erwarten könnte - und wurde erneut überrascht. Auch dieses Mal positiv.

Den ehemaligen Profikiller Hinch oder Howard Currie, wie er sich aktuell nennt, kennt man ebenfalls bereits aus "Schottensterben", er lebt nicht mehr auf Gigha, sondern auf Colonsay - und staunt, als eines Tages Thin Lizzy auf die Insel gebracht wird. Sie soll den "Zoo" der Hermitage erweitern. Doch unter den Tieren herrscht eine Hackordnung und die arme Thin Lizzy wird gemobbt. Einen Freund findet sie im Esel Iago. Bald wird Lizzy öfters mit Howard zu tun haben, doch bis dahin gehen noch einige Theater- und Datingproben über die Bühne.

Denn der einäugige Scharfschütze Howard hat sich der PDBDC-Theatergruppe angeschlossen. Helen, die Lehrerin auf der Insel leitet die Gruppe. Mit dabei sind auch noch Crissa, die für die Fährgesellschaft arbeitet, Rossalyn, die im einzigen Hotel auf der Insel angestellt ist, Bootsführer Graeme und Gärtner Doug. Howard fühlte sich einsam, deshalb hat er sich den Theaterleuten angeschlossen. Da er ja nun Frührentner ist und viel Zeit hat, wünscht er sich aber auch eine Frau und hat sich deswegen auf Datingseiten umgeschaut. Nun hat er drei Frauen, die er in der Online-Kontaktbörse kennengelernt hat, für jeweils ein Wochenende auf seine Insel eingeladen.

Ein schlechter Zeitpunkt, denn seine frühere Arbeit holt ihn ein. Nun steht Howard auf einer Todesliste und wird gewarnt, dass er dran ist. Langweilig wird es also nicht - Theaterproben, Datingweekends und immer alles mit Vorsicht und aufmerksam geniessen, denn man weiss ja nie...

Gordon Tyrie hat in "Schottenkomplott" erneut seinen scharfzüngigen Humor verbreitet. Sein Schreibstil ist gewohnt flüssig, so dass man den spannenden Krimi sehr schnell ausgelesen hat.

Ich habe mich bestens amüsiert und wurde wunderbar unterhalten, stellte mir am Anfang schon in etwa das Ende vor, das dann doch ganz anders und überraschend kam. Am Ende war ich ein wenig traurig, aber ich denke, der Autor bereitet auf diese Weise schon den dritten Band vor. Mich hat auch dieser Band vollends überzeugt, die Geschichte ist einfach toll durchdacht und mit den immer wieder überraschenden Elementen wird es absolut nie langweilig.

Zum Glück gibt es viele Hebrideninseln - man könnte also noch ganz viele Krimis aus der Feder von Gordon Tyrie erwarten.

Fazit: Tapetenwechsel für Thin Lizzy und ein Krimispass sondergleichen.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Gift und Galle - spannend!

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Glück der Kinder (Hafenärztin 2)
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Im zweiten Band der Hafenärztin-Reihe wird abwechselnd erzählt, wie es Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geht und was sie gerade erleben. Helene macht ein Lehrerinnen-Praktikum in den ...

Im zweiten Band der Hafenärztin-Reihe wird abwechselnd erzählt, wie es Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geht und was sie gerade erleben. Helene macht ein Lehrerinnen-Praktikum in den Auswandererhallen auf der Veddel. Anne ist dort als Ärzte-Urlaubsvertretung tätig, zusätzlich zu der Arbeit in ihrer eigenen Praxis. Auf der Veddel häufen sich plötzlich Krankheits- und Todesfälle, was Anne (entgegen dem, was im Klappentext steht) stutzig macht. Nein, nicht die Cholera geht um, sondern Gift.

Berthold hat nicht wirklich viel zu tun in der Arbeit, bzw. findet er seine letzten Fälle alle zu unspektakulär, da sie innert Tagen leicht zu lösen sind. Als her mitten in der Nacht zu einem Tatort gerufen wird, ändert sich das schnell, denn das, was in der Wohnung des Opfers gefunden wird, ist gefährlich interessant. Und natürlich - das merken die Leser*innen sofort - könnte das Gefundene etwas mit den Vorgängen in den Auswandererhallen zu tun haben.

Nun greifen die drei Erzählstränge immer mehr ineinander. Bis es soweit war, dauerte es ein wenig, aber das lang sicher nur an meiner Ungeduld. Je mehr die Ermittlungen fortschreiten, verdächtigen sich fast alle Protas gegenseitig, bis endlich das klärende Licht auf die Fälle geworfen wir.

Henrike Engel legt mit "Das Leben für das Glück der Kinder" ab dem zweiten Drittel einen sehr spannenden historischen Kriminalroman vor. Dieser zweite Band ist genau nach meinem Geschmack und mehr noch als der erste Band ein "richtiger" Krimi. Wer aber gerne "nur" historische Romane liest, wird dennoch nicht enttäuscht, denn die Autorin baut auch hier wieder viel Wissenswertes aus der damaligen Zeit mit ein. Henrike Engel bietet Auswandererschicksale, die einem nahe gehen und das Aufkommen von Fernsprechgeräten, die eine schnelle Kommunikation einfacher machen, an. Sie erzählt aber auch von gewalttätigen Frauengruppen und beschreibt gegen Ende eine mit Pausen gespickte, dennoch oder gerade deshalb, spannende Verfolgungsjagd.

Da man die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kennt, ist man als Leser nicht nur gespannt, wie der Fall aufgelöst wird, sondern auch wie sie sich entwickeln. Besonders bei Helene, die sich im ersten Band Freiheit in ihrer Berufswahl erkämpfte, ist deutlich eine Entwicklung zu sehen, plötzlich stehen ihr mehrere Möglichkeiten offen und sie denkt weiter. Anne muss sich mit ihrer Familie auseinander setzen, wobei sie meiner Meinung nach weniger Vorurteile haben und definitiv mehr nachhaken sollte. Berthold weiss mit den Geistern seiner Vergangenheit besser umzugehen als noch im ersten Band und ist auf gutem Wege mit dieser abzuschliessen und offen für die Zukunft zu sein.

Am Ende blieben für mich einige Fragen zu dem gefundenen Gegenstand und zu den Todesfällen auf der Veddel, wie auch zu bestimmten Briefen, die immer noch ungelesen in einer (zum Glück) anderen Schublade als bisher liegen, offen, aber ich gehe stark davon aus, dass sich im nächsten Band dann alles geschmeidig auflöst.

Nach einem Blick auf den Klappentext des dritten Bandes, wird auch dieser sicher wieder mega interessant werden. Meine Vorfreude ist jedenfalls gross.

Fazit: Ein sehr spannender zweiter Band, in dem es ab dem zweiten Drittel temporeich vorwärts geht.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Zusammen arbeiten will gelernt sein

Ganz nah bei dir
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Beim Wiederaufbau des Admiral Butler Inn, nach dem verheerenden Feuer, ist der in den bisherigen Bänden kaum vorkommende und eher stille Noah Coleman der zuständige Bauingenieur - und muss mit der taffen ...

Beim Wiederaufbau des Admiral Butler Inn, nach dem verheerenden Feuer, ist der in den bisherigen Bänden kaum vorkommende und eher stille Noah Coleman der zuständige Bauingenieur - und muss mit der taffen Architektin Brianna Esposito zusammenarbeiten. Dass sie sich nicht mögen, ist in Butler bekannt, dabei haben sie bisher kaum miteinander gesprochen. Als die Hotelbesitzerin ihnen einen Gutschein überreicht, müssen sie gezwungenermassen einen Abend gemeinsam verbringen - im bereits aus anderen Bänden bekannten Restaurant Schweinebauch, ausserhalb von Butler.

Die kratzbürstige Brianna, die den Auftrag in Butler nur angenommen hat, um aus Boston zu fliehen, kann gar nichts mit dem kalten Winter in Vermont anfangen und ist trotz allem froh, wenn die Renovation zu Ende ist und sie wieder weg kann, auch die Arbeitsatmosphäre behagt ihr nicht.

Noah, der seiner Familie verschweigt, wieso er sich von seiner Frau getrennt hat, ist seit der Trennung nur mürrisch unterwegs.

Bei ihrem unfreiwilligen gemeinsamen Abendessen gehen sie einen Schritt auf den anderen zu und sie merken, dass beide ähnliches durchgemacht haben. Und so kommt es wie es in dieser Reihe kommen muss, am Ende zanken Elmer und Lincoln wie üblich darüber, wer von ihnen dieses Paar zusammen gebracht hat.

Doch dazwischen geht es nicht nur um Noah und Brianna, sondern auch noch um Noahs Schwester Lizzy (deren vollständige Geschichte im nächsten Band erzählt wird) und am Rande um Megan - natürlich bekommt man auch immer mal etwas über den Rest der grossen Sippe mit und auch Stadtelch Fred, das Maskotten von Butler, taucht wie immer - von den Leserinnen sehnlichst herbei gewünscht - und für die Protagonisten total unerwartet auf.

Mir hat "Ganz nah bei dir" sehr gut gefallen. Es ist ein emotionaler dreizehnter Band und wie immer ist ein bisschen von allem enthalten: Liebe, Drama, Freundschaft, Zusammenhalt. Dieses Mal ist sogar ein bisschen mehr als üblich von all dem dabei, besonders was das Drama angeht. Denn obwohl das Ende schon von Anfang an bekannt ist, ist dazwischen mit einigen Twists und grossen Überraschungen zu rechnen.

Fazit: Ich liebe diese Besuche in Butler bei der Abbott-Coleman-Family! Dieser Besuch ist einer der schönsten bisher.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Farben, Kunst und die Suche nach Wurzeln

Die Hoffnung der Marienkäfer
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Ich finde es immer ein wenig traurig, wenn man den letzten Band einer Reihe liest. Man muss Abschied nehmen von lieb gewordenen Charakteren und im Fall dieser "Inselgärten"-Reihe auch von wunderbaren Gärten, ...

Ich finde es immer ein wenig traurig, wenn man den letzten Band einer Reihe liest. Man muss Abschied nehmen von lieb gewordenen Charakteren und im Fall dieser "Inselgärten"-Reihe auch von wunderbaren Gärten, die man am liebsten all besuchen würde.

Zwei Gärten kommen nun noch dazu. Zum einen der eine Garten, von dem Leonie schon als Kind träumte. Sie wohnte gleich daneben, doch die Besitzer erlaubten ihr nicht, den geheimnisvollen Garten zu entdecken. Sie müsse Geduld haben, meinte ihr Vater, Geduld, so wie die Marienkäfer.

Viele Jahre später, nach einer tollen Karriere in der Finanzbranche und wohl kurz vor dem Burnout, wird sie bei einer Kur an diesen Garten erinnert. An die Farben, die sich ihr einprägten. Zudem ist sie von einer Weberin und ihren gewebten Schaustücken begeistert und macht kurzerhand einen Kurs am Webstuhl. Sie möchte Farbverläufe, die sich ihr einprägten, nachweben - und weiss: sie muss ihr Leben ändern und endlich ihren eigenen Garten haben.

Derweil schickt Remy Kaia auf die Insel Poel. Remy hat von einer Leserin von "Mervins Garten" ein Haus mit Garten geerbt und Kaia soll dort nach dem Rechten sehn und das Haus in einen verkaufsbereiten Zustand bringen. Kaia, die sich nach Wurzeln und Heimat sehnt, fühlt immer mehr, dass Rapakiwi ihr eine Heimat sein könnte, doch wie bisher immer in ihrem Leben, muss sie auch dieses Mal bald wieder Abschied nehmen, spätestens wenn das Haus verkauft wird. Sie hadert mit ihrer Doktorarbeit, will etwas Künstlerisches tun, ist auf der Suche nach sich selbst.

Dieser fünfte Band ist den Farben, der Kunst und der Suche nach Heimat, nach einem Ort, an dem man sich wie die Pflanzen in den Gärten verwurzeln kann, gewidmet. Alle Charaktere, nicht nur Leonie und Kaia, sind auf dem gleichen Pfad unterwegs und es ist sehr interessant ihre Wege auf diesen 512 Seiten zu begleiten.

Patricia Koelle beeindruckt in "Die Hoffnung der Marienkäfer" erneut mit ihrem einzigartigen und einfühlsamen Schreibstil. Ihre Liebe zur Natur spürt man in jedem Wort. Man weiss gar nicht, über was man mehr begeistert sein soll, etwa vom Pfirsichbaum Robin, den Marienkäfern, über die man Wissenswertes lernt oder über Szenen, die im Moor spielen oder wenn die Protagonistinnen in ihren Gärten Geheimnisvolles entdecken, dabei denke ich aktuell an farbige Blumen und Bodenmosaike.

Nicht nur die einzelnen Romane sind sehr stimmig in sich, auch die Reihenabschlüsse überzeugten mich bisher immer. So auch hier, denn zum Finale gibt es eine kurze Reise durch alle bisherigen Gärten und Remys Geschäftsidee, alle Gärten miteinander zu verbinden. Da wünscht man sich einmal mehr, man könnte eine Reise durch alle Gärten einfach so buchen.

Fazit: Ein würdiges Reihen-Ende, bei dem mit Emotionen und wunderschönen Natureindrücken nicht gespart wurde.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Nicht in der Öffentlichkeit lesen, denn:

Liebe, schmetterlingsbunt
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Was hab ich geheult auf den vorletzten Seiten! Blöderweise sass ich im Zug und schniefte vor mich hin, während ich verstohlen meine Tränen wegwischte. Mein Tipp: das Buch, zumindest das letzte Drittel, ...

Was hab ich geheult auf den vorletzten Seiten! Blöderweise sass ich im Zug und schniefte vor mich hin, während ich verstohlen meine Tränen wegwischte. Mein Tipp: das Buch, zumindest das letzte Drittel, also lieber zuhause lesen.

Schon auf den ersten Seiten merkt man wie feinfühlig Hannah Juli schreibt. Eine absolut emotionale und gefühlvolle Geschichte, die mit einem wunderschönen Cover aufwartet - das wird sicher mein Cover-Highlight des Jahres 2022! Die Geschichte findet auf jeden Fall aber auch einen Platz auf meiner Lieblingsbücher-Liste.

Ebenfalls bereits auf den ersten Seiten wird die Bedeutung des Covers klar, das fand ich genial. Mir gehen jetzt schon die Adjektive aus, dabei hab ich noch kaum was geschrieben, aber "Liebe, schmetterlingsbunt" ist so wahnsinnig schön erzählt, aber die Story ist auch traurig und super emotional.

Ella ist eine enorm feinfühlige Person, verständnisvoll wie weiss nicht was, obwohl sie manchmal allen Grund zum Ausrufen hätte. Nachdem sie gebeten wird, ihren Vater - zu dem sie seit ihrer Kindheit keinen Kontakt mehr hatte - in England zu besuchen, reist sie zu ihm. Mittlerweile liegt er im Spital und Ella weiss nicht, ob sie zu spät kommt. Das nagt an ihr, denn sie ist neugierig geworden und will unbedingt wissen was damals wirklich passierte, weil ihre Mutter nie darüber gesprochen hat.

Da Ella nicht rund um die Uhr im Spital sein kann, schaut sie sich auch die Gegend an und lernt dabei Jacob kennen, der in einem Wohnwagen an einem kleinen See haust. Über ihn erfährt sie kaum etwas, er ist sehr verschlossen, hilft aber mit, wo er nur kann. Fast ebenso wortkarg wie Jacob ist Edward, der Verwalter, der mit seiner Mutter Agnes im Haus ihres Vaters wohnt. Doch auch sie sind herzliche Menschen, die sich um alles und jeden kümmern. Und noch weitere Personen tauchen auf, die nicht viel sagen - bis Ella eines Tages entdeckt, weshalb ihr Vater damals wegging.

Zwischen Schafen, Mooren und Schmetterlingen begleiten wir Ella und die anderen Charakter durch den Lake District, wechseln zwischen Kummer und Auf- und Durchatmen und geniessen die tolle Landschaft, die wie gemacht scheint für diese tolle Geschichte. Die Figurenzeichnung ist gelungen, es ist keine Person zu viel und keine zu wenig. Die verschiedenen Stimmungen und Gefühlswelten wirken echt und machen "Liebe, schmetterlingsbunt" zu einem absoluten Lesegenuss.

Fazit: Wunderschöner Roman, der zu Herzen geht und noch lange nachhallt, dank dem einfühlsamen Schreibstil der Autorin.
5 Punkte.

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